Corona

  • Alter Ego: Eigentlich bin ich am arbeiten, aber das ist eine super spannende und relevante Diskussion.


    Deshalb ganz kurz: Vereinfacht: Entweder, wir machen Vorgaben und die Leute sollen sich dran halten. Oder wir sagen den Leuten, dass sie verantwortlich entscheiden sollen.


    Mit ersterem Ansatz gibt es eine Reihe von Problemen. Nicht nur kann man mit Vorgaben nicht alle Situationen definieren, nicht nur provoziert man mit Zwangsmaßnahmen Gegenreaktionen, die Leute beginnen auch nicht, selber nachzudenken. Weil sie ja keine Entscheidung treffen dürfen und wenn sie doch eine zu treffen haben, dann lediglich die, ob sie mitmachen oder sich bewußt entziehen. (Grob vereinfacht.)


    Deswegen ist es besser, nicht von Verantwortung zu reden, den Menschen aber die Entscheidungen abzunehmen. Denn das ist verlogen: Wer keine Entscheidungen treffen darf/soll, hat auch keine (oder nur die grundsätzliche, überhaupt mitzuziehen) Verantwortung.


    Ich bin momentan klarer Befürworter von der zweiten Variante. Wer sich damit schwertut: Ich möchte daran erinnern, dass wir keine 100%ige Wirksamkeit der Selbstisolation anstreben. Täten wir das, wäre mustermanns Einwand komplett berechtigt. Es reicht uns eine möglichst große Wirksamkeit.


    Und solange wir nicht auf Polizeistaat bzw. echten Notstand umschalten, scheint mir für genau das Ziel, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu erhöhen, Weg Nr. 2 vielverprechender. Die Verantwortung der Leute keine hohle Phrase sein lassen, sondern ernst nehmen, was auch heißt, dass sie Entscheidungen treffen, die wir nicht vertreten würden.


    Dass es einen gewissen Prozentsatz gibt, der diese Verantwortung immer leugnen wird, gehört allerdings auch dazu.

  • Solange die Leute im Bewußtsein ihrer Verantwortung entscheiden, sollen sie selber entscheiden.

    Ja, Bewusstsein für die Situation und entsprechende Verantwortung werden in unserer Gesellschaft eh ganz groß geschrieben. Erlebe ich gerade jeden Tag.

    Konkretes Beispiel: Gestern in der Bahn verdecken alle Menschen mühsam Mund und Nase mit Schals, Kragen oder Händen, tragen größtenteils Handschuhe und fassen möglichst nicht an. Als dann aber an der Umsteigestation der Bus steht und augenscheinlich in Kürze abfahren möchte, beginnen sie zu schubsen, zu drängeln und mit der bloßen Hand andere Leute zur Seite zu schieben, um bloß nicht 30 Minuten auf den nächsten Bus warten zu müssen. Das nenne ich Bewusstsein und Verantwortung.


    Zurück zum konkreten Fall: Natürlich entscheidet ihr das selbst, ich halte es aber für grundverkehrt.

    Solche Leute sollten sich mal ordentlich eine fangen...

  • Habe gestern in irgendeinem Fernsehformat eine Sendung gesehen, in der Passanten zu Corona befragt wurden. Ein Passant äußerte die Meinung, dass ihm alles scheißegal sei und er weiterhin alles mache, was er wolle.


    Im Prinzip bin ich auch für eigenverantwortliches Handel, aber offensichtlich müssen auch strenge Regeln vorgegeben werden.

    Der Mensch ist nunmal aus krummem Holze und nicht jeder handelt verantwortungsbewusst.

    Ich glaube da gehst du zu weit. Vor 24h sollte noch Fußball gespielt werden und zum wahrscheinlich gleich Zeitpunkt der Umfrage willst du gleich ein ganzes Land in Quaranäne stellen? Klingt für mich nach Panik die es zu vermeiden gilt. Da habe ich momentan doch noch Vertrauen in die Fachleute, die offenbar auch noch entspannter sind.

  • Was den Besuch bei alten Menschen angeht, will ich die Sache mal noch unter folgendem Aspekt betrachten:


    Es ist eine Sache, wenn dieser Mensch noch gut ins soziale Leben eingebunden ist und Kontakte hat. Aber auch dann sollte man immer dran denken, dass dieser Mensch vielleicht nicht mehr ganz so selbstverständlich davon ausgehen kann, alles irgendwann nachholen zu können. Etwas vereinfacht gesagt: Der lockere Klönnachmittag sollte besser ausfallen, bei einem Treffen mit einem wirklich nahestehenden Menschen finde ich es hingegen nicht mehr so einfach, das zu fordern.


    Noch mehr gilt dies, wenn der Mensch sowieso schon recht einsam ist. Zumal dieser dann ja als Multiplikator gerade kein hohes Risiko darstellt. Nehmen wir mal an, so ein Mensch freut sich schon seit langem, dass die irgendwo weit entfernt lebenden Kinder, Enkel oder wer auch immer über Ostern zu Besuch kommen wollten. Tut man diesem Menschen wirklich einen Gefallen, wenn man, um ihn zu schonen, da nicht hinfährt? Schließlich ist Einsamkeit auch nicht gerade gesundheitsfördernd.

  • Finde den Vorwurf schwierig. Die Veranstalter machen doch auch ihre "notwendige Arbeit". Z.b. bei Veranstaltungen die immer zwischen 50-200Pax kalkulieren.


    Edit: Da geht es mir jetzt um kostenpflichtige Veranstaltungen die einen VVK hatten. So eine Aktion wie bei der Bierbörse steht auf einem anderen Blatt

    Einmal editiert, zuletzt von Don ()

  • Die Empfehlung der Bundesregierung ist, dass auch keine (nicht notwendigen) Veranstaltungen von 1 bis 1000 Teilnehmern stattfinden sollen. Und natürlich sind Konzerte, Comedyabende, Cocktailkurse und Co. "nicht notwendig". Ja, dazu gibt es wohl noch keine Weisung der Landesregierung, dennoch könnte man einfach vernünftig handeln. Ich finde es verantwortungslos, wenn diese Veranstaltungen stattfinden. Bei allem Verständnis dafür, dass das wirtschaftlich eine Katastrophe ist.

  • Die Empfehlung der Bundesregierung ist, dass auch keine (nicht notwendigen) Veranstaltungen von 1 bis 1000 Teilnehmern stattfinden sollen. Und natürlich sind Konzerte, Comedyabende, Cocktailkurse und Co. "nicht notwendig". Ja, dazu gibt es wohl noch keine Weisung der Landesregierung, dennoch könnte man einfach vernünftig handeln. Ich finde es verantwortungslos, wenn diese Veranstaltungen stattfinden. Bei allem Verständnis dafür, dass das wirtschaftlich eine Katastrophe ist.

    Wobei man mit dem Argument auch als Arbeitnehmer einfach zuhause bleiben sollte. Das würde natürlich zur fristlosen Kündigung führen. Das würde ja auch keiner machen. Für die Gastronomen ist es genau dasselbe. Wenn die jetzt (ohne amtliche Anordnung) schließen, laufen die Fixkosten ja trotzdem weiter. Und in der Gastronomie wird häufig so schon auf Kante gewirtschaftet...

  • Ich finde es verantwortungslos, wenn diese Veranstaltungen stattfinden. Bei allem Verständnis dafür, dass das wirtschaftlich eine Katastrophe ist.

    Völlig Isolierung bringt auch nichts, erwischen wird uns Corona sowieso fast alle. Es ist richtig, durch geeignete Maßnahmen, peak Corona abzuflachen, dazu reicht es aber, wenn möglichst VIELE ETWAS dazu beitragen, als die radikale Abschottung so die du vorschlägst und dann doch nur von WENIGEN durchgehalten wird.

  • Verstehe. Vielleicht wäre es eine Idee, den Verantwortungsbegriff zu stärken.


    In Verbindung mit deinem 2. Ansatz würde das bedeuten, dass die Durchführung gewisser Veranstaltungen, wie Privatfeiern, in den Entscheidungsrahmen der Organisatoren gestellt werden. Sollte sich die Veranstaltung allerdings als Virenverbreitungs-Hotspot entpuppen, dann würde der Veranstalter in die Pflicht genommen.


    Eine praktische Umsetzung müsste natürlich tiefer durchdacht werden.

  • Dass jetzt schon zehntausende Menschen durch den Coronavirus ihre Jobs verloren haben (hauptsächlich im Gastronomie- und Kulturbereich), gehört aber auch zur Wahrheit dazu. Davon liest und hört man so gar nichts. Eine Bekannte von mir ist gestern gekündigt worden und muss jetzt zum Jobcenter. Termine gibt es im Moment dort gar keine. Geld hat sie keines mehr und muss sich jetzt bei Bekannten leihen um zu überleben.... An den (wirtschaftlichen) Spätfolgen werden die Leute noch Jahrelang zu leiden haben, auch gesundheitlich ohne direkten Bezug zum Virus!

  • Dass jetzt schon zehntausende Menschen durch den Coronavirus ihre Jobs verloren haben (hauptsächlich im Gastronomie- und Kulturbereich), gehört aber auch zur Wahrheit dazu.

    Richtig. Gerade Restaurantbesuche wie z.B. gestern Abend beim Griechen werden wir auch auf keinen Fall einstellen. Letztendlich sind da weniger Leute anwesend als z.B. vorher beim Einkauf bei Edeka.

  • Ich finde es verantwortungslos, wenn diese Veranstaltungen stattfinden. Bei allem Verständnis dafür, dass das wirtschaftlich eine Katastrophe ist.

    Völlig Isolierung bringt auch nichts, erwischen wird uns Corona sowieso fast alle. Es ist richtig, durch geeignete Maßnahmen, peak Corona abzuflachen, dazu reicht es aber, wenn möglichst VIELE ETWAS dazu beitragen, als die radikale Abschottung so die du vorschlägst und dann doch nur von WENIGEN durchgehalten wird.

    So weit, so gut. Wenn aber jeder für sich in Anspruch nimmt, dass er die Ausnahme sein darf, die sich weiterhin sozialisiert, funktioniert die Nummer wohl nicht. Von daher wäre ich stark dafür, das vorerst denen zu überlassen, die wirklich keine andere Wahl haben.

  • Habe gestern in irgendeinem Fernsehformat eine Sendung gesehen, in der Passanten zu Corona befragt wurden. Ein Passant äußerte die Meinung, dass ihm alles scheißegal sei und er weiterhin alles mache, was er wolle.


    Im Prinzip bin ich auch für eigenverantwortliches Handel, aber offensichtlich müssen auch strenge Regeln vorgegeben werden.

    Der Mensch ist nunmal aus krummem Holze und nicht jeder handelt verantwortungsbewusst.

    Ich glaube da gehst du zu weit. Vor 24h sollte noch Fußball gespielt werden und zum wahrscheinlich gleich Zeitpunkt der Umfrage willst du gleich ein ganzes Land in Quaranäne stellen? Klingt für mich nach Panik die es zu vermeiden gilt. Da habe ich momentan doch noch Vertrauen in die Fachleute, die offenbar auch noch entspannter sind.

    Selbstverständlich wäre es meiner Meinung nach kontraproduktiv, ein ganzes Land unter Quarantäne zu stellen. Mir geht es eher darum, soviel vorzugeben wie nötig und die Eigenverantwortung soweit wie möglich zu stärken.


    Die Eigenverantwortung darf aber keine leere Hülle sein. Wer entscheidet, sollte auch die Konsequenzen seines Handelns tragen.

  • sasa, es ging mir nicht um den Kindergeburtstag. ;)


    Und es freut mich, dass dein Entscheider dir erlaubt ab Montag zu Hause zu bleiben, hätte ja auch anders laufen können.

    Als Fußballspieler hättest du schon gestern nichtmehr ins Büro gemusst.


    Die sollten allen Kulturbetrieb einschließlich Gastronomie verstaatlichen, dann würde jeder sein Gehalt weiter kassieren, und keiner stände vor der Gefahr seine Existenz zu verlieren, weil er seine Aufgabe darin sieht die Gesellschaft zu schützen.


    Jeder bräuchte einfach einen Vorgesetzen, dann wären wir alle fein raus, und könnten uns geschlossen mit gestreckten Zeigefinger gen USA wenden.

  • So einen Rat halte ich für gefährlich,es sei denn du bist ausgebildeter Mediziner oder hast hier eindeutige Quellen,dass man abwarten kann bis die Atembeschwerden kommen!?

    Daniel: Cool bleiben, weiter Quarantäne so gut wie möglich aufrecht erhalten.


    Zeit, sich um eine Notaufnahme zu kümmern, ist dann gekommen, wenn Atembeschwerden einsetzen. Das ist idR 5 bis 7 Tage nach Beginn der ersten Symptome.

    Der ExilRote ist der Universalgelehrte des Forums. Wusstest Du das noch nicht? :D

  • Wir haben morgen "Kindergeburtstag" (15 Jahre). 6 Jugendliche und wir Eltern. Eine junge Dame hat abgesagt wegen Corona, die anderen freuen sich, Eltern sind einverstanden und machen sich keine Sorgen.


    Warum wir es machen: weil


    - die Jugendlichen sowieso auch in den nächsten 5 Wochen Kontakt miteinander haben (sollen) - aber eben nicht in Schulstärke und nun halt in einem überschaubaren Kreis, wo man auch mal Regeln ansprechen kann,


    - nach den 5 Wochen Corona immer noch da ist.


    Ältere Menschen sind ein Problem: ich erwähnte meinen 92jährigen, aber fitten Vater, der heute schon wieder einkaufen war. Was soll ich denn machen, er ist mehr als erwachsen... und da er sich jeden Tag im Fernsehen mehr informiert als ich, muss er auch das Risiko selbst einschätzen, welches er eingehen will.


    Wir lassen bei allen Kontakten mit ihm größte Vorsicht walten, aber Alle, die mit ihren Angehörigen jetzt nur noch telefonieren wollen: wie lange wollt ihr das durchhalten und wie lange ist die voraussichtliche Lebensdauer der Angehörigen noch? Nicht an Corona, aber in den letzten Monaten einsam sterben ist auch scheiße, oder?


    Ich denke weiterhin, wir müssen unsere Verhaltensweisen überdenken... von 0 auf 100% ist meistens nicht der richtige Weg.


    PS: Wir hamstern heute noch was wirklich WIchtiges: Laufschuhe bei Decathlon... :D

  • Dieses Sterben soll halt übel sein.

    Ansonsten Sterben an sich ängstigt mich auch nicht. Je älter ich werde, immer weniger.

    Mein Mutter war schwere Asthmatikerin... ich war dabei, als sie gestorben ist.


    Ich kann jedem nur raten: raus an die Luft und die Lunge stärken, etwas Besseres könnt Ihr Euch nicht antun (natürlich Vorgeschädigte ausgenommen).