Offi.-Page: Gespannte Vorfreude

  • Gespannte Vorfreude


    Noch ist das offizielle Saisonziel nicht festgelegt worden, doch Hannover 96 kann angesichts der gezielt getätigten Einkäufe und des dadurch entstandenen deutlich erhöhten internen Konkurrenzkampfes den kommenden Aufgaben durchaus optimistisch entgegentreten.



    Qualität deutlich erhöht
    Mit den Verpflichtungen von Christoffer Andersson, Arnold Bruggink, Szabolcs Huszti, Timo Nagy, Erik Jendrisek und Gunnar Heidar Thorvaldsson dürfte es den Roten gelungen sein, die Qualität des Profikaders deutlich zu erhöhen. Schließlich stehen den viel versprechenden Neuverpflichtungen abgesehen von Christoph Dabrowski (VfL Bochum) lediglich Abgänge von Spielern entgegen, die zuletzt ohne echte Stammplatzchance waren.


    Nach knapp drei Wochen Vorbereitung und den Eindrücken bei Training und Testspielen soll der Versuch einer ersten „Transfer-Bilanz“ gewagt werden:



    Christoffer Andersson (27), schwedischer Außenverteidiger von Lilleström SK: Schon nach wenigen Wochen wirkt der Skandinavier so, als ob er schon ewig im Team der Roten kicken würde. Sowohl im taktischen und spielerischen Bereich als auch im persönlichen scheint Andersson, der passables Deutsch spricht, voll integriert. Trainer Peter Neururer und Mitspieler zeigen sich begeistert über das Auftreten des „Musterprofis“, der zudem sensationelle Fitnesswerte nachweist. Mit dem flexibel einsetzbaren Außenverteidiger ist dem US-Amerikaner Steven Cherundolo ein harter Konkurrent um den Stammplatz rechts hinten erwachsen. Mit all seiner Routine kann der 23fache schwedische Nationalspieler aber auch problemlos links in der Viererkette absichern.



    Szabolcs Huszti (24), ungarischer linker Mittelfeldspieler vom FC Metz: Mit der Verpflichtung des torgefährlichen ungarischen Nationalspieler (19 Länderspiele, 5 Tore) könnte den Roten ein echter Coup gelungen sein, sportlich wie auch wirtschaftlich. Sollte „Szabi“, wie er von den Kollegen gerufen wird, die tollen ersten Eindrücke (zuletzt beim Testspiel in Ramlingen) bestätigen können und in der Bundesliga Fuß fassen, hätte er nicht nur eine große Zukunft bei den Roten vor sich, sondern einen handfesten monetären Wert. „Wir haben keinen Spieler dieser Art“, weist Manager Ilja Kaenzig auf die außergewöhnlichen Qualitäten des Ungarn und die gestiegenen taktischen Variationsmöglichkeiten hin. Die letzjährige Vakanz auf dem linken Flügel scheint durch den starken Linksfuß gelöst, man setzt Hoffnung auf seine berüchtigten Flankenläufe. Zudem besticht Huszti durch Standards allererster Qualität.



    Arnold Jan Bruggink (28), holländischer offensiver Mittelfeldspieler vom SC Heerenveen: Still und heimlich und erfreulich professionell gelang es der sportlichen Leitung, mit Bruggink einen Spieler zu überzeugen, nach Hannover zu kommen, der alle gewünschten sportlichen Kriterien erfüllt und zudem ablösefrei ist. Mit 28 Jahren ist der zweifache Nationalspieler im besten Fußballeralter und erfahren genug, dem Spiel der Roten seinen Stempel aufzudrücken. Bereits bei seinem ersten Testspielauftritt nährte der neue Zehner die berechtigte Hoffnung, sowohl als Pass- und Ideengeber zu glänzen als auch für die vermisste Torgefahr aus dem Mittelfeld zu sorgen. So zeigt sich auch Peter Neururer begeistert von Bruggink. „Er hat einen Super-Torschuss und dazu eine perfekte Einstellung“, lobt der 96-Coach die Offensivkraft, die aufgrund der eindrucksvollen Bilanz von 100 Treffern in 303 Einsätzen in der holländischen Ehrendivision berechtigte Hoffnung auf den einen oder anderen Torjubel im nächsten Jahr gibt.



    Timo Nagy (23), linker Flügelspieler von Wacker Burghausen: Der Perspektiv- und Wunschspieler Peter Neururers konnte ablösefrei aus Burghausen losgeeist werden und will unbedingt seine Chance packen, sich in der Eliteklasse durchzusetzen. Anlass zu Optimismus diesbezüglich besteht: Nagy , ein absoluter Allrounder für die linke Seite – in Ramlingen machte der 23-Jährige mit ungarischen Wurzeln sogar seine Sache als Innenverteidiger ordentlich – hat einen sensationellen Sprung aus der Bayernliga zum Stammspieler in Burghausen hinter sich. „Hält diese rasante Entwicklung bei Timo an, kann er durchaus zum Stammspieler bei den Roten werden“, glaubt Ilja Kaenzig. Nagy sei ein „bisher unterschätzter Spieler“, trauen die Verantwortlichen dem Linksfuß den Sprung ins kalte Wasser des Haifischbeckens Bundesliga durchaus zu.



    Erik Jendrisek (19), slowakischer Stürmer vom MFK Ruzomberok: Jendrisek stößt erst ab dem 03. August zu den Roten, da er zunächst noch mit seinem Heimatklub MFK Ruzomberok zwei Champions League-Qualifikationsspiele bestreiten muss. Internationale Erfahrungen konnte der erst 19-Jährige bereits genügend sammeln. Schon mit 16 Jahren feierte der Stürmer sein Debüt in der slowakischen U18, mit 17 wurde er erstmals in die U21 berufen. Kein Wunder, hat Jendrisek in seiner Heimat doch den Ruf, noch talentierter als seine Landsmänner Marek Mintal und Robert Vittek zu sein. Schon bald wird das „Wunderkind“ nicht nur gegen das Nürnberger Duo in der Bundesliga antreten können, sondern auch gemeinsam mit ihnen auf dem Rasen stehen. Ab dem kommenden Herbst, wenn die EM-Qualifikation u.a. gegen Deutschland startet, erwartet man das Debüt des Neu-Hannoveraner auch in der slowakischen A-Elf. Dort soll er seine Qualitäten als Torjäger – Jendrisek wurde mit gerade einmal 19 Jahren und 21 Saisontreffern zuletzt Torschützenkönig in seiner Heimat - noch verfeinern. Auf die Verpflichtung des Youngsters ist Ilja Kaenzig besonders stolz: „Es ist uns gelungen, einen der talentiertesten Stürmer dieser Alterskategorie unter Vertrag zu nehmen.“ Wir dürfen gespannt sein!



    Gunnar Heidar Thorvaldsson (24), isländischer Stürmer von Halmstads BK: Der fünffache isländische Nationalspieler kommt in Hannover aufgrund von wiederholten kleineren Blessuren (zuletzt Zerrung) bislang noch nicht richtig in Tritt. Sollte „Günni“, wie der von den Westmänner.-Inseln stammende Blondschopf bereits liebevoll genannt wird, aber durchstarten, ist einiges von ihm zu erwarten. Der typische Strafraumstürmer dürfte Thomas Brdaric und Vahid Hashemian im Kampf um die Stammplätze mächtig Dampf machen. Thorvaldsson wurde zuletzt von halb Europa gejagt, u.a. sollen Sporting Lissabon und diverse englische Klubs (so Birmingham) ihre Fühler ausgestreckt haben. Der Isländer entschied sich als Fan der Bundesliga für Hannover 96. Nach vielen Toren in Schweden, wo er 2005 Topscorer war, wurde er dort nicht von ungefähr als einer der monetär wertvollsten Spieler gehandelt. Auch deshalb ist 96-Manager Ilja Kaenzig sehr zuversichtlich, dass sich die getätigte Investition schon bald auszahlen wird…sportlich und finanziell. „Etliche Berater haben nach der Bekanntgabe des Transfers gratuliert. Thorvaldsson kann zur großen Überraschung der nächsten Spielzeit werden“, sagt der 33-Jährige. Vielleicht fügt „Günni“ seinem Spitznamen ja schon bald einen weiteren hinzu: den der „Torwalze"!


    Weitere Entwicklungsschübe erwartet
    Doch nicht nur diese sechs „Frischlinge“ lassen die Vorfreude auf die kommende Saison anschwellen, auch die Entwicklungen anderer 96-Spieler geben durchaus zu großem Optimismus Anlass. So gehört der im Januar gekommene Jonas Troest (21), für den es laut Kaenzig zuletzt auch Anfragen aus der italienischen Seria A gegeben hat, zu den größten Abwehrtalenten in Dänemark. „Für Jonas heißt es: Entweder jetzt durchstarten oder gar nicht mehr“, erwartet der 96-Manager nun die Initialzündung. „Ich bin sicher, er wird seinen Weg hier gehen“.


    Einen großen Entwicklungsschub erhofft man sich in der zweiten Bundesligasaison zudem vom Bulgaren Chavdar Yankov (22). „Chak“ hat die normale Eingewöhnungszeit hinter sich und deutete schon in der letzten Phase der vergangenen Saison seine außergewöhnlichen Fähigkeiten an. Nun zeigt er sich gar in fast erschreckender Frühform, wie Peter Neururer konstatiert. Der Cheftrainer bescheinigt seinem Schützling herausragende Trainingsleistungen. Die kommende könnte die Saison des Chavdar Yankov werden!


    Mit großem Wohlwollen wird zudem die tolle Entwicklung Hanno Balitschs bei den Roten betrachtet. Der Mittelfeldspieler ist innerhalb seines ersten Jahres zu einer unumstrittenen Führungspersönlichkeit gereift, die sportlichen Qualitäten des 25-Jährigen stehen ohnehin außerhalb jeglicher Diskussion. Dazu werden weiteren 96-Akteuren Steigerungen gegenüber der letzten Spielzeit zugetraut. „Vahid Hashemian zum Beispiel wird die Saison garantiert nicht mehr mit lediglich vier Saisontreffern beenden“, prophezeit Ilja Kaenzig. Denn schließlich dürfte der Iraner in Zukunft mit mehr Flanken und Anspielen rechnen.


    Es darf kribbeln
    Alle Vorzeichen stehen auf eine erfolgreiche Spielzeit 2006/2007 für Hannover 96. Trotz nicht einfacher Rahmenbedingungen ist es den Roten eindrucksvoll gelungen, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, der einiges zuzutrauen sein dürfte. Der Kader scheint so breit besetzt wie selten zuvor, aufgrund der personellen Variationsmöglichkeiten auf allen Positionen dürfte es mächtig Konkurrenzkampf um die Stamm- und sogar Kaderplätze geben. Zudem eröffnet sich für Peter Neururer aufgrund der verschiedensten Spielertypen ein fast unerschöpflicher Fundus taktischer Variationsmöglichkeiten innerhalb verschiedenster Spielysteme. Bemerkenswert ist zudem, dass für keinen der Neuzugänge mehr als 500.000 Euro berappt werden musste und die Vorgaben in punkto Gehalts- und Transferetat exakt eingehalten wurden, „fast eine Punktlandung“, wie Ilja Kaenzig nicht ohne Stolz resümieren darf. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der eigene Etat für die kommende Saison beispielsweise unter jenem von Eintracht Frankfurt liegt.


    Die Vorfreude steigt, das Kribbeln wird stärker und wir freuen uns darauf, dass es nun bald endlich losgeht!