Alle haben von den Einnahmen profitiert, deshalb sollten auch alle ihren Beitrag leisten. Wenn man gegen diese Investoren wie Hopp oder Kind ist und sich auf gesellschaftliche Akzeptanz beruft, sollte man dann nicht auch von denen etwas erwarten, die bei 96 gut bis sehr gut verdienen? Die nehmen das Geld von Kind sehr gerne und seine Politik ist denen solange egal, bis sie mit dem Zug fahren oder ihr Essen bei der Weihnachtsfeier selbst bezahlen müssen.
Ich möchte lösen (und diesen Ausschnitt mal exemplarisch herausgreifen):
Von den Einnahmen profitiert haben allein die Gesellschafter. Fans und Spieler profitieren davon, dass es diesen Sport gibt, und dass jemand als Unternehmen diesen Bums betreibt. Profitieren im wirtschaftlichen Sinn tut außer den Gesellschaftern niemand, und zwar auch nicht die Spieler. Vielleicht profitieren davon ein paar Unternehmungen, die sich an diesen Betrieb dranhängen, also Caterer, Zulieferer, Handwerker, Securityunternehmen, der Fiskus. Aber darauf zielte der erste Satz von MiQ ja nun ersichtlich nicht ab.
Die hohen Gehälter der Spieler verdeutlichen nur den Stellenwert dieser Unternehmung in der Gesellschaft, und sie machen klar, was man - als Unternehmer! - in dieser Branche verdienen kann.
Dass den Angestellten die Politik egal ist, glaube ich nicht. Das Gezicke bzgl. Gehaltsverzicht scheint etwas anderes auszusagen, nämlich dass die Angestellten gerade nicht so supi einverstanden mit der "Firmenpolitik" sind, jedenfalls augenscheinlich nicht mit dem Betriebsklima. Im übrigen dürfte es legitim sein, dass man das Geld (warum schreibst Du nicht "Gehalt"? Klingt dann nicht so fluffig, gell?) des Arbeitgebers nimmt. Man erbringt ja in der Regel auch die entsprechende Gegenleistung.
Ich wage zu behaupten, dass man auch als Unternehmer im Bereich des Profisports gut verdienen kann. Ich wage außerdem zu behaupten, dass Herr Kind durch die verzinsliche Gewährung von Darlehn an Hannover 96 gut verdient hat. Wobei man m. E. nicht die Nebeneffekte vergessen darf, die eine unternehmerische Betätigung im Bereich des Profifußballs mit sich bringen können, nämlich eine phantastische Vernetzung in die Politik, die Wirtschaft und in den Bereich Sport und Kultur, was wiederum durchaus positive Auswirkungen auf andere Unternehmen des Inhabers haben kann und wird, etwa dass nun ganz Deutschland das Unternehmen "Kind Hörgeräte" kennt.
Es ist nun nicht ungewöhnlich, dass ein Unternehmen mal Gewinn macht, mal Verlust, mal null. Ich weiß nur gerade nicht, warum nun nur die Angestellten die Suppe eines Minderumsatzes auslöffeln sollen? Weil sie gut bezahlt sind? Wo ist da die Grenze? Und wo ist der Beitrag des Unternehmers? In welchem Umfang setzt er die Gewinne ein, die er in der Vergangenheit erzielt hat? Wie monetarisieren wir dabei die o. g. Nebeneffekte?
Wie bewerten wir, dass die Gesellschafter des Unternehmens ihre Anteile seinerzeit für recht schmales Geld erhalten haben? Ich denke, hier sitzt gefühlt auch ein Stachel der individuellen Situation bei Hannover 96, die schon deshalb nicht ohne weiteres auf andere Vereine oder Unternehmen übertragen werden kann.
Ich für meinen Teil halte es für wichtig, dass alle in Krisenzeiten zusammenstehen. Aber das bedeutet für mich, dass das dann auch tatsächlich alle tun. Daher verstehe ich MiQs vehemente Forderung nach einer einseitigen Solidarität der Angestellten nicht. Natürlich müssten auch die einen gewissen Verzicht bringen, wie alle. Dass sie dies bei Hannover 96 nicht wollen, hat meines Erachtens nicht Geldgier als Hintergrund, sondern trifft eine Aussage darüber, dass man seitens der Spieler möglicherweise nicht sieht, welches die Beteiligung derjenigen ist, die ihr Vermögen in den letzten zwanzig Jahren in Verbindung mit Hannover 96 gut vermehrt haben.
Und ja, vielleicht hätte es mehr Investoren geben können in den letzten zwanzig Jahren. Und vielleicht hätten alle noch viel mehr verdienen können. Und bessere Rücklagen bilden. Und vielleicht (bestimmt sogar...) könnte auch der e. V. heuer wirtschaftlich besser dastehen. Aber wessen "Verdienst" ist das denn? Wie kann man in solchen Zeiten ausgerechnet den Unternehmer Kind besonders in Schutz nehmen wollen?
Wo zeigte sich der Unternehmer solidarisch und spendabel, als es der KG wirtschaftlich gut ging?
Wie hat hat sich der Unternehmer beim Verein - aus dessen Existenz er den wirtschaftlichen Erfolg ableitet - erkenntlich gezeigt (angemessener Kaufpreis für Rechte und Anteile etwa? Rückgabe von Anteilen und Rechten?)?
Was wurde den Fans gegeben?
Wie wurden die Angestellten belohnt?
Ich wage noch eine Behauptung: Profit ist letztlich schön brav in die Taschen der Gesellschafter gewandert, und nur dahin. Dieser in Hannover bestehende ausgesprochene Mangel an Solidarität führt dann dazu, dass bei anderen Vereinen/ Unternehmen recht schnell die Meldungen über Gehaltsverzichte aufpoppten, während in Hannover mal wieder etwas Einzigartiges passiert ist. Ruf Wald rein Schall raus etc.
Ach, mir fiele noch so vieles mehr dazu ein. Dass dann immer irgendwelche geheimnisvollen Investoren kommen müssen, die alles retten (als gäbe es keine Sponsoren), Begrifflichkeiten wie "frisches Geld", und überhaupt dieses Bullshitbingo, was wir in Hannover schon so lange ertragen müssen. Und mir gehen halt solche Alleinherrscher auf die Eier, und ich kapiere nicht, was so viele Menschen daran so großartig finden.