NP: 96 zittert um die TUI

  • 96 zittert um die TUI


    Abflug oder Verlängerung – Hauptsponsor vor Entscheidung


    Die Entscheidung steht bevor: Macht die TUI bei 96 den Abflug – oder bleibt der Konzern dem Verein treu? So oder so – von Einnahmen wie auf Schalke durch Gasprom kann 96 nur träumen.


    VON ANDREAS WILLEKE UND GUNTHER NEUHAUS


    HANNOVER. Ein neues Naturschauspiel entwickelt sich gerade über Gelsenkirchen. Es regnet Geld, aus einer Gaswolke, die von Russland ins Revier gezogen ist. Der vom Staat kontrollierte Konzern Gasprom sponsert von der nächsten Saison an Schalke 04. Bis zu 125 Millionen Euro kann der Klub in fünf Jahren kassieren. Der Vertrag wird heute vom Kreml-Chef Wladimir Putin unterschrieben.
    Schalke denkt schon global, 96 dagegen noch lokal. „Wir wollen unsere regionalen Bindungen behalten“, sagt 96-Chef Martin Kind. Aber selbst das ist schwierig. Die Conti schied nach der WM bereits aus. Und nun stellt sich die Frage „Macht auch die TUI den Abflug?“. Oder wird der 96-Vertrag verlängert?
    „Das ist noch nicht entschieden“, sagt TUI-Sprecherin Stefanie Rother. Der Vertrag läuft im Juni 2007 aus, per Option kann die TUI bei 96 am Ball bleiben. Eine Erhöhung der Zahlung auf drei Millionen Euro soll für diesen Fall vereinbart sein.
    Kind hofft, wie auch Vertriebschef Andreas Berndt, auf eine Verlängerung. „Wir werden alles daransetzen, die tolle Partnerschaft fortzusetzen.“ Dabei zahlt die TUI mit 2,5 Millionen Euro pro Jahr im Verhältnis zu den anderen Hauptsponsoren der Bundesliga wenig – Schalke kann mit 25 Millionen Euro das Zehnfache im Jahr ausgeben.
    „Unsere Verträge sind nie on the top“, weiß Kind, „die Beträge liegen im unteren Drittel. Aber wir müssen uns auch an regionalen Realitäten orientieren.“
    Verträge wie mit der TUI seien „angemessen, bezogen auf unsere Situation“. Kind warnt davor, „andere Wege zu gehen und eine nationale Positionierung zu wählen“. Berndt sieht das auch so: „So einfach ist der Markt nicht.“ Auch im Pool der kleineren Sponsoren hat 96 Probleme. „Das Umfeld ist wirtschaftlich ausgereizt“, sagt Kind. Sollte die TUI abspringen, fände 96 nicht so leicht Ersatz. Der Abflug scheint durchaus möglich. Es gibt kritische Stimmen im Konzern zum 96-Sponsoring, was in Zeiten von Personalabbau und bröckelnden Aktienkursen nicht verwunderlich scheint.
    Da könnte man es als Signal verstehen, dass TUI-Finanzvorstand Rainer Feuerhake gerade Aufsichtsratschef der 96-Firma geworden ist. „Das hat nichts miteinander zu tun“, behauptet Kind. Für Feuerhake ist der Doppeljob aber nun nicht ganz unproblematisch. Wie immer die Entscheidung ausfällt, könnte auf der einen oder anderen Seite über seine Rolle gemäkelt werden.