Ich glaube, er hat alles richtig gemacht. Als sich die Chance auf Profifußball ergab, hat er sie ergriffen. Seine große Stärke zu Beginn war nach meiner Einschätzung die Aufgeräumtheit im Torabschluß mit einer unkomplizierten Ruhe und Unaufgeregtheit. Auch wenn er nicht mal nicht ins Tor getroffen hat, war es praktisch immer ein sauberer Schuß. Ab dem dritten Jahr wirkte es zunehmend unpassender. Zum einen laßtete nach einigen Abgängen immer mehr Verantwortung auf seinen Schultern - es ist die Frage, ob man ihm damit einen Gefallen getan hat; zum zweiten kam er immer seltener zu Torabschlüssen; zum dritten lag seine Stärke halt nie in der Balltechnik - es ist die Frage, ob man ihm einen Gefallen getan hat, ihn so prominent als Ballableger an der Mittellinie aufzustellen; zum vierten könnte er zum Grübeln neigen, wenn es nicht mehr flutscht, und das ging dann zulasten der anfänglichen Unbekümmertheit. Die allgemeine Entwicklung der Mannschaft hat ihm keinen Rückenwind geben können. Daß er als Quereinsteiger nicht eine kriselnde Mannschaft mit jährlichen Umbrüchen und sommerlichen Transferschwächungen im Alleingang wieder nach oben schießen kann, kann ihm niemand vorwerfen.
Trotzdem hat er sich immer voll reingehangen und nie den Eindruck eines typischen Fußballprofis vermittelt, der sich nach dem ersten Profivertrag vornehmlich für Frisuren, Tattowierungen, merkwürdige Klamotten und protzige Autos interessiert. Stattdessen war bekannt, daß er langfristig bereits fußballferne berufliche Ambitionen verfolgt, die entsprechenden Abschlüsse gemacht und einen entsprechenden Arbeitsplatz in Aussicht hat. Außerdem fiel er bei allem Ehrgeiz und Einsatz als fairer Sportsmann auf. Sein Respekt gegenüber allen Mit- und Gegenspielern und Schiedsrichtern und dem Spiel ist richtig wohltuend. Keine Schauspielerei, keine Provokationen, keine Rüpeleien, einfach respektvolles Benehmen.
So entstand für mich der Eindruck eines tollen Typen, der eine Zeitlang zeigen konnte, was alles ohne NLZ-Talentausbildung möglich ist. Er hat ja nicht nur ein Törchen gemacht. Nach 6 Treffern und 2 Vorlagen folgten im zweiten Jahr 9 Tore und 5 Vorlagen. Das Märchen war keine Eintagsfliege. Auch der Abschied jetzt scheint eine runde Sache zu sein, das Pferd Profikarriere wird nicht totgeritten. Ich wünsche ihm alles Gute, vielleicht findet er im Hobbybereich eine neue schöne Kabine für das Wohlbefinden.
Damit geht ein Urgestein. Zieler hat vom akutellen Kader die meisten Einsätze für die Roten (310), gefolgt von Henne (144), Muroya (93) und dann kommt schon die nächste Lücke von fast 30 Einsätzen. Witzigerweise geht es heute gegen den KSC, gegen keinen anderen Klub hat er öfter getroffen. Dat wär' doch wat.