GaZ - Gute alte Zeit. Früher war alles ... anders.

  • Spricht es allerdings nicht auch Bände, daß - wenn TV für Kinder als Problem angesehen wird - nur versucht wurde, wenigstens 30 Minuten in einem Spartensender zu verbessern anstatt nach wirksamen Lösungen zu suchen?

    Also... wäre das nicht zuvorderst Elternsache?

    Ja natürlich, es wäre schon.


    Aber wenn's doch dieses Problem gab und gibt, was dann? Kannst an die Eltern Appelle richten. Klar. Wirst nicht jeden damit erreichen. Auch klar.


    Ergo kommen Gedanken darüber auf, wie man das damals neu entstandene Problem hätte angehen können. Zumal Fernsehkonsum nicht nur für die Lütten problematisch ist.

  • Ich denke der wesentliche Grund für die Verödung der Innenstädte liegt in unserem geänderten Konsumverhalten.

    Wir kaufen viel mehr verschiedene Dinge und fühlen uns unwohl wenn wir nicht bei jedem dieser verschiednene Dinge eine Auswahl von mehreren Herstellern, Farben, Ausstatungsvarianten haben.

    Einfaches Beispiel: was früher mit einem Topf und einer Pfanne erledigt wurde, dafür hat man heute einen Thermomix, einen Reiskocher, einen Spaghettitopf und natürlich immer noch TöpfE und PfannEN.

    Wieviele verschiedene Fahrräder gab es denn so vor 50 Jahren? Wieviele gibt es heute?


    Diese Auswahl, die wir zu brauchen glauben kann im vor-Ort-Handel garnicht mehr vorgehalten werden, daher stirbt er.

    Unser aller Konsumkritik (beispielsweise auch hier im Fanmag) zum Trotz rennen wir einfach jedem Scheiß hinterher, den es gibt.

  • Ich bin derzeit in Peine und die Stadt ist wirklich traurig anzusehen. Früher war da wesentlich mehr los, heute ist es trostlos. Dennoch haben wir bislang alles bekommen, was nötig ist. Und selbst die Einkäufe für meine Eltern konnte ich alle erledigen. Nur für meine Frau mussten wir ein paar Sachen in Hannover besorgen, weil sie für ihre Arbeit professionelle Outdoor-Kleidung und Utensilien braucht.

  • Ich habe vor ein paar Wochen dem Einzelhandel wieder eine Chance gegeben. Auf der Suche nach diverser Outdoor-Bekleidung habe ich viele verschiedene Fachgeschäfte besucht - auch, weil ich es Mist finde, dass man alles nur noch online bestellt.


    Aber was soll ich sagen, es war doch ernüchternd. In den Läden 1 und 2 gab es für die für mich interessanten Modelle meine Größe nicht, im Laden 3 nur eine einzige Farbe. Im Laden 4 gab es gar keine geeigneten Modelle und so ging es immer weiter. Quintessenz: 5 Stunden rumgelaufen und Beratung in Anspruch genommen (die zum Teil wirklich gut war!) und trotzdem in drei Geschäften quasi "online" etwas bestellt, was dann aber wiederum 3-4 Wochen Lieferzeit hat und von dort abgeholt werden muss.


    Das Problem an der Sache ist die angesprochene Spirale: Verändertes Konsumverhalten, kleineres Sortiment. Da beißt man sich ständig in den Hintern und am Ende ist jeder frustriert. Aber in den Einzelhandel zu gehen um zu hören, dass man das online bestellen soll/muss, ist auch keine Lösung. Ich weiß da auch nicht raus -.-

  • Ich hab immer noch schon deshalb kein Amazon-Konto oder Ähnliches, da ich schlicht und einfach keine Lust hab, mich drum zu kümmern, wie man so etwas einrichtet. Insoweit finde ich es tatsächlich bequemer, einkaufen zu gehen; da weiß ich nämlich, wie das geht. Einkaufen zu gehen ist aber auch nicht unbedingt mein größtes Hobby, also kauf ich einfach recht selten was. Wenn aber doch, bin ich in der Regel mit dem Angebot, was ich hier kriege, schon zufrieden. Hab von vielem Zeugs eh keine Ahnung, und zwar keine Ahnung derart, dass ich oft denke, auch zu wenig Ahnung zu haben, um sinnvoll beraten zu werden (sinngemäß ungefähr: Was möchten Sie? - Einen Fernseher - Was soll der denn können? - Ja, das weiß ich doch nicht). Also nehm ich das, was vom Eindruck her irgendwie passend scheint, und das passt meistens dann auch.

  • Der lokale Einzelhandel ist ganz groß dabei zu jammern. Allerdings vergisst er, dass er nicht vollkommen unschuldig an der Entwicklung ist.

    Es gibt ein paar Fachgeschäfte, bei denen ich gerne einkaufe. Gute Beratung, ordentliches Sortiment und Preise die zwar teurer als ihre Onlinekonkurrenz sind, aber noch akzeptabel.


    Dann aber sie schlechten Beispiele: Nur ein sehr kleines Sortiment; Verkäufer, die mir nur widerwillig helfen wollen und deren Beratungsqualität unterste Qualität ist und dann auch gerne mal Sachen wie: „Haben wir nicht da. Bestellen wir auch nicht.“

  • Häufig ist die Beratungsqualität so wie Mitarbeiterführung und Bezahlung: lausig.


    Es ist wie mit zunehmend unmotiviertem, schlecht ausgebildetem Gastro-Personal. Unter den Bedingungen findest du selten gute Leute.

  • Etwas OT: Wir haben früher nur in kleinen Geschäften geklaut. Warum? Um die objektive Tendenz der Zentralisation des Kapitals zu unterstützen. Außerdem konnte man da besser klauen.

  • Ich empfehle auch diese 22 min Podcast zur Entstehung der Sesame Street.

    Externer Inhalt open.spotify.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Sehr interessant, vielen Dank. Auch noch in die heutige Zeit passend ist der Umstand, dass der Bayerische Rundfunk die Sesamstraße als einziges für mehrere Jahre nicht ausstrahlte, da die gezeigten Bilder nicht der bayerischen Lebenswirklichkeit entsprächen.

  • bin wegen hirschis abo drauf gekommen... in unserem bekanntenkreis der 70 gab es eine fraktion mit hörzu und die andere hatte den gong zu haus.

    wir waren die total uncoolen und hatten tv hören und sehen.

    fernsehzeitungen müssen doch auch unter einem enormen auflagenrückgang leiden oder? die jungen leute kaufen doch sowas nicht mehr.

  • Da ich mir für die Woche über Weihnachten und Silvester tatsächlich mal wieder ein Heft besorgt habe, bin ich sicher, auch ne Fernsehwoche gesehen zu haben. Irgendwie sehr heimelig an der Programmzeitschrift fand ich das "Nebenbeilösen" der Kreuzworträtsel.

  • Mit Gründung unseres eigenen Hausstandes in den frühen 90ern gehörte die damals relativ neue "Fernsehkuh" (TV Movie) zur Pflichtlektüre.

  • War neulich kurz in Zwolle. Lebendige Innenstadt, viele kleine Geschäfte in den Erdgeschossen kleiner Häuser, kaum Filialen. Da war alles Mögliche. Bäckerei, Gemüseladen, Kiosk, Haustierbedarf, Perücken, Imbißstuben, vier Zweiradläden für Fahrräder oder Mopeds und weiteres, was ich wieder vergessen habe. Alles fußläufig in zwei kleinen Straßen erreichbar. Es war nicht überlaufen, aber belebt. Viele Radfahrer, mehrere Fußgänger, wenig Autofahrer. War keine Fußgängerzone. (Auf den Hauptstraßen gab es den üblichen Autoverkehr mit Ampelstau, aber abseits der Hauptstraßen nicht.)


    War auch neulich in Enschede. Fußgängerzone. Ähnliches Bild. Ja, ich hab einen H&M gesehen und noch einen Konsumklotz von Primark oder so, aber viel mehr kleine Geschäfte und ein reges Treiben. Eine Innenstadt zum Wohlfühlen. Übrigens mit einem überregional beliebten Wochenmarkt samstags. Wochenmärkte sind andernorts ja auch eher ein Relikt vergangener Zeiten. Mit allem, was einen Wochenmarkt so schön macht: Obst, Gemüse, Brotwaren, Wurst, Käse, Fisch, Imbiß, Klamotten und Tinnef.


    Vielleicht sollte man den Fokus mehr auf Stadt- und Verkehrsplanung legen. Eine Innenstadt braucht eine Mischung aus Konsum, Wohnen, Kultur/Erholung, Plätzen und Verwaltung. Als Mittelpunkt eines Ortes wird die Innenstadt immer eine Attraktivität haben. Wenn man auf überdimensionierte Phallusbauten, Konsumzwang und Autoverkehr verzichtet, ist das schon die halbe Miete.


    Man weiß heute alles, was es für eine erfolgreiche Stadt braucht. Ist alles hinreichend erforscht und studiert. Man weiß, wie groß oder klein ein öffentlicher Platz idealerweise ist. Ein Platz zum Verweilen, für den Wochenmarkt, für eine Kundgebung, für ein Konzert. Ohne daß man sich von der Dimension eingeschüchtert oder verloren fühlt. Man weiß, wie Häuser und Straßen idealerweise dimensioniert sein sollten. Man weiß um die Mischnutzung. Man weiß um die Wichtigkeit von Begrünung und Solardächern. Man weiß um den third place (der erste Ort zum Wohnen, der zweite zum Arbeiten, der dritte für die Freizeit/Geselligkeit). Man weiß, daß um 1950 herum alle Stadtplaner zu technikbegeistert gewesen sind. Na und, 1950 ist vorbei. Man weiß, wie Ghettos und gated communities entstehen. Es braucht keiner so zu tun, als müsse man darauf warten bis das Rad erfunden wird. Menschen bauen seit 7.000 Jahren Städte. Es ist bereits alles ausprobiert worden. Mit allen Erfolgen und Mißerfolgen. Zur Kenntnis nehmen und Schlüsse ziehen wäre angesagt. Nicht im Fanmag, wir schnacken hier nur 'n bißchen, sondern in den Entscheidungsgremien.


    Im übrigen teile ich überhaupt nicht die These, der Konsument steuere mit seinem Verhalten maßgeblich die Geschicke. Der Konsument kann nur nachfragen, was angeboten wird. Der Konsument wurde vor 60 Jahren nicht gefragt, ob er fürs Kükenschreddern wäre. Ob er für Massentierhaltung wäre. Ob er für Plastikmüllberge wäre. Ob er für hochverarbeitete Lebensmittel wäre. Ob er für Nähkäfige in Südostasien wäre. Ob er für Kinderarbeit auf Kakaoplantagen wäre. Ob er für Monokultur im Regenwaldgebiet wäre. Ob er dafür wäre, daß eine Jeanshose 50.000 km gereist sein muß, um zwischendurch eine Umweltsauerei anzurichten, die nur noch in zwei Ländern der Welt erlaubt ist, und zum Schluß den Knopf in Bulgarien angenäht bekommt fürs Made in EU-Siegel. Überhaupt der Siegelwahnsinn. Alles kriegt ein eigenes Gütesiegel, gesetzlich, freiwillig und kommerziell. Wer will sich denn da reinfuchsen?


    Als wenn der Konsument hauptberuflich ein highly involved customer in allen Branchen wäre, ein bestens recherchierter Experte. Nein, ist er nicht. Er ist mit niedrigen Preisen vom Tante-Emma-Laden in diese damals neuartigen Supermärkte gelockt worden. 99 Pfennig werden immer attraktiver sein als 2 Mark. Fernsehwerbung und eine bunte Verpackung dazu, schon werden die Kunden erzogen. Nur Dussels gehen noch zu Eisen Karl, Fiffis hingegen gehen zur großen Kette. Da arbeiten zwar meist nur Angelernte, aber es ist billiger! Nur Dussels kochen noch selbst, Fiffis hingegen nehmen rotes Pulver aus der gelben Tüte für die Nudelsauce.


    Die Marktwirtschaft mit Gewinnorientierung und Monopolisierungstendenzen braucht immer gewisse Schranken.

  • Lebendige Innenstädte in den Niederlanden? Wo man begonnen hat, Autos möglichst aus diesen rauszuhalten? Was bekanntlich ja der Tod jeder Innenstadt ist. Du erzählst ja lustige Märchen.