Bergsteigen/Hochtouren etc.

  • Teil I


    Nach knapp drei Wochen in Südamerika bin ich nun wieder in die heimatlichen Gefilde zurückgekehrt.


    Gemäß meinem Lebensmotto "regelmäßig neue Reize setzen" aka einer Weisheit aus der Trainingslehre "wer nicht variiert, stagniert" war die Besteigung des Cerro Aconcagua mein Ziel. Der Berg wurde von den Ureinwohnern "Steinerner Wächter" genannt, und ist mit offiziell 6.962 Metern der weltweit höchste Berg außerhalb Asiens und einer der seven summits.


    Meine Vorbereitung lief gut, die Grundlage durch mein jahrelanges systematisches Training war ideal. Die für solche Höhen und Temperaturen notwendige Ausrüstung mit Tauglichkiet bis mindestens -35 Grad habe ich über die letzten 6 Monate zusammengetragen.


    So machte ich mich mit einer 14-köpfigen Expedition unter deutscher Leitung am 26.12 auf die Reise, zunächst über Frankfurt und Madrid nach Santiago de Chile, und von dort dann auf die andere Seite der Anden nach Mendoza in Argentinien. Dort traf ich dann auch den Rest des Teams.


    Wir verbrachten 1 1/2 Tage im hochsommerlichen Argentinien, was definitiv so schon eine Reise wert gewesen wäre. Dann brachen wir auf zu einem (im Hochsommer) etwas trostlosen Ort mit dem Namen Los Penitentes, ein paar lieblos in die karge Landschaft geworfene Hotels zum Zwecke des Skifahrens im Winter. Die Berge sind dort dermaßen schroff, dass es nur ganz wenige Hänge gibt, wo man überhaupt nur darüber nachdenken kann, Skianlagen zu errichten. So auch hier. 3 Skilifte, that's it.


    Wir verbrachten dort 1 1/2 Tage, in denen wir mit unserem Akklimatisationsprogramm starteten. Das heißt, wir sind auf 3.600 Meter gestiegen, verweilten dort 2 Stunden und sind wieder abgestiegen.


    Dann ging es endlich los in den Nationalpark Aconcagua. Am Parkeingang unendlich viel Papierkram, ohne ein Permit darf man den Park nämlich nicht betreten. Selbiges wurde vorher per Internet beantragt. Ein ganzes Heer an Rangern stellt sicher, dass dort kein Unfug betrieben wird. Wir bekamen für unsere 800 USD also den Zugang, sowie entsprechende farbliche Beutel für unsere Hinterlassenschaften. Ein Bestandteil der ganzen Zulassungsprozedur war auch die Verpflichtung, sich in den einzelnen Höhenlagern ärztlich untersuchen zu lassen. Die fatality rate an diesem Berg ist wohl recht hoch.......


    Die erste Etappe bestand aus dem Marsch zum Camp confluencia, auf 3.400 Metern Höhe. Ab nun wurde im Zelt gelebt, in confluencia blieben wir einen vollen Tag, den wir für die nächste Stufe der Akklimatisation nutzten, indem wir im Rahmen eines längeren Marsches auf 4.200 Meter aufstiegen. Silvester im Zelt, mit Menschen aus Südamerika, USA, Kanada, Australien, China und halb Europa, das war schon ein Erlebnis.


    Am nächsten Tag, Neujahr, dann der der erste richtige Härtetest, der Marsch ins Basislager "Plaza de Mulas" auf 4.300 Metern. Ca. 25 Kilometer durch das Valle de Horcones, das etwas vom Death Valley hat. Unglaubliche Bedingungen, die aber von der grandiosen Bergwelt komplett überkompensiert wurden. Farben, Gesteinsformationen, geologische Strukturen - habe ich so noch nie gesehen. Wir erreichten Plaza de Mulas nach ca. 8 Stunden im dichten Schneetreiben, bei Temperaturen um die -5 Grad. In der ersten Nacht schneiten wir gleich erst einmal ein, das Thermometer sank auf -15 Grad.


    Fortsetzung folgt...

  • Ich weiß, wie's ausgeht! Beim Entenessen hat jemand gespoilert!!1!


    Respekt, locke! Sehr schöner Bericht jetzt schon! Harre natürlich nichtsdestotrotz der Fortsetzung!


  • Plaza de Mulas. Ein wahrhaft surrealer Ort. Ein paar bunte Farbklekse inmitten einer Natur, die einerseits lebensfeindlich, auf der anderen Seite aber so unsagbar schön, faszinierend und fesselnd ist, dass mir die Worte dafür fehlen.


    Wer mag, einfach mal bei Google eingeben und die Bilder ansehen.......bessere habe ich nämlich auch nicht. ;)


    Wie jeder andere Berg auch bietet der Aconcagua diverse Routen auf den Gipfel, es gibt dort sogar eine Reinhold-Messner-Variante über die Südwand. Diese ist die deutlich anspruchsvollere, die Südwand entspricht etwa 3x der Eiger-Nordwand, sofern man so irre ist und sie direkt durchsteigt. Reinhold M. war selbstverständlich so irre..... .


    Wir wählten die Variante über die Nordwand, und die führt eben über Plaza de Mulas.


    Dort angekommen richteten wir uns zunächst ein. Wir hatten 2-er Zelte und ein größeres, festes Zelt für die Mahlzeiten, die Teambesprechungen und sonstige Aktivitäten wie Karten spielen etc.. Es gibt dort oben so etwas wie eine Infrastruktur, bestehend aus einem Kommunikationszentrum (eine Stunde Internet für 30 USD, eine Dusche im Zelt für 15 USD etc.). Kann man ja mal machen......


    Unser Guide hat ein perfektes, zyklisches Akklimatisationsprogramm ausgearbeitet, darin enthalten war u.a. die Besteigung von zwei 5.000ern. Gesagt, getan. Voll motiviert haben wir uns an die Abarbeitung des Programms gemacht. Wir mussten jeden Tag ins Medi-Zentrum, dort arbeiten mehrere Medizinstudenten, die dort den gesamten Sommer (Januar-Ende März) verbringen und vom Staat fürstlich entlohnt werden. Es werden die Werte Sauerstoffgehalt im Blut, Puls und Blutdruck gemessen und dokumentiert. Für jeden Bergsteiger wird ein Profil mit individuellen Bandbreiten erstellt, sobald man da rausläuft ist Feierabend und man muss runter.


    Wir hatten einen Rettungssanitäter im Team, und unser Guide war dort so bekannt (der war schon 4x da oben) dass wir diese Messungen ab dem zweiten Tag selbst durchführen könnten und den Medis die Daten in Form eines Zettels gaben. Das hat uns langes anstehen erspart.


    Das Wetter dort oben schwankte ständig zwischen strahlend blauem Himmel, dunklen bedrohlich wirkenden Wolken, plötzlich einsetzendem Schneefall und heftigen Temperaturschwankungen. Nachts war es im Mittel -15 bis -20 Grad kalt, tagsüber auch mal über dem Gefrierpunkt, in der Sonne sogar deutlich.


    Die sanitären Bedingungen sind grenzwertig, aber zu ertragen. Man wird wirklich auf ein absolutes Minimum reduziert, aber das war für mich elementarer Bestandteil der Herausforderung.....nachdem wir die beiden 5.000er absolviert hatten sah der Plan so aus:


    Zur Erläuterung: Die Route geht ab Plaza de Mulas über mindestens 2 Höhenlager, teilweise sogar über 3. Diese können je nach Aufstiegs- aka Matchplan :D variiert werden. Folgende Camps gibt es:


    - Camp Canada auf 5.100 HM
    - Nido de Condores (Kondornest) auf 5.600 HM
    - Camp Berlin auf 5.980 HM
    - Camp Colera (andere Route) auf knapp 6.000 HM
    - Camp Independencia auf 6.400 HM


    In diesen Camps gibt es dann wirklich nichts mehr. Wenn man Glück hat findet man einen Platz für sein Zelt, wo die vorherigen Irren eine Steinmauer zum Schutz vor dem brutalen Wind errichtet haben.


    Zwischenzeitlich sind 3 aus den Team ausgefallen, 2 mit akuter Höhenkrankheit, einer mit kapitaler Erschöpfung.


    Unser Plan sah so aus:
    Tag I: Aufstieg (Ersatzzelte, Nahrungsvorräte, Kocher, Gaskartuschen etc. zum Nido de Condores bringen, dort 2 Stunden verweilen und wieder absteigen. Diese Tour haben wir auch absolviert und das Material dort oben deponiert.


    Ruhetag


    Tag II
    Aufstieg zum Nido mit Schlafsack, Isomatte und allem was man so braucht, Aufbau der Zelte, Übernachtung, am nächsten Morgen alles einpacken und zum höher gelegenen Camp Berlin schleppen, dort deponieren und wieder absteigen. Auch das hat noch geklappt.


    Dann wären eigentlich 2-3 Ruhetage nötig gewesen, mit einem kleinen weiteren Aufstieg auf knapp 5.000 HM.


    So der Plan........


    Fortsetzung folgt

  • Ich wusste noch gar nicht, dass Locke so eine coole Socke ist! Ich ziehe meinen Hut. Als ich noch in den Alpen gewandert bin, war ich schon stolz auf eine Wanderung, bei der ich 1000 Höhenmeter schaffte. :D