Was geht Euch auf die Nerven? Der ultimative Beschwerdefaden.....

  • Zu einer echten Prügelei ist es bei mir sehr lange nicht gekommen.


    Aber ganz im Ernst: Wenn man irgendwo einschreiten will, ist es hilreich, wenn man innerlich bereit ist für eine physische Eskalation, sollte sie denn kommen.


    Auch in diesem Jahr passiert: Ein ziemlich robuster Typ schreit in der Bahn eine junge Frau über einen längeren Zeitraum an. Ich hatte erst gehofft, er hört auf, aber der hat sich gar nicht mehr eingekriegt. (Was wohl passiert war, soweit ich das aus den Sprüchen rekonstruieren konnte: Er hatte sie angestarrt, sie hatte wohl einen Spruch gemacht, das hat gereicht.)


    Hellichter Tag, volle 9, keiner sagt was. Also muss ich mal wieder die Drecksarbeit machen und sage ihm ebenfalls durch den halben Wagen an, dass er mal die Aggro runterfahren soll. (Ich bin übrigens nicht beleidigend geworden.) Die Oma, die mir gegenüberstand, hat dazu erleichtert genickt, was mich darin bestätigt hat, dass das richtig war, und nach kurzem Wortgefecht hat er dann die Klappe gehalten, in jedem Fall habe ich hier das Opfer der Aggro nicht damit allein gelassen, was richtig war.


    Aber kriegt man das auch hin, wenn man nicht bereit dafür ist, wenn der sich plötzlich vor einem aufbaut? Falls jemand mit "Ja" antwortet, bin ich gespalten, das für naiv zu halten oder aber Euch für bessere Menschen als mich zu halten. Worauf man sich jetzt bloss nichts einbilden sollte.


    Ich war schon immer ein Typ, der sich einmischt, wird sich nicht mehr ändern.

  • Offenbar wolltest du den Mann an seiner Religionsausübung hindern. Wie intolerant :nein:

    Wurde mir heute wieder vor Augen geführt. Als die Erzieherin uns fragte, mit wie vielen Personen wir denn zum Erntedankgottesdienst kommen wollen, denn dort in der Kirche gilt ja keine 3G Regel. Also sitze ich Sonntag mit Maske in der Kirche… das ist grob fahrlässig. (Unsere kleine Spielt da in einem Stück mit, daher gehen wir hin).

  • Zu einer echten Prügelei ist es bei mir sehr lange nicht gekommen.

    Glückwunsch und schön, dass du das regelmäßig betonst. Ich bin mir nur nicht sicher, ob du damit auch glücklich bist.


    Von meiner Seite aus nur so viel: wenn mein Kind mich in solch einer Situation sehen würde (Beispiel Schwimmbad und hupendener Transporter), wie ich in eine Prügelei gerate, wäre das für mich dramatisch schlimm und nicht zu rechtfertigen.


    Wer sich da nicht im Griff hat und die körperliche Eskalation wählt oder in Kauf nimmt, hat selbst unbearbeitete Probleme. Anders kann ich mir das wirklich nicht erlären.

  • Zwischen "wählen" und "in Kauf nehmen" sehe ich einen großen Unterschied.


    Bezogen darauf, dass ich zugegeben habe, dass es mich - wie bei der Schwimmbadsituation - auch mal juckt, bin ich versucht, das halb gelten zu lassen, was Du schreibst. Allerdings auch nur halb, denn: Wenn man Zeuge ist, wie Kinder oder allgemein Schwächere körperlich bedroht werden, ist das für mich nicht per se eine ungesunde oder falsche Reaktion.


    Zudem bin ich eigentlich auch immer bereit für eine Deeskalation, wenn das Gegenüber die Kurve kriegt.

  • Ich bin viel zu alt um mich noch zu buffen, aber die Situation, die Exil da aus der Bahn schildert, ist nicht ohne. Meine Lütte war mal mit 4 Freundinnen in Berlin. In der U Bahn setzte sich dann ein angetrunkener mid 30er zwischen die fünf Mädels und meinte, sie anbaggern zu müssen. Die hatten alle Schiss inne Büchs, aber es war kein Exilant in der Nähe.


    Ich mag Gewalt nicht besonders, aber manchmal muß man zumindest das Signal senden, nicht ängstlich zu sein.

  • Ich bin ja weder besonders groß, noch besonders stark, noch besonders furchteinflößend. Aber ich habe irgendwann mal entschieden, dass ein blaues Auge und eine gebrochene Nase weniger schmerzhaft sind als aus Scham nicht mehr in den Spiegel gucken, weil ich jemanden der Hilfe braucht im Stich gelassen habe. Zum Glück kann ich aber wenigstens ganz gut schnacken und habe dadurch bisher beides vermeiden können.

    Rummackern mache ich eigentlich nur, wenn ich mir sicher bin, stehend aus der Nummer rauszukommen oder mindestens fünf Bier intus habe.

  • Ich mag Gewalt nicht besonders, aber manchmal muß man zumindest das Signal senden, nicht ängstlich zu sein.


    ich habe irgendwann mal entschieden, dass ein blaues Auge und eine gebrochene Nase weniger schmerzhaft sind als aus Scham nicht mehr in den Spiegel gucken, weil ich jemanden der Hilfe braucht im Stich gelassen habe.

    Beides unterschreibe ich zu 100 %.

  • RoterHesse


    Wovor ich mehr Angst habe als ein blaues Auge wäre ein Messer in den Rippen.

    Und jede Story von Menschen mit Zivilcourage, die diese mit dem Leben bezahlen, verstärkt diese leider…

  • Naja. Man muss das Gegenüber schon richtig einschätzen können.


    Wenn wir es mit dem typischen Choleriker zu tun haben, der andere einschüchtert, weil er halt immer der körperlich überlegene ist und damit nicht umgehen kann, ist die Gefahr eines Messers ziemlich gering, würde ich sagen.


    Ich halte das für extrem unwahrscheinlich und auch, als jemand, der sich einmischt, habe ich bislang noch nicht erlebt, dass eine Waffe gezogen wird. Aber letztlich ist das schon der Punkt: Wenn man einschreitet, sollte man nicht so naiv sein, zu denken, es könnte nicht komplett schief gehen. Andererseits ist nicht einschreiten unter gewissen Umständen keine Option für mich, und ich bin dankbar, dass das zumindest einige andere hier verstehen.


    Es ist natürlich auch immer ein bisschen die Frage, wie man es macht. Entschlossen aufzutreten ist gut, kontra geben ist fragwürdig, funktioniert aber bislang für mich gut (was meiner ungeduldigen Seite entgegenkommt, wie gesagt: Es gibt bestimmt jede Menge bessere Leute unter Euch), Pöbeleien oder anheizen sollte man sich aber natürlich sparen.


    Und: Immer schön auf Eigensicherheit achten. Vor Jahren bin ich mal eingeschritten, als ein Straßenschläger so einen Abiturienten auf offener Straße zusammengeschlagen hat (u.a. Nasenbeinbruch und Jochbeinbruch, angebrochene Rippen, weiß ich aus der Polzeiakte, ich war hinterher auch Zeuge). Der hätte mich fertig gemacht, also hab' ich mich nur auf 5m Abstand genähert und rumgeschrieen. Hat dazu geführt, dass er abgelassen hat. Irgendwas geht immer.

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Nachvollziehbar aber für mich einfach kaum machbar…

    Nachdem ich mal im Büro von einem Antragsteller angegriffen worden bin, ist bei mir die Hemmschwelle einzugreifen einfach zu groß geworden..

    Ich „friere“ bei solchen Situationen regelrecht ein…

  • Wir kommen ein bisschen vom Thema ab, aber da kann ich Selbstverteidigungskurse und eventuell ein bisschen Kampfsport schon empfehlen.


    Die Erfahrung des Einfrierens ist wichtig, weil das unsere Grundreaktion auf Gewalt ist. Aber sie ist natürlich die fatalste von allen. Aber man kann dem mit ein bisschen Schulung und ein bisschen Sparring entgegenwirken.

  • Wovor ich mehr Angst habe als ein blaues Auge wäre ein Messer in den Rippen.

    Da mache ich mir gar keine Gedanken drüber, bzw. war noch nie in einer Situation in der ich das für ein realistisches Szenario gehalten hätte. Aber wenn du die Angst hast, kann ich verstehen, dass das hemmt.

    Ich bin ja inzwischen großer Optimist, glaube an das Gute im Menschen und versuche einigermaßen angstfrei durchs Leben zu wackeln. Normalerweise klappt das auch ganz gut und bisher ist noch nichts passiert, was mich wieder zum Umdenken gebracht hätte. Aber es war psychisch und emotional ein langer Weg, bis ich dahin gekommen bin ;)

  • Zitat

    Vielleicht war er der Meinung, dass sie nicht mehr über die Fußgängerampel fahren hätte sollen.

    Rein rechtlich darf sie mit dem Rad nicht über Zebrastreifen/Ampel fahren, sondern muss schieben. So habe ich es zumindest gelernt. Wird aber tatsächlich nur von wenigen Radfahrern gemacht.

  • Hab' ich falsch geschrieben, sorry.


    Es war ein ordnungsgemäßer Fahrradüberweg. War am Aegi, wo die Radfahrer-Grünphasen eigentlich immer zu kurz sind, wenn nur ein bisschen Verkehrsaufkommen vorhanden ist.

  • Die Polizei Hannover war jedenfalls absolut unfähig. Ich schreib da die Tage nochmal ausführlicher zu.
    Die Pakete konnte ich jedenfalls noch zurückleiten. Die Ware sollte also zurück zum Versender gehen. Der klarna-Service war echt gut.


    Die Ware (2x980€) sollten zu einem Paketshop in Berlin gelangen. Wie dann die Abholung ohne meinen Ausweis verläuft, weiß ich nicht. Die Polizei Hannover hat mich gebeten, die Anzeige deshalb in Berlin zu stellen. Naiv wie ich mich, hätte ich gedacht, die nehmen das auf und leiten es weiter und prüfen dann mal, wer den Shop betreibt oder das Paket versucht zu holen.


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