Stimmung und Drumherum bei den 96-Pflichtspielen

  • Ich kann ja den Frust einiger sehr gut nachvollziehen, aber es führt zu nicht viel.
    Fußballverrückte oder Ultras wird es immer geben und es werden sich auch neue Gruppen finden in
    den nächsten Jahren, die dann Stimmung machen. Denen ist es dann ziemlich egal, ob Hannover 96 ein
    traditioneller Verein ist oder eine Kapitalgesellschaft mit Gewinnabsicht. Hauptsache der Ball rollt ins richtige
    Tor und man kann abfeiern. Schwieriger wird es erst dann, wenn es wie in England läuft..nur noch Sitzplätze und diese derbe teuer..
    Ich persönlich bin Jahrgang '77 und hab viel mitgemacht mit 96 und finde es einfach schade, wenn sich Leute abwenden,
    die sehr viel Herzblut und Zeit in Hannover 96 gesteckt haben (sei es Auswärtsfahrten, kreative Choreos anfertigen, geile und
    vor allem sehr kreative Stimmung machen etc.pp)!

  • Entweder täuscht mich meine Erinnerung oder 96 hätte beim letztem Boykott danach zugegeben das ein Keil zwischen Fans treiben absolut eine schlechte Idee ist und nun machen sie dies in einer viel krasseren Form als damals.


    Nun braucht man den Mohr nicht mehr, er kann nun gehen.
    Dass so viele das sehen und schulterzuckend hinnehmen, dass da einer einen Reibach macht, das schockt mich manchmal schon noch. Und dass alles, was der Typ gemacht hat, reiner Selbstzweck gewesen ist, aber nie aus Überzeugung. Das ist, als sei es nach zwanzig Ehejahren, in denen der Partner geschlagen worden ist, durch Zeitablauf straffrei geworden.

  • Ja, das ist mehr als eine B-Seite bei der ganzen Geschichte, sehe ich ja auch so. Für mich persönlich stellt sich aber die entscheidende Frage, was eine vermeintlich (nehmen wir die Vorgänge der letzten Mitgliederversammlungen als Maßstab) demokratischen Entscheidung zu Gunsten der Übernahme besser gemacht hätte. Also in Bezug auf meinen Umgang mit 96 eher nix. Das wäre zwar ein durch Mitglieder legitimierter Prozess, den ich viel besser akzeptieren könnte. Aber: Als Produkt stünde da dann auch ein Investorenclub. Ich würde Martin Kind nicht so vollumfänglich ablehnen, wie ich es jetzt tue. Aber: Meine Kohle würde ich dem trotzdem nicht mehr in den Rachen werfen.

    Einmal editiert, zuletzt von Besco ()

  • Das Interessante ist ja, dass wirklich kein einziger Mensch, der für 50+1 und gegen die kindsche Übernahme ist, das Fettgedruckte in diesem Zusammenhang nicht genauso sieht. Das sollte eigentlich jeder, der sich hier zu dem Thema äußert, schon lange, lange Zeit verinnerlicht haben.

    Einmal editiert, zuletzt von strunz ()

  • Fußballverrückte oder Ultras wird es immer geben


    Nenn mich ruhig naiv oder fußballromantisch verklärt, aber das wage ich massiv zu bezweifeln. Wo ich mitgehen würde, wäre die These, dass die Stadien auch in Zukunft voll sein werden.

  • Fußballverrückte oder Ultras wird es immer geben


    Nenn mich ruhig naiv oder fußballromantisch verklärt, aber das wage ich massiv zu bezweifeln. Wo ich mitgehen würde, wäre die These, dass die Stadien auch in Zukunft voll sein werden.



    Du meinst also: die Stadien sind auch in Zukunft ultravoll? ;)

  • Wenn der erste Spieltag sich schon beklemmt angefühlt hat, wird nach dieser Entscheidung die Saison nicht besser. Es wird mir dennoch sehr schwer fallen, nach gut 12 Jahren die Dauerkarte nicht mehr zu verlängern. Die aktuelle Dauerkarte wird nun nur noch ausgesessen, bezahlt ist schließlich bezahlt. Eventuell komme ich dann noch irgendwann mal wieder um mich für ein Spiel zu gruseln. Bin ja gespannt, wie das Urteil angenommen wird und ob es eine Lunte angezündet hat.

  • Es ist mir jedoch aufgefallen, dass auf diesen vielen Seiten bzw. trotz der vielen Seiten nur relativ wenige User an der Diskussion teilnehmen. Von Leuten wie z.B. Leonard, Pokalheld, Welfenprinz, Mr. Mo, Prickel oder Bonez liest man nichts bzw. so gut wie gar nichts. Schade, weil mich persönlich die Meinungen dieser Fanmagger immer interessieren. Und weil sie das Stimmungsbild abrunden würden.


    Ich bin nicht im Thema drin und habe daher nichts von Belang beizutragen.


    Ich sage nur Danke an alle, die sich in den letzten Monaten und Jahren für den Verein engagiert haben, um das abzuwenden, was heute vielleicht durch ist.

  • 96 hat sich bei mir per Mail für meine Stimmung bedankt. Das finde ich nett und das hamse noch nie gemacht. Da merkt man plötzlich was ich 96 noch Wert bin.

  • Lies azzurro und der Himmel über Dir ist himmelblau!


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    Und dies an einem so grauen Tag in so vielen Themen - herzerfrischend!


  • Und dies an einem so grauen Tag in so vielen Themen - herzerfrischend!


    Wer fünf Jahre nicht gepostet hat, der hat halt einiges nachzuholen. :D

    5 Jahre Stimmungsboikott :doh:

  • Dieser Faden hier beschäftigt mich sehr - auch wenn ich dazu bisher nichts beigetragen habe. Ich wurde mit 7 Jahren zu 96 sozialisiert. Mein Vater hat mich einfach mal mit ins Stadion genommen. So oder so ähnlich ging es bestimmt vielen hier.


    Vorhin war eine interessante These zu lesen, die mich etwas nachdenklich gemacht hat. Ich vermute mal, die meisten hier sind in Hannover geboren, aufgewachsen oder hier her gezogen. Es gab ja mal Zeiten, an die ich mich noch erinnern kann, da waren Arminia, OSV und später sogar Sportfreunde Ricklingen auf Augenhöhe. Was wäre gewesen, wenn z. B. Arminia in Hannover die Nr. 1 geworden wäre? Wären wir dann nicht auch alle im Stadion, um 1. Bundesliga zu schauen? Oder ist es wirklich "genau" der Hannoversche Sportverein von 1896, der uns so fasziniert, dass wir ihn auch in der 5 Liga lieber sehen würden, als z. B. OSV Hannover in der 1.? Was meint ihr?

  • An dieser Stelle will ich nochmal etwas loswerden, weil ich das "Phänomen" äußerst spannend finde.


    In meiner zweiten Heimat (Kroatien) gibt es Beispiele am lebenden Objekt wie es weitergehen kann nach der Übernahme eines Vereins durch einen Investor. Diese Beispiele haben mich erstaunt und tun es nach wie vor.


    Dort unten, muss man dazu wissen, sind die Menschen nicht nur sehr religiös, sondern auch sehr stark geprägt von der Geschichte des Landes bzw. der Region . Die Menschen stehen überwiegend (obwohl wir 2017 haben) dem Kapitalismus und allem was dazugehört mehr als nur kritisch gegenüber. Es herrschen mafiöse Strukturen allerorts, Misstrauen gegenüber Wohlhabenderen und eine Glorifizierung des Sozialismus..ja, manchmal sogar noch des Kommunismus. Das hat um ehrlich zu sein auch einen gewisschen Charme. Ich liebe die Menschen und deren Mentalität da unten (obwohl ich die sozialistische Denke nicht begrüße).


    Im Folgenden nehme ich nun den HNK Rijeka als Beispiel dafür wie verrückt Fußball sein kann.


    Der Club: Er war damals der allererste in Kroatien, bei dem eine Mannschaft sich zusammengefunden und einen Verein gegründet hat; Tradition hoch 10. Viele Neugründungen folgten, Fusionen mit anderen Vereinen etc. bis dann schließlich nach Ende des 2. WK der Club gegründet wurde so wie er heute noch namentlich besteht. Sportlich ging es denen ähnlich wie uns.. Pokal mal gewonnen aber in der Meisterschaft nie was gerissen, dazu meist Rumpelfussball.


    Die Fans: Man nehme unsere damalige Rote Kurve und verzehnfache sie in ihrer Anzahl. Eine unfassbar leidenschaftliche, emotionale, traditionalistische Anhängerschaft unter dem Dach der "Armada". Diese Gruppierung umfasst alle aktiven Fans und wäre bei uns so etwas wie Rote Kurve, UH, ehem. BN etc. in einem vereint. Sozial engagiert, vom Verein respektiert und gefördert, in ihrer Einstellung 1000% gegen den modernen Fußball und äußerst fanatisch.


    Und nun kommt das (für mich) vollkommen überraschende. Vor ein paar Jahren wurde der Club verkauft! An einen Italiener. Einen wohlhabenden Investor. Einen, der nun nicht nur diesen Klub, sondern auch noch einen Verein in Italien besitzt. Einer, gegen den unser Gröpaz wie ein kleiner Fisch erscheint. Einer, der 0 Interesse an der Region hegt, keinen persönlichen Bezug oder dergleichen hat.


    Da fragt man sich: Wie konnte das passieren? Wie konnte eine so dermaßen Kapitalismus-verneinende, traditionsbewusste, und einflussreiche Organisation wie die Armada das gutheißen und nicht verhindern? Und vor allem: Warum machen die Jungs immer noch genauso starken Support, warum stört es sie kein bisschen, warum leben sie ihr Fanleben aus als wäre nicht gewesen?


    Tja.. unterhält man sich mit den Fans vor Ort, fallen immer wieder die Worte: "wir sind froh, dass sich jemand für unseren Club interessiert und bereit war, Geld zu investieren." und "wir freuen uns, dadurch erfolgreicher spielen zu können, es machen ja auch andere Clubs".


    Ich war perplex damals als ich diese Entwicklung verfolgte. Und heute kann ich diese Entwicklung von A bis Z bei meinem Club hautnah verfolgen (leider). Die Parallelen und Unterschiede sind interessant. Aber die Quintessenz der Geschichte war bzw. ist für mich: Wenn in einem derart historisch veranlagten, traditionsbewusstem und monetär-kritischem Land eine riesige Fanbewegung einen Investor willkommen heißt und jeden Spieltag anfeuert als gäbe es keinen Morgen - dann, ja dann werden auch hier die aktiven Fans bleiben oder sich neu finden und für Stimmung sorgen so wie es in der 50+1 Ära war. Die ganze heiße Luft und die Untergangsszenarien werden sich abmildern und man wird sehen; so schlimm ist es eigentlich gar nicht wie erwartet. Nicht schön, nicht wie gewollt, nicht mehr so traditionsreich. Aber auch nicht als wäre der Sensenmann durch die Eilenriede geritten. Ich selber kann es mir auch noch nicht vorstellen und bin gespannt wie ich mich emotional entwickeln werde. Aber die Beispiele von Klubs wie diesen machen mir Hoffnung.


    Achja: Der Klub wurde vergangene Saison zum ersten Mal in seiner Geschichte kroatischer Meister, dazu noch das Double erreicht. Nach jedem Spiel knallt Feuerwerk vom Stadiondach (hier würde man Eventisierung vorwerfen). Und die Fans? Sie sind überglücklich darüber und freuen sich über den Erfolg, der ohen Investor ein ganzes Jahrhundert nicht möglich war.


    Verrückte Fußballwelt.

    Einmal editiert, zuletzt von Uhrgestein ()