Corona

  • Ich möchte mal punktuell eine erste Lanze für Hannover brechen. Ich war eben eine gute Stunde spazieren, durch die Südstadt und am Maschsee. Ich war dabei nicht der Einzige, aber die Leute haben durchweg (!) sehr diszipliniert auf Abstand und Gruppengrößen geachtet. Mehr als drei Menschen dicht beieinander habe ich nicht gesehen, Kinder und Jugendliche nur sehr vereinzelt.


    Das ist eine Momentaufnahme, die ich nicht verallgemeinern will. Wenn das aber flächendeckend und weiterhin (v.a. am Sonntag) funktioniert, sehe ich ganz vorsichtig eine Chance, die Kurve vielleicht doch noch flach genug zu bekommen, ohne den ganz großen Hammer gegen die Bewegungsfreiheit auszupacken.


    Bei Ausgangsbeschränkungen würde ich wie andere hier auch zu bedenken geben, dass man sehr genau abwägen sollte, was man tut -- und abwägen kann man auch in relativ kurzer Zeit. Aber Menschen unterlaufen ja selbst totale Ausgangssperren, die mit Standrecht verbunden sind. Die Motive sind dann andere, zumeist existenziellere, aber grundsätzlich passiert es. Insofern bin ich bei allen, die hinterfragen, wieviel Nutzen so eine Maßnahme tatsächlich noch zusätzlich bringt. Erst wenn ich das weiß, kann ich endgültig entscheiden, ob ich dafür oder dagegen bin. Selbst wenn man Ausgangssperren jetzt präventiv verhängt (und auch dafür mag es gute Gründe geben), sollte man sie permanent überprüfen und bei fehlendem Nutzen sofort wieder lockern.

  • Eben. Trotzdem gibt es die kritiklos hingenommenen Nachschärfungen, ohne dass man überhaupt gesehen hätte, was die einzelnen Maßnahmen bislang bewirken konnten.

    Die Zeit haben wir nicht.

    Es geht nicht darum, dass wir die Zeit nicht haben (gewiss nicht), sondern warum nicht. Und von diesem warum ausgehend, worauf man sich einzustellen hat. Darauf, dass nun all vernünftig sind und es deshalb wohl läuft und es an uns liegt, wie lange das wohl dauert? Oder darauf, dass man jetzt eh machen muss, was man machen muss, weil es von den Zahlen her halt übelst aussieht? Ehrlichkeit in dem Punkt, um mehr geht es mir nicht.

  • stscherer: ich fasse das mal kurz zusammen: Änderungen der Vorschriften heute, kann man gerne mit dem Verhalten von gestern begründen, aber bitte nicht mit den Zahlen von gestern, weil.....du weißt selbst.

  • Heute stand ne Schlange draußen vorm Baumarkt (keiner, wo Handwerker einkaufen). Abstand zwischen den Leuten usw. war alles ok. Ich frage mich allerdings, was ausgerechnet heute so wichtig zu erwerben war, dass man sich da unbedingt hinstellen musste.

  • Ich frage mich allerdings, was ausgerechnet heute so wichtig zu erwerben war, dass man sich da unbedingt hinstellen musste.

    Mein Klopapier geht zur Neige, bin auf Raufaser umgestiegen. Im lokalen Obi noch mehr als genug vorhanden.

  • Heute stand ne Schlange draußen vorm Baumarkt (keiner, wo Handwerker einkaufen). Abstand zwischen den Leuten usw. war alles ok. Ich frage mich allerdings, was ausgerechnet heute so wichtig zu erwerben war, dass man sich da unbedingt hinstellen musste.

    Hier war der Parkplatz bei McDonalds absolut leer, beim Baumarkt daneben total voll.

  • https://www.spiegel.de/politik…b6-475a-94c2-92d801948d0a


    Der Kommentar finde ich vermittelnd zwischen einem autoritären Staat und einer auf checks and balances ausgerichteten liberalen Demokratie. Schon die Einleitung fasst es eigentlich schön zusammen:


    Zitat

    In der Krise droht ein Abgleiten ins Autoritäre. Die liberalen Anführer sollten sich davor hüten. Ebenso wie die Bürger aufpassen müssen, nicht durch Unvernunft das Autoritäre geradezu einzufordern.

  • @Zackzack

    Eine Vielzahl an Menschen in Deutschland möchten desöfteren am liebsten alles genaustens erklärt haben, am besten ein strukturierter und klassifizierter Plan mit Untergruppierungen muss her.

    Aber eine einfache Ansage, die bedeutet, bleibt zu Hause und vermeidet möglichst zwischenmenschliche Kontakte,

    überfordert diese Personen komischerweise zu sehr. Situationsbezogenes, diszipliniertes Verhalten der Bevölkerung würde die jetzt schon vorhandenen Maßnahmen immens unterstützen.

    Ich will nur Ehrlichkeit in einem bestimmten, aber für mich wichtigen, Punkt. Habe ich jetzt mehrmals gesagt. Du kannst mir dann davon ausgehend sowohl angebräuntes Teutschtum unterjubeln wie auch das Abwinken des Arschlochverhaltens der letzten Wochen bei bestimmten Menschen und Gruppen unterstellen. Trifft beides nicht zu, aber egal.

  • stscherer: ich fasse das mal kurz zusammen: Änderungen der Vorschriften heute, kann man gerne mit dem Verhalten von gestern begründen, aber bitte nicht mit den Zahlen von gestern, weil.....du weißt selbst.

    Wer sich die hier schon geposteten Kurven aus Bergamo und Lodi ansieht, der weiss, was zu tun ist.

  • https://www.spiegel.de/politik…b6-475a-94c2-92d801948d0a


    Der Kommentar finde ich vermittelnd zwischen einem autoritären Staat und einer auf checks and balances ausgerichteten liberalen Demokratie. Schon die Einleitung fasst es eigentlich schön zusammen:


    Zitat

    In der Krise droht ein Abgleiten ins Autoritäre. Die liberalen Anführer sollten sich davor hüten. Ebenso wie die Bürger aufpassen müssen, nicht durch Unvernunft das Autoritäre geradezu einzufordern.

    Ja, danke, da sind doch durchaus Gedanken drin, die mich hier umtreiben. Insbesondere eigentlich:


    "Zugleich sollten die Vertreter der Obrigkeit, wenn sie jetzt strammes Verwaltungshandeln verkünden, stets mit sagen, dass das nur für den Moment gilt."


    Ich würde ergänzen: Für mutmaßlich welch langen "Moment" und aus welchem Grund.

  • @theMenace wie war das mit den unterschiedlichen Datenständen worldometer vs RKI. Beim RKI steht für den 19.03. immernoch 16.662 bzw vom 18. auf den 19.03. 2.000 neue. Was 700 weniger sind als 17. auf 18.


    Ich wills nur verstehen. Und glauben :)

  • stscherer: ich fasse das mal kurz zusammen: Änderungen der Vorschriften heute, kann man gerne mit dem Verhalten von gestern begründen, aber bitte nicht mit den Zahlen von gestern, weil.....du weißt selbst.

    Wer sich die hier schon geposteten Kurven aus Bergamo und Lodi ansieht, der weiss, was zu tun ist.

    ich weiß, du bist ein helles Köpfchen und siehst beim lesen meines Beitrages, dass ich dass ja gar nicht in Abrede stelle.


    "Änderungen der Vorschriften heute, kann man gerne mit dem Verhalten gestern begründen......"

    Ich habe also nicht die Sinnhaftigkeit von Änderungen diskutiert!

    Klar, oder?😉


    mabuse: auch für dich.


    Edit: ok, dann auch den Rest erklärt: Mit den Zahlen von gestern kann man lediglich das Verhalten bzw. die Wirksamkeit von Maßnahmen von vor 7 bis 14 Tagen erklären/ diskutieren, was auch immer, wegen der zeitlichen Verzögerung.

    2 Mal editiert, zuletzt von martin ()

  • Gibts hier wirklich Leute, die glauben, dass man diese Maßnahmen auch nur ansatzweise länger als 4 Wochen durchsetzen kann?

    Ich denke eher, dass sich die Politik irgendwann einfach eingestehen muss, dass man Leute nicht 1 Jahr (ich habe schon was von über 2 Jahren gelesen!) faktisch zuhause einsperren kann... und die traurigen Konsequenzen akzeptieren..

    Vom wirtschaftlichen Totalkollaps nach nur wenigen Monaten mit 20-30 Millionen Arbeitslosen mal ganz abgesehen...

    Irgendwann (sehr bald) muss es, zumindest ansatzweise, normal weitergehen, sonst haben wir hier Zustände die sich keiner ausmalen will. DA wird der Virus unser kleinstes Problem sein. Wenn ich da Dinge lese wie den Spiegel, in dem Virologen anregen/fordern, dass man sich für 2 Jahre sozial distanzieren soll (staatlich verordnet), frage ich mich, in welcher Realität die leben! Gar keine körperlichen Kontakte mehr mit Fremden? Für mindestens 18 Monate? Vollkommen hanebüchen! Ich bin ganz ehrlich.. Nach nicht allzu langer Zeit würde ich es vollkommen isoliert auch nicht mehr aushalten und wahrscheinlich auch auf eine illegale Veranstaltung mit anderen Menschen gehen...

  • Insane96 : So in etwa hatte Drosten das auch schon vorletzte Woche angedeutet. Wir werden die Akzetanz für drastische Maßnahmen nur eine überschaubare Zeit aufrecht erhalten können.

    Ich denke spätestens im April wird der Anteil der Politologen, Sozialwissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler in den Talkshows rapide zunehmen und der Ton wird rauher.

  • Gibts hier wirklich Leute, die glauben, dass man diese Maßnahmen auch nur ansatzweise länger als 4 Wochen durchsetzen kann?

    Ich denke eher, dass sich die Politik irgendwann einfach eingestehen muss, dass man Leute nicht 1 Jahr (ich habe schon was von über 2 Jahren gelesen!) faktisch zuhause einsperren kann... und die traurigen Konsequenzen akzeptieren..

    Vom wirtschaftlichen Totalkollaps nach nur wenigen Monaten mit 20-30 Millionen Arbeitslosen mal ganz abgesehen...

    Irgendwann (sehr bald) muss es, zumindest ansatzweise, normal weitergehen, sonst haben wir hier Zustände die sich keiner ausmalen will. DA wird der Virus unser kleinstes Problem sein. Wenn ich da Dinge lese wie den Spiegel, in dem Virologen anregen/fordern, dass man sich für 2 Jahre sozial distanzieren soll (staatlich verordnet), frage ich mich, in welcher Realität die leben! Gar keine körperlichen Kontakte mehr mit Fremden? Für mindestens 18 Monate? Vollkommen hanebüchen! Ich bin ganz ehrlich.. Nach nicht allzu langer Zeit würde ich es vollkommen isoliert auch nicht mehr aushalten und wahrscheinlich auch auf eine illegale Veranstaltung mit anderen Menschen gehen...

    Die zeitliche Komponente ist doch genau der Punkt warum man das aus meiner Sicht nicht über Autorität von oben regeln kann ... die Umstellung im Verhalten muss von den Leuten selber kommen, jetzt möglichst schnell aber auch nachhaltig für längere Zeit .... Alternative ist eine Spirale von Ausgangssperren, Überwachung, vllt. noch Bundeswehr im Innern etc. pp. immer begründet durch die böse Bevölkerung. Aus der Nummer kommt man nicht wieder raus.


    Viele denken immer noch wir reden hier von 2-4 Wochen .... dem ist nicht so, wir reden hier über Monate.

  • Dann waren Deine illustrierenden Bilder vielleicht nicht ganz glücklich gewählt, aber egal, alles gut.


    Und ich will eigentlich auch nicht per se darauf hinaus, dass das alles viel länger dauern wird, als man es sich vorstellen mag. Sondern darauf, dass mir die Politiker einer westlichen Demokratie die ehrlichen Gründe nennen sollen, weshalb das dann nötig ist. Nicht wegen 1 Woche Arschloch-Parties, sondern weil das Gesundheitssystem selbst für den Alltag auf Limit getrimmt wurde, viel zu spät eingestiegen wurde in die Maßnahmen und bei den ersten (Schulschließungen) nicht berücksichtigt wurde, dass die alle natürlich erstmal Paaaady machen (sollten sie nicht, ist scheiße, aber es sind Jugendliche, das kann man vorhersehen, eigentlich) etc. Und sie sollen ehrlich diese Gründe nennen, damit nicht der Eindruck entsteht (für mich ist es mehr als nur ein Eindruck, kann man aber gewiss diskutieren), die Politik feuert im Grunde für die Bevölkerung gegen die Bevölkerung, also es ist die Bevölkerung, die sich selbst bedroht. Das ist autokratische Argumentation. Ich will das nicht und finde es unerträglich, selbst in einer noch unerträglicheren Situation wie dieser.

  • Doch, wir reden über einen sehr begrenzten Zeitraum. Ich glaube nicht an 2 bis 4 Wochen. Aber so ca. zwei Monate sind dann vielleicht die Grenze der Belastbarkeit.

    Und ganz ehrlich, nach allem was man uns erklärt hat, sollte dann die Kurve abgeflacht sein. Und darum geht es. Nicht um die Verhinderung der Infizierung des Einzelnen.

  • Welches Verhalten denn nachhaltig? Soll man sich jetzt über 2 Jahre lang (oder für immer?) stets 2m von anderen fernzuhalten? Dann kann nie wieder irgendetwas öffnen..Und von Dingen, bei denen man sich eh näher ist (Bars, Restaurants, Nachtclubs schreibe ich noch gar nicht). Sex gibts natürlich auch keinen mehr (außer mit der Freundin oder Ehefrau, die man vorher schon hatte) ... Ne, Leute.. das wird nichts! Flattenthecurve gut und richtig aber nicht über Jahre...

  • Genau das wird ja schon vielerorts bezweifelt... Darum schrieb ich eben von diesen 2 Jahren (Spiegel-Artikel)...

    Jetzt meinetwegen 4-6 Wochen diese Maßnahmen, dann ist die Belastbarkeit ausgereizt (also zumindest für mich)...

    Dass man danach nicht jedem das Patschehändchen geben sollte, ist klar (war auch vorher schon so) aber über das wird es nicht hinausgehen (können)..

    Mehr als ein massives Investieren in den Gesundheitssektor wird von Staatsseite aus nicht zu machen sein...

  • Ich sehe das auch ähnlich, ja. Hinzugesetzt sei, dass es um Flattenthecurve eigentlich wohl gar nicht mehr geht, sondern um die Ausschaltung des Virus. Und diese würde genauso lange dauern wie FTC. Aber sie müsste eben nochmals eine Verschärfung der Maßnahmen nach sich ziehen. Also Ausgangssperre. Das sind die Berechnungen des DGEpi, denn mit Flattenthecurve würden wir das System dennoch überlasten, nur im Juli statt April. Und, das sehe ich auch so: Selbst mit 12 Monaten FTC würde hier so viel kolabieren, kann man sich nicht ausmalen. Mit dem nochmal verschärften Maßnahmenpaket insofern umso mehr. Man muss das aber halt alles in den Diskussionraum bringen und nicht versuchen, die Schuld schon mal prophylaktisch auf all die Studi- und Schüler-Asis abzuwälzen. Das gehört transparent diskutiert. Und den Medien fällt dazu leider rein gar nichts ein, die dokumentieren nur, was sich der Markus und der Jens jetzt wieder haben einfallen lassen, that's it...