Radfahren in Hannover

  • Hier gibt es den Verkehrssicherheitsbericht 2020 zu Hannover. Wie von Donnergott bereits gesagt, leider ohne Übersicht, wer gegen wen verunfallt ist.


    Aber aus den Niederlanden kenne ich so eine Gegenüberstellung (habe ich auch schon ein paar Mal hier gezeigt). Lesehilfe: Als Fußgänger gegen Autos antraten, starb kein Autofahrer, aber 36 Fußgänger. Als LKW gegen Autos antraten, starb 1 LKW-Fahrer, aber 29 Autofahrer. Als LKW gegen Radfahrer antraten, starb kein LKW-Fahrer, aber 19 Radfahrer.

    -> Daher leitet sich die Formulierung "schwächere Verkehrsteilnehmer" ab.


    Und aus Österreich finde ich eine Gegenüberstellung über die Unfallverursacher und deren Opfer. Lesehilfe: 2.161 Mal war der Autofahrer gegen den Radfahrer schuld. Umgekehrt war 837 Mal der Radfahrer gegen den Autofahrer schuld. 167 Mal war der LKW-Fahrer gegen den Fußgänger schuld. Umgekehrt war 52 Mal der Fußgänger gegen den LKW-Fahrer schuld.

    -> Daher leitet sich die Forderung ab, endlich mit dem victim blaming aufzuhören, das suggeriert, die verunfallten Schwächeren seien selbst schuld wegen falscher Kleidung, Handynutzung, Rotlichtverstößen o.ä.


    Ja, Straßenverkehr geht nur miteinander. Das stimmt. Aber damit ist die Messe noch nicht ausgelesen. Es braucht auch die passende Infrastruktur. Ein Wohngebiet ohne Bürgersteige bringt immer erhöhte Autonutzung und Verkehrskonflikte. Eine Stadt ohne echte Radwege bringt immer erhöhte Autonutzung und Verkehrskonflikte.

    -> Daher leitet sich die Forderung nach einer Verkehrswende statt bloß einer Antriebswende ab.


    Wer nur auf Verhaltensappelle baut, baut auf Sand. Das hatten wir die letzten 60 Jahre, das Blatt ist ausgereizt. Jetzt ist Zeit für Level zwo.

  • Wenn ich diese niederländische Grafik richtig lese, hast Du eine Zahl nicht wiedergegeben: 64 tote Radfahrer durch Unfälle mit Autos. (Hingegen keine toten Autofahrer bei Unfällen mit Rädern.)


    Statistisch ist es natürlich unzulässig, diese Zahlen so zu kombinieren, wie ich es jetzt tue.


    Ich behaupte aber trotzdem: 64:0 "für" Autos bei ~ 2,6 mal so oft Unfallschuld bei Autofahrern, statt umgekehrt.


    Das gibt schon ganz gut wieder, wie man sich als Radfahrer in der Stadt fühlt. Ständig muss man aufpassen, und zwar nicht, um keinen Unfall zu bauen, sondern um nicht Opfer eines solchen zu werden. Weil ständig gravierende Konsequenzen drohen.


    Der Autofahrer ist einfach nur genervt, weil er aufpassen muss. Bedroht wird er durch Radfahrer in jedem Fall nicht. Nicht diese Art der Bedrohung. Aber auch vor diesem Hintergrund lassen sich halt viele nicht nehmen, andauernd über Radfaher zu schimpfen.

  • Ich habe beide Graphiken nur teilweise hier wiedergegeben. Stichprobenartig als Lesehilfe. Wie Jürgen von der Lippe damals bei Geld oder Liebe, als er an der Tafel erklärt hat, wie man seine Endziffer auswählt ;)

  • 64 tote Radfahrer durch Unfälle mit Autos. [...]

    Das gibt schon ganz gut wieder, wie man sich als Radfahrer in der Stadt fühlt. Ständig muss man aufpassen, und zwar nicht, um keinen Unfall zu bauen, sondern um nicht Opfer eines solchen zu werden. Weil ständig gravierende Konsequenzen drohen.

    Gerade vor 2 Stunden wurde mein 5 jähriger Sohn fast totgefahren. Die Ampel an der Fritz-Beindorf-Allee über die Walderseestraße für Radfahrer und Fußgänger wird grün, er sortiert seine Füße auf die Pedale und fährt los... und dann brettert in 15 cm Abstand quer vor ihm lang ein roter Sportwagen. Wenn der meinen Sohn erwischt hätte, wäre der 30 Meter weit geflogen... und das Auto wäre kaputt.


    Klar, es ist nichts passiert, so eine Situation taucht in keiner Statistik auf. Bezeichnend für die unterschiedliche Gefährdung der Verkehrsteilnehmer ist sie aber schon. Und ich bin immer noch schockiert.

  • Ich kenne solche Situationen. Zum kotzen. Sitzt einem eine Weile in den Knochen, und dem Kind noch länger.


    Gut, das nichts passiert ist!

  • oh Darko, dass liest man tatsächlich mit Gänsehau. Grnau über die Ampel fahre ich jeden Tag.


    Die hat ja auch keine Grünphase, sondern nur Geld und Rot.

  • Körperlich ist bei ihm und mir (wie beschrieben) alles in Ordnung, zumindest mir sitzt der Schreck noch in den Knochen. Mal hören, wie und wann er die Situation nochmal anspricht.


    Mir macht das nochmal deutlich, das einmal so eine Situation schon eine zuviel sein kann. Ein "sonst halte ich mich an rote Ampeln/passe ich auf" hilft im Zeifelscall nicht.

  • Habe es letztes Jahr schon mal geschrieben:


    Es is unfassbar, wie viele geistig unterbemittelte Radfahrer unterwegs sind.


    Ich spiele auf die anscheinend immer größere Anzahl an Radlern an, die meinen, dass freihändig fahren der "heisse Scheiss" ist.


    Egal ob nasse oder schlechte Wegstrecke, ob mit Bier, Handy in der Hand oder Noisecancellingkopfhörern, es werden gefühlt immer mehr.


    Was istmit euch eigentlich nicht in Ordnung?

  • Auch wenn ich dir da größtenteils zustimme, Wasi, es sind die Menschen auf dem Fahrzeug, die sind nicht per se Radfahrer. Ich freue mich über jeden Klappskopp, der statt Auto zu fahren aufs Rad steigt. Das ist zwar auch nicht wirklich sicher, aber um ein vielfaches sicherer, als wenn sich solche Idioten im Auto fortbewegen.

  • Ach, man muss das nicht immer alles relativieren. Das sind unvorsichtige Idioten, und die meisten von denen haben nicht mal einen Führerschein. Weil is‘ uncool, son Führerschein.