sportal.de: Hannover im 'Tal der Tränen'

  • Freud und Leid liegen in der Bundesliga zuweilen dicht beinander: Während die Spieler des VfL Bochum nach dem Sieg bei Hannover 96 Freudentänze aufführten, mussten sich die Niedersachsen Pfiffe der eigenen Fans gefallen lassen.


    Derweil freute sich Trainer Marcel Koller für die Mannschaft, den Verein und - unausgesprochen - wohl auch für sich selbst. Sein Schachzug, ein Mini-Trainingslager vor dem Bundesliga-Kellerduell anzusetzen, ging auf. Die Bochumer gaben zumindest die Rote Laterne ab. Zudem geriet Koller vorerst aus der Schusslinie.


    "Normalerweise gehen Profis nicht gerne in ein Trainingslager. Doch ich wollte das Bewusstsein für unsere Lage schärfen. Es heißt Abstiegskampf, nicht Abstiegsspiel", erläuterte der Schweizer Coach die Maßnahme, bereits einen Tag vorher nach Hannover zu reisen.


    Die VfL-Spieler hatten die Botschaft verstanden. Sie waren kämpferisch, aber auch spielerisch deutlich besser als die erschreckend schwachen Niedersachsen. "Das hat gut geklappt, aber es bleibt eine einmalige Sache. Sonst geht der Effekt verloren", sagte Bochums Manager Stefan Kuntz.


    Überlegenheit spiegelte sich wieder


    "Wir waren auf den Punkt vorbereitet. Die ganze Mannschaft hat sich gegen den Gegner gestemmt. Wichtig ist, jetzt zu Hause nachzulegen", kommentierte Bochums Torhüter Alexander Bade das erste Saisonspiel ohne Gegentor. "Teilweise gab es bei uns auch spielerisch gute Ansätze", sagte Verteidiger Philipp Bönig.


    Die Überlegenheit spiegelte sich in den Toren von Pavel Drsek (4.) und Theophanis Gekas (76.) nur unzureichend wider. Der starke 96-Torhüter Robert Enke und Schwächen beim Abschluss der Konter verhinderten ein noch größeres Debakel für Hannover 96.


    "Außer Enke könnt ihr alle gehen"


    "Uns fehlte die Leidenschaft im Spiel. Die Grundeigenschaften waren nicht da. Wir sind im Tal der Tränen angekommen", beurteilte 96-Trainer Dieter Hecking die erste Heimpleite unter seiner Regie. Vielen der 30.042 Zuschauern in der AWD-Arena war in der Tat zum Heulen zumute.


    "Außer Enke könnt ihr alle gehen", skandierte der Fan-Block und lag damit auf einer Linie mit Hecking. Der Coach nahm von seiner Kritik ausdrücklich Enke und mit Abstrichen Jiri Stajner aus. "Jeder Einzelne muss überprüfen, ob er alles gegeben hat. Das war nicht der Fall", sagte Hecking.


    Der "herbe Rückschlag" nach einer katastrophalen Leistung setzte die schwarze Heim-Serie fort. Seit dem 18. März hat Hannover 96 in neun Partien im eigenen Stadion keinen "Dreier" eingefahren. Angesichts der nächsten Gegner Bayern München und VfB Stuttgart müssen sich Spieler, Trainer und die Verantwortlichen um Clubchef Martin Kind auf ein Überwintern in der Abstiegszone einrichten.


    "Wir sind alle enttäuscht. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Jetzt müssen wir eben auch dort Punkte holen, wo es keiner von uns erwartet", sagte Ersatzkapitän Michael Tarnat.



    Quelle:
    http://sportal.de/nncs/fussball/2006/11/04/4805900000.html