• Kurt Krömer (bzw. der Mensch dahinter) war letzten Herbst acht Wochen mit Depression in der Klinik und spricht darüber in der nächsten Folge von Chez Krömer. Kommt am Montag im RBB. Oder ist ab 18 Uhr in der ARD-Mediathek zu finden.

    Bin gespannt, und begrüße es immer, wenn auch Menschen aus dem öffentlichen Leben zu ihrer Erkrankung stehen.

    Hier ist die Sendung in der Mediathek zu finden.


    Allen Betroffenen (egal ob sie hier geschrieben haben oder "nur" mitlesen) wünsche ich viel Kraft und ziehe meinen Hut vor so viel Offenheit - kämpft weiter und am Ende werdet ihr siegen!


    Hab mir das Video die Tage zweimal angeguckt. Zuerst alleine und dann noch mal mit meiner Frau. Sie war danach ziemlich erschrocken und fühlte sich auch schlecht mir gegenüber. Weil sie manches so nicht erkannt hat, weil sie mir nicht so helfen kann wie sie gern würde, weil sie bestimmt oft genug falsch reagiert.


    Ich selbst hatte erst Probleme, die beiden ernst zu nehmen. Weil man sie halt anders kennt. Ich war dann aber recht schnell "dabei" und hätte den beiden am Ende dann gern noch 2 Stunden zugehört. Man hat sich in so vielen Dingen wiedererkannt. Zusammengezuckt bin ich bei dem Punkt "böse Schmetterlinge". Als das vor ein paar Wochen bei mir anfing bzw richtig, richtig schlimm wurde, hab ich das meiner Frau gegenüber wie richtig bösen Liebeskummer beschrieben. So fühlte ich mich innerlich teilweise inkl. der Schmerzen und dieser Leere.


    Ich selbst war jetzt nun 2x bei der Therapeutin, die mir nun eine Verhaltenstherapie empfiehlt. Der Psychiater dagegen, wo ich nun am Mittwoch war, hat mir eine Einweisung für eine Tagesklinik gegeben und ein neues Medikament verschrieben. Und ich weiß nun nicht, was ich tun soll. Helfen würde wohl beides, ich tendiere eher zu der Tagesklinik, am liebsten wäre mir aber einfach wenn ich eine neue Stelle bei meinem Arbeitgeber bekomme. Das würde mir denke ich am meisten helfen. Und dann nebenbei eine Verhaltenstherapie. Ich kann ja jetzt schlecht eine neue Stelle anfangen und dann erstmal 4-6 (?) Wochen in eine Tagesklinik gehen? Klar, könnt ich schon. Aber ich selbst denke, mit einer neuen Stelle wäre mir schon mal größtenteils geholfen. Der Rest dann "nebenbei". Ohne neue Stelle bräuchte ich wohl eher das "volle Programm". Verzwickte Lage.

  • Hast Du denn nicht das Bedürfnis/die Möglichkeit den Arbeitgeber zu wechseln?


    Soweit ich das mitbekommen habe, wurde Dir dort übel mitgespielt.


    Könntest Du von Deiner Qualifikation woanders beginnen?


    Ich glaube, ich könnte es nicht ertragen, in Deiner jetzigen Situation beim gleichen Arbeitgeber zu bleiben.


    Davon unabhängig: Ich wünsche Die viel Kraft und Stärke!

  • Eine Verhaltenstherapie ist aus meiner Sicht hilfreichste, was verordnet werden kann.Sie ist nach meinen Kenntnissen die kostenspieligste, und gleichzeitig auch anstregendeste Therapie. Sie verlangt dir ne Menge ab,

    Tagesklininik ist son "halbdingsda, was immer verschrieben wird. Beurteilt dann jeder Betroffene selbst, wie das hilft.

  • Mein Rat wäre: Bevor du dir ne neue potenzielle Baustelle mit einer neuen Stelle schaffst, bekomm erstmal die vorhandene Baustelle in den Griff.


    Tagesklinik klingt doch ganz gut. Das ist einfach viel komprimierter und intensiver. So hast du dann jeden Tag deinen "geregelten Tagesablauf" indem du mehrere Stunden in der Klinik bist und dann wieder nach Hause fährst.

    Eine ambulante Verhaltenstherapie wäre in meinen Augen weniger zielführend und eher was für die Nachsorge im Anschluss an die Tagesklinik.


    Wenn du eine Zeit raus bist, dann muss dir dein Arbeitgeber ja ein sog. "BEM-Gespräch" anbieten, dort kannst du das dann ja ansprechen, dass eine neue Stelle für deine Gesundheit wichtig wäre und es dich wieder krank machen würde, in das alte toxische Arbeitsumfeld zurück zu kehren.


    Die Situation ist bei uns da ja halbwegs ähnlich. Bei mir ist auch die Arbeitsstelle das Hauptproblem und leider ist unsere Behörde recht klein. Vor nem Monat begann meine Wiedereingliederung und direkt am ersten Tag wurde ich leider in so ein Gespräch gedrängt. Ich saß dann vor einem Gremium von drei Personen (neuer Leiter des Hauses, neue Bereichsleiterin meiner Abteilung und unserer Geschäftsstellenleiterin). Zwei der Personen waren mir also vollkommen fremd und ich hatte hingegen niemanden vertrautes dabei. In diesem Gespräch fühlte ich mich total in die Ecke gedrängt und fast schon panisch. Wurde mir im Herbst noch von der alten Leiterin des Hauses Besserung in Aussicht gestellt, so wurde nun die Verantwortung vollkommen auf mich geschoben. Man könne nichts für mich tun und wenn ICH keine Strategien entwickelt habe, wie ich mir der (für mich demütigenden) Situation dort zurecht komme, dann soll ich halt wieder nach Hause. Ich habe mich dann noch 3 Wochen durch die Wiedereingliederung gequält, bin in meiner Gesundung wieder komplett zurück geworfen worden und nun wieder ohne Aussicht auf Besserung (die Arbeit betreffend) zuhause.


    Ich drücke dir die Daumen, dass es bei dir besser läuft bzw schlechter geht's eigentlich kaum. Aber kümmere dich erstmal um dich (am besten in einer Tagesklinik) und bereite dich frei von Druck auf die Situation auf der Arbeit vor.

  • Ich habe überlegt, ob ich es überhaupt poste, weil ich es als betroffene Angehörige schon als "schwere Kost" empfand.

    Ich habe dann überlegt, ob im Depressionsfaden oder im Enke-Faden.

    Da ich ebenso wie mabuse zu dem Schluss komme, dass Teresa hier als "Botschafterin" wirkt, weitere Betroffene mitnehmen möchte und gleichzeitig für gesellschaftliche Akzeptanz der Krankheit einsteht, habe ich es doch hier hinein gepapackt.

  • Mit dem Aufstehen, überwältige die Überwindung. Es ist unheimlich wichtig, aufzustehen, Schlag Wasser ins Gesicht, Kaffee und Zahnbürste. Es strukturiert deinen Tag. Du nimmst eine Uhrzeit wahr. Am besten jeden Tag eine ähnliche. Das ist ein Schritt, den musst du jeden Tag aufs neue machen, jeden Tag ist es eine neue Überwindung, aber wag es ruhig. Es wird dir damit gut gehen, wenn du die Beine erstmal über die Bettkante gehievt hast. Weitere Fixpunkte am Tag werden dich unterstützen, wenn du da Ideen benötigst, können wir gerne in den privaten Austausch gehen.

    Erschöpfung/fehlender Antrieb/ Unruhe: Kann man anderen sehr schwer vermitteeln. Es ist eine Mischung aus "ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich brauch auch gerade nicht (weil krankgeschrieben) und der Unruhe, dass das Leben was von einem will, und man selbst auch was vom Leben will. Irgendwann wieder. Aber nicht gerade jetzt: "Jetzt ziehe ich noch mal die Decke über den Kopf." Beruflicher Druck und ggf. Karriereziele verstärken das dann noch weiter, aber dazu kenne ich deine Biographie zuwenig.

    Mediaktion: Ales richtig gemacht, es dauert, bis Antidepressiva anschlagen, im Austausch mit dem Verordner bleiben ist aktuell der absolut richtige Weg, auch wenn es ein wenig Geduld kostet.

  • Ich nehme jetzt auch seit knapp 10 Tagen Escitalopram, erst die ersten Tage 5 mg, weil ich ja noch das Opipramol langsam ausschleichen muss. Seit 1 Woche jetzt 10 mg morgens. Die Nebenwirkungen sind bisher echt krass. Mundtrockenheit, Übelkeit, Durchfall(über Ostern dann noch mit ner schönen Erkältung, kein Covid), innere Unruhe. Meine Ängste grad beim Einkaufen haben sich durch diese Unruhe heftigst verschlimmert.


    Ja, Psychiaterin und Therapeutin sagen, da muss ich durch. Die Nebenwirkungen werden aber weniger und dann setzt die erhoffte andere Wirkung ein.


    Meine Frau meinte nur ganz trocken: Naja, wenigstens wirken sie. Bei den Opipramol hast du ja gar nichts gehabt.


    mabuse: Du glaubst gar nicht wie oft ich über deine Geschichte nachdenke. Und versuche daraus auch etwas für mich abzuleiten. Danke für deine Erfahrungen. (Also ich hoffe du verstehst das nicht falsch)

  • Ich weiß nicht ob das jetzt hilfreich ist mabuse, aber als ich meine Tabletten genommen habe, waren die ersten 4 Wochen die Hölle. Und ich meine die Hölle. Danach ging es wirklich bergauf. Mit den Nebenwirkungen kann ich gut leben, bis auf die innere Unruhe und den wenigen schlaf. Haltet durch. Die Tabletten werden helfen

  • Als Angehöriger einer seit über 10 Jahren betroffenen jungen Frau habe ich folgende Nachricht bekommen:


    ".....wird schwierig, wenn selbst etwas essen einen so ermüdet, dass man nicht mehr klar denken kann. Oder auf Klo gehen, duschen. Wenn alleine das aufsetzen einem jegliche Energie entzieht und man 3 Stunden braucht um aufzustehen, selbst wenn man aufs Klo muss......

    gerade kann ich nicht viel mehr tun, als mir selbst den Druck zu nehmen und die Scham, die Wut auf mich selbst nichts tun zu können, obwohl ich will."


    Nach sechs Woche Klinik hatte sie gemeinsam mit der Ärztin beschlossen, dass stationär wohl nicht das richtige für sie ist. Nun liegt sie im Bett ihrer Wohnung und wartet auf die Wirkung der neuen Medikamente.

    Morgens Elontril

    Abends Trimipramin


    Für mich auffällig ist, sie kann ihren Zustand mittlerweile sehr gut beschreiben und tut es auch. Mehr ist nicht, was Hoffnung machen könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Nebensache ()

  • Puh, ja. Habe ich in der Klinik auch einige kennengelernt. Ich bin auch froh, dass ich mich so bisher vielleicht nur 2 oder 3 Tage in den letzten Monaten gefühlt habe. Bin auch "nur" mit einer mittelgradigen depressiven Episode (aber am oberen Rand) diagnostiziert. Wenn meine Frau und die Kinder zuhause sind, dann ist das auch selten das Problem mit dem aufstehen. Die Antriebslosigkeit irgendwas zu unternehmen ist aber über den ganzen Tag sehr ausgeprägt.


    Probleme habe ich meist, wenn meine Frau im Büro ist und die Kinder morgens im Kinderhaus und Schule sind. Das ist zwar nur einmal die Woche, aber da habe ich keine Lust irgendwas zu machen. Ich muss mich zwingen aufzustehen, und wenn, dann ziehe ich eigentlich nur um aufs Sofa.


    Und dass sie das beschreiben kann, ist ein gutes Zeichen. Das ist ein Teil der Akzeptanz dieser Krankheit. Wie viele Jahre es manchmal dauert, sich einzugestehen, dass da etwas nicht stimmt. Und wenn man dann wirklich komplett out of order ist, dann empfindet man sein eigenes Schicksal als nicht so schlimm. Andere hat es ja viel härter getroffen. Und so beginnt die Abwärtsspirale. Und die Gedanken und Ängste explodieren, und du stehst auf einer Brücke und willst nicht mehr.

  • Sicherlich ist Malen nicht jedermanns Sache, ich möchte es aber dennoch erwähnen, dass es durchaus Mittel zum Zweck sein kann, um das auszudrücken, was man "nicht aussprechen kann".


    Eine Grundausstattung für ein Projekt in Acrylmalerei liegt bei ca 15- 25 €. Man kann sich damit einfach mal austoben, ist dem einen oder anderen hier vielleicht einen Versuch wert.

  • Ich war ja nun vor 2 Wochen beim Psychiater. Der hat mir die Tagesklinik empfohlen... da hab ich mich nun letzte Woche angemeldet. 8-12 Wochen Wartezeit. Bis dahin soll ich wohl weiterhin AU geschrieben werden, ist auch heute wieder für die nächsten 4 Wochen passiert.


    Seit 10 Tagen nehme ich MirtaLich, abends 7,5 mg, also nur eine halbe Tablette. Aber Alter, das haut rein. Soll eigentlich irgendwann erhöhen, aber das lasse ich nach Rücksprache mit Hausärztin heute wohl erstmal. Das Zeug macht müde, so richtig müde. 10-12 Std. Schlaf. Die letzten Tage musste ich extrem kämpfen, mal vor 12 Uhr mittags aufzustehen. Dann 2-3 Std auf, mal kurz hinlegen... wieder 2-3 Std. Schlaf. Und was man überall nachlesen kann: man hat lebhafte Träume, teils zu lebhaft. Den Tag über fühle ich mich aktuell total "dösig", teils neben mir stehend, ich werd vergesslich. Ich hab das Gefühl, das mir aktuell dann die Kraft fehlt, mich über Sachen aufzuregen... was vorher ja mein Problem war (ständig gereizt/genervt, auf 180). Aber kann das jetzt die Lösung sein?


    Gestern hab ich die Tablette ausgesetzt, weil ich Angst hatte, den Arzttermin heute früh zu verpennen. Gepennt hab ich dann heut Mittag trotzdem wieder 3 Std., bin heut wieder gereizter, mein Schädel brummt wie nach ner durchgesoffenen Nacht.


    Irgendwie stehe ich so zwischen den Stühlen: ich möchte, das sich was verändert, das mir geholfen wird... hab aber Angst, das die Tabletten mich irgendwie anders kaputt machen. Oder eine Abhängigkeit schaffen, von der ich dann schwer wieder loskomme. Wo es mir dann "nüchtern" total dreckig geht. So wie ansatzweise heute. Das ist halt alles so neu für mich, es gibt kein Patentrezept und ich kann nur darauf vertrauen, das die Ärzte schon wissen was sie tun. Ich hoffe auf die Tagesklinik, weil ich diesbezüglich eigentlich nur positives gelesen habe. Und natürlich hoffe ich nebenbei auf Verbesserung meiner Arbeitssituation.

  • Sicherlich ist Malen nicht jedermanns Sache, ich möchte es aber dennoch erwähnen, dass es durchaus Mittel zum Zweck sein kann, um das auszudrücken, was man "nicht aussprechen kann".


    Eine Grundausstattung für ein Projekt in Acrylmalerei liegt bei ca 15- 25 €. Man kann sich damit einfach mal austoben, ist dem einen oder anderen hier vielleicht einen Versuch wert.

    Schwarzer Humor: Am Anfang reicht vielleicht auch ein Kohle-Stift.





    (Nein, ich mache mich nicht lustig, sondern habe den allergrößten Respekt vor allen, die ihre Situation annehmen, und nach Kräften versuchen sich ihr zu stellen. Danke für die vielen offenen Worte, und viel Erfolg auf euren Wegen. Ich halte euch alle für sehr mutig, und auf der Erfolgsspur, auch wenn ihr euch selbst momentan als gescheitert empfindet.)

  • Wenn ich wüsste wie, dann würde ich dir sofort helfen. So bleibt mir nichts anderes übrig als Dir gute Besserung zu wünschen.


    Lass dich nicht unterkriegen!

  • Diesen Worten schließe ich mich gerne an.
    Ich kenne schlaflose Nächte auch aufgrund von Sorgen und Ängsten und weiß, WIE sehr ich mich dann nach Schlaf sehne.
    Alles Gute, mabuse. Vor allem für die Therapie, die du demnächst hoffentlich machen kannst.

    Dass du im Garten arbeitest und dich an der Luft bewegst, ist mit Sicherheit gut und richtig. Bleib dran. :daumen:

  • Mabuse. Ich traue michfast nicht zu sagen, aber ich weiß wie du dich fühlst. Schlafentzug ist Folter. Ich bin froh wenn ich mal 3 Stunden schlafe. Ich drücke dir ganz fest die daumen, dass dir geholfen werden kann.