Deutsche Bahn

  • Wie gesagt, das Machtbestreben Weselskys möchte ich nicht leugnen. Ich halte es aber nur für einen Faktor für die Streiks. Die Zahlen in den Angeboten der Bahn zeugen für mich eben schon davon, dass Streiks angemessen und nicht, wie die taz postuliert "unnötig" sind. Meinetwegen können wir uns irgendwo bei "überzogen" oder "voreilig" treffen, aber "unnötig" ist eine verwunderlich deutliche Position bei der Gemengelage.

  • https://www.merkur.de/wirtscha…eiter-bonus-90253664.html


    Vom März. Der Artikel bezieht sich auf Infos vom spiegel


    Bahn-Chef Richard Lutz und seine beiden Vorstandskollegen Ronald Pofalla (Netz) und Berthold Huber (Personenverkehr) sollen ab 2023 zehn Prozent mehr Gehalt bekommen. Das berichtet der Spiegel. Lutz stünde dann im Zuge seiner Vertragsverlängerung ein Fixgehalt von 990.000 Euro zu statt der bisherigen Fixvergütung von 900.000 Euro. Bei Huber und Pofalla solle die feste Vergütung jeweils von 650.000 Euro auf 715.000 Euro steigen. Das Gehaltspaket solle kommende Woche durch den Aufsichtsrat beschlossen werden.

    10 % mehr Fixgehalt. Da sind die Boni noch nicht dabei. Da ist das Argument der schlechten finanziellen Situation der Bahn als Begründung für die geringe Lohnerhöhung obsolet.

  • Wie gesagt, das Machtbestreben Weselskys möchte ich nicht leugnen. Ich halte es aber nur für einen Faktor für die Streiks. Die Zahlen in den Angeboten der Bahn zeugen für mich eben schon davon, dass Streiks angemessen und nicht, wie die taz postuliert "unnötig" sind. Meinetwegen können wir uns irgendwo bei "überzogen" oder "voreilig" treffen, aber "unnötig" ist eine verwunderlich deutliche Position bei der Gemengelage.

    Wenn bei anderen Eisenbahnverträgen und im öffentlichen Dienst die Tarifverträge abgeschlossen wurden, die die GDL jetzt fordert, dann ist wohl kaum das Machtstreben Weselskys ein Faktor für den Streik, sondern eher der Versuch der DB, die Löhne unter das branchenübliche zu drücken.


    Wie man Streiks nach monatelangen Verhandlungen, sechs Monate nachdem die Tarifverträge ausgelaufen sind, als "voreilig" bezeichnen kann, verstehe ich auch nicht so ganz.

  • Was ist denn das für ein scheiß Streik, bei dem trotzdem tausend Züge (pünktlich) fahren? Können die überhaupt irgendwas bei der GDL?

  • Beim letzten Streik stand ich auch mit dem Fahrrad an einer geschlossenen Bahnschranke. :sauer:


    Achso, gestern auch. Für einen Güterzug nach 17 Uhr!!!:sauer::sauer:

  • Verhandlungsbereitschaft :kichern:


    Wenn ich das richtig sehe, hat die GdL bereits mit jedem privaten Bahnbetreiber eine Einigung erzielt, nur mit der DB noch nicht.

  • Wobei es von der GDL jetzt mindestens PR-technisch ein schlechter Move ist, das neue Angebot kategorisch auszuschlagen, anstatt wieder an den Verhandlungstisch zurück zu kehren. Ich halte das neue Angebot - soweit mir bekannt - auch inhaltlich für fair genug, um wieder zu verhandeln. Da ist dann bei mir auch irgendwann der Kipppunkt erreicht, an dem ich kein Verständnis mehr für den Streik habe.

  • Den schlechte Move sehe ich eher beim Bahnvorstand:


    - Das eigene Festgehalt kräftig erhöhen, aber beim Personal sparen wollen.

    - Neue Angebote zuerst über die Medien verbreiten, um den Verhandlungspartner unter Druck zu setzen.

    - Wenn die eigene Taktik nicht aufgeht, die Gerichte bitten, den Verhandlungspartner in die Schranken zu weisen.

  • Trotzdem stimme ich sasa (erstmal) zu. Was die Bahn bietet, entspricht genau den Forderungen der GDL um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Ein verbessertes konkretes Angebot sowie eine Zusage zur Sonderprämie. Aber vielleicht fehlt da auch was, mit den Betriebsrenten war ja auch noch irgendwas. Über eine Begründung zur Streikfortsetzung wäre ich erstmal gespannt.

  • Die GDL möchte Gehaltserhöhungen in diesem Jahr, die Bahn erst ab 2022. Die Laufzeit ist auch sehr unterschiedlich.

    Die GDL möchte eine Corona Prämie von 600€, die Bahn von bis zu 600€.


    Das sind schon sehr grosse Unterschiede.

    Aber 10% mehr für Lutz und Pofalla machen ja den Kohl nicht fett...

  • Das Thema passt in mehrere Threads, ich packe es aber mal hier rein. Unter Besser weiter gibt es für Abonnenten eines ÖPNV-Tickets als Dankeschön für die vergangenen Monate vom 13. bis 26.09. ein kostenloses Upgrade auf ein "Deutschland-Abo". Die Fahrkarte des GVH gilt dann beispielsweise in 90% der anderen Nahverkehrsverbünde ebenfalls als Ticket. Zusätzlich im Nahverkehr der DB. Wenn man die Zeit für viele Umstieg hat, kann man sich damit also theoretisch sogar komplett kostenlos durch ganz Deutschland bewegen.

  • Und wer sich dafür registriert, kann auch eine Probe-BahnCard 25 für 9,90 statt 17,90 bestellen. "Probe" heißt nicht, dass man vorher keine gehabt haben darf, sondern ist die Bezeichnung für eine Drei-Monats-BahnCard. Die ist auf die Laufzeit gerechnet normalerweise etwas teurer als die normale BC, durch die Aktion aber günstiger. Habe ich eben als Anschluss an meine derzeitige BC 25, die Ende Oktober ausläuft (und die ich natürlich gekündigt habe, keine Sorge ;)), bestellt.

  • Alte_Liebe Das ist noch nicht mal der Knackpunkt, wenn ich Weselsky heute Morgen im NDR richtig verstanden habe. Das wären tatsächlich auch von GdL-Seite her Aspekte, über die man am Verhandlungstisch reden kann.


    Der Knackpunkt ist aber:

    Weselsky forderte ein Angebot, dass es der Gewerkschaft ermögliche, einen Tarifvertrag für sämtliche Mitglieder in den verschiedenen Betrieben der Bahn abzuschließen.

    Im 6 Minuten-Interview: https://www.swr.de/swr2/leben-…erichte-gestoppt-100.html


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    Fun fact: Es gibt einen zuverlässigen Weg, künftige Streiks zu vermeiden. Man nennt es Beamtentum.

  • Es geht dabei um die Anzahl der Mitglieder in den Betrieben. Lt. GDL rechnet die Bahn die Pensionierten dabei mit.

    Aber egal. Durch das Tariftreue Gesetz werden kleine Gewerkschaften verhindert und z.B. Verdi stark unterstüzt. Die grossen können aber nicht alle Belange im Betrieb unter einen Hut bringen und streben eigentlich Abschlüsse an, die den meisten gerecht werden. Leider fallen dann einige durch das Raster.


    Beamtentum geht bei der Bahn nicht mehr, da privatwirtschaftlich. Die restlichen Beamten haben Bestandsschutz und mussten übernommen werden.

  • So richtig privatisiert wurde die Bahn aber nicht, sie ist doch zu hundert Prozent in Staatbesitz. Kein privater Investor würde so ein inkompetentes Management dulden!

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  • Zum Glück wurde sie nicht richtig privatisiert. Jedes Land, das sowas gemacht hat, hat es bitter bereut und teuer bezahlt.


    Für Neuseeland bedeutet der Entscheid eine dramatische Abkehr von der radikalen Welle der wirtschaftlichen Reformen der 80er- und 90er-Jahre. Im Rahmen umfangreicher mikro- und makroökonomischer Reformen war 1993 auch das Bahnnetz privatisiert worden. Doch die Erwartungen der Befürworter der Reformen erfüllten sich nicht. Statt zu verbesserten Dienstleitungen führte die Privatisierung zu einer Verschlechterung des Angebots und des Unterhalts der Anlagen. "Der Verkauf unseres öffentlichen Bahnsystems war eine schmerzhafte Lektion für Neuseeland", so Michael Cullen am Montag.

    Hohe Preise, zu kleine Züge, Chaos bei Fahrplanwechseln: Die britische Regierung will die Bahnprivatisierung zurücknehmen und Kontrolle über das Schienennetz übernehmen.

    Weder Perón noch die folgenden Regierungen hätten den Niedergang aufgehalten, sagt der Bahn-Historiker. Im Laufe der Jahrzehnte schrumpfte das argentinische Zugnetz immer weiter zusammen. Als verheerend erwies sich die Privatisierungspolitik von Präsident Carlos Menem in den 1990er Jahren. Unternehmen bekamen vom Staat Millionensubventionen für den Betrieb der Nahverkehrszüge, die im Großraum Buenos Aires ein wichtiges Transportmittel sind. Ein korruptes Netz von Funktionären und Firmen entstand – und die dringend notwendigen Investitionen in Züge und Streckennetz blieben aus. Die tragische Konsequenz: Das Zugunglück im Once-Bahnhof 2012 mit 51 Toten.

    „Erst da begann die damalige Regierung, zu handeln“, sagt López.

    Estlands Eisenbahn und die misslungene Privatisierung

  • Na, da gibt es ja noch ein anderes Prominentes Beispiel:

    Die deutsche Post (gelbe und graue)

    Wäre die nicht privatisiert worden, hätten wir an jeder Milchkanne schon Glasfaser. Die waren nämlich dazu verpflichtet und nicht so wie die Telekom jetzt "Schaun wa mal".

    Ach, waren das noch Zeiten, wo es Oberpostdirektionen gab und nicht wie jetzt, wo Zuständigkeiten jährlich durch die Republik wandern.