• Was mich so umtreibt, ist die Angst, dass unser Sohn, bald acht Jahre, möglicher Weise Krieg ganz nah mitbekommt und im schlimmsten Fall sogar direkt davon betroffen sein wird. Hört sich vielleicht merkwürdig an, aber um mich gehts mir nicht so sehr in Bezug auf meine psychische Gesundheit. Das versuche ich gut einzuordnen. Aber ich möchte das oben genannte einfach nicht. Bei all dem, was sonst so auf der Welt passiert, ob Corona oder andere Dramen... Wir haben das immer gut hinbekommen, weil wir uns haben.


    Bezüglich des Krieges jetzt hab ich echt Angst, dass wir es nicht gut hinbekommen. :(

  • Realistische Strukturen schaffen, zeitliche und inhaltliche und diese durchhalten. Abhakten, was man geschafft hat.


    Nicht jede Nachrichtensendung mitnehmen, ich hab daher tatsächlich gerade mal ein paar Tage NDR Info im Radio abgeschworen (das begleitet mich sonst den ganzen Tag im Hintergrund).

    Musik hören, mit der man was schönes verbindet.

    Mediathek entdecken, die Sendungen ohne Corona/Krieg genießen. Gibt auch Konzerte, einfach mal darin verlieren.

    Soziale Kontakte auf Distanz pflegen (Telefon, Schreiben, Video)

    Bücher/Hörbücher recherchieren und lesen/anhören.

    Neue Kochrezepte ausprobieren.

    Puzzles und "andere Klemmbausteine" ausprobieren.


    Ich persönlich male gerne. Die Grundausstattung gibt es für ca 20 € im Baumarkt.

  • Es macht nicht so viel mit mir. Ich kriege das tatsächlich hin. Trotz der persönlichen Verbindungen, dass wir da vor 10 Jahren durch die Straßen von Charkiw gelaufen sind. Da waren die Bilder von den Streubomben in den Wohnvierteln heute wirklich erschütternd. Aber es würde mich auch so mitnehmen, wenn ich nicht krank wäre.


    Mein Großer will alles wissen. Was es neues gibt. Es ist in der Schule Thema, und ich glaube, wir kriegen das hier zuhause gut hin, dass er keine Angst hat, sondern eher daran interessiert ist, warum das ganze passiert, und wie das ausgeht.

  • Ich versuche noch eine Strategie zu entwickeln. Fällt mir sehr schwer.

    In den letzten Tagen ging es etwas besser.

    Nicht mehr so viele Nachrichten/Infos aufsaugen. Durch meinen Job bin ich auch jeden Tag mit dem Thema konfrontiert...

    Ablenkung hilft auch.


    Rodemeyer Struktur hab ich.

    Einmal editiert, zuletzt von RoteAnna ()

  • Hab Twitter von meinem Handy geschmissen, kann mich einfach nicht davon lösen, ständig zu checken und aktuelle Videos zu schauen etc.


    Auch wollte ich eigentlich umziehen weil meine Nachbarn so laut sind und mich das echt mürbe macht aber mit der Inflation und steigenden Gaspreisen kann ich mir das einfach nicht leisten. Merke schon wie es mir allgemein wieder schwerer fällt, mich aufzuraffen zum Sport zu gehen oder die Wohnung zu putzen.

  • Dann möchte ich auch mal ein Update geben, was bei mir so los ist. Die letzten Tage waren unfassbar turbulent. Dazu komme ich dann später.


    Zuletzt ging es bei mir ja um den psychiatrischen Pflegedienst. Der hat mich von Ende November bis Ende Februar begleitet. 1x wöchentlich kam ein sehr netter Pfleger vorbei, der mir einige gute Denkanstöße gegeben hat. Grad im Hinblick auf Tagesstruktur und wie so meine längerfristige Planung aussehen könnte.


    Seit diesem Monat ist meine Therapeutin wieder aus der Elternzeit zurück. Das hat mir tatsächlich nochmal einen Riesenschub gegeben. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis miteinander, und mussten uns nicht wieder neu kennenlernen sondern konnten gleich Vollgas geben. Das tat nach den Monaten des gefühlten Stillstands sehr gut.


    Und dann war es so weit: Die amtsärztliche Untersuchung stand im Februar an. Seit letztes Jahr Juli warte ich ja darauf. Auch um endlich Klarheit für mein Disziplinarverfahren zu bekommen.


    Die Empfehlung der Amtsärztin lautete wie folgt: Sie traut mir nicht zu, dass ich in absehbarer Zeit zumindest zu 50% wieder dienstfähig zu sein. Und dann ist die Gesetzeslage eindeutig. Dann bin ich in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Für ein Jahr. Und dann müsste neu geschaut werden.


    Das Gutachten habe ich am Tag des Schalke-Spiels bekommen. Das war für mich schon ein ziemlicher Schock, weil ich das eigentlich nicht wollte. Und ich war sauer, dass es mir nicht vergönnt war, den wirklich tollen Tag mit meinem Sohn komplett zu genießen ohne einen Tritt in die Fresse zu bekommen.


    Nach ein paar Tagen bin ich dann aber in einen anderen Modus verfallen. Der "Fickt-euch-alle-Modus". Positiv wütend. Ich zeige es euch. Dann versetzt mich doch in den Ruhestand. Dann suche ich mir halt was neues, und werde damit glücklich.


    Am letzten Mittwoch habe ich mich dann also proaktiv bei meinem Arbeitgeber gemeldet, und dann ging es schnell. An diesem Montag wurde ich gefragt, ob ich denn eine Mitbestimmung des Personalrats wünsche. Nach dem NPersVG ist der Personalrat bei der Versetzung in den Ruhestand nur mitbestimmungspflichtig, wenn der Beamte das wünscht. Ich habe da ja doch eine sehr wichtige Vertrauensperson, und die ist jetzt auch in dem ganzen verfahren mit involviert.


    Aufgrund der Frage war mir schon klar, dass mein AG der Empfehlung folgt.


    Und gestern wurde dann Nägel mit Köpfen gemacht. Wenn alles fristgerecht klappt, werde ich schon zum 30.04. aus medizinischen Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Für ein Jahr.


    Das heißt einerseits für mich, dass ich jetzt ein Jahr Zeit habe, mir klar zu werden, was ich will und wo es hingehen soll.

    Andererseits aber auch der finanzielle Aspekt, da uns ca. 1/3 meines Gehaltes wegfällt. Das müssen wir irgendwie wuppen, und da werde ich in den nächsten Tagen mal auf die Suche gehen, zu schauen was mir passt. Dazu verdienen darf ich natürlich nicht unendlich, aber ich hoffe, da kriegen wir was hin.


    Aber der große Vorteil ist: Ich bin frei, habe natürlich noch beamtenrechtliche Verpflichtungen, dürfte jetzt also nicht die Initialen unserer Außenministerin irgendwo hin sprühen, oder utze mäßig durch Madrid mit ner Fackel in der Hand laufen und Spanier beleidigen. Aber ansonsten muss ich auf nichts und niemanden mehr Rücksicht nehmen, und kann für mich da sein. Das wird sehr spannend.


    Ich freue mich darauf, auch wenn ich das natürlich auch erstmal noch sacken lassen muss, und so einiges vor uns liegt.


    Ach so: Das Disziplinarverfahren ist natürlich eingestellt. Ich gelte als nicht schuldfähig.

  • Dann wünsche ich Dir mal alles Gute .

    Ich weiß wie das ist .

    Ich bin seit dem 10 Dezember krank geschrieben und weiß vom Kopf her nicht wie es weitergeht.

  • Einen vergleichbaren Weg habe ich vor neun Jahren begonnen zu beschreiten ... und ich habe es zu keinem Zeitpunkt bereut. Von daher: Freu dich drauf. Alles kann und nichts muss mehr!

  • Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: wenn Fachleute sagen, du bist nicht arbeitsfähig, dann ist das auch so. Das begutachten die nicht mal eben so. Auch wenn man es selbst manchmal nicht glauben möchte, es nicht zulässt, aber man kann es dann halt nicht ändern und muss sich deswegen auch kein schlechtes Gewissen machen.

  • Ich bin frei, habe natürlich noch beamtenrechtliche Verpflichtungen, dürfte jetzt also nicht die Initialen unserer Außenministerin irgendwo hin sprühen, oder utze mäßig durch Madrid mit ner Fackel in der Hand laufen und Spanier beleidigen.

    :lookaround:

  • Wenn alles fristgerecht klappt, werde ich schon zum 30.04. aus medizinischen Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Für ein Jahr.

    31.05.


    Meinem Wunsch das noch einen Monat zu schieben, um uns ein wenig Planungssicherheit zu geben, wurde entsprochen, auch weil nicht gewährleistet kann, dass die Versorgungskasse, rechtzeitig alles fertig berechnet und pünktlich auszahlt.


    Ich bin gerade sehr erleichtert.

  • Bin jetzt beim vierten Antidepressivum angelangt. Gelte also als therapieresistent. Wenn das auch wieder nichts hilft, dann wird es wohl auf Lithium hinaus laufen.

    Bisher hatte ich schon Elontril (super für den Antrieb, aber davon wurde ich suizidal), Escitalopram (gut gegen meine Stimmungsschwankungen, aber arbeitsfähig war ich nicht, und habe irgendwann fast nur noch geschlafen; nach Absetzen ging es mir deutlich besser mit mehr Antrieb) und Venlafaxin (wie das vorige). Nun also Duloxetin. Bis klar ist, ob es wirkt, bin ich erstmal krank geschrieben.

    Ansonsten habe ich meine Einzeltherapie hinter mich gebracht, und im Anschluss eine Gruppentherapie begonnen. Bei der vierten Therapeutin war ich dann erfolgreich. Kam mir auch schon vor wie im Casting.