• Teil 2


    Sightseeing in Astana zu Fuß. Mein schüchterner Einwand: "Aber es gibt auch einen Bus, der die architektonischen Highlights (was anderes gibt es auch nicht) anfährt" wurde von unserem leader, der sich für diese Tour verantwortlich zeigte, glatt überhört. Dieser unser leader ist lockes jüngerer Bruder im Geiste, Extremwander und Kletterer. Er hängte für eine Wandertour auch noch ein Paar Tage Urlaub dran. Er brauchte jeden Tag seine gewisse Anzahl an Kilometer und die spulte er ab.

    Wie gesagt besteht Astana aus einer Menge Bauten, dazwischen das Regierungsviertel und einige einzigartige Gebäude, die extra zur Expo gebaut wurden, also Repräsentativ- und Prestigegebäude. Das einzige Gebäude, welches mich interessiert hätte, wäre ein Einkaufszentrum gewesen, daß im Stile einer Jurte gebaut wurde. Das lag allerdings nicht auf unserem Wege.


    Kurz vor dem Ende der Tour, die an einem spektakulären Aussichtsturm enden sollte, überraschte uns ein heftiger Regenschauer. Ich weiß, ich weiß: Dienstag letzter Woche hätte es viele gegeben, die dafür ihr halbes Leben gegeben hätten. Aber in kürzester Zeit war ich klatschnass und hätte an einem wet-shirt-contest teilnehmen können. Zudem zog es auf dem Platz vor dem Turm, so daß ich ernsthaft gefroren habe. Der Aussichtsturm war mal als das höchste Gebäude Astanas geplant, wurde mittlerweile von anderen Hochhäusern überholt. Im Kopf des Turms ist ein Handabdruck von Nasarbajew, der wenn man ihn mit der Hand berührt Glück bringen soll. Leichter Anflug von Höhenangst, Widerwillen mein persönliches Glück von einem Diktator abhängig zu machen, hat mich auf dieses Erlebnis verzichten lassen. Einige von uns sind dann ins Hotel zurück und haben uns umgezogen.


    Am Abend sind wir dann mit dem Nachtzug nach Almaty aufgebrochen. Die Fahrt dauerte in etwa 13 Stunden. Zuvor kam der Abschied von einigen sehr liebgewordenen Menschen, die in Richtung Heimat nach Tomsk in Sibirien aufgebrochen sind.


    Am Morgen sind wir in Almaty angekommen und mit Taxis in unsere nächste Unterkunft gefahren. Gewohnt haben wir in einem sehr schönen, teilweise sogar ruhigen Stadtteil mit viel Grün. Das Haus war dreistöckig, bestand aus mehreren Appartments mit mehreren Zimmern. Da wir uns mittlerweile schon leicht auf den Keks gingen, hat jeder versucht, so viel Privatsphäre und Rückzugsraum zu ergattern. Und wie erwartet hat sich dann am Nachmittag die Gruppe etwas zersplittert.

    Für den Abend gab es dann verschiedene Vorschläge, denen man sich anschließen konnte oder eben auch nicht. Eine größere Gruppe rund um das Brautpaar und deren Familie hat sich für einen Ausflug auf einen Aussichtspunkt oberhalb Almatys entschieden, zu dem wir mit U-Bahn (endlich mal Öffis benutzt) und Gondel gelangten. Dort oben war eine Art kleiner Freizeitpark und mehrere Restaurants, von denen man einen herrlichen Ausblick über Almaty hatte und nebenbei lecker essen konnte. Almaty liegt nahe an einem Gebirge, und so war die Aussicht auf das Bergpanorama gigantisch. Almaty ist im Gegensatz zu Astana sehr viel lebendiger. Die Stadt war vor Astana die Hauptstadt von Kasachstan und wurde nach dem Regierungsumzug im Zentrum und in der Altstadt stark umgebaut. Zeit um sich einen Gesamteindruck über die Stadt zu machen hatten wir bzw. ich leider nicht. Wenn ich eine Stadt neu entdecken will, erlaufe ich sie mir so weit möglich oder benutze die Öffis. Zwar waren dort Busse und auch Elektrobusse unterwegs, eine U-Bahn-Linie gab es auch, aber irgendwie wurde für wenig Geld Taxis geordert, aber nur diejenigen, die über eine App nach dem Prinzip Uber oder mytaxi funktionierte. Meine Ökobilanz ist für dieses Jahr dahin. Die Stadt habe ich dann halt nur punktuell entdeckt.


    Am nächsten Tag sind wir dann -hurra- mit der U-Bahn zum sog. goldenen Viertel gefahren. Ein Stadtteil, der ein bisschen wohlhabend, was die Bauten angeht, aber in erster Linie mit vielen Parks ausgestattet ist und nicht allzuviele breite Hauptverkehrsstrassen hat. In einem der Parks liegt eine russisch-orthodoxe Kathedrale, in die ich touri-mäßig einfach reingelatscht bin, ungeachtet der Kleidungsvorschriften (Kopfbedeckung für Frauen), was mir einige böse Blicke eingehandelt hat. Dort gab es auch den grünen Markt, eine gigantisch große Markthalle mit vielen interessanten Ständen was die Nahrungsmittel anging, aber auch viel Billigklamotten und -schuhe.


    Abends hatte das party-department der Reisegesellschaft einen Tisch bei einem schicken georgischen Restaurant reserviert. Der Inhaber hat in Berlin gelebt, konnte also gut deutsch. Die deutschen Gepflogenheiten, wie sich ein Gastronom gegenüber einer Beschwerde von Gästen benimmt, hatte er nicht mehr verinnerlicht. Nachdem so ziemlich jedes Essen serviert war, bis auf das meine und das des Gatten, haben wir die Bedienung mehrmals auf das Fehlen hingewiesen, bis ich dann überhaupt keinen Bock mehr hatte und eine Russin gebeten haben, der Bedienung die Stornierung meines Essens zu übersetzen. Der feurige Georgier kam, war schwer beleidigt und blaffte mich an. Es kam zu einer kleinen verbalen Auseinandersetzung. Zur Wiedergutmachung bekam der Teil der Gesellschaft, die Wein getrunken hatte, eine Flasche geschenkt, ich als Biertrinkerin ging natürlich leer aus.


    Freitag machte eine größere Gruppe einen Ausflug ins Gebirge. lockes jüngerer Bruder selbstverständlich zu einer Wandertour, die meisten sind mit der Gondel bis auf 4.000 m hochgefahren. Wir blieben in Almaty und haben unseren Stadtteil erkundet und ein paar schöne Sachen gekauft. Abends ist die partyfraktion dann losgezogen. Almaty soll in Zentralasien die höchste nightlife-Attraktivität haben.

    Bis auf einen haben dann am Samstag alle eine Tour in einen Canyon mitgemacht. Der lag ca. 4 Autostunden von Almaty entfernt an der chinesischen/kirgisch/kasachischen Grenze. Vor lauter google-maps, habe ich es versäumt mal vorher - wie gewöhnlich - auf eine größere Karte oder in einen Atlas zu schauen, um mir über die geographische Lage und die Größe von Stadt und Land ein einprägsames Bild zu machen. Die Aufforderung zu diesem Ausflug den Reisepass vorsichtshalber mitzunehmen, da wir in die Nähe der chinesischen Grenze kommen, hat mich dann zusammenzucken lassen.


    Die Straße zum Canyon führte an einigen kleinen Ortschaften vorbei. Der im Bus mitgereiste Guide, erklärte uns, daß die kleinen Dörfer von kasachischen Bauern bewohnt wurden. In dieser Gegend wird viel Landwirtschaft betrieben. Das habe ich zum ersten Mal bei dieser Reise so gesehen, Denn bisher begegneten uns nur Rinderherden, Kohlehalden und viel Steppe. Die Bauern lassen ihre Haustüren geöffnet, damit Glück und Zufriedenheit einkehrt.


    Nach der Ankunft am Canyon folgte eine ca. 40 minütige Wandertour (das reichte bei dieser Hitze aber auch), bis hin zu einem Fluß an dem eine Art Station für Trekkingtouristen aufgebaut war. Es gab einige kleine Hütten, aber auch Jurten zum Übernachten, eine kleines Bistro für die Verpflegung und die unverwüstlichen Plumpsstehklos.


    Wir wurden verpflegt, konnten versuchen in den eiskalten Fluss zu gelangen und wurden dann mit Geländewagen wieder zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung gebracht. Zurück am Bus, bekamen wir einen Schreck, denn der Busfahrer reparierte gerade den Motor. Die Abfahrt verzögerte sich um eine gute Stunde, aber immerhin kamen wir zurück.


    Ich arbeitete weiter an Müdigkeit und Erschöpfung, denn morgens um 4 flogen wir zurück und ich hoffte, daß ich die Hälfte des Fluges verschlafe. Das hat leider nicht geklappt. Über den Sonntag löste sich dann die Gruppe peu a peu auf.


    Aus Kasachstan bzw. der kasachischen Kultur bin ich nicht so recht klug geworden. In den Städten herschte eine Völkervielfalt, von denen ich nicht erkennen konnte, wer in dem Land lebt und wer aus touristischen Gründen da ist. Die russische Kultur und Sprache ist vorherrschend. Nur in den Nationalparks mit dem Bezug zur Natur waren Bezüge zu dem ehemaligen Nomadenvolk ein Stück weit zu identifizieren.

  • Santiago de Cuba ist die heißeste Stadt Kubas ... man kann sich dort aber auch etwas erfrischen, etwa indem man Mojito schlürfend durch die Bucht schippert ... oder der Insel Cayo Granma einen Besuch abstattet ... oder indem man unter die Vogelbeobachter geht und an der Küste z.B. den "kubanischen Superspatz" aufspürt. :daumen:


    Hier gibt's die komplette Geschichte inklusive vieler bunter maritimer Bildchen:

    Cayo Granma und weitere maritime Highlights von Santiago de Cuba

  • Danke! :bier: Hier war just in dem Moment Stromausfall, als ich's gepostet hatte, dabei muss was auf der Strecke geblieben sein. Jetzt sollte es laufen.

  • Und wo ist das obligatorische Fußballspiel bei dem Reisebericht geblieben? Schneppe weiß anscheinend besser wie das geht. ;)


    Nein, sieht sehr schön da aus. Danke für den Bericht!

  • Ich habe dieses Jahr ein wenig das Ammerland entdeckt. Ich muss schon sagen, es ist dort verdammt schon. Gut, als ich dann in Oldenburg mit mein 96-Trikot rumgelaufen bin, wurde ich öfter echt komisch angeschaut. Aber ich stehe zu Hannover 96! War trotzdem ein klasse Urlaub ;)

  • Ist Ammerland diese wasserumspülte kleine Landmasse mit deutlichen Höhenunterschieden, die in einem sechstel Dutzend Erhebungen gipfeln? Und bekannt für seine klimafreundliche Verkehrsinfrastruktur?

  • Ich möchte nächstes Frühjahr gerne 8 Tage mit Mietauto durch Kroatien, hat jemand das schon gemacht und Tips für mich bezüglich Route und Geheimtipps?