Corona

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    Da ich momentan wie die meisten auch unfreiwillig viel Zeit und Langeweile habe, dachte ich mir, ich kann auch mal wieder kleinlaut angeschissen kommen und meine Gedanken teilen. Blöde Sprüche bitte im entsprechenden Faden. Über die (ernsten) Hintergründe meiner blödsinnigen Selbstsperraktion werde ich vielleicht an geeigneter Stelle etwas schreiben, vielleicht aber auch nicht.


    Ich habe hier jetzt viel, wenn auch nicht alles gelesen. Von daher ist es gut möglich, dass ich bereits Geschriebenes wiederhole. Was mir seit längerem auffällt ist, dass immer häufiger nur noch in Extremen diskutiert und argumentiert wird und eine reflektierte Mitte seltener wird, dabei ist es völlig unabhängig, ob es um Dietmar Hopp, Tempolimit oder jetzt die Corona-Krise geht. Das gilt natürlich nicht nur fürs dieses Forum, sondern eigentlich überall dort, wo Menschen unterschiedlicher Meinung aufeinandert treffen.


    Ein Disclaimer vorweg: Ich bin mir der gesundheitlichen Gefahr für den Einzelnen und dem Kollektiv durchaus bewusst und befürworte daher auch die bisher getroffenen Maßnahmen; meiner Meinung nach kamen viele davon sogar viel zu spät. Ich kann auch die vielen empörten Stimmen sehr gut nachvollziehen ob der Bilder, welche sich in den Städten trotz der Lage zeigen. Ebenso stimme ich überein, dass es eine nicht geringe Zahl an Arschlöchern gibt, die durch ihr Verhalten und ihre Ignoranz unmittelbar ihren Mitmenschen und dem Allgemeinwohl schaden.


    Aber: Eine Ausgangssperre welcher Abstufung auch immer halte ich für den vollkommen falschen Weg.


    Vollkommen richtig ist, dass wir alles dafür tun müssen, die Kurve der Infizierten möglichst flach zu halten. Aber erstens ist überhaupt gar nicht klar, ob eine Ausgangssperre überhaupt (noch) etwas bringt und zweitens halte ich es nicht nur für legitim, sondern gar für unbedingt notwendig über die Folgen eines so schwerwiegenden Eingriffes in die Grundrechte zu diskutieren. Letztendlich wird das natürlich darauf hinaus laufen, dass man am Ende eine Abwägung zwischen den Grundrechten einerseits und der Gesundheit einzelner Menschen - bis hin zum Tod - andererseits treffen muss. Verführe man getreu dem Motto "Jeder Kranke/Tote ist einer zuviel" - dem ich prinzipiell sogar zustimmen würde -, müsste man sich dennoch die Frage gefallen lassen, wieso dann nicht auch in anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens so aggiert wird.


    - Wir wissen, dass Stickoxide für Atemwegserkrankungen und viele vorzeitige Todesfälle verantworlich sind, knetern aber trotzdem fröhlich weiter mit dem Diesel durch die Stadt.


    - Wir wissen, dass ein generelles Tempolimit viele Unfälle mit Schwerverletzten und Toten verhindern würde, brettern aber trotzdem mit 240 km/h über die Bahn.


    - Wir wissen, dass Passivrauchen auch unter freiem Himmel in unmittelbarer Umgebung eines Rauchers gesundheitsschädliche Ausmaße annimmt, trotzdem gibt es an Bus- und Bahnhaltestellen, Stadien etc. keine bzw. kaum Rauchverbote.


    Alles wissenschaftlich erwiesen, trotzdem werden diese Erkenntnisse häufig entweder geleugnet oder zumindest der Nutzen von Gegenmaßnamen gegenüber den eigentlichen Gefahren abgewägt. Aber den schwersten Eingriff in die Bewegungsfreiheit, den die meisten von uns wohl jemals erlebt haben, wird einfach so hingenommen, von nicht wenigen sogar begrüßt?


    Um nicht falsch verstanden zu werden: Gäbe es gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse, dass die Maßnahme den gewünschten Erfolg verspräche, könnte ich mich damit zumindest etwas anfreunden. Aber wie hier schon mehrfach erwähnt und verlinkt wurde, rät die Mehrheit der Wissenschaftler explizit davon ab. Was glaubt ihr denn würde sich dadurch bessern?


    Glaubt ihr, die Leute, die bisher immer noch nicht begriffen haben worum es geht, hätten schlagartig ein Einsehen?


    Glaubt ihr, die Leute, die sich ihr Bananenweizen und ihren Cappuccino im Freien nicht nehmen lassen wollen, verzichten dann darauf? Dann wird sich eben nicht in der Fußgängerzone getroffen sondern bei Tante Jutta aufm Balkon oder im Garten.


    Glaubt ihr, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen begeben sich brav in ihr Kinder- oder WG-Zimmer und harren dort wochenlang aus? Dann wird sich zum Feiern und zum Grillen eben privat im Garten oder in der WG getroffen. Was wäre dann? Die nächste Eskalationsstufe der Grundrechtseinschnitte, die es Polizisten ohne weiteres erlaubt, in private Räume einzudringen um die Zusammenkünfte aufzulösen?


    Wer soll das alles kontrollieren und umsetzen? Es scheint ja nicht einmal möglich zu sein, größere Zusammenkünfte im öffentlichen Raum zu unterbinden, wie sollen dann Millionen Menschen vom unnötigen Verlassen ihrer Wohnung abgehalten werden?


    Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Ich kann den Frust der Leute ob der Ignoranz einiger Bevölkerungsteile vollkommen verstehen und ich wünschte mir natürlich, dass die Leute einsichtiger wären. Ich befürchte aber, am Ende wird man nicht alle erreichen und "wir" müssen auch die Arschlöcher irgendwie mit durchziehen. Allein, weil uns nichts andere übrig bleibt. Eine Ausgangssperre überzeugt niemandem, eher sehe ich die Gefahr, dass sich ein Trotz mit entsprechenden Reaktionen manifestieren könnte, die am Ende alles nur noch schlimmer macht.


    Darüber hinaus finde ich auch die politischen Folgen unüberschaubar. Man schafft damit Präzedenzfälle, die es schlimmstenfalls der AfD irgendwann (im schlimmsten aller Fälle, der hoffentlich nie eintreten wird) erleichtern könnten, ähnliche Maßnahmen durchzuziehen.


    In der hier schon verlinkten (und meiner Meinung nach sehr guten) Kolumne von Sascha Lobo ist u.a. auch von der Auswertung von Handydaten zwecks Erstellung von Bewegungsprofilen die Rede. Angeblich anonym. In Israel findet das Ganze weniger anonym statt und Menschen bekommen da gezielt SMS zugeschickt, dass sie doch bitte in Quarantäne bleiben möchten. Ich bekomme Bauschmerzen wenn ich mir überlege, was das evtl. für unsere Zukunft bedeuten könnte (könnte!).


    In der Reaktion, um nicht zu sagen der Einstellung gegenüber den Mitmenschen würde ich mir manchmal ein wenig mehr Empathie wünschen. Einig bin ich mit denen - und da wiederhole ich mich gerne -, die das sorglose und ignorante Verhalten einiger verfluchen. Aber nicht jede und nicht jeder, der tagsüber ziellos durch die Gegend läuft, es sich vielleicht mal auf einer Parkbank bequem macht oder meinetwegen auch mit einer Picknickdecke im Park auf der Wiese ein Buch liest, ist gleich ein Ignorant. Zumindest über die Infektionswege herrscht weitestgehende Klarheit und niemand gefährdet sich oder andere, wenn er in der frischen Luft spazieren geht oder es sich irgendwo gemütlich macht, solange man sich von anderen fern hält und die Griffel aus dem Gesicht lässt.

  • 2/2


    Die Frage, was die Notwendigkeit von Aufenthalten im Freien angeht, muss schon fast in Einzelfällen betrachtet werden. Fangen wir bei älteren Mitmenschen der Risikogruppe an:


    Für viele hat die Bewegung im Freien (= Mobilität) nichr nur eine psychische sondern auch eine physische Notwendigkeit. Nicht umsonst sollen alte Menschen solange es noch geht körperlich mobil bleiben. Was bringt es, wenn man sie zwar vor Covid19 schützt, sie aber dafür zunehmend Herz-Kreislaufprobleme bekommen? Pragmatisch könnte man sagen, dass es für das Gesundheitssystem schon fast egal ist, ob sie wegen einer bilateralen Pneumonie oder in Folge einer Lungenembolie an die Beatmungsmaschine kommen. Noch pragmatischer und eigentlich schon makaber könnte man sagen, dass jemand, der mit seinem Leben schon abgeschlossen hat und Covid19 zumindest billigend in Kauf nimmt, mit seiner Patientenverfügung gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, ein Beatmungsbett zu blockieren.


    Aber auch für jüngere Menschen kann der nicht primär zweckgebundene Aufenthalt im Freien essentiell sein. Mich haben einige Kommentare hier im Faden ein wenig erschreckt, wo davon ausgegangen wird, dass es ja wohl mal möglich sein wird, für ein paar Wochen den Arsch in der Wohnung zu lassen. Wer schon einmal selbst Depressionen gehabt hat, wird sich ungefähr vorstellen können, was eine mehrwöchige Ausgangssperre, zumindest sofern sie nach spanischem und italienischem Modell durchgezogen würde, für diese Menschen bedeuten würde. Wenn jeder Tag so schon daraus bestand, sich durch selbigen zu quälen und irgendwie den Kopf über Wasser zu halten, bedeuten die nun wochen-, wenn nicht sogar monatelangen Einschränkungen auch ohne Ausgangssperre der pure Horror.



    Mal davon ab, dass nach den dunklen Monaten die meisten von uns ohne es zu wissen sowieso einen Vitamin-D-Mangel haben und deshalb ein wenig Sonne auch medizinisch vertragen würden, wäre es für die genannte Personengruppe fatal, sie nur noch in Ausnahmefällen nach draußen zu lassen oder ihnen dabei das Gefühl zu geben, sich falsch zu verhalten.


    Aber auch ohne Zugehörigkeit zu den beiden beispielhaft genannten Gruppen kann es Menschen schwer fallen, ihren Lebensmittelpunkt ad hoc in die Wohnung zu verlegen, denn nicht jeder ist darauf eingestellt. Wenn man nun zu denjenigen gehört, die Zuhause genug Platz haben, um sich aus dem Weg zu gehen oder ihr Leben generell so eingerichtet haben, dass vieles in der Wohnung stattfindet, mag es vielleicht leichter fallen, den Tag mit Netflix, Konsole und Büchern zu verbringen. Für viele aber stellt ihre Wohnung lediglich den Raum für Übernachtung, Pflege und Verpflegung dar. Dass auch sie sich zwangsläufig und im Interesse der Allgemeinheit damit arrangieren werden müssen stelle ich gar nicht in Abrede, aber ihnen vom hohen Ross herunterzurufen, dass sie sich mal nicht so anstellen sollen halte ich für nicht richtig. Dass ihnen irgendwann die Decke auf dem Kopf fällt und sie sich sagen "Scheiß drauf, ich schnappe mir jetzt ein Buch und lege mich in den Georgengarten um nicht durchzudrehen" halte ich für menschlich.


    Auch Radtouren, Joggen und ähnliches halte ich für legitim, solange man seinen Mitmenschen und anderen Infektionsrisiken aus dem Wege geht. Gerade Kinder brauchen Bewegung. Und wenn sie richtigerweise nicht auf den Spielplatz dürfen, wieso soll die Mutter dann nicht mit ihnen ein wenig durch die Feldmark radeln? Davon mal ab ist körperliche Betätigung nicht nur gut fürs Immunsystem, sondern beugt durch die tiefere Belüftung der Bronchien auch Atemwegsinfekten vor.


    Ich bin tatsächlich mal auf diverse Statistiken gespannt, wenn der ganze Spuk vorbei ist. Es mag sein, dass ich viel zu dunkel sehe und lasse mich wirklich sehr gern eines Besseren belehren, aber ich befürchte, dass die medizinischen Auswirkungen der Pandemie sich nicht nur auf Covid19 beschränken werden. Gerade die schon genannten Kreislauf- und Gefäßerkrankungen dürften infolge von Bewegungsmangel steigen, richtig Sorge habe ich vor der Suizidkurve. Deshalb sollte man bei allem Verständnis über Maßnahmen, die die Ausbreitung des Virus' verhindern auch die medizinischen Folgen beachten. 300 Intensivbetten weniger durch Covid19-Patienten belegt, dafür 400 zusätzliche mit sonstigen internistischen Erkrankungen. 500 Todesfälle durch Covid19 weniger, dafür 600 Suizide mehr. Aber vielleicht sehe ich es wirklich zu schwarz und "wir" überstehen diese Pandemie besser als von mir befürchtet. Würde mich freuen, wirklich.



    Ein persönliches Beispiel: Nach meinem Umzug hatte ich in meiner neuen Wohnung weder Zeit noch Antrieb, um mehr zu machen als für das pragmatische Leben nötig. Schlaf- und Badezimmer sind zwar fein, im unrenoviertem Wohnzimmer aber stapeln sich die Kartons mit TV, Konsole und allem anderen (btw: Ich hätte bis vor einem Jahr nicht für möglich gehalten, mit wie wenig Gegenständen ich problemlos durchs Leben komme). Da ich nicht nur wohnlich sondern auch ernährungstechnisch recht genügsam bin, habe ich hauptsächlich in der Mensa gegessen und hatte dementsprechend weder eine intrinsische noch extrinsische Motivation, mich irgendwann mal um eine Küche zu kümmern (böse Whattsapp aus Badenstedt in 3, 2, 1...). Dementsprechend hat mich die Pandemie nun ziemlich kalt erwischt, denn ich bin darauf angewiesen, jeden Tag entweder in den Supermarkt oder zur Dönerbude zu gehen. Klar, selber Schuld, das weiß ich selbst, aber trotzdem gerade nicht zu ändern. Wenn jetzt sämtliche gastronomische Einrichtungen dicht gemacht werden sollten, dann habe ich ein Problem.


    Apropos einkaufen: Viel wurde hier über das vermeintlich richtige Einkaufsverhalten in der aktuellen Situation geschrieben. Dazu zwei Gedanken zu mir:


    Ich habe null Verständnis für egoistische Hamsterkäufe, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber: Wie kauft man denn nun richtig ein? Auf der einen Seite wird gesagt, man soll das Haus so wenig wie möglich verlassen. Macht es dann nicht Sinn, direkt für zwei Wochen auf Vorrat einzukaufen? Tatsächlich halte ich Supermärkte bezüglich des Infektionsrisikos für neuralgische Punkte, denn bei aller Vorsicht kommen sich hier viele Menschen ziemlich nahe.


    Dann heißt es aber auch, dass man nur das Nötige kaufen soll, aber wieviel ist genau nötig? Für zwei Tage? Für drei? Für eine Woche? Klar, es gilt einen Mittelweg zu finden zwischen möglichst selten einkaufen und trotzdem noch genug für die anderen im Regal zu lassen, aber was ist der Mittelweg? Ich wüsste es spontan nicht.


    Auch sollte man sich überlegen, mit welchen Augen man den vermeintlichen Hamsterkäufer betrachtet und wie man auf ihn reagiert. Möglicherweise handelt es sich tatsächlich um ein egoistisches Arschloch, dem die Meinung gegeigt gehört. Möglicherweise kauft er aber auch für ältere Verwandte und/oder Nachbarn mit ein und erledigt alles mit einem Mal, um sich an die Maxime der möglichst geringen Sozialkontakte zu halten. Nun kann man sich als Beobachter überlegen, ob man ihn anpflaumt und danach hier im Forum stolz von seiner Tat berichtet, um ein paar Internetpunkte abzukassieren, oder ob man ihn in Ruhe lässt in der Annahme, dass es sich um einen sozialen Menschen handelt, der für die miteinkauft, die es selbst nicht können/wollen. Wer an die Unschuldsvermutung glaubt tut letzteres.



    Eine Sache noch: Was ich persönlich überhaupt nicht verstehen kann ist, wieso Deutschland (und die EU und der Rest der Welt) so unvorbereitet in das offene Pandemie-Messer gelaufen ist. Klar, man kann nicht für alles einen Masterplan in der Schublade haben und jede Eventualität bedenken, aber es stand eigentlich nie infrage, ob es irgendwann mal eine weltweite Pandemie geben würde, sondern nur wann. Spätestens seit H1N1 für zehn Jahren haben Experten gewarnt, dass sich sowas oder schlimmeres irgendwann wieder abspielen wird. Wieso hat man nicht versucht, sich langfristig auf das Szenario einer weltweiten Pandemie vorzubereiten?


    Wieso ist Deutschland aus der Zeit des kalten Krieges mit Atomschutzbunkern übersät, aber es kommt nach wenigen Wochen einer Pandemie schon zu Engpässen bei wichtigem medizinischen Verbrauchsmaterial? Wieso stehen bundesweit nicht (um mal eine Zahl zu nennen) 30.000 Beatmungsgeräte, EKGs, Perfusoren usw. in irgendwelchen Lagerhallen bereit? Wieso gehen selbst in medizinischen Einrichtungen nach so kurzer Zeit schon die Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel aus? 500 Millionen davon auf Halde und man hat im Fall der Fälle nicht nur erstmal genug für medizinisches Personal, sondern auch für die Bevölkerung. Wieso gibt es offenbar kein Konzept dafür, wie man innerhalb kürzester Zeit provisorische Krankenhäuser mit Intensivbetten, bspw. in Messe-/Mehrzweckhallen mit o.g. vorgehaltenem Material und Geräten einrichtet? Wieso gibt es nicht eine Art Katastrophenfond, in dem über Jahre permanent eingezahlt wird und aus dem in einem Fall wie diesem ohne großen bürokratischem Aufwand finanzielle (Überlebens-)Hilfe an die Bürgerinnen und Bürger geleistet werden kann? Wäre alles machbar. Zwar nicht von heute auf morgen und es würde ein Heidengeld kosten, aber man könnte deutlich besser vorbereitet sein, als dass es gerade der Fall ist.


    Soweit erstmal von mir.


    EDIT: Nils, 10.000 Zeichen, dein Ernst? :motzen:

  • Untersuchungen zeigen wohl, dass von über 2000 Toten in Italien nur fünf jünger als 40 Jahre waren. Und diese fünf hatten alle schwere Vorerkrankungen. 17 waren unter 50, das Durchschnittsalter der Toten liegt bei knapp 80 Jahren. (Quelle: ntv)


    Bei solchen Aussagen immer bedenken, daß die nicht Jahre alt sind, sondern nur ein paar Tage. Das heißt, die sind "statistisch verfälscht". Die ganzen uralten auf den Intensivstationen sterben zuerst. Es kann ja sein, daß derzeit in ganz Italien noch hunderte von "jungen Leuten" am Beatmungsgerät hängen, wo man noch auf Rettung hofft, wovon aber auch noch sehr viele sterben werden.

    Das ist wie in den Statistiken der Zeitverzug zwischen "hat schon Virus" und "Virus wurde entdeckt". Und wie mit dem Zeitverzug zwischen "liegt sterbenskrank auf Intensivstationen" und "tot". Jeweils das erstgenannte taucht in den Statistiken nicht auf. Erst mit ein paar Tagen oder Wochen Verzug.

  • Danke Chris.


    Bezüglich des Schreiens nach Ausgangssperre sehe ich den Deutschen Charakter, der nach Autorität schreit.

    Leider immer noch.


    Wir benötigen aber ein verantwortungsbewusstes Volk, das auf sich und die anderen aufpasst.


    Aber dazu benötigt es auch Kontrolle in einem selbst. Das wird schwer. Das Klopapier wird ja nicht einfach so gehortet.


    Wer jetzt nach der Ausgangssperre schreit, sorry, der schreit nach dem autoritären Staat und die Demokratie hat verloren. Und ich meine nicht, dass jeder den autoritären Staat will, der schreit. Ich meine, er bekommt ihn wenn er es tut. Und das sollte jeder bedenken.


    Wieder zeigt sich, das diese Gesellschaft ihre Aufgabe, die Menschen politisch zu bilden, nicht erfüllt hat. Nun sitzen wir da in der freien Welt und schmeißen sie weg die Freiheit, weil wir erkennen, Maßnahmen sind autoritär besser zu ergreifen.


    Toll. Freiheit ist also doch erstmal nur konsumieren, kaufen,....


    Nicht meine Welt, sorry!

  • Immer mit dem Finger auf die zeigen, die am asozialen Verhalten eines Teils der Gesellschaft verzweifeln ist natürlich einfacher, als auf die zu zeigen, die mit ihrer Freiheit nicht verantwortungsbewusst umgehen können 😏

  • Eine Runde Pralinenbestellung beim Fanmag?

    :herz:


    Das war/natürlich aber nicht die Intention meines Beitrags.

    Das schreit doch - auch wenn es nicht dein Anliegen war - nach einem Soli-Thread, in dem angeschlagene Fanmagger auf ihren privaten oder beruflichen Unterstützungsbedarf hinweisen können. Ich bin mir sicher, jeder hier hat irgendwelche Produkte oder Dienstleistungen, bei denen er lieber einen von „uns“ als dem Braunschweiger Konkurrenten helfen will...


    Willkommen zurück Chris :)

  • Sehr gut, das sollten doch nachdenkenswerte Zeilen für die Fraktion "Wir brauchen jetzt die Ausgangssperre" sein.


    Ich war schon sehr erstaunt, wie einige, die ich anders eingeschätzt hätte, hier in den letzten Tagen für Ausgangssperren argumentiert haben bzw. diese wegen "ein paar Idioten" (oder meinetwegen auch paar vielen) zähneknirschend in Kauf nehmen wollen.


    Wenn wir so viele unmündige oder verantwortungslose Mitbürger haben, dann sollten wir generell mal über einen autoritäreren Staat nachdenken, um Leib und Leben vor diesen Idioten zu schützen.

  • Eine Runde Pralinenbestellung beim Fanmag?

    :herz:


    Das war/natürlich aber nicht die Intention meines Beitrags.

    Das schreit doch - auch wenn es nicht dein Anliegen war - nach einem Soli-Thread, in dem angeschlagene Fanmagger auf ihren privaten oder beruflichen Unterstützungsbedarf hinweisen können. Ich bin mir sicher, jeder hier hat irgendwelche Produkte oder Dienstleistungen, bei denen er lieber einen von „uns“ als dem Braunschweiger Konkurrenten helfen will...


    Willkommen zurück Chris :)

    Fantastische Idee.

    Ich bin mir auch sicher, dass jeder was beitragen kann.

    Ich würde gerne helfen, wenn ich was habe/besorgen kann, wo andere von uns Probleme haben!

  • Untersuchungen zeigen wohl, dass von über 2000 Toten in Italien nur fünf jünger als 40 Jahre waren. Und diese fünf hatten alle schwere Vorerkrankungen. 17 waren unter 50, das Durchschnittsalter der Toten liegt bei knapp 80 Jahren. (Quelle: ntv)


    Bei solchen Aussagen immer bedenken, daß die nicht Jahre alt sind, sondern nur ein paar Tage. Das heißt, die sind "statistisch verfälscht". Die ganzen uralten auf den Intensivstationen sterben zuerst. Es kann ja sein, daß derzeit in ganz Italien noch hunderte von "jungen Leuten" am Beatmungsgerät hängen, wo man noch auf Rettung hofft, wovon aber auch noch sehr viele sterben werden.

    Jein. Zum einen wurden ja immerhin 2/3 der bisher aufgetretenen Todesfälle untersucht, das ist statistisch schon ne Hausnummer und durchaus belastbar. Jetzt abzuleiten, dass ab sofort vor allem junge Leute sterben bzw. die verbliebenen 1000 Toten eher jung waren, halte ich für falsch.

    Zum anderen wollte ich keineswegs den Eindruck erwecken, als hätte damit jeder unter 50 einen Freifahrtsschein. Jeder schwebt gerade in Gefahr, vor allem und speziell dann, wenn die medizinische Versorgung ihre Grenzen des Machbaren übersteigt.

    Von daher bleibt der Appell, dass sich bitte jeder vernünftig verhält.

  • Eine Runde Pralinenbestellung beim Fanmag?

    :herz:


    Das war/natürlich aber nicht die Intention meines Beitrags.

    Das schreit doch - auch wenn es nicht dein Anliegen war - nach einem Soli-Thread, in dem angeschlagene Fanmagger auf ihren privaten oder beruflichen Unterstützungsbedarf hinweisen können. Ich bin mir sicher, jeder hier hat irgendwelche Produkte oder Dienstleistungen, bei denen er lieber einen von „uns“ als dem Braunschweiger Konkurrenten helfen will...


    Willkommen zurück Chris :)

    Als ich heute morgen ein Technikershirt angezogen habe kam mir der selbe Gedanke. Ich bestelle da nachher mal wieder was. Und Pralinen sind immer top.

    Können wir irgendwo aufschreiben wer etwas online anbietet?

  • Leider hinter der Bezahlsperre (hab keine Lust F12 zu drücken und zu suchen):


    TiHo Hannover scheint große Fortschritte bei der Suche nach einem Antikörper zu machen.




    Sehr gut, das sollten doch nachdenkenswerte Zeilen für die Fraktion "Wir brauchen jetzt die Ausgangssperre" sein.


    Ich war schon sehr erstaunt, wie einige, die ich anders eingeschätzt hätte, hier in den letzten Tagen für Ausgangssperren argumentiert haben bzw. diese wegen "ein paar Idioten" (oder meinetwegen auch paar vielen) zähneknirschend in Kauf nehmen wollen.


    Wenn wir so viele unmündige oder verantwortungslose Mitbürger haben, dann sollten wir generell mal über einen autoritäreren Staat nachdenken, um Leib und Leben vor diesen Idioten zu schützen.

    Als jemand, der sich verschärfte Maßnahmen vorstellen kann, komme ich wohl hoffentlich dennoch nicht in den Verdacht, nach einem autoritären Staat zu schreien. So undifferenziert wie es bei Dir klingt ('Wir brauchen jetzt die Ausgangssperre'), möchte ich das auch nicht verstanden wissen.

    Ich plädiere für eine Verschärfung, weil die aktuellen Maßnahmen eben nur bedingt eingehalten werden. Chris macht mich natürlich nachdenklich, und das Problem, dass die Aufgabe der Freiheitsrechte eine Art Dammbruch darstellt (Ära der Dammbrüche augenscheinlich) ist ein riesiges.


    Ich persönlich erwarte von einer Verschärfung nach dem Vorbild Freiburgs (man darf einzeln und in Familien raus, aber eben nicht in anderen Gruppen/Konstellationen, dazu muss Abstand gehalten werden) vielleicht ein verstärktes Verständnis bei den Menschen, die nicht völlige Arschlöcher, sondern einfach gedankenlos waren/sind.


    Aber die oben angeführten Argumente, dass eine echte Ausgangssperre, wenn sie denn bis in den Herbst reichen würde, die Bevölkerung quasi in den Wahn triebe und bei ihrer temporären Aussetzung eine Art Jojo-Effekt hervor riefe, weil ja alle bei Sonnenschein dann erst recht ins Freie rennen würden, sind für mich natürlich stichhaltig.


    Ach, ich weiß es doch auch nicht. :(

  • Muffe, siehst du, was gerade für ein Einschnitt in der Menschheitsgeschichte vor sich geht.

    Oder machst du nur deine Namen Ehre?


    Wir befinden uns im einer bisher so nie dagewesene Situation. Die hat das Zeug, die gesamte Menschheit und das derzeitige System (inkl. kleine Untersysteme) das wir fahren komplett zu verändern.


    In zwei Jahren, denke ich, werden wir dann eine Ahnung haben, wohin wir gehen. Dann ist die Entwicklung noch lange nicht zu Ende, Aber der Anfang, Der wird heute gemacht.


    Es geht nicht nur darum, dass wir diesen Virus überleben, es geht auch darum, wie. Und die Weichen dafür werden heute gestellt.


    Freie Welt oder nicht. Solidarität oder Konkurrenzkampf ums Überleben, Verantwortung und Beteiligung oder Marionette.


    Weltweit wird sich das wie in die Gehirne setzen, darin arbeiten, Geschichte machen und von heute hängt ab, ob Völker endlich fair miteinander umgehen oder ausgrenzen, bekämpfen, töten,....


    Und der einzelne Mensch wird diese mit nach hause nehmen und dort weiter leben.


    Dieser Virus hat massive Auswirkungen auf unsere zukünftige Entwicklung, davon bin ich überzeugt. Man nennt das wohl Evolution.

  • Als jemand, der sich verschärfte Maßnahmen vorstellen kann, komme ich wohl hoffentlich dennoch nicht in den Verdacht, nach einem autoritären Staat zu schreien. So undifferenziert wie es bei Dir klingt ('Wir brauchen jetzt die Ausgangssperre'), möchte ich das auch nicht verstanden wissen.

    Danke. Es ist ja nun nicht so, dass bei den meisten, die sich hier eine Ausgangssperre vorstellen können, so eine Ausgangssperre die Ausgeburt ihrer feuchten Träume ist.

    Mir persönlich gruselt es bei dem Gedanken an die Einschränkung von Bürgerrechten und an z. B. Standorttracking. Aber ich glaube halt auch, dass wir wieder viel mehr in (politische) Bildung investieren müssen, wenn wir ein Volk haben wollen, das wirklich verantwortungsbewusst mit Freiheit umgehen kann. Und das wird sich nicht von heute auf morgen machen lassen. Allerdings muss sich unser Verhalten jetzt gerade buchstäblich von heute auf morgen ändern, wenn wir Menschenleben retten wollen.

  • Man möge sich die Begründung der Freiburger anhören:

    Weil größere Mengen von Menschengruppen, hauptsächlich Jüngere (Studentenstadt...), sich in den letzten Tagen an der Breisach tummelten und sogar Corona-Parties feierten, sah man sich gezwungen, solche Konstellationen zu verbieten.


    Was wäre die Alternative gewesen?

    Und ich bin mir auch im Klaren darüber, dass solche Verbote auch durchgesetzt werden müssen.

  • Wenn wir Menschenleben retten wollen, müssten wir unser Leben komplett umkrempeln.

    Aber die Menschenleben die wir mit unserem Lebensstil auf anderen Kontinenten auf dem Gewissen haben, gehen uns komplett am Arsch vorbei und Verkehrstote, Alkoholtote u. v. m. vor der eigenen Tür nehmen wir auch gerne in Kauf, weil da ist ja zum Glück „flatten the curve“ standard. Verteilen sich schön über das Jahr bzw. die Jahre.

  • Ich bin mir auch sicher, dass jeder was beitragen kann.

    Ich würde gerne helfen, wenn ich was habe/besorgen kann, wo andere von uns Probleme haben!

    In diesem Zusammenhang eine kleine Anregung: Falls Ihr Karten für Clubkonzerte oder ähnliches habt, die Ihr jetzt gegen den Eintritt zurückgeben könntet, überlegt doch bitte, ob das wirklich sein muß. Für die kleinen und mittleren Kulturveranstalter geht’s ums Überleben. Und ich bin sicher, daß viele von uns es sich leisten können, auf dieses Geld zu verzichten. Seht es als ganz persönliche Kulturförderung an.

  • Wohl eher als Antwort auf mein Posting. Und ja, Verantwortung für unser globales Handeln könnten wir endlich mal übernehmen. Und falls die Ereignisse jetzt der erste Schritt in diese Richtung wären, wäre ich froh. Hat aber in meinen Augen nur bedingt damit zu tun, dass wir jetzt erstmal eine Pandemie in den Griff bekommen müssen.