Videoschiedsrichter/VAR

  • Man hat sich am TV mehr daran gewöhnt, als live im Stadion. Zumindest empfinde ich das so. Irgendwie ist es schon wesentlich fairer (ja, es gibt auch wenige Ausnahmen). Ich weiß nicht so recht wohin damit. Es gibt gute und schlechte Argumente dafür. Als Gerechtigkeitsmensch tendiere ich fast schon dahin zu sagen: mehr Gerechtigkeit vor Emotionalität. Aber so richtig wohl fühle ich mich damit trotzdem nicht.

  • Ich war in der abgelaufenen Saison hauptsächlich bei den Wölfinnen im Stadion und muss sagen, dass es wirklich befreiend ist, bei einem Tor einfach zu jubeln. Andererseits gab es zum Teil so absurde Fehlentscheidungen, dass ich mir zumindest kurz den VAR gewünscht hab!

  • Ich glaube, der Ursprungsgedanke, dass der VAR nur bei groben Fehlentscheidungen eingreifen soll, ist verloren gegangen. Wenn inzwischen fünfmal eine Super-Slomo aus zig Perspektiven herhalten muss, um eine Entscheidung zu treffen, oder auf den Zehntelmillimeter entschieden wird, ob jemand im Abseits stand, nimmt das dem Sport den Spielfluss.

  • Dieser Trend seit der EM, nicht mehr zu zeigen, was sich der VAR anguckt, sondern einfach stumpf eine Minute lang ne Nahaufnahme vom Schiri zu zeigen, der beschwichtigende Armbewegungen macht. Es nervt.

  • Die Regel sollte beim Abseits auch dahin geändert werden, dass bei vermeintlichen Fehlentscheidungen nur eingegriffen werden darf, wenn die Abseitsstellung ohne kalibrierte Linie sicher erkannt wird. Sollte eine KI das irgendwann in sekundenschnelle richtiger entscheiden können, dann meinetwegen. Mit der Torlinientechnik bin ich ja auch einverstanden. Aber das Hauptaugenmerk sollte auf der schnellen Entscheidung und Fortsetzung des Spiels liegen. Sowas wie das erst sehr spät nicht gegebene 2:0 nimmt mir die Lust auf Fußball.

  • Zumal ich mich frage, ob ein angebliches "Mü" wie bei Nielsen überhaupt, sei es auch von der besten KI, zweifelsfrei dargestellt werden kann. Bei einem "Mü" musst du die Zehenberührung durch den Passgeber ja quasi mit der Sensitivität eines auf Hintergrundrauschen kalibrierten Seismographen nachweisen können. Stattdessen müsste man eigentlich den umgekehrten Weg gehen. Also einen Unschärfebereich definieren, der dann eben gleichbedeutend mit "gleicher Höhe" ist. Und solange dieser Bereich getroffen wird, schaut man halt nicht weiter rein, sondern interpretiert es als Nicht-Abseits.

  • Kann man Abseits mit bloßem Auge nicht erkennen, sollte gelten: "Im Zweifel für den Stürmer."

    Meine Ehefrau und ich haben gestern bei unserem Spiel in der ersten TV-Einstellung gleich gesagt "Oh, oh - das wird wohl Abseits gewesen sein".

    Wir hätten nicht gedacht, dass es doch so knapp war.


    Unsere bloßen Augen hatten zwar Recht oder irgendwie doch nicht. Diese bloßen Augen täuschen sich eben bisweilen. Übrigens gar nicht mal so selten.


    Bei zwei gegenläufigen Bewegungen in Verbindung mit hoher Geschwindigkeit wie gestern wird es schwieriger und da habe ich Verständnis, dass es nicht sofort entschieden werden kann.


    Vorgestern im Spiel des BVB gab es Ärger wegen eines vermeintlichen passiven Abseits, als Kobel die Sicht versperrt wurde (oder eben nicht). Ganz ohne VAR.


    Gestern regt sich Dino Toppmöller in der letzten Szene beim Spiel seiner Frankfurter gegen LEV auf "Wozu haben wir den VAR, wenn er nicht eingreift". Ähnlich wie mancher Reporter scheint Toppmöller immer noch nicht begriffen zu haben, dass der VAR nicht "eingreift", sondern dem Schiri hilft, also assistiert. Toppmöller und die vielen anderen Experten wissen im übrigen gar nicht, ob der Video-Schiedsrichter sich bei Brych gemeldet hat. Fakt ist, dass Brych entschieden hat, auf die Hilfe seines Video-Assistenten zu verzichten (sich die Szene also nicht nochmal am Monitor anzusehen) und Fakt ist weiterhin, dass Brych zu entscheiden hat und nicht der VAR. Es entscheidet also immer der Schiedsrichter auf dem Platz - mit oder ohne Hilfe seines Assistenten im Kölner Keller. Insofern hätte Toppmöller (nur) den Schiedsrichter kritisieren können.

  • Wurde gerade im Dopa thematisiert. Die Erklärungen des Funktionärs Kircher habe ich nicht so kapiert. Der VAR habe dieselben Bilder wie der Schiri auf dem Platz, das war mir zumindest neu.

    Was Kai sagt, leuchtet mir ein. Der VAR kann den Schiri 10x auffordern, sich das nochmal anzuschauen, kann der sich aber ein Ei drauf pellen.


    Edit: Für mich auf dem Sofa i.ü. ein klarer Elfer. Im Handball wären das zwei Minuten und 7 m, weil in der Luft gestoßen/geschubst.

    2 Mal editiert, zuletzt von 4no1 ()

  • Also einen Unschärfebereich definieren, der dann eben gleichbedeutend mit "gleicher Höhe" ist. Und solange dieser Bereich getroffen wird, schaut man halt nicht weiter rein, sondern interpretiert es als Nicht-Abseits.

    und was passiert, wenn jemand ein Mü aus diesem Unschärfebereich rausragt? Dann hat man doch genau die gleiche Diskussion, nur halt nicht mehr darüber ob der Zehennagel über der Abseitslinie ist, sondern darüber ob der Zehennagel über den Unschärfebereich der Abseitslinie ragt.

    Nee sorry, ich bleibe da lieber bei dem Motto weniger Hilfsmittel und regeln.