Alter Ego: Eigentlich bin ich am arbeiten, aber das ist eine super spannende und relevante Diskussion.
Deshalb ganz kurz: Vereinfacht: Entweder, wir machen Vorgaben und die Leute sollen sich dran halten. Oder wir sagen den Leuten, dass sie verantwortlich entscheiden sollen.
Mit ersterem Ansatz gibt es eine Reihe von Problemen. Nicht nur kann man mit Vorgaben nicht alle Situationen definieren, nicht nur provoziert man mit Zwangsmaßnahmen Gegenreaktionen, die Leute beginnen auch nicht, selber nachzudenken. Weil sie ja keine Entscheidung treffen dürfen und wenn sie doch eine zu treffen haben, dann lediglich die, ob sie mitmachen oder sich bewußt entziehen. (Grob vereinfacht.)
Deswegen ist es besser, nicht von Verantwortung zu reden, den Menschen aber die Entscheidungen abzunehmen. Denn das ist verlogen: Wer keine Entscheidungen treffen darf/soll, hat auch keine (oder nur die grundsätzliche, überhaupt mitzuziehen) Verantwortung.
Ich bin momentan klarer Befürworter von der zweiten Variante. Wer sich damit schwertut: Ich möchte daran erinnern, dass wir keine 100%ige Wirksamkeit der Selbstisolation anstreben. Täten wir das, wäre mustermanns Einwand komplett berechtigt. Es reicht uns eine möglichst große Wirksamkeit.
Und solange wir nicht auf Polizeistaat bzw. echten Notstand umschalten, scheint mir für genau das Ziel, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu erhöhen, Weg Nr. 2 vielverprechender. Die Verantwortung der Leute keine hohle Phrase sein lassen, sondern ernst nehmen, was auch heißt, dass sie Entscheidungen treffen, die wir nicht vertreten würden.
Dass es einen gewissen Prozentsatz gibt, der diese Verantwortung immer leugnen wird, gehört allerdings auch dazu.