Religionen, Fanatismus, Kampf der Kulturen

  • Ich mag den 'Verein' eigentlich auch nicht sehr, allerdings finde ich den Ansatz, sich auf den Phaeton als Dienstwagen einzuschiessen und die Beurteilung ihrer Arbeit als 'unproduktiv' im höchsten Maße albern und lächerlich. Vor allem letzteres stellt eine Sicht der Welt dar, die sich mir völlig entzieht.
    Nach dem Ansatz ist fast jede soziale Einrichtung unproduktiv, da sie ja nix wirtschaftlich verwertbares herstellt, ganz anders als ein Versicherungsmakler natürlich, der den Leuten irgendeinen überflüssigen Scheiss andreht. Das dient dem Volkswohl!

    Vielleicht verstehst Du und auch die anderen meinen Ärger besser, wenn ich diese Links einstelle, für alle die es interessiert, wie reich die Kirchen wirklich sind:


    http://www.carstenfrerk.de/finanzen.htm#spiegel
    http://userpage.fu-berlin.de/~…ann/bibelkirchenboden.pdf
    http://www.ibka.org/node/933


    und zum Thema Arbeitnehmerrechte in der Kirche bzw. kircheneigenen Betrieben:


    http://publik.verdi.de/2008/au…ft/schwerpunkt/seite_4/A0
    http://www.frankfurter-info.or…der-das-tageslicht-scheut


    Die evangelische Kirche z.B. besitzt ein Immobilienvermögen von rund 340.000 Hektar, das sind 3400 Quadratkilometer; und rund 75.000 Gebäude. - Und zahlt nicht einen Cent Grundsteuer!
    Das Gesamtvermögen beider großen Kirchen in Deutschland beläuft sich auf rund 1 Billionen Euro.
    Dennoch zahlt der Staat komplett für den Unterhalt der kirchlichen Bauten, Pfarrhäuser und andere Immobilien (Übernahme der Baulasten).
    "Der Caritasverband und das Diakonische Werk finanzieren ihre Arbeit zu 98 Prozent mit Staats- oder Versicherungsgeld (Anm.: hier sind die Sozialversicherungen gemeint) – die Kirchen tragen ganze 2 Prozent der Lasten."


    Mit anderen Worten: Das Gute was die Kirchen tun, wird zum allergrößten Teil durch Steuermittel und Geldern der Sozialversicherungen finanziert, während die Kirchen im Stillen immer reicher und reicher werden. Das Ganze auch noch - gewissermassen als Krönung - unter Ausbeutung der Arbeitnehmer in den rund 50.000 kircheneigenen Betrieben. Den rund 1,3 Millionen Mitarbeiter stehen keine selbstverständlichen Arbeitnehmerrechte zu. Die staatliche Gerichtsbarkeit wie z.B. Arbeitsgerichte und Zivilgerichte sind schlicht nicht zuständig. Ein Staat im Staate also mit eigener Gerichtsbarkeit (Kirchengericht).
    Die Kirchen unterhalten eigene Zeitarbeitsfirmen, die in Sachen Niedriglöhne ganz vorn dabei sind!


    Das Schlimme ist, dass der engagierte Christ an der Basis davon überhaupt nix weiß und still und treu an die Bedürftigkeit seiner Kirche glaubt, während der Klerus im geheimen enorme Reichtümer verwaltet und vermehrt.


    Rechne nur mal die Verzinsung von 1 Billion Euro. Pro Prozent entspricht dies Einnahmen von 10 Milliarden Euro jährlich - steuerfrei wohlgemerkt.


    Und deshalb rege ich mich auf, wenn wir Steuerzahler für das Gehalt von Bischöfen, Ihre Dienstwagen und Chauffeure aufkommen. Ist das jetzt vielleicht verständlicher??

    2 Mal editiert, zuletzt von LordJerry ()

  • Und deshalb rege ich mich auf, wenn wir Steuerzahler für das Gehalt von Bischöfen, Ihre Dienstwagen und Chauffeure aufkommen. Ist das jetzt vielleicht verständlicher??


    Nein. Vor allem dann nicht, wenn ich mir überlege, was der Finanzdienstleistungssektor, für den du ja offenbar tätig bist, so an Macht und Reichtum hortet.

  • Als wenn die für den Phaeton Leasinggebühren zahlen müsste... Und selbst wenn, die hat VW doch teilweise zu günstigeren Konditionen als einen Golf rausgehauen um die Dinger auf die Straße zu bekommen.

  • Dass die Kirche unverhältnismässig reich ist, ist mir bekannt.
    Dass sie steuerlich merkwürdig behandelt wird, ebenso.
    Die Arbeitnehmerrechte sind durchaus auch ein Auge wert.


    Dann stell doch bitte den Apparat an sich in Frage und kau nicht auf dem Dienstwagentyp herum, und stell nicht die Arbeit der Mitglieder der Organisation als 'unproduktiv' (-> wertlos) dar.


    Wenn wir hier eine Debatte über Ungleichbehandlungen starten wollen, bin ich gerne dabei. Dann gucken wir uns die lustigen Discounter an, die auf Datenschutz und Arbeitnehmerrechte scheissen und dabei ein Geld scheffeln, dass einem schwindelig wird.
    Wir wechseln über zu den Stromkonzernen, die den Staat um Steuern und uns um einen durch den Markt bestimmten Preis für Energie bescheissen. Weiter geht's zu den Versicherungen, die Grundstücke mit abstrusen Buchwerten in ihren Bilanzen stehen haben, und damit ebenso den Fiskus verarschen.
    Wo wollen wir anfangen, wo aufhören?


    Wohlgemerkt: Ich will nicht im Angesicht einiger Wohltaten des Vereins die Augen vor den Misständen schliessen.
    Aber ich finde es höchst albern, und genau das schrieb ich auch, sich am Dienstwagen(typ) einer Bischöfin festzubeissen.


    Wir können die Stellung der Kirche in einem säkularisierten Land gerne an sich beleuchten, bitte aber nicht die Produktivi
    tät ihrer Arbeit.
    Ohne die Kirche, in der ich schon lange nicht mehr Mitglied bin, sähe es im sozialen Sektor längst zeppenduster aus. Produktivität ist nicht alles, auch wenn man sie nicht messen kann, wie z.B. 1000 verkaufte Versicherungen.

  • Mit anderen Worten: Das Gute was die Kirchen tun, wird zum allergrößten Teil durch Steuermittel und Geldern der Sozialversicherungen finanziert, während die Kirchen im Stillen immer reicher und reicher werden.


    Daß der größte Teil dieser Einnahmen aus "Mitgliedsbeiträgen" auf freiwilliger Basis erfolgt, ist dir aber schon bewußt, oder ?


  • Nein. Vor allem dann nicht, wenn ich mir überlege, was der Finanzdienstleistungssektor, für den du ja offenbar tätig bist, so an Macht und Reichtum hortet.

    Ich fürchte, Käptn, Du hast nicht verstanden. Wer in Deutschland ist größer als ein (besser zwei) Arbeitgeber mit rund 1,3 Millionen (rechtlosen) Mitarbeitern? Nichts, weder Banken noch Versicherungen noch ihre Gesamtheit ist vergleichbar mit Macht und Einfluß der Kirchen. Dies gilt für alle Ebenen unserer Gesellschaft. Politisch, wirtschaftlich und medial. Denen auch noch Steuergelder hinterher zu werfen, ist für mich eine Verhöhnung rationalen Geistes.


    sasa
    Das ist doch wohl nicht Dein Ernst?

    Einmal editiert, zuletzt von LordJerry ()

  • Dennoch zahlt der Staat komplett für den Unterhalt der kirchlichen Bauten, Pfarrhäuser und andere Immobilien (Übernahme der Baulasten).


    Klingt toll - und wäre sicher schön für die Kirchengemeinden, wenn das komplett so wäre. Schade eigentlich, dass Kirchengebäude nicht mehr unterhalten oder saniert werden können, da müsste man sich also beim Herrn Staat beschwehren - danke für den Hinweis, so könnte es klappen.


    Immobilienvermögen der Kirchen - ja, so Sakralbauten sind der pure Protz und ein Luxusgut an sich. Verdammtes Kirchen Jet-Set!
    Sollen sie ihre Kirchengelände doch verkaufen wenn sie knapp bei Kasse sind. Im städtischen Bürgerhaus ist noch ein Kellerraum für die frei (ach nee, die sind ja auch schon privatisiert - Mist).


    Aber ärgerlich ist der anklagende Hinweis, dass sich Caritas u. Co zum Großteil aus Sozialversicherungen finanzieren. Wer in dem Bereich Altenpflege oder Werkstätten für Behinderte tätig ist, wird den bezahlten Teil seiner Arbeit natürlich über die Sozialversicherungsleistungen der betreuten Personen abrechnen (oder Wohnheimen - Hilfe, die kassieren Wohngeld für die Bewohner). Das dort mehr geleistet wird, als finanziell abgeltbar ist, ist klar - aber sind ja auch kirchlich organisiert. Verdammt, warum machen das eigentlich nicht andere auch so, wenn das so ein gutes Geschäft ist?


    Das Immobilienvermögen der Kirchen mit Reichtum gleichzusetzen ist hanebüchen. Gut, machen wir den Kindergarten halt zu und verkaufen das Gelände und das Gebäude. Macht eh nur Ärger und Miese. Die Stadt hat zwar kein Geld für Ersatz zu sorgen, aber was solls...


    Vielleicht solltest Du Dich mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Situation der Kirchen in Niedersachsen vertraut machen bevor Du hier über die reichen Kirchen (bei denen im Keller Milch und Honig fließt) schwadronierst. Es tut mir leid Milord - aber das ist populistischer Bockmist.

    3 Mal editiert, zuletzt von WILL(y) ()

  • Ich fürchte, Käptn, Du hast nicht verstanden. Wer in Deutschland ist größer als ein (besser zwei) Arbeitgeber mit rund 1,3 Millionen (rechtlosen) Mitarbeitern? Nichts, weder Banken noch Versicherungen noch ihre Gesamtheit ist vergleichbar mit Macht und Einfluß der Kirchen. Dies gilt für alle Ebenen unserer Gesellschaft. Politisch, wirtschaftlich und medial. Denen auch noch Steuergelder hinterher zu werfen, ist für mich eine Verhöhnung rationalen Geistes.


    uff, ich find kirchen ja auch scheiße, aber du warst anscheinend auf nem jesuiten kolleg. das grenzt ja an eine psychose.

  • Aber ärgerlich ist der anklagende Hinweis, dass sich Caritas u. Co zum Großteil aus Sozialversicherungen finanzieren. Wer in dem Bereich Altenpflege oder Werkstätten für Behinderte tätig ist, wird den bezahlten Teil seiner Arbeit natürlich über die Versicherungen der betreuten Personen abrechnen. Das dort mehr geleistet wird, als finanziell abgeltbar ist, ist klar - aber sind ja auch kirchlich organisiert. Verdammt, warum machen das eigentlich nicht andere auch so, wenn das so ein gutes Geschäft ist?

    Sorry, Will(y), das ist selektive Wahrnehmung. Es gibt natürlich auch Behindertenwerkstätten und andere Projekte ohne kirchliche Trägerschaft. - Aber über keine andere Trägerschaft wird ein solches Füllhorn an Vergünstigungen ausgeschüttet. Und wo habe ich geschrieben, dies sei ein gutes Geschäft? Die Geschäfte laufen mit (50.000!) Betrieben, die in der Wirtschaft tätig sind. Und nebenbei bemerkt natürlich auch mit dem Immobilienbesitz. Insbesondere der Besitz an Grund und Boden führt zu erheblichen Pachteinnahmen in Hinblick auf hundertausende Hektar an Acker- und Forstflächen, ganz zu schweigen von Mieteinahmen aus Gebäudebesitz.


    Und nebenbei: Im Finanzdienstleistungssektor sind die Kirchen ebenfalls stark engagiert...

    Einmal editiert, zuletzt von LordJerry ()

  • Beispiele für Schindluder gibt's genug, Exilant....
    Aber mir wird's hier zu missionarisch und zu eifrig. Soll der Kleinadel seine Aversionen ausleben und meinethalben auch in allem unverrückbar recht haben.
    Gesegnet seien seine Weisheit und meine Ruhe.

  • Sorry, Will(y), das ist selektive Wahrnehmung


    Nein, dass ist es nicht. Aber danke für den Vorwurf.
    Ich weiß durchaus, dass es Einrichtungen gibt die nicht kirchlicher Trägerschaft sind. Zum Beispiel die Lebenshilfe leistet gute und wichtige Arbeit. Nur dadurch, dass andere auch eine gute Arbeit leisten, wird die Arbeit von Caritas, Diakonie & Co nicht schlechter (aber vielleicht sind die Leistungen der §Einrichtungen" auch nicht ganz vergleichbar?). Und das andere ohne Vergünstigungen auskommen glaubst Du selbst nicht.


    Aber weiter viel Spaß auf Deinem Kreuzzug gegen die Kirchen, ich werde es mir ersparen, dass weiterhin zu verfolgen. Typisch? Klar, natürlich - typisch...

    Einmal editiert, zuletzt von WILL(y) ()