Stimmung und Drumherum bei den 96-Pflichtspielen


  • Danke. Erinnert mich auch an die SPD, die bis in die 80er hinein in ihren Programmen die zunehmende Privatisierung des Öffentlichen, vor allem der Medien, kritisierte und vor allem Zeit für kritische Reflexion und Aufklärung (bspw. über neue Medien) einforderte...und sich selbst als Alternative zum Kommunismus und Kapitalismus anpries...nun, irgendwann kam dann u.a. Gerd...ein Haufen.

  • Ja, und die Situation hat sich seitdem enorm durch die zunehmende Kommerzialisierung und Konzentration der Presseorgane weiter verschärft. Von einer demokratischen Willensbildung kann schon lange keine Rede mehr sein.

  • An der Kommerzialisierung der Presse ist sicherlich das Internet nicht ganz unschuldig. Die Kostenlosmentalität muss zunehmends mit Werbung finanziert werden, für die nur Klicks zählen.


    Ist die nachlassende Qualität der Presse der Grund für die Rückgänge der Auflagen oder die rückläufigen Auflagen Grund für die nachlassende Qualität.


    Die Medien berichten zunehmend das, was die Leser lesen wollen, nicht das was tatsächlich passiert: große Echoräume. Auch das Fanmag ist ein Echoraum.

  • Ich habe hier lange nicht mehr gelesen und geschrieben. Stelle fest, geändert hat sich ggü. meines letzten Besuches nichts. Beide Seiten handeln für mich unverständlich. Kind, weil er die Podiumsdiskussion mit einer absurden Begründung absagt. Und die, die da ihre Schmähgesänge selbst dann intonieren, wenn wir im Ballbesitz sind oder eine Ecke ausführen, genauso.
    Ich kann Heldt verstehen. Ich glaube, dass er, Spieler und Trainer einfach nicht verstehen, dass der aktuelle sportliche Erfolg dieser sympathischen Mannschaft keine positiven Emotionen bei allen Anhängern des Fussballsports in dieser Stadt weckt, bzw. alle diese auch äußern. Für ihn, Trainer und Sportler geht es eben in erster Linie um Fussball, um den sportlichen Erfolg.
    Die ganze Situation erinnert mich an Brechts "Der kaukasische Kreidekreis". Zwei Mütter begehren einen Jungen. Ein Richter lässt einen Kreis um den Jungen zeichnen, die richtige Mutter werde ihn schon aus dem Kreis ziehen. Eine Frau zieht, eine lässt los. Sie könne den Jungen doch nicht zerreißen.
    Bei uns wird die Mannschaft im Streit zwischen Kind und einigen Anhängern zerrissen. Hier lässt keiner los. Die Mannschaft wird in dem Streit aufgerieben. Das hat sie nicht verdient. "Erfolg" des Boykotts hin oder her. Wer den Sport Fussball liebt und mit der Mannschaft seiner Stadt mitfiebert, kann das nicht gut finden. Im "kaukasischen Kreidekreis" spricht der Richter der Frau den Jungen zu, die losgelassen hat, um ihn nicht zu verletzen. Ich würde wetten, "unsere" Geschichte, wird ein bitteres Ende haben. Für alle. Weil das, was alle mal geliebt haben, bald zerstört ist.


    Nur wer ist hier der (unabhängige) Richter und was meint eigentlich das Kind (die Mannschaft) in der Mitte (auf welcher Basis?)...


    Nicht das, "was alle mal geliebt haben", wird zerstört. Denen, die "lieben", wird das, was sie "lieben", zunehmend von jemandem entrissen, dem diese (Selbst- und Nächsten)Liebe fremd ist; der sie ausnutzt für die eigenen Interessen. Das Problem ist Selbsterhöhung, Selbstgefälligkeit, ist das, was dieser (und sein Gefolge) pauschal jenen vorwerfen, anstatt mal selbst in den Spiegel zu blicken. Diesen Blick sollte auch Heldt, sollten auch die Spieler - genauso wie alle betroffenen Fans - wagen (dürfen), dann könnte ihre verständliche Kritik Ausgangspunkt für einen offenen Diskurs sein.

  • Ich habe hier lange nicht mehr gelesen und geschrieben. Stelle fest, geändert hat sich ggü. meines letzten Besuches nichts. Beide Seiten handeln für mich unverständlich. Kind, weil er die Podiumsdiskussion mit einer absurden Begründung absagt. Und die, die da ihre Schmähgesänge selbst dann intonieren, wenn wir im Ballbesitz sind oder eine Ecke ausführen, genauso.
    Ich kann Heldt verstehen. Ich glaube, dass er, Spieler und Trainer einfach nicht verstehen, dass der aktuelle sportliche Erfolg dieser sympathischen Mannschaft keine positiven Emotionen bei allen Anhängern des Fussballsports in dieser Stadt weckt, bzw. alle diese auch äußern. Für ihn, Trainer und Sportler geht es eben in erster Linie um Fussball, um den sportlichen Erfolg.
    Die ganze Situation erinnert mich an Brechts "Der kaukasische Kreidekreis". Zwei Mütter begehren einen Jungen. Ein Richter lässt einen Kreis um den Jungen zeichnen, die richtige Mutter werde ihn schon aus dem Kreis ziehen. Eine Frau zieht, eine lässt los. Sie könne den Jungen doch nicht zerreißen.
    Bei uns wird die Mannschaft im Streit zwischen Kind und einigen Anhängern zerrissen. Hier lässt keiner los. Die Mannschaft wird in dem Streit aufgerieben. Das hat sie nicht verdient. "Erfolg" des Boykotts hin oder her. Wer den Sport Fussball liebt und mit der Mannschaft seiner Stadt mitfiebert, kann das nicht gut finden. Im "kaukasischen Kreidekreis" spricht der Richter der Frau den Jungen zu, die losgelassen hat, um ihn nicht zu verletzen. Ich würde wetten, "unsere" Geschichte, wird ein bitteres Ende haben. Für alle. Weil das, was alle mal geliebt haben, bald zerstört ist.


    Ach Gottchen.


    Man mag das Argument schon fast nicht mehr bringen, aber an jedem durchschnittlichen Spieltag sind mind. 30.000 sog. Fans im Stadion, die der Mannschaft das wohlverdiente Fest bereiten und das Schweigen der Kurve übertönen können.

  • An der Kommerzialisierung der Presse ist sicherlich das Internet nicht ganz unschuldig. Die Kostenlosmentalität muss zunehmends mit Werbung finanziert werden, für die nur Klicks zählen.


    Ist die nachlassende Qualität der Presse der Grund für die Rückgänge der Auflagen oder die rückläufigen Auflagen Grund für die nachlassende Qualität.


    Die Medien berichten zunehmend das, was die Leser lesen wollen, nicht das was tatsächlich passiert: große Echoräume. Auch das Fanmag ist ein Echoraum.


    "Das Internet ist für uns alle Neuland" - mit kaum einen Satz hatte Merkel so recht wie mit diesem (vor allem in Bezug auf jene, die es (be)nutzen), kaum einer wurde (vor allem von jenen) so zerrissen wie dieser.

  • Genau, wie findet heute denn die Meinungsbildung statt? Meine Wahrnehmung sagt mir, dass derjenige, der über die erforderlichen Mittel verfügt, auch wesentlichen Einfluss auf die öffentliche Meinung ausübt. Das Internet hat natürlich die Kommerzialisierung verstärkt. Von vielen Diskussionen, auch mit Journalisten, weiss ich, dass für die reine Recherche immer weniger Zeit bleibt, in Printmedien Anzeigenkunden immer wichtiger im Vergleich zu Lesern werden und auch PR-Agenturen immer mehr Einfluss ausüben. Insofern überrascht die unkritische Haltung der regionalen Presse Herrn Kind gegenüber nicht wirklich .

  • Weil das, was alle mal geliebt haben, bald zerstört ist.


    Ich werde es immer lieben....
    Aber den Tenor Deiner Befürchtung teile ich, da die Auseinandersetzung immer irrationalere und destruktivere Züge annimmt.
    Sowohl auf der einen Seite, die sich der Diskussion nicht stellt und die ausgestreckte Hand der Fans wegschlägt, als auch auf der anderen, die m. E. in ihrem Protest die Verhältnismäßigkeit vernachlässigt und in weiten Teilen durchsetzt ist von Verstiegenheit und unklaren Zielvorstellungen.

  • Ich habe hier lange nicht mehr gelesen und geschrieben. Stelle fest, geändert hat sich ggü. meines letzten Besuches nichts. Beide Seiten handeln für mich unverständlich. Kind, weil er die Podiumsdiskussion mit einer absurden Begründung absagt. Und die, die da ihre Schmähgesänge selbst dann intonieren, wenn wir im Ballbesitz sind oder eine Ecke ausführen, genauso.
    Ich kann Heldt verstehen. Ich glaube, dass er, Spieler und Trainer einfach nicht verstehen, dass der aktuelle sportliche Erfolg dieser sympathischen Mannschaft keine positiven Emotionen bei allen Anhängern des Fussballsports in dieser Stadt weckt, bzw. alle diese auch äußern. Für ihn, Trainer und Sportler geht es eben in erster Linie um Fussball, um den sportlichen Erfolg.
    Die ganze Situation erinnert mich an Brechts "Der kaukasische Kreidekreis". Zwei Mütter begehren einen Jungen. Ein Richter lässt einen Kreis um den Jungen zeichnen, die richtige Mutter werde ihn schon aus dem Kreis ziehen. Eine Frau zieht, eine lässt los. Sie könne den Jungen doch nicht zerreißen.
    Bei uns wird die Mannschaft im Streit zwischen Kind und einigen Anhängern zerrissen. Hier lässt keiner los. Die Mannschaft wird in dem Streit aufgerieben. Das hat sie nicht verdient. "Erfolg" des Boykotts hin oder her. Wer den Sport Fussball liebt und mit der Mannschaft seiner Stadt mitfiebert, kann das nicht gut finden. Im "kaukasischen Kreidekreis" spricht der Richter der Frau den Jungen zu, die losgelassen hat, um ihn nicht zu verletzen. Ich würde wetten, "unsere" Geschichte, wird ein bitteres Ende haben. Für alle. Weil das, was alle mal geliebt haben, bald zerstört ist.


    Das Beispiel passt ganz und gar nicht. Ein Kind (wörtlich) würde beim Zerreißen tatsächlich körperlichen Schäden nehmen. Eine Fußballmannschaft nicht. Es sind Profis. Schlimmstenfalls finden sie das Drumherum Kacke und heuern woanders an. Dann kommen eben neue. In 2-3 Jahren werden wir sowieso eine komplett neue Generation haben.


    Außerdem passt das Beispiel nicht, weil es gar keinen Richter gibt. In unserem Fall würde (der) Kind reißen und das Kind behalten. Alle anderen gucken in die Röhre. Ende.

  • Damit argumentierst Du aber wie Kind, der das Ganze nur noch betriebswirtschaftlich sieht, und Du machst hier praktisch das Gleiche. Fußball ist der Beruf der Spieler, aber viele sehen das doch nicht nur als Job an, sie machen das, weil sie Bock haben zu kicken. Dazu gehört auch eine gute Stadionatmosphäre. Die Spieler funktionieren nicht in jeder Mannschaft und unter jedem Trainer genauso. Zudem haben sie in der Regel nur 10 bis 15 Jahre, in denen sie die volle Leistung erbringen können. Da kommt es auf jedes Jahr an, da kann man nicht sagern, na dann können sie ja wieder gehen.


    Hier ist dank Breitenreiter und der Zusammenstellung der Mannschaft zur Zeit ein Team entstanden, das sich gut versteht, in dem ein gutes Klima herrscht, und wo zum größeren Teil auch durch den Trainer Spieler weiterentwickelt werden. Gestern haben sie sich durch die Atmosphäre wohl auch daran gehindert gesehen, Freude am Spiel zu entwickeln - hätte ich auch nicht, wenn selbst bei Eckbällen und Torraumszenen nur Anti-Kind-Sprüche kommen. Das muss man auch mal sehen, so wichtig und notwendig ich den Protest halte. Vielleicht sich Protestformen überlegen, unter denen die Mannschaft nicht so leidet.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dahl ()

  • Sorry, aber die Annahme ist doch relativ naiv.


    Klar möchte ein Spieler eine gemütliche Atmosphäre haben und umjubelt werden. Wäre ja auch dumm wenn es anders wäre, aber im Grunde ist ihm egal wer da Fan oder Klubchef ist.


    In meiner Familie sind fast alle Fußballer, was glaubst du wie oft die die Vereine gewechselt und sich jedes Mal ein Handgeld eingestrichen haben.


    Da hat keiner nach Fans oder BigBoss gefragt, Hauptsache die Kohle stimmte.


    Und die Fans sind auch überall gleich, immer die Geilsten so in etwa.

    Einmal editiert, zuletzt von CR96 ()

  • Richtig Dahl! Wie sollen wir gute Spieler halten und neue dazugewinnen? Da kriegen wir nur noch Söldner, wegen der tollen Stimmung kommt keiner mehr zu uns.


    Und warum wird die Fanszene von der Presse und der Öffentlichkeit nicht ernst genommen?
    Weil man sich nie von Randale, Pöbeleien und Pyros distanziert hat!
    "Alte Luebe aus W16" hat dazu alles sachlich einwandfrei dargestellt. 100%ige Zustimmung von mir. Ich bin auch kein Kind-Jünger und sehe sein Handeln kritisch.
    Aber wie soll man Leute ernst nehmen, die Martin Kind als Sohn einer H. bezeichnen?
    Da fehlt uns als "denkfaule, naive Klatschpappen, Operettenpublikum, usw. " das Verständnis.
    So sind wir alle Verlierer. Unser klasse Team hat einfach lautstarke Unterstützung verdient!
    Leider sind wir auf der Westtribüne zu unorganisiert (und sicher auch ein großer Teil leider auch zu unmotiviert), um alleine für Stimmung zu sorgen.
    Ich hoffe, dass das Treffen mit den Fanclubs demnächst gute Ergebnisse bringt und alle offen für sachliche Kritik sind.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass wir uns beim Heimspiel wieder auf das Anfeuern unseres Teams konzentrieren können.

  • Mit dem Übertönen des Schweigens ist es aber gar nicht so leicht. Da muss man erstmal durchkommen.


    Ist aber auch blöd, wenn man will, dass die, die aktuell schweigen, nicht mehr schweigen oder gehen, damit die, die immer schweigen, wieder ihre Ruhe haben. Und Stimmung. Irgendwie.


    Das ist schon geil.

  • Mit dem Übertönen des Schweigens ist es aber gar nicht so leicht. Da muss man erstmal durchkommen.


    Ist aber auch blöd, wenn man will, dass die, die aktuell schweigen, nicht mehr schweigen oder gehen, damit die, die immer schweigen, wieder ihre Ruhe haben. Und Stimmung. Irgendwie.


    Das ist schon geil.

    Ist fast genauso blöd, wie zu erwarten, dass die, die die anderen sein sollen, für die man gerne herabsetzende Bezeichnungen findet, ein offenes Ohr für die eigenen Überzeugungen haben.

  • Ich habe hier lange nicht mehr gelesen und geschrieben. Stelle fest, geändert hat sich ggü. meines letzten Besuches nichts. Beide Seiten handeln für mich unverständlich. Kind, weil er die Podiumsdiskussion mit einer absurden Begründung absagt. Und die, die da ihre Schmähgesänge selbst dann intonieren, wenn wir im Ballbesitz sind oder eine Ecke ausführen, genauso.
    Ich kann Heldt verstehen. Ich glaube, dass er, Spieler und Trainer einfach nicht verstehen, dass der aktuelle sportliche Erfolg dieser sympathischen Mannschaft keine positiven Emotionen bei allen Anhängern des Fussballsports in dieser Stadt weckt, bzw. alle diese auch äußern. Für ihn, Trainer und Sportler geht es eben in erster Linie um Fussball, um den sportlichen Erfolg.
    Die ganze Situation erinnert mich an Brechts "Der kaukasische Kreidekreis". Zwei Mütter begehren einen Jungen. Ein Richter lässt einen Kreis um den Jungen zeichnen, die richtige Mutter werde ihn schon aus dem Kreis ziehen. Eine Frau zieht, eine lässt los. Sie könne den Jungen doch nicht zerreißen.
    Bei uns wird die Mannschaft im Streit zwischen Kind und einigen Anhängern zerrissen. Hier lässt keiner los. Die Mannschaft wird in dem Streit aufgerieben. Das hat sie nicht verdient. "Erfolg" des Boykotts hin oder her. Wer den Sport Fussball liebt und mit der Mannschaft seiner Stadt mitfiebert, kann das nicht gut finden. Im "kaukasischen Kreidekreis" spricht der Richter der Frau den Jungen zu, die losgelassen hat, um ihn nicht zu verletzen. Ich würde wetten, "unsere" Geschichte, wird ein bitteres Ende haben. Für alle. Weil das, was alle mal geliebt haben, bald zerstört ist.

    Was für mich in dieser - und ähnlichen - Argumentationen regelmäßig fehlt, ist die Ebene des Vereins, die Ebene Hannover 96. Nicht die Mannschaft ist das Kind, sondern Hannover 96. Mir fehlt eine Auseinandersetzung mit diesem Aspekt.