Corona

  • Wer anderen den Tod oder eine schwere Krankheit wünscht, hat einfach einen an der Waffel und nicht derjenige, der das korrekterweise so ausspricht. Sonst gar nichts! Auch solchen Idioten wie den Querdenkern wünscht man so etwas nicht. Was läuft bei euch eigentlich falsch im Kopf? Schlimm, wie sich hier mittlerweile derartig reaktionäre Gewaltfantasien Bahn brechen und auch noch von einigen bejubelt werden!

    Also wäre Bolsonaro an Corona gestorben, hätte ich das nicht betrauert. Wieso soll man Menschen, die sich wie egoistische Arschlöcher aufführen, denn nichts Schlechtes wünschen? Irgendwie muss die Welt ja zu einem besseren Ort werden. Hätte man damals Marc Dutroux eine schwere Krankheit wünschen dürfen oder hätte man dann auch einen an der Waffel gehabt?

  • Du kannst anderen wünschen, was du willst, bist aber dann auf moralischer Ebene halt kein Stück besser als Leute wie Bolsonaro! Jemanden nicht zu betrauern und ihm aktiv etwas Schlechtes zu wünschen ist übrigens nicht dasselbe!

    Und für Leute wie Duttroux gibt es das Strafrecht. Du bist nicht zufällig auch für die Todesstrafe bei Mord? Deine Argumentation klingt nämlich sehr nach Auge um Auge!

  • Danke! Du beschreibst gut, was unsere freiheitliche Gesellschaft ausmacht. Auch wenn es schwer und schmerzhaft ist: wir müssen mit leuchtendem Beispiel vorangehen, sonst ist alles nichts und das Böse obsiegt.

  • Du kannst anderen wünschen, was du willst, bist aber dann auf moralischer Ebene halt kein Stück besser als Leute wie Bolsonaro!

    Genau. Wenn ich einem Serienmörder, der 300 Kinder vergewaltigt und ermordet hat, wünsche, dass er stirbt, dann wiegt dieser Wunsch moralisch genauso wie seine 300 Morde.


    Damit kann ich leben. Ich wünsche auch keine Selbstjustiz oder die Todesstrafe. Das kann gern durch einen Unfall oder eine Krankheit geschehen. Meinetwegen später auch ewige Folter in der Hölle, wo so ein Mensch hoffentlich hinkommt.

  • Es muss gute Gründe geben, nach zehn Jahren wieder etwas in einem Forum zu schreiben und ich denke, dass es heute gute Gründe gibt. Vorab an Kassenmeyer: Ich habe sehr wohl gesehen, dass du dich in Teilen kritisch mit deinem eigenen Beitrag auseinandergesetzt hast. Daher seh bitte meinen Beitrag in erster Linie als Auseinandersetzung mit dem Beitrag, den du ja dankenswerter Weise uneditiert stehen gelassen hast, und nicht als Auseinandersetzung mit deiner Person. Allerdings muss ich schon auf den Beitrag eingehen, da er ja Ausgangspunkt der Debatte war und meiner Meinung nach sehr schön illustriert, dass gesellschaftlich etwas ins Rutschen geraten ist.

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    Schwurbelidioten

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    Immer drauf auf dieses Pack.

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    Fickt euch.
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    Dreckspack.

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    diese Vögel.

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    Vollidioten.

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    ein zweites Jonestown. Hoffentlich verreckt ihr da auch alle.

    Ein Fußballfan wünscht sich exzessive Polizeigewalt("immer drauf") und den Tod von Demonstrationsorganisatoren herbei, weil Polizeigewalt nur gegen Fußballfans böse ist, nicht aber gegen falsch denkende Demonstranten, denn die sind ja selber böse. Die andere Lesart des Beitrags ist die, dass das Unrecht gegen Fußballfans insofern ausgeglichen werden soll, dass auch den Demonstranten Unrecht passiert. Vielleicht spielt auch beides in den Beitrag hinein.


    Wo auch immer der Schwerpunkt liegt, befindet sich der Beitrag weit außerhalb der so oft beschworenen freiheitlich-demokratischen Grundordnung/außerhalb jeglicher zentraler Grundsätze des Rechtsstaats/eines zivilisierten Staates. Das ist ironischerweise das, was den Querdenkern (zurecht oder zu unrecht spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle) sehr oft vorgeworfen wird.

    Erschütternder als diesen Beitrag noch, der womöglich aus einer spontanen - wenn auch mir unerklärlichen- Emotion heraus entstanden ist, ist für mich allerdings die weitgehende Zustimmung in diesem Thread.


    Ich könnte mir gut denken, dass einige auch deshalb so aggressiv auf Calogeros Beitrag reagieren, weil sie insgeheim vielleicht spüren, dass er mit der scharfen Verurteilung des Beitrags recht hat. Und wenn Käptn Frühstück die Einordnung als "reaktionäre Gewaltphantasie" als Beleidigung ansieht, dann muss ich ihm widersprechen. Denn was ist klassisch reaktionärer als die Verharmlosung, Leugnung, ja explizite Befürwortung (exzessiver) Polizeigewalt? Wer exzessive Polizeigewalt befürwortet, hat reaktionäre Einstellungen, auch wenn das vielleicht schwer fällt, sich das einzugestehen.


    Auf Twitter dreht die Diskussion um die Coronademonstrationen noch eine Spur weiter. Da wird von Leuten, die sich selbst als weltoffen/links/liberal betrachten, das Entziehen der Kinder von Querdenkern und die "berufliche Vernichtung" gefordert und von "Bodensatz, der eine engere Führungsaufsicht des Staates braucht" gesprochen. Nun ist das zugegebenermaßen ein sehr kleiner Ausschnitt der Bevölkerung, der sich da ich gewissen Twitter-Bubbles aktiv zu Wort meldet, aber ein gewisses Muster ist eindeutig zu erkennen. Diese Leute denken längst totalitär, ohne es zu bemerken. Und da sind wir bei meiner Eingangseinschätzung, dass einiges ins Rutschen geraten ist.



    Das Verbot der Demonstrationen in Berlin mag man so oder so einschätzen, aber gut, sie waren verboten. Was bei 99,9 Prozent der Demonstranten bleibt, ist dann aber allein die Teilnahme an einer verbotenen Versammlung, offenbar eine Ordungswidrigkeit. Ebenso sind Verstöße gegen die Maskenpflicht eine Ordnungswidrigkeit. Kann dann nach Recht und Gesetz begutachtet werden, wie alle anderen Ordnungswidrigkeiten auch.

    Die ganz wenigen Gewalttaten, die eventuell von Querdenkern gestern ausgingen, können zur Anzeige gebracht und dann nach Recht und Gesetz verfolgt werden. Nicht mehr und nicht weniger.

    Das gleiche gilt für die Polizeigewalt gegen die Demonstranten, die auch gestern zu beobachten war und die sogar in dem Video angesprochen wurde, das Käptn Frühstück reingestellt hat. Allerdings bin ich was das angeht nicht ganz so optimitisch, hier muss man ja niemandem erklären, wie schwierig das ist, mal einen Polizeibeamten zur Rechenschaft zu ziehen.

  • Wenn einer zu schnell fährt, falsch parkt etc. ist das eine Ordnungswidrigkeit, und er hofft, nicht erwischt zu werden. Er stellt aber nicht gleich die Autorität des Staats in Frage oder behauptet, wenn er 80 € blechen muss, in einer Diktatur zu leben.


    Die Querdenker tun genau das, indem sie sich in einer teils anonymen Masse nicht um Anordnungen oder Gerichtsentscheidungen scheren. Die polizeiliche Reaktion hierauf will ich an dieser Stelle nicht bewerten; die Aufgabe ist aber ungleich schwerer als ein Blitzgerät auszuwerten.

    Und darauf bauen diejenigen, die vorsätzlich in Berlin in ihrer Masse Ordnungswidrigkeiten begehen.

  • Er stellt aber nicht gleich die Autorität des Staats in Frage oder behauptet, wenn er 80 € blechen muss, in einer Diktatur zu leben.

    Es gibt weder einen Straftatbestand noch eine Ordnungswidrigkeit mit dem Namen "Die Autorität des Staates in Frage stellen" noch den Strafttatbestand oder die Ordnungswidrigkeit mit dem Namen "Behaupten, in einer Diktatur zu leben". Aus guten Gründen, denn die Meinungsfreiheit, unter die die allermeisten Äußerungen der Querdenker fallen, hat Verfassungsrang.

  • Werde aus deinem Beitrag nicht schlau: Warum genau sollte ich die Befürwortung von Polizeigewalt oder totalitäre Einstellungen nicht kritisieren (oder "bejammern", wie du es nennst)?

  • Da hab ich ja was angerichtet. Das war natürlich nicht meine Absicht. Auch wenn meine Wortwahl und Ausdrucksweise für mich in dem Moment und auch heute (bis auf diese beiden Sätze) noch richtig erscheint.


    Natürlich bin ich kein Befürworter von Polizeigewalt. Niemals. Auch nicht gegen Querdenker. Meine eigentliche Intention war, dass bei jedem Fußballspiel, wo sich evtl. nur ein paar Dutzend Leute kloppen oder Ärger machen könnten, ein größeres Polizeiaufgebot aufmarschiert als gestern da am Olympiaplatz.

    Da frage ich mich, wie naiv die Polizei eigentlich war. Wenn man sich in den einschlägigen Telegram Gruppen rumgetrieben hat (was ich übrigens nicht empfehle, weil da so viel geistiger Dünnpfiff verbreitet wird, und da sind solche Menschen wie Schiffmann sogar noch "harmlos"), dann hätte man wissen müssen was da auf einen zukommt. Und dann müssen da eben entsprechende Polizeiketten gebildet werden, damit genau das nicht passiert, was da passiert ist, nämlich dass da versucht wird durchzubrechen. Und das waren dann nicht diese harmlosen "Ich gehe für Frieden und Freiheit und meine 5. Dimension-Lichtwellen-Analspülung" Schwurbler.


    Für das "Immer drauf" habe ich um Entschuldigung gebeten, genau so für den letzten Satz. Ich wünsche niemandem den Tod. Sollen sie sich doch nach Tansania absetzen, sollen sie sich dort ihre Schwurbel-Existenz mit dem Geld ihrer kritiklosen Lämmer aufbauen.


    Ich finde nunmal einfach keine anderen Worte für diese Querdenker, die sich so in ihrem Wahn befinden, dass nichts aber auch gar nichts anderes zählt, als diese Meinung. Was hier in den letzten 1 1/2 Jahren geschehen ist, was sich da ausserhalb jeder Vernunft abspielt, ist ein Trauerspiel. Und mein Schwager erzählt meiner Schwägerin seit 10 Jahren diese Geschichten. Er hat sie so umgedreht. Angefangen von der Schöpfungsgeschichte, dass alles höchstens 8000 Jahre alt ist, der Rest eine Verschwörung und die Beweise für Dinos sind alle gefälscht. Dann macht die Impfung uns alle zu Aliens, dass wir geimpften alle innerhalb der nächsten 2 Jahre sterben, dass Masken nichts bringen, dass überall anders schon 99 % der Leute geimpft wurden, nur hier in Deutschland nicht. Das alles kriege ich zu hören. Grad in den letzten tagen ist das besonders schlimm, und da ist mir dann mal die Hutschnur geplatzt. Hier. Meine Frau ist der gewaltloseste Mensch den ich kenne. Wir sind seit über einem Jahrzehnt im Tierschutz, ernähren uns vegan, leben so nachhaltig wie es in der Stadt möglich ist, und haben ein echtes Interesse daran, dass dieser Planet nicht vor die Hunde geht. Aber selbst sie hat mir gestern Abend voll zugestimmt, als ich das geschrieben habe.

  • Werde aus deinem Beitrag nicht schlau: Warum genau sollte ich die Befürwortung von Polizeigewalt oder totalitäre Einstellungen nicht kritisieren (oder "bejammern", wie du es nennst)?

    Es steht dir wie jedem frei, Derartiges zu kritisieren.


    Aber den Rutsch sehe ich vielmehr in erster Linie darin, dass der gesellschaftliche Konsens von denen aufgekündigt wurde und die Verfassungswirklichkeit von denjenigen ignoriert wird, die im Rahmen der ihnen zustehenden Meinungsfreiheit von Diktatur und denjenigen Dingen schwafeln, die Kassen-Meyer in seinem letzten Beitrag beschrieben hat.

  • Ah, okay. Der Grund dafür, dass ich totalitäre (teilweise regelrecht faschistische Einstellungen, gerade wieder von "Schmutz von der Straße waschen" gelesen) im von mir geschilderten Zusammenhang als deutlich gefährlicher (da mehrheitsfähiger) ansehe als die Querdenkerszene, und damit den den Rutsch eher auf der anderen Seite sehe, ist die Tatsache, dass es sich bei den Querdenkern (vor allem, wenn man nicht alle Bürger, die substanzielle System-/Regierungskritik äußern, als soche diffamiert) um eine sehr kleine, kaum bedeutende Minderheit handelt.

  • Es ist schon ein Unding alle die gestern dort waren als Querdenker, Nazis oder Coronaleugner zu beschimpfen. Wie bei jeder Demo wird es auch gestern einige Idioten gegeben haben. Aber mit Sicherheit nicht der größte Teil und schon gar nicht alle. Und wenn man auf den verschiedenen Videos sieht, wie wehrlose und unschuldige Menschen unverhältnismäßig hart von der Polizei angegriffen worden sind, kann man sich schon fragen was das alles soll. Bloß weil man der Meinung ist unsere Politik verhält sich falsch was Corona betrifft? Und ich rede hier ausdrücklich von den "normalen" Leuten, nicht den totalen Coronaleugnern.