Bundeswehr oder Zivi!?

  • Nö, nö... ich wollte nur mal erwähnen, dass ich es gut finde, dass er mit dem Post auf die Inklusionsbemühungen der Bundeswehr hingewiesen hat.

  • Moral ist oftmals die Haltung, die wir gegen Leute einnehmen, von denen wir persönlich nicht erbaut sind.

  • Insidr: Meines Wissens (Quelle hochrangiger Bundi aus der BAPersBw, Exbundis, Bundis aus dem schönen Munster) ist das Problem der Bw nicht der Nachwuchs an Offizieren. Die kommen wie eh und je.
    Auch nicht in den Bereichen, in denen man eine gute Ausbildung bekommt und dann Fw wird.


    Problem ist tatsächlich der Bereich der unteren Dienstgrade, also die Schütz_in Arsch.
    Denn Ronny und Rico, wie du sie nennst, bleiben nicht lange. So ganz "grenzdebil" ist bei der heutigen Bw nämlich nicht wirklich gefordert.
    Aber das weißt Du sicher.

  • Ich meinte auch eher die gut Ausgebildeten bzw. Leute, die sich dort gut ausbilden lassen und auch bleiben wollen. Ich habe vor ein paar Wochen einen ganz interessanten Artikel über die Nachwuchsprobleme der BW gelesen, ich glaube in der FAZ stand der. Dort wurde ein Offizier aus der "Personalbeschaffung" anonym zitiert, der so etwas sagte wie: "Es kommen Leute zu uns, die auf dem Arbeitsmarkt wenig bis garkeine Chance haben und für ein paar Jahre der Arbeits- und Ausbildungslosigkeit entgehen wollen. Wir müssen aber mittel- bis langfristig attraktiv für die Cleveren und gut Ausgebildeten werden und denen auch eine Perspektive bieten können."

  • Jaha, genau die wollen aber nicht Gefreit_e sondern schnell Fw oder Offz werden. Das hat der dämliche von und zu eben nicht so richtig zu Ende gedacht.
    Aber muss ja eh die Uschi auslöffeln die Suppe.
    Und der Karl wird von Bild und Co schon wieder gefeiert.
    Kotzen und fressen.

  • Das hat der dämliche von und zu eben nicht so richtig zu Ende gedacht.

    Der Klappskopp hat so einiges nicht zu Ende gedacht.


    Aber ich stehe dem "Y-Land: Interessegemeinschaft Landesverteidigung" eh ein wenig kritisch gegenüber. Allein was in diesem Laden insgesamt schon an Steuern verbrannt wurden. Spontan fällt mir kein Rüstungsprojekt der vergangenen 20 Jahre ein, das nicht als Millionengrab mit jahrelanger Verzögerung geendet ist.

  • Schon klar, dass die mit der Seite keine Offiziere, sondern "Leute “ zum Reifen aufpumpen und Moskitos von der Scheibe kratzen suchen - aber mal ehrlich: Das ist doch so unglaublich schlecht gemacht, dass man wirklich an eine Parodie zu glauben geneigt ist.
    Also ich konnte drüber lachen!

  • Uiuiui, das schlägt ja Wellen!


    Aber ganz ehrlich: Darauf kam es mir an.


    Wir sind in unserer Abteilung gestern zufällig auf die Seite gestoßen und auch hier fielen die Reaktionen sehr unterschiedlich und unsicher aus. Sicher auch, weil es sich inhaltlich um kontroverseres Thema handelt, als z.B. die "Einfache-Sprache"-Seite des Auswärtigen Amtes.


    Ich möchte daher auf eure, aber auch auf meinen Post eingehen.


    Zunächst zu meinem Eingangspost:


    Natürlich habe ich die Formulierung (zumindest im Subtext) unterhalb des Links provokant gewählt. Ich wollte Reaktionen hervorrufen. Sonst klickt den Kram ja keiner an. ;) Zudem aber auch, weil ich in meiner Abteilung durchweg gemischte Reaktionen erfahren habe.
    Hier war der Kontext zunächst aufgr. einer PDF-Version allerdings nicht klar - manche hielten es zunächst für einen Scherz. Ist ja auch alles möglich.


    Zu den Reaktionen:Tobi hat eigentlich alles zu b] insiders[/b]s Post gesagt. Ich denke es ist klar, dass es nun wirklich nicht um Rekrutierung - in welcher Form auch immer - eingeschränkter Menschen, sondern um die Vermittlung von Informationen geht. Ein Informationsrecht - gerade von einer Behörde - sollte jeder(!) haben, auch wenn er mit sprachlichen/geistigen Einschränkungen leben muss. Von daher ist das Vorgehen - zunächst einmal ungeachtet der vorliegenden Form - grundsätzlich richtig und wichtig.
    Glücklicherweise brachten tobias und stehplatz dies mit dem Begriff "Barrierefreiheit" auf den Punkt.


    Und plötzlich (durch insiders Bemerkung) bin ich wieder im Spiel. Ich denke und hoffe, dass meine Motivation diesen Link hier zu teilen mit obiger Ausführung geklärt ist.
    Strunz hinterfragt allerdings zu Recht die Methode. Ob die Sprache in dieser Form geeignet ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
    Richtig ist aber, wie letztlich auch Mustermann deutlich macht: Es wirkt grotesk. Vielleicht sogar satirisch/parodisch. Das kann durch die eigentliche Ernsthaftigkeit des Themas Bundeswehr, welches immer in Verbindung mit Krieg und Tod steht passieren. Ist es letztlich schlimm sich darüber zu amüsieren? Ich bin mir nach wie vor - und wie man an der Vielseitigkeit der Diskussion, die von nüchterner Ernsthaftigkeit bis hin zu Humor reicht, sieht - unschlüssig. Das bestätigt mich zum einen, hilft mir aber auch nicht weiter.


    Ein ganz anderes Thema ist die Nachwuchsgewinnung, welches mir JETZT[daher edit] aber doch zu umfangreich ist, um dem Thema gerecht zu werden. Ich bitte um Nachsicht, ist ja gleich Wochenende.

  • Jeder Zweite "slightly schwarzhumorbegabte" denkt mal kurz darüber nach, ob denen im Minensuchkommando gerade die Leute ausgegangen sind und das darf man auch, ohne die moralische Keule auf den Detz zu bekommen.


    Ich finde es ganz witzig, daß die jeder mal in die Hand nimmt ... es also nur darauf ankommt, wer einem wo gerade gegenübersteht und in welchem Thread / Thema man sich befindet. ;)

  • Ach ja, die Bundeswehr.


    Im Oktober diesen Jahres bin ich vor 30 Jahren eingezogen worden. 15 Monate Soldat werden und sein (18 waren meines Wissens im Gespräch) standen vor mir.
    In Munster im Panzeraufklärungslehrbataillon 11 in der 3. Kompanie trat ich meinen Wehrdienst in der Freiherr von Boeselager Kaserne an.

    Das, was unwandelbar bestanden Jahrhundertelang in diesen Landen, tief in der Brust lebt bei uns weiter, ewig der Geist der Schwedter Reiter!


    Oh man.


    Ich habe mich nach einem Monat auf zwei Jahre verpflichtet und habe die Reserveoffizierslaufbahn eingeschlagen.
    Und dann fiel die Mauer.
    Alle, welche sich nicht verpflichtet hatten, waren nach einem! Jahr mit ihrem Wehrdienst durch :kopf: :wut:


    Ich bin dann nach drei Monaten in die 5. Kompanie versetzt worden, um dort Deutscher Leutnant zu werden.


    Wir Aufklärer waren eh die coolsten und Elite, goldene Litze und bei mir in Kombination mit einer Silbernen. Und die 5. Kompanie waren die Kampfschweine. Aufklärung zu Fuß, im Ernstfall meine ich hätten wir eine durchnittliche Überlebenszeit von 10 min gehabt.


    Naja, wir haben nie Langeweile gehabt, das ist mal sicher.


    Gerade gefunden


    "In der Bundeswehr -- Zeitschrift "Kampftruppen" definierte ein Panzeraufklärer seine Truppe mit noblem Freimut:


    Wer heut' gelbe Spiegel trägt, gern die Traditionen pflegt und sich fühlt als Kavall'rie, saß zwar meist zu Pferde nie, doch dafür auf hohem Roß, -- würdig seiner Ahnen Sproß. Hochgeboren, aufgeklärt, man in schnellen Panzern fährt, nennt sich stolz drum Panzerspäh (auch Monokel der Armee) ... In dem (goldenen) gelben-Kreis man sich Wohl geborgen weiß ... Und drum schlägt in Freud und Schmerz golden stets das gelbe Herz.


    Unter den atlantischen Waffenbrüdern hat das Bewußtsein der Panzeraufklärer, an der Spitze aller Waffen zu marschieren, die internationale Verbundenheit der feineren Leute gefördert."


    Das Monokel der Armee spiegel 1967


    Das war 1989 nicht anders. So haben wir uns gefühlt.


    Ich will die Zeit dort nicht missen, den Zusammenbruch deines Feindes und die Neuorientierung der Bundeswehr und der Welt so nah mitzubekommen, das hat sich auf alle Fälle gelohnt.


    Das Bataillon, eigentlich der eigenständig Aufklärer an sich, gibt es nicht mehr. Auch die Kaserne wird nicht mehr militärisch genutzt.

  • Panzeraufklärer war ich auch. Ab a Juli 1989. Grundausbildung in Braunschweig. Ab 4. Monat Stabsdienst in der Heeresoffiziersschule, etwa 1 Kilometer von zu Hause. Ich durfte mir die Verwendung aussuchen, weil ich bei den Dreisatz-Kopfrechenaufgaben einen Rekord aufgestellt hatte. Dann wurde die Wehrzeit von 15 auf 12 Monate verkürzt. Habe mich dann für 15 Monate verpflichtet (SaM) weil das zeitlich bis Studienbeginn passte. Aufgaben: Kaffee kochen für den Oberstaber, Schiedsrichterquizfragen für den Taktioffizier, Überwachung des Einhalten der Parkordnung und Verwalten der Sportanlagen, insb. Tennisplätze und Sauna. War gut bezahlt für zweieinhalb Stunden Mittagspause und daran anschließender faktischer Dienstschluss. Hatte halt null mit Militär zu tun. Nie irgendeinen Lehrgang oder Dienst gehabt. Vielmehr daran beteiligt gewesen, erstmals in Deutschland eine Kaserne durch einen privaten Wachdienst zu engagieren. Das militärichste Erlebnis war das Zusammentreffen mit einem Marshall der Sowjetunion (Oberfehlshaber) , der mir auf dem Weg in die Kantine bzw. Messe seine Schirmmütze in die Hand drückte...

  • Feiner Schwank Andro. :daumen:


    Edit: und Giftzwerg auch.


    Ich mag die Kasernengeschichten ja eigentlich überhaupt nicht, und gleich geht es bestimmt hier auch 'anders' los - zumindest eure kurzen Anekdoten gefallen mir ausgesprochen gut.

    Einmal editiert, zuletzt von mustermann ()

  • Ich mag die Kasernengeschichten ja eigentlich überhaupt nicht, und gleich geht es bestimmt hier auch 'anders' los ...


    Dann will ich mal nicht so sein. Lustigster Moment meiner Grundausbildung, auch wenn sich jetzt einige vielleicht darüber echauffieren werden: Wir sind irgendwo im Gelände und machen keine Ahnung was. Ein Kamerad hat wohl etwas falsch gemacht oder so und wird vom Zugführer zusammen geschissen. Der Kamerad ist sichtlich triggert, vermutet andere Gründe für den Anschiss und fragt den Zugführer forsch, ob er denn etwas gegen Ossis habe. Der Zugführer lächelt, klopft auf sein Holster und antwortet süffisant: "1 volles Magazin!". Alle umstehenden verfielen in lautes Gelächter und der Kamerad aus dem Osten schaute nur noch dumm aus der Wäsche und rang nach Worten. 19 Jahre ist das schon her, aber daran werde ich mich wohl auch in weiteren 19 Jahren noch erinnern.


    Bundeswehr war eh die geilste Zeit ever. All die Zivildienstleistenden wissen doch gar nicht, was sie da verpasst haben. Ich habe es jedenfalls nie bereut, dass ich damals SaZ geworden bin. Ich habe so viele tolle Erfahrungen machen dürfen. Positiv in Erinnerung bleiben wird mir z.B. auch der Tag der offenen Tür in meiner Stammeinheit, dem LTG 62 in Wunstorf. Wo ich das Glück hatte, diesen Tag entscheidend mit zu organisieren. Nicht nur die Vorbereitung war toll, sondern natürlich der Tag selbst auch ein tolles Erlebnis mit den ganzen Kampffliegern, Kampfhubschraubern, Transportflugzeugen, den Flugshows u.s.w., aus verschiedensten Ländern.


    Im Nachinein schade finde ich, dass mir das Erlebnis des BIWAK verwehrt wurde. Ich hatte meine Grundausbildung in Goslar, die erst kurz vor Weihnachten endete. Wegen der niedrigen Temperaturen fand das BIWAK damals nicht statt. Worüber ich damals gar nicht mal so unglücklich war, aber wenn ich mir in den letzten Jahren mal das eine oder andere Video angeschaut habe, dann misse ich diese Erfahrung doch.

  • Auch die Kaserne wird nicht mehr militärisch genutzt.


    Das ist doch eine schöne Stelle. Wer hätte das 1988 gedacht.
    Nun stehen da Einfamilienhäuser und wo Grundwehrdienstleistende die Unteroffiziere in den Wahnsinn trieben, sind Spielplätze und Schulen entstanden.