FC St. Pauli

  • Meine Meinung (kurz):
    - um eine Botschaft wie "Refugees Welcome" zu transportierten, braucht es kein Bild-Logo. Das würde auch ohne gehen, wenn die Bild wirklich aus tiefer Überzeugung für eine breite Willkommenskultur in Deutschland werben will. Egal ob das Bild, Wiesenhof oder Krombacher wäre. Dass man damit ganz offen für sein Produkt werben will, finde ich nicht gut.
    - die Bild ist nun denkbar unglaubwürdig als Speerspitze für den Kampf gegen Ressentiments. Erst Auflage mit Asylbetrug, kriminellen Ausländern und der "Wahrheit" über Sinti und Roma machen, weil das beim Leser auf fruchtbaren Boden fällt, und dann wundern über Hass und Gewalt gegenüber Asylsuchenden? Ich gehe davon aus, dass SVElfe das anders sehen wird, aber ich sehe die Bild als Aufhetzer gegen Ausländer.
    - Ich könnte der Bild ja den Wandel vom Saulus zum Paulus goutieren, denn auch wenn ihre Motive ein kommerzielles Kalkül haben und sie gar nicht aus Überzeugung Refugees Welcome rausposaunen, ist die Wirkung dieser Zeitung immer noch enorm. Wer jahrelang den Wutbürgern dabei geholfen hat ihre Ressentiments zu wecken oder zu pflegen, kann jetzt vielleicht auch die menschliche Ader bei diesen xenophoben Mitbürgern reanimieren?
    Aber dann zeigt mir Kai Diekmann mit seinem "ganz arm St. Pauli, ihr seid wohl gegen Flüchtlinge"-Scheiss wieder das Niederträchtige der Bild; wer nicht mitzieht, den machen wir fertig. Der Wolf zieht sich nur gerade einen Schafspelz über. Aber wahrscheinlich wird sich der Wind eh bald wieder drehen.
    (Ich persönlich glaube, demnächst heißt es wie toll Deutschland in letzter Zeit doch geholfen hat und der Rest von Europa dagegen kein Herz hat; "Wie rechts ist Osteuropa wirklich? Die Wahrheit über unsere Nachbarn!" oder so ähnlich. Und hier ist das Boot dann voll und irgendwann gibt es auch wieder mutige Staatsanwälte, die über Syrer-Banden auspacken)

    2 Mal editiert, zuletzt von Schneppe ()

  • Soll man jetzt nicht mehr über Kriminalität (oder wer-weiß-was) von Ausländern berichten,


    Schonmal auf die Idee gekommen, dass es auf die Art und Weise der "Berichterstattung" ankommt? Wenn es nach dem Motto "Kriminelle Ausländer raus!" abläuft, dann ist das definitiv kritikwürdig.


    http://www.bild.de/news/2006/a…-debatte-299938.bild.html mit Beiträgen wie diesen wird seit Jahren gehetzt. Da tropft der rechte Siff aus jeder Zeile


    Und von solchen "Berichterstattungen" gab es über die Jahre unzählige...


    https://scontent-frt3-1.xx.fbc…1277727f1be8f&oe=56A27E26

  • Woher weißt Du das eigentlich? Ich habe mich vor ein paar Monaten mal durch Zufall persönlich mit dem aktuellen Präsidenten von St. Pauli unterhalten können, der übrigens trotz eigenem Unternehmen aus dem Fanlager stammt und keine Selbstprofilierung betreibt ... und nein, die sind nach meinem Eindruck eben kein hauptsächlicher Markenbetrieb. Sie haben im Lauf der Jahre ein positives und rebellisches Image bekommen, klar, und sie nutzen das auch irgendwo zu ihrem Vorteil, klar, aber das tun alle anderen in irgendeiner Weise auch. Im Unterschied zu den meisten Profiklubs binden sie aber beispielsweise ihre Fans stark mit ein (und nehmen Protest von dort nicht nur wahr, sondern gehen konstruktiv darauf ein), sie unterstützen primär aus Überzeugung und nicht aus Imagestreben soziale Initiativen, sie machen nicht jeden Scheiß unreflektiert mit, sondern hinterfragen Dinge schon seit langer Zeit usw.


    Und speziell die Positionierung gegen Rechtsextrem und Rechtsnational (und zum rechtsnationalen Lager würde ich eben auch die "bild" zählen) ist in einer Zeit entstanden, als die Medien diesen Hype à la "Freibeuter der Liga" und "Kiez-Klub" noch nicht gemacht haben. Soll der FC St. Pauli nun wegen des Hypes damit aufhören? Oder wegen einer durchschaubaren Marketingstrategie der "bild" gegen die eigenen Grundsätze handeln? Nach meiner Wahrnehmung schmeißt St. Pauli da gar nicht so viel Holz ins Feuer, wie es anderswo gerne dargestellt wird. Im Grunde reicht für die Medien ja auch dieser Hauch von (vermeintlicher, da Verein eben aus St. Pauli) Frivolität plus ein paar Piratenflaggen und ein paar schräge Typen, um da was ganz Dolles draus zu konstruieren.


    Und im Übrigen ist es schlichtweg Heuchelei, was "bild" mit dieser Aktion betreibt.

  • "Meine" Zecken sind alles nette, liebenswerte Leute. die scheren sich einen Scheiß um den St. Pauli Hype, sind aber mächtig Stolz darauf, das der Verein nie vergessen hat, für wen er das ganze Engagement betreibt. Ach, was wäre das schön, wenn mein Verein sich nicht nur auf Ergebnisse, Finanzen und Regulierungen beschränken würde. Ein "wir" war selten so leicht erreichbar.

  • Zitat von »Mr. Mo«




    klar, aber das tun alle anderen in irgendeiner Weise auch.


    Genau. Dann ist Pauli aber nichts besonderes.

    Behauptet st. pauli denn, sie sind was besonderes? bzw irgendwer hier? selbst wenn, sie haben doch nur gesagt, wir machen bei der bild werbekampagne nicht mit.
    da muss ich sagen, hut ab.

  • Dieses Ist-doch-bloß-Image-Gerede geht mir schwer auf den Sack. Weil es in aller Regel völlig kenntnisfrei vorgetragen wird. Ich schrieb bereits schon einmal:


    Es gibt ungefähr einen Haufen Dinge, die St. Pauli von anderen Klubs unterscheidet. Die Tatsache, dass dieses Image auch vermarktet wird, bedeutet doch im Umkehrschluss nicht, dass hinter der Image-Fassade nichts Ungewöhnliches vorhanden wäre, das dieses Image trägt.


    Wer z.B. mal ein Heimspiel am Millerntor besucht, wird feststellen, dass dort auf weite Teile dessen, was gemeinhin als "Eventisierung" beschrieben wird, verzichtet wird. (Rahmenprogramm, Halbzeitshows, Fahnenmüll, Bitte-Danke-Schrott, Radiodeppen, NDR2-Mucke, Sponsorchoreos, Zahlungskarten, Klatschpappen etc.) Zudem werden den Fans Freiräume gewährt, die es in anderen Stadien nicht gibt. (z.B. erfolgt ab x Minuten vor dem Spiel keine Musikbeschallung mehr, damit sich die Fans warmsingen können) Dass außerdem der Stadionname nicht verkauft wurde, dürfte bekannt sein.


    Das von Medien gezeichnete Bild des antikapitalistischen Freudenhaus-Vereins ist überzeichnet (und nervt St. Paulianer am meisten). Trotzdem gibt es so viele Besonderheiten, die diesen Verein tatsächlich auszeichnen. Und eine davon ist genau das: St. Pauli ist ein Verein. Und zwar einer, in dem engagierte, kritische Fans einen sehr großen Einfluss nehmen.


    Wenn man es scheinheilig finden will, Trikots über BILD zu verkaufen, aber keine Werbung für BILD machen zu wollen, dann mag man das so sehen. M.E. wird damit aber jeder Versuch diskreditiert, sich auch an moralischen Grundsätzen und Werten zu orientieren. Wer A sagt, muss auch Z sagen? Der Profifußball ist, wie das ganze Leben, ein steter Kompromiss, auch und gerade, wenn es um Werteorientierung geht ("das richtige Leben im falschen" und so). Wenn du meinst, wer an der BILD-Aktion nicht mitmachen möchte, müsse auch aufhören, dort Trikots zu verkaufen und vermutlich eigentlich auch BILD-Reporter auf allen Ebenen vom Informationsfluss abschneiden, dann ist das eben dein Standpunkt. Ich kann mit so einer Alles-oder-nichts-Moral, die eben wegen der notwendigen Kompromisshaftigkeit des Lebens in aller Regel auf "nichts" hinausläuft, nix anfangen. Vor allem weil sie in aller Regel von Leuten vorgetragen wird, die aus einem Nichtstun heraus jeden kritisieren, der etwas tut.


    (Davon abgesehen ist meines Wissens St. Pauli selbst für die Frage der Merchandising-Vertriebskanäle ohne direkten Einfluss, da die Rechte bei Upsolut liegen.)

  • klar, aber das tun alle anderen in irgendeiner Weise auch.


    Genau. Dann ist Pauli aber nichts besonderes.


    Da schließe ich mich meinen Vorschreibern an. Nein, sie verstehen sich selbst zumindest nicht als "was Besonderes" und führen sich auch nicht so auf. Sie sind aber aus den genannten Gründen eben schon besonders - sie tun Dinge speziell im Bereich soziale Verantwortung, die aus meiner Sicht für einen Verein mit einer dermaßen großen öffentlichen Reichweite selbstverständlich sein sollten, mit großer Selbstverständlichkeit. Und ohne dafür ständige Lobhudelei zu erwarten.


    Und wenn wir hier über Marketing reden: Marketing kann ein Verein ein Stück weit über die Medien machen (lassen). Die Medien können aber auch Marketing für sich selbst betreiben, indem sie möglichst sensationell über bestimmte Themen berichten. Und obwohl die Übergangszone fließend ist, sage ich mal, dass im Fall FC St. Pauli der zweite Bereich nicht unterschätzt werden sollte. Was dem hhsv sein bis vor kurzem so schwatzhafter Aufsichtsrat, ist dem FC St. Pauli da halt seine Vereins- und Fankultur, die ihn von fast allen anderen Profifußballklubs deutlich unterscheidet.


    Und, das sollte man noch hinzufügen, es ist auch eine Ausnahme, dass der Präsident aus der kritischen Fanszene stammt - und sich dennoch wohl bewusst ist, dass er den Kompromiss zwischen Fankultur und dem notwendigen Sponsoring als Notwendigkeit nicht verkennt. Aber eben in diesem Zusammenhang trotzdem nicht alles mitmacht (übrigens zusammen mit Verein und Fans, denn wer Oke Göttlich mal kennengelernt hat, merkt schnell, dass er sich maximal als primus inter pares versteht, mit Betonung auf "pares" und der Implikation, dass einer halt unterschreiben muss, aber ansonsten nichts Besonderes ist).


    Zitat

    Dann verkauft Pauli seinen Merchandise-Kram also in einem "rechtsnationalen" Internetshop, der dadurch mitverdient? Bei dem Boykott geht es nur um den Effekt, die fahren auf dem Trittbrett der Publicity für die Aktion mit, um sich zu profilieren. Im Alltag ist die BILD ja gut genug, wie man im Link sehen kann.


    Dieses Image, das die pflegen, mag im Kern oder im Ursprung nicht künstlich sein (sowas vermutlich auch kaum). Und man muss in der Tat anerkennend sagen, dass die vieles besser machen als unser Verein, eben nicht zuletzt die Markenentwicklung (anstatt davon immer nur zu labern). Trotzdem kann man so manches scheinheilig finden.


    Immerhin, Diekmann hat mit seiner wirklich dummen Reaktion den Boykott geadelt, also hat Pauli im Ergebnis alles richtig gemacht :nein:


    Nein, es geht nicht um den Effekt. Es geht um Überzeugung. Ehrliche Überzeugung. Wie gesagt, aus der persönlichen Erfahrung mit einem ehemals kritischen Fan und heutigen Präsidenten heraus.


    Scheinheilig wäre es im umgekehrten Fall gewesen, nämlich die offensichtliche Marketing-Aktion der "bild" unhinterfragt mitzumachen. Im Übrigen war es nicht der FC St. Pauli, der die Weigerung an die große Glocke gehängt hat. Die haben Springer ein Schreiben geschickt, aber ohne großes Trompeten nach außen. Das hat dann wiederum "bild" getan (und im Grunde genommen die Vertraulichkeit des Schreibens ignoriert), und spezieller noch Diekmann selbst. Wie es so schwer sein kann, das zu kapieren, obwohl es eindeutig zu rekonstruieren ist, will mir nicht ins Hirn. Und "richtig gemacht" ignoriert vollkommen, dass St. Pauli es ja nie auf Diekmanns Reaktion angelegt hat. Sorry, TheMenace, aber das ist eine eher substanzlose Kausalkette inklusive alberner Polemik.

    Und dann gibt es da noch so ein schwieriges Feld - selbst wenn eine "Zeitung" wie "bild" überwiegend aus bizarren Konstruktionen und Übertreibungen sowie Meinungsmache besteht, fällt sie - speziell, was den Sportbereich angeht - unter Meinungs- und Pressefreiheit. Warum also sollte der FC St. Pauli sie ausschließen oder schlechter behandeln als andere Medien, unabhängig von der rassistischen Alltagshetze in diesem Blatt? Auch das ist eine Abwägung, in der man sehr wohl argumentieren kann, dass das Grundrecht auf Pressefreiheit trotz allen Ärgers über die Berichterstattung eben als Grundrecht respektiert wird. Und genau da könnte man dem FC St. Pauli dann wiederum im umgekehrten Falle viel stärker vorwerfen, eigene Werte zu missachten.


    Über die Frage der Merchandising-Kanäle wurde hier ja schon geschrieben. Ich könnte mir im Übrigen auch kaum vorstellen, dass "bild" ein so umsatzstarkes Segment wie den FC St. Pauli einfach wegließe, wenn es nicht auf legalen Umwegen (Zwischenhändler) doch dort landen könnte. Denn wenn "bild" eins genauso ist wie rechtnational bzw. nationalkonservativ, dann ist es extrem profitorientiert. Wie der St-Pauli-Merchandise in der "bild" landet, sollte man sich also durchaus genauer ansehen, wie hier ebenfalls schon geschrieben wurde.

  • "Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt"...Spruchband gestern der politisch völlig korrekten Fanszene gegen Dynamo.
    Ist natürlich klar, das man da bei "Fotzen" in Schnappatmung verfällt und jegliche Werte und Normen, den Bach runter gehen sieht. Was für ein lächerlicher Haufen.

    Einmal editiert, zuletzt von siggi1896 ()