Fazit 2006

  • Insgesamt ein unheimlich seltsames Jahr. Die erste Jahreshälfte eigentlich komplett verloren - mehr noch, ich möchte schon fast von Substanzverringerung sprechen. Die Spieler haben ihr Selbstvertrauen verloren, kein taktisches Konzept war erkennbar, sogar die Fitness schien gelitten zu haben. Letztlich war sogar die einzige Offensivstärke, die Standardsituationen, zur Wirungslosigkeit verpufft. Den Neururer-Rauswurf hab ich als den zwangläufigsten Rauswurf der der letzten Jahre im deutschen Profifußball erlebt.


    Mit der Arbeit von Hecking bin ich insgesamt sehr zufrieden. Schritt für Schritt wurde an den Defiziten gearbeitet und den Spielern das Selbstvertrauen zurückgegeben. Was mich sehr freut, ist die "ehrliche" Arbeit Heckings - keine großen Versprechungen, sondern eine realistische Einschätzung (und Spielweise!) der Fähigkeiten der Mannschaft. Nicht immer schön, aber effektiv - und genau das ist in der derzeitigen Situation und vor allem in der Situation im Herbst angemessen gewesen. Aber auch mit dem Versprechen, im Laufe der Zeit das Spielsstem attraktiver zu machen. Große Mankos derzeit wohl noch die Chancenverwertung und die Standards.


    Große Turbulenzen gab es ja in der Vereinsführung - die Rückkehr von Kind, die Demissionen eigentlich aller anderen. Ich bin nach wie vor nicht der Meinung, dass nicht auch ohne das Eingreifen Kinds ein Abstur hätte vermieden werden können (vor allem, wenn man dem Macchiavelli-Artikel in der 11Freunde glauben schenken darf). Ich habe einfach ein Problem mit der Art und Weise der Menschenführung von Kind. Aber: Kind hat auch den Enke-Deal überraschend über die Bühne geschaukelt und dabei anscheinend die Größe gezeigt, auf den Vertragsentwurf seines Intimus Kaenzig aufzubauen.


    Insgesamt scheint inzwischen die Struktur für mittel- bis langfristige Vereinespolitik gelegt worden zu sein, was mir sehr gut gefällt. Hoffentlich wird das nicht durch eventuelle fixe Ideen von Kind wieder zerstört - die große Gefahr, wenn ein Mensch quasi Alleinentscheider ist. Gehe dennoch (auch im Glaben an die Lernfähigkeit Kinds) mit einem überwiegend guten Gefühl in das neue, rote Jahr 2007.

  • @ de Guzman und bonez:


    Jawoll, jawoll, jawoll!
    An und für sich denkt der Niedersachse doch ziemlich langfristig - wäre eine absurde Schande aber leider bisher Tatsache, wenn sich ausgerechnet die Vereins(irre)führung der Roten so radikal un-niedersächsisch verhalten würde. :kopf:

  • Wie Bonez schon sagte, ein gemischtes Jahr.


    Einzelne Ereignisse waren sehr positiv (Sieg in München, Sieg in Dortmund, überhaupt die 1-0-Serie, Vertragsverlängerungen von Robert Enke und von Jiri Stajner (tjaha!), maximaler Gewinn beim nicht zu verhindernden Merte-Transfer (plus Wechsel zum richtigen Verein), Husztis guter Start, Neururers Entlassung, Heckings Weg zum Erfolg, Klassenerhalt 05/06 und natürlich die versöhnlichen 20 Punkte bis Weihnachten nach dem Grottenstart.


    Andere waren sehr negativ; besonders haben mich bestimmte Ereignisse im Umfeld und seitens der Medien menschlich sehr enttäuscht. Mich hat vor allem enttäuscht, dass bestimmte Elemente der Presse persönliche Animositäten weiterhin nicht außen vor lassen konnten. Das betrifft u.a. das unnötige Nachtreten gegen Kaenzig. Enttäuscht haben mich auch einige Niederlagen wie die gegen Aachen. Abzuwarten bleibt z.B. noch der Transfer von Frank Fahrenhorst, den ich zunächst sehr begrüßt habe. Erfreulich fand ich den Aufwärtstrend von Bruggink und das Festhalten an ihm, weniger erfreulich das ewige Rumgehacke auf ihm und die Tatsache, dass gefühlte 96% der Leute nicht hören wollen, dass er nun mal kein 10er ist und das auch nie war.


    Viele Dinge kann man aber noch gar nicht beurteilen. Was die Verpflichtung von Hecking/Bremser und Hochstätter gebracht hat, wird man erst in ein bis zwei Jahren wirklich sagen können. Gleiches gilt für Peter Braund. Ich habe zwar bei allen vieren mittlerweile ein gutes bis sehr gutes Gefühl, aber durchaus auch Skepsis, die vor allem aus der ungebrochenen Unberechenbarkeit des Umfeldes herrührt. So sehr mich Martin Kinds teilweiser Gutsherrenstil gestört hat und weiterhin stört, so sehr hoffe ich, dass nun auf Basis des Status Quo mal längerfristig Ruhe einkehrt und auch in schlechteren Zeiten nicht gleich alles in Frage gestellt wird. Das gilt besonders für die Presse und die Vereinsführung. Allein, so ganz dran glauben mag ich noch nicht. Die Zeit wird es zeigen.

    Einmal editiert, zuletzt von Mr. Mo ()

  • Zitat

    Original von de Guzman
    Die schönste Erkenntnis des Jahres 2006 war für mich jene, dass man bei Hannover 96 endlich professionell und perspektivisch an der Zukunft arbeitet. Siehe Hecking- + Hochstätter-Verpflichtungen, Enke-Verlängerung.
    Sollte man den nun eingeschlagenen Weg, auch bei kleineren Rückschlägen, kontinuierlich weitergehen, so darf man durchaus optimistisch in die Zukunft sehen.


    Dem ist nix hinzuzufügen. :)

  • Die Rückrunde der vorrangegangenen Saison war schon eine Enttäuschung und der Anfang dieser Saison lässt sich ja wohl nur mit "Katastrophe" umschreiben.


    Das Per als Roter so eine gute Figur bei der WM gemacht hat, gehört aber auf alle Fälle zu den erfreulichen Ereignissen des Jahres 2006.


    Die Erfolge im Pokal und der Sieg in München stechen natürlich hervor, wobei die zweite Halbzeit gegen die Bayern schon eine aussergewöhnliche Belastung für alle Nerven war und bestimmt nicht nur für dieses Jahr einen besonderen Platz in meiner Erinnerung haben wird.


    Da wir unterm Strich zur Halbzeit mit 20 Punkten und einer personellen Perspektive für die (hoffentlich) nächsten Jahre dastehen, fällt mein Fazit für 2006 positiv aus!