• Genau darin sehe ich sogar ein Risiko dafür, dass 50+1 doch noch gekippt wird.

    Sehe ich genauso. Man wird wohl kaum den Klubs mit Ausnahmegenehmigung diese wieder entziehen. Also ginge der Weg zum fairen Wettbewerb nur darüber, die Ausnahme zur Regel zu machen.

  • Das Kartellamt hebt die positiven Seiten von 50+1 aber schon dermaßen deutlich hervor, dass man sich beim DFB nicht so ohne weiteres davon verabschieden kann, zumal es nicht lange her ist, dass - auf Initiative von Union oder St. Pauli, meine ich - die DFL-Mitglieder 50+1 ausdrücklich bestätigt haben.

    Läuft eigentlich ganz gut. :engel:

  • Ich sehe die Begründung aber auch als Watschn für die DFL/DFB. Nämlich, dass man seine eigenen Regeln in der Vergangenheit nicht konsequent angewendet hat. Genau darin sehe ich sogar ein Risiko dafür, dass 50+1 doch noch gekippt wird.


    Die Gefahr besteht tatsächlich weiterhin.


    Der gewaltige Pferdefuß in der Verlautbarung des Kartellamts lautet nämlich wie folgt:


    "Nach vorläufiger Einschätzung hat das Bundeskartellamt aber in der Gesamtschau Bedenken gegenüber der derzeitigen Fassung von Grundregel in Kombination mit der Förderausnahme.


    Bezieht man die Förderausnahme in ihrer derzeitigen Fassung in die Betrachtung mit ein, so stellt sich die Wettbewerbsbeschränkung als unverhältnismäßig dar
    . Es bestehen dann Zweifel an der Eignung zur Verfolgung der mit der 50+1-Grundregel verfolgten Zielsetzung. Denn durch die Gewährung der Förderausnahme wird in den betroffenen Klubs der beherrschende Einfluss des Muttervereins ausgeschaltet und damit das sportliche Geschehen insoweit von der Vereinsprägung abgekoppelt. Es besteht die Gefahr, dass prägende Charakteristika wie Mitgliederpartizipation im Verein und Transparenz gegenüber den Mitgliedern hierbei verloren gehen. Vereinsgeprägter Fußball und Ausgeglichenheit des Wettbewerbs, wie es sich die DFL mit der Regelung zum Ziel gesetzt hat, sind so nicht mehr einheitlich gegenüber sämtlichen Klubs gesichert. Dies hat auch einen Wettbewerbsnachteil für die von der Ausnahme nicht profitierenden Klubs zur Folge. Vereinsgeprägte und Investoren-finanzierte Klubs treten nebeneinander an. Hierdurch entstehen Zweifel an der Eignung der Gesamtregelung zur Organisation eines sportlich fairen, vereinsgeprägten Wettbewerbs.
    Wenn einigen Klubs größere Möglichkeiten zur Einwerbung von Eigenkapital zur Verfügung stehen als anderen, dürfte dies nicht zur Ausgeglichenheit des sportlichen Wettbewerbs beitragen, sondern ihn eher verzerren."


    Fazit:


    Das Kartellamt kritisiert sehr massiv die bisherige Praxis der 50+1 Regel mit der bestehenden Förderausnahme und erklärt die damit verbundene Wettbewerbsbeschränkung aller anderen Vereine als unverhältnismäßig (!), was in der Konsequenz wohl darauf hinauslaufen wird, dass die DFL sich verpflichten muss, die 50+1 Regel in ihrer bisherigen Form zu modifizieren.


    Hier bietet sich der DFL auf den ersten Blick wohl nur ein möglicher Lösungsweg an, nämlich die künftige komplette Streichung der bisher gewährten Förderausnahme. Sie müsste also die drei hiervon betroffenen Klubs Bayer Leverkusen, VFL Wolfsburg sowie 1899 Hoffenheim auffordern, möglichst umgehend, spätestens aber in einer angemessenen Frist ihre Fußballkonzerne so umzustrukturieren, dass künftig dem ehemaligen Stammverein das Bestimmungsrecht über die Geschäftsführung übertragen wird.


    Was passiert aber nun, wenn sich diese Fußballkonzerne gegen die damit verbundene künftige Wettbewerbsbeschränkung, von der sie bisher ja ausgenommen waren, juristisch wehren?


    Es bleibt spannend!




  • https://www.handelsblatt.com/u…derstand-an/27280400.html


    Nach Kartellamt-Kritik: Drei Investoren-Klubs kündigen in Brandbrief Widerstand an

    Bayer Leverkusen, der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim fühlen sich vom Kartellamt in ihrer Existenz bedroht. Das Amt moniert, dass Finanziers das Sagen haben und nicht Vereinsmitglieder.......


    Und so bemühen sich jetzt insgesamt sechs Geschäftsführer der drei Klubs um die Solidarität der anderen 15 Vereine. Ein Riss geht durch den Spitzenfußball. Man bitte, heißt es in dem Schreiben ans DFL-Präsidium, „intensiv“ in weitere Beratungen eingebunden zu werden. Es gehe darum, „den Bestand der Regel oder mindestens in Modifizierung unter Beibehaltung der mit ihr verbundenen Grundideen und unter Wahrung des Bestandsschutzes für unsere Klubs zu erhalten“.

    Im „Sinne der Integrität der Bundesliga“, heißt es weiter, müsse es „jetzt unser aller gemeinsames Interesse sein, diese schwierige Situation zielgerichtet und mit diplomatischem Geschick zu bewältigen“.


  • Da geht Einigen der berühmte A... auf dem berühmten Eis....


    Vielleicht sollten die mehr im FanMag lesen, da wären sie beruhigt, 50+1 wird doch sowieso abgeschafft. :kichern:

  • Niemand will den dreien die Finanzseite streitig machen. Ein bisschen mehr Mitbestimmung durch den jeweiligen e. V. und damit verstärkte Bindung der eigenen Fans an den Klub täte dem jeweiligen Konstrukt doch eigentlich ganz gut. Es geht ja nicht drum das Tagesgeschäft zu übernehmen.

  • Hört sich doch eher nach einer Abschaffung der Ausnahmen als einer Abschaffung der kompletten Regel an. Ich bin gespannt. Und sollen sie doch die Wettbewerbsklage bei der EU einreichen, früher oder später kommt die sowieso. Wollten Kind und Ismaik das nicht längst angehen? Warum machen sie es nicht?

  • Es geht hier um “das Ei des Kolumbus” oder anders ausgedrückt “die Quadratur des Kreises.”


    Die DFL sah sich bisher nicht in der Lage, auf die vorläufige Einschätzung des Kartellamts zu antworten, der nach die 50+1 Regel vom Grundsatz her in seiner reinen, ursprünglichen Form durchaus kartellrechtlich unbedenklich sein könnte, in der derzeitigen Ausprägung jedoch - bedingt durch die drei gewährten Ausnahmeprivilegien - sehr wohl ein Problem darstellt.


    Da die DFL die offene Konfrontation mit den drei betroffenen Klubs aus nachvollziehbaren Gründen scheut, hat sie auf ihrer letzten Sitzung beschlossen, ein Konzept zu erarbeiten und dem Kartellamt vorzustellen, bei dem - vereinfacht gesagt - alles so bleiben kann, wie es ist, aber die bestehenden Ungerechtigkeiten, welche sich durch die Ausnahmeprivilegien ergeben haben, durch die Einführung eines Ausgleichsmechanismus künftig kompensiert werden sollen.


    Klingt nach einer wirklich tollen Konsenslösung, allerdings mit dem kleinen, aber entscheidenden Schönheitsfehler, dass bisher niemand bei der DFL offensichtlich eine überzeugende Idee hat, wie ein solcher Ausgleichsmechanismus, der alle Beteiligten zufriedenstellen soll, konkret aussehen kann.


    Da die DFL eben keine überzeugende Idee hat, spielt sie seit Monaten auf Zeit und durch die Entscheidung des Kartellamts hat sie noch einen weiteren Monat an Zeit gewonnen. Das löst aber ihr grundlegendes Problem nicht.


    Es deutet daher viel daraufhin, dass es am Ende darauf hinauslaufen wird, wie auch schon Kolumbus das Problem damals gelöst haben soll.