Corona

  • Ich wäre sehr vorsichtig, Grundrechte als "albern" zu bezeichnen, nur deswegen, weil sie in einer speziellen Situation weniger eingeschränkt werden können als Andere. Wie gesagt, Art. 4 GG hat eine viel höhere Bedeutung als lediglich diejenige, am Sonntag ungehindert fromme Lieder singen zu dürfen.


    Aber vielleicht tatsächlich ein Thema, dass man in der Corona-Zeit nicht angemessen diskutieren kann.

  • Allerdings ist nun einmal das GG auch kein Wunschkonzert... und wer auf der einen Seite bei jeder Gelegenheit die gerichtliche Überprüfung von Coronamassnahmen gerade im Lichte der Grundrechte fordert, der muß halt auch akzeptieren, dass das GG nun einmal verschiedene Schranken kennt, in denen Grundrechte eingeschränkt werden dürfen - oder eben nicht.

    Dann sollten wir gemäß Art. 140 GG vielleicht auch mal den 100-jährigen Auftrag zur Ablösung der Staatskirchenleistungen in Angriff nehmen!

  • Und andere stärkt das Zusammensein mit seinen Freunden bei nem kühlen Bier. Womit wir wieder am Anfang der Diskussion wären.

    Wir spielen 1x die Woche zu viert Boule, tauschen uns aus und lenzen dabei eine bemerkenswerte Menge Pils. Ich freue mich die gesamte Woche darauf und ziehe daraus extrem viel Kraft.

    Jeder muss halt sehen, wo er seine Kraft hernimmt, um mit der Situation auf Dauer umzugehen.

    Manche stärkt nun mal der Glaube.

  • Ich wäre sehr vorsichtig, Grundrechte als "albern" zu bezeichnen, nur deswegen, weil sie in einer speziellen Situation weniger eingeschränkt werden können als Andere. Wie gesagt, Art. 4 GG hat eine viel höhere Bedeutung als lediglich diejenige, am Sonntag ungehindert fromme Lieder singen zu dürfen.


    Aber vielleicht tatsächlich ein Thema, dass man in der Corona-Zeit nicht angemessen diskutieren kann.


    Mache ich nicht.


    Ich bezeichne genau eines als albern. Weil es aus meiner Sicht keinen heutzutage keinen Grund mehr gibt, dass Artikel 4 ein Grundrecht ist.

    Und das das Grundrecht albern (=nicht mehr notwendig in einer aufgeklärten Demokratie) ist, hat auch nichts mit Corona zu tun. Das ist es grundsätzlich. Es zeigt sich nur wieder, wer an welcher Stelle eine Extrawurst bekommt, die ihm gar nicht zusteht.



    Und andere stärkt das Zusammensein mit seinen Freunden bei nem kühlen Bier. Womit wir wieder am Anfang der Diskussion wären.

    Wir spielen 1x die Woche zu viert Boule, tauschen uns aus und lenzen dabei eine bemerkenswerte Menge Pils. Ich freue mich die gesamte Woche darauf und ziehe daraus extrem viel Kraft.

    Jeder muss halt sehen, wo er seine Kraft hernimmt, um mit der Situation auf Dauer umzugehen.

    Manche stärkt nun mal der Glaube.


    Das freut mich für dich.

    Es geht ja aber gar nicht darum, was jemanden stärkt und was nicht. Es geht darum, dass das eine eingeschränkt wird und das andere nicht (vereinfachend gesagt, da ja auch Gottesdienste nicht normal durchgeführt werden können).

  • Allerdings finde ich schon, Stephan535 , dass man auch Gläubigen in der aktuellen Ausnahmesituation zumuten kann, eben nicht in der Kirche, sondern zuhause zu beten.

    Finde ich ja auch. Aber ich berücksichtige dabei, dass ich das gar nicht wirklich beurteilen kann.
    Das war alles, was ich (neben der Ablehnung des Begriffes "Gottesstaat" für Deutschland) einwerfen wollte. Ich kann als Atheist nicht behaupten, ich wisse, wo und wie man beten könne.

    klingt für mich wie „ich kann die Wirksamkeit von Homöopathie nicht beurteilen, da ich das nie probiert habe“

  • Tatsache ist, dass es sich dabei um ein Grundrecht mit Ewigkeitsgarantie handelt, und vielleicht ist heute ein guter Tag, daran zu erinnern, wie wichtig es ist, die Verfassung zu schützen - auch wenn man nicht alle ihre Wertungen teilt.

    Die Ewigkeitsklausel bezieht sich auf Art 1 und Art. 20 GG oder ist das falsch dargestellt?

    Die Religionsfreiheit wird in Art 4 GG formuliert.


    Grundsätzlich - um mal wieder von vorne anzufangen - greifen die Maßnahmen in die unterschiedlichen Grundrechte ein.

    Versammlungsfreiheit ist ein Grundrecht davon und auch die Berufsfreiheit u.a. für den Bereich Kultur und Gastronomie.


    Wenn das Recht der freien Religionsausübung verbunden wird mit dem Recht einen Gottesdienst besuchen zu dürfen, weil dieser elementar zur Religionsausübung gehört, was ist dann mit dem Recht auf Kunstfreiheit für die Künstler?


    Museen und Galerien sind geschlossen und fehlen somit als Orte, in denen die Kunstfreiheit stattfindet.

    Theater und Bühnen sind geschlossen und fehlen somit als Orte für die darstellenden Künstler*innen? An diesem Punkt ist die Kunstfreiheit und die Berufsfreiheit eingeschränkt bzw. quasi temporär abgeschafft.


    Bei der Abwägung der verschiedenen Grundrechte fehlt mir noch immer der ausschlaggebende Punkt für die Privilegierung der Religionsfreiheit.

  • Tatsache ist, dass es sich dabei um ein Grundrecht mit Ewigkeitsgarantie handelt, und vielleicht ist heute ein guter Tag, daran zu erinnern, wie wichtig es ist, die Verfassung zu schützen - auch wenn man nicht alle ihre Wertungen teilt.

    Die Ewigkeitsklausel bezieht sich auf Art 1 und Art. 20 GG oder ist das falsch dargestellt?


    Ist es nicht.


    Es hat schon seinen Grund warum genau diese beiden Artikel (Edit: zusätzlich Gliederung des Bundes und der Mitbestimmung der Länder) der Ewigkeitsgarantie unterliegen und in Artikel 79 Abs. 3 ein "und" und kein "bis" steht.

    Artikel 1 bildet die eigentliche Grundlage unser aller Zusammenleben, nämlich die unantastbare Menschenwürde. (Im Vergleich dazu ist z.B. das Recht auf Leben aus Artikel 2 durchaus antastbar in bestimmten Situationen).

    Artikel 20 bildet die Grundlage für unseren Staatsaufbau und soll verhindern, dass das passiert, was in der Weimarer Republik passiert ist und zum Nationalsozialismus geführt hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Gary96 ()

  • Moin. Nächstes trauriges update aus dem Heim. Mittlerweile sind ein Drittel unserer Bewohner positiv. Einer von ihnen ist letzte Nacht verstorben. 12 Pflegekräfte sind vom Amt in Quarantäne gestellt worden. Da wird es wirklich eng mit dem Personal. Aber auch andere Bereiche sind betroffen.

    Bei mir in der Küche sind alle fit Gott sei Dank. Haben aber auch den Kontakt zu allen anderen so gut wie gekappt.

    Der Amtsarzt hat auch wirklich gute Laune verbreitet, er meinte das ist erst der Anfang.

    Bin voller Hoffnung

  • Wollte auch erst Betroffenheit ausdrücken, aber dann habe ich mich an viele Beiträge von unserem Empathie-Beauftragten erinnert. Das macht die Schicksale sicher nicht erträglicher, aber wenn man nicht selbst sehr hochbetagt ist oder im Altenheim arbeitet oder dort geliebte Verwandte hat, muss man das Ganze natürlich voller Empathie, aber trotzdem in erster Linie ganz nüchtern betrachten. Dann relativiert sich doch einiges, wie Medved05 auch so schön schrieb...

    Alter. In Deutschland sterben täglich um die 3000 Menschen.


    Das Durchschnittsalter der Corona Toten entspricht ziemlich genau der Lebenserwartung in Deutschland. Der Großteil war erheblich vorerkrankt. Die Übersterblichkeit ist nur geringfügig höher.


    Wenn man sich dann noch den Altersdurchschnitt anschaut sieht man schnell, dass das Alter der an Corona Verstorbenen der Lebenserwartung entspricht und der Großteil Vorerkrankungen hatte.


    Frag mal lieber, wie viele Leute durch andere Sachen gestorben sind, worüber nicht in den Medien berichtet wird, z.B. Suizid.


    Dennoch muss man konstatieren, dass - so hart es auch klingt - vorrangig die Menschen gestorben sind, die ohnehin in wenigen Wochen gestorben wären.

    [...]

    Wenn man sich im Gegenzug verinnerlicht, wie viele Menschen durch die Corona Restriktionen Leid ertragen und auch sterben, wird einem ganz anders. Denn diese Menschen haben ihr Leben zum Großteil noch nicht gelebt. Ich will damit nicht sagen, dass ein junges Leben mehr Wert ist als ein altes, jedes Leben muss bestmöglich geschützt werden. Man muss sich aber auch den Auswirkungen, gerade auf Kinder und Heranwachsende, bewusst sein.


    Dann muss man noch sehen, dass der Großteil der Toten in einem sehr fortgeschrittenen Alter waren. Dann relativiert sich das Ganze.


    CORONAVIRUS IST KEIN KILLERVIRUS

  • Nochmal: Mabuse hat gefragt wie Menschen dazu kommen, sowas zu machen, ich habe geantwortet.


    Entscheidungen auf Grundlage von Empathie zu treffen, ist häufig nicht richtig. Und natürlich tun mir die Pfleger, Opfer und Betroffenen auch leid. Aber nur weil mir jemand leid tut ist es nicht zwingend richtig, auf dieser Grundlage eine Entscheidung zu treffen.


    P.S.: du musst ziemlich Langeweile haben.

  • @ hsv steffen: habt ihr irgendeine information darüber , wann ein impfteam anrückt, oder seid ihr völlig ahnungslos ?


    schneppe, ist das jetzt sarkasmus ?


    medveds aussagen sind teilweise falsch, aber es sind auch aussagen dabei , die imo zutreffen. da relativiert sich doch tatsächlich einiges, auch wenn für die angehörigen natürlich statistiken den schmerz nicht mildern, wenn der eigene großvater oder vater an einem virus stirbt, ohne das er noch leben würde. und zwar durchschnittlich nicht nur ein paar wochen, da irrt medved.


    edit: oh , sind mir einige zuvorgekommen...

  • :bier:

    Eigentlich wollte ich um die Feiertage herum nur Giftzwergs persönliches Corona-Tagebuch erstellen und anschliessend mit seiner Einwilligung ihn und mich berühmt machen.

    Aber beim Indexieren seiner Beiträge habe ich noch so viele andere Perlen von weiteren Usern entdeckt. Ein wahrer Schatz war da zu heben.