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ZitatAlles anzeigenHanno Balitsch ist Hannovers Mann der Stunde. Im Gespräch mit 11freunde.de verrät er, wem er sein wichtiges Tor gegen Gladbach zu verdanken hat - und zeigt sich optimistisch für die Zukunft.
11freunde.de: Hanno Balitsch, Sie haben den Siegtreffer gegen Gladbach geschossen und sind damit Hannovers Mann der Stunde. Sie haben doch bestimmt gefeiert.
Hanno Balitsch: Nö, Sonntag nicht mehr. Wir haben im Bus auf der Rückfahrt etwas zusammen gefeiert, und uns darüber gefreut, dass wir einen wichtigen Auswärtssieg geholt haben. Schön, dass ich das Tor geschossen habe, aber wichtiger war, dass wir den Dreier einfahren konnten.
11freunde.de: Ihr erstes Saisontor... und es heißt, Hannovers Ex-Trainer Ewald Lienen hat Ihnen den Trick verraten?
Balitsch (lacht): Da muss ich etwas ausholen. Letztes Jahr im Spiel gegen Bremen gab’s eine ähnliche Situation, wo ich aus einem spitzeren Winkel an den Ball komme, den Ball aufs kurze Eck schieße, aber Reinke kommt mit den Händen dran und kann ihn noch abwehren. Und dann hat Ewald Lienen, der damals mein Trainer war, in der Nachanalyse gesponnen (ahmt Ewald Lienen nach) „Jaaaa, das ist doch ein Klassiker! In der Position! Da warte ich nur, bis der Verteidiger den Schritt macht, dann schieße ich ihn durch die Beine durch ins lange Eck, da kommt kein Torwart ran! Klassiker!“
11freunde.de: Und dann fiel Ihr Tor gegen Gladbach genau so.
Balitsch: Das war natürlich nur Glück, dass der so durch die Beine ging, ich hatte mir eigentlich nur vorgenommen, aufs lange Eck zu schießen. Aber es war Lienens „Klassiker-Situation“. Und das war eine gute Gelegenheit, mal einen netten Gruß nach Griechenland zu schicken.
11freunde.de: Die Mannschaft wird doch gute Laune haben. Hannover hat die Aufstiegsränge verlassen, während Hamburg und Mainz sich gegenseitig ein Bein gestellt haben.
Balitsch: Wir haben nach dem ganz, ganz schlechten Spiel in Bochum gesagt, dass es für uns diese Saison wohl um nichts mehr geht als um den Klassenerhalt. Dementsprechend sind wir die Sache angegangen. Man merkte in den letzten Wochen, dass wir uns als Mannschaft präsentieren, dass wir konzentriert spielen. Ziel ist es jetzt, endlich mal zu Hause Punkte einzufahren. Ich glaube, die Fans, die mit uns zu den Auswärtsspielen gefahren sind, hatten viel zu feiern und schöne Rückfahrten. Aber wir sollten endlich wieder die Fans zu Hause mit einem Dreier verwöhnen.
11freunde.de: Das war jetzt der dritte Auswärtssieg unter Dieter Hecking. Warum klappt’s unter ihm besser als unter Peter Neururer?
Balitsch: Das ist immer schwierig zu sagen, weil wir auch unter Peter Neururer eine gute Phase hatten, und lang ungeschlagen waren. Grundsätzlich sieht man, dass wir jetzt in der Defensive sehr konzentriert zur Sache gehen, und wie gegen Wolfsburg, Dortmund, Bayern oder Gladbach kaum Chancen zulassen. Wir lassen kaum was zu und arbeiten sehr intensiv. Vorne haben wir im Moment das nötige Glück, aus den paar Chancen die ein oder andere zu nutzen. Grundsätzlich ist das aber der Lohn dafür, dass wir sehr viel investieren an Kampfbereitschaft, an Laufbereitschaft aber auch an taktischer Disziplin. Und das zahlt sich im Moment besonders auswärts aus.
11freunde.de: Wo liegen denn Ihrer Meinung nach die Schwächen der Mannschaft?
Balitsch: Wir müssen vor allem gegen die Mannschaften geduldiger sein, die ähnlich spielen wie wir. Mannschaften, die auch darauf bedacht sind, das Spiel des Gegners zu unterbinden und kompakt in der Defensive zu stehen. Gegen diese Teams müssen wir gerade zu Hause mehr Druck nach vorne ausüben, damit das, was in der Defensive im Moment hervorragend funktioniert, auch in der Offensive gezeigt wird. Und dann glaube ich, dass wir schnell da unten wieder rauskommen.
11freunde.de: Hatten Sie das Gefühl, der Sieg über Bayern war ein Wendepunkt für die Moral und die Motivation der Mannschaft, oder sind in Ihrer Tabellensituation selbst drei Punkte in München in allererster Linie drei Punkte?
Balitsch: Ich glaube, Bayern rückblickend ein sehr wichtiges Spiel. Nicht weil wir gewonnen haben, sondern weil wir drei Tage nach dem katastrophalen Spiel zu Hause gegen Bochum ein ganz anderes Gesicht gezeigt haben, nämlich: Wir entwickeln uns von Spiel zu Spiel weiter, wir haben Auswärts gute Partien gemacht, und nur weil wir ein schlechtes Heimspiel gemacht haben, ist nicht alles schlecht. Wir waren dann als Tabellenletzter in München, haben aber da unser anderes Gesicht gezeigt. Das hat natürlich Selbstvertrauen vermittelt. Wir haben den anderen und uns gezeigt: Die Arbeit der letzten Wochen im Training und in den Spielen war trotz Heimniederlage nicht umsonst, sondern wir gehen weiter unseren Weg.
11 freunde.de: Rückschläge wird es in der Saison wohl weiterhin geben.
Balitsch: Aber das wirft uns als Mannschaft nicht um. Mit der Einstellung waren wir in der Lage, in München zu gewinnen, und so haben wir ja auch gegen Stuttgart sicherlich unser bestes Heimspiel gezeigt. Da waren wir nur 10 Minuten nicht präsent auf dem Platz, und haben gegen eine sehr starke Stuttgarter Mannschaft das Heft aus der Hand gegeben. Deswegen haben wir uns aber nicht verrückt machen lassen, und sind mit einem sehr guten Gefühl nach Gladbach gefahren. Wir wussten: Wenn wir so spielen, wie gegen Stuttgart, dann werden wir hier was holen. Genauso sind wir ins Spiel gegangen, und das hat sich dann auch ausgezahlt.
11freunde.de: Sie zeichnen ja eine sehr positive Grundstimmung in der Mannschaft.
Balitsch: Absolut. Wir haben auch nicht die „großen Individualisten“ oder „Stars“ in der Mannschaft, die für sich das Sonderrecht reklamieren, hofiert zu werden. Diese Leute haben wir nicht. Wir wissen, dass wir über das Kollektiv kommen müssen. Da ordnet sich jeder ein und unter. Es ist ein sehr respektvolles, freundschaftliches Miteinander in der Mannschaft. Ich war ja schon bei einigen Vereinen, und es ist wirklich sehr, sehr angenehm hier in Hannover.
11freunde.de: Nächsten Samstag spielen Sie um sechs Punkte gegen Mainz. Sind die Spiele gegen die Tabellennachbarn die eigentlich schweren?
Balitsch: Es ist uns bislang nicht einfach gefallen, gegen eine Mannschaft zu spielen, die auch sehr destruktiv arbeitet, die in der Hauptsache darauf bedacht ist, das Spiel des Gegners zu zerstören und die Räume eng zu machen. Da haben wir im Moment noch eher unsere Probleme als gegen Mannschaften, die selbst spielen wollen. Das kommt nicht von Ungefähr, dass man am ersten Spieltag gegen Bremen gut aussieht, dass man in München gewinnt und gegen Stuttgart ein tolles Spiel macht. Da kann man gegen Mannschaften, die über die spielerische Komponente kommen, selbst guten Fußball spielen, und gegen Mannschaften, die über den Kampf kommen, tut man sich schwer. Teams wie Aachen und Bochum liegen uns da vielleicht nicht so sehr. Das Spiel in Gladbach hat aber gezeigt, dass wir auch gegen Mannschaften gut spielen können, die ebenfalls über die Aggressivität kommen.
11freunde.de: Wo sind Ihre persönlichen Ziele? Ist die Nationalmannschaft noch mal für Sie ein Thema?
Balitsch: Im Moment sind wir in der Nationalmannschaft auf meiner Position gut besetzt, aber das ist eine Sache, die sich immer über die Leistung im Verein regelt. Ich durfte als U21-Nationalspieler mal reinschnuppern und hab einen Einsatz bekommen, aber das war zu einer Zeit, wo ich mit Leverkusen in der Champions League internationale Erfahrungen sammeln konnte. Deshalb ist mein Ziel, dahin zu kommen, wo ich schon mal war. Dabei denke ich weniger an die Nationalmannschaft, als daran, wieder international zu spielen. Das ist ein Ziel, das ich mir gesteckt habe, und ich halte es nicht für unmöglich, das auch mit Hannover 96 zu erreichen. Gerade wenn man an den DFB-Pokal denkt.
11freunde.de: In den letzten Tagen waren die Schlagzeilen über Hannover 96 weniger von sportlichen Themen bestimmt. Wie hat die Mannschaft den Aufruhr um Ilja Kaenzig erlebt?
Balitsch: Das war ein Thema, das sich über Wochen hinzog, und man immer das Gefühl hatte, dass Ilja Kaenzig eigentlich gar nicht mehr da ist, dass er für uns in der Kabine nicht mehr präsent ist, was früher anders war. Da weiß man als Spieler natürlich, dass sich das etwas tun wird, aber das ist auch nichts, was einen als Spieler etwas angeht. Von daher war es kein großes Thema. Wir haben im Moment genug damit zu tun, uns zu konzentrieren, was rund um den Platz um uns geschieht, und damit fahren wir im Moment ganz gut.