Ich bin aus verschiedenen Umständen lange nicht mehr hier gewesen, möchte aber jetzt doch mal ein paar Minuten nutzen, um meine Gedanken hier loszulassen, weil ich nicht weiß, wohin damit. Ich sehe keine wirklichen Diskurse, egal wo, fast immer ist es einseitig, so oder so.
Ich habe mich aus Skepsis gegenüber den neuartigen Impfstoffen lange gegen eine Impfung entschieden, mit den zunehmenden Einschränkungen und der de facto Impfpflicht dann aber doch impfen lassen (vorgestern zum zweiten Mal). Die Impfungen an sich habe ich soweit gut vertragen. Zwei Wochen nach meiner ersten Impfung haben jedoch Schmerzen begonnen (ich bin nachts mit stark schmerzendem Solarplexus aufgewacht und leide seitdem an tatsächlich nur leichten, aber wiederkehrenden bzw. dauerhaften stechenden und ziehenden inneren Schmerzen insbesondere unter den Rippen und im mittleren Rücken. Weder ich noch mein Hausarzt haben eine Erklärung dafür. Das kann alles und nichts, vielleicht verstärkend auch mein Kopf sein. Nervt nur...und den Gedanken, dass es mit der Impfung zu tun haben könnte, kriege ich nur schwer raus (Kopf eben).
Dennoch denke ich auch, dass ich mich nicht falsch entschieden habe. Aber gewiss nicht aus Solidarität. Diesbezüglich wurde ich von anderen immer wieder in die Verantwortung genommen, was in mir - der sich seit langer Zeit in mehrerlei Hinsicht gesellschaftlich/sozial engagiert hat - immer wieder Rechtfertigungsdruck ausgelöst hat, gegen den ich mich zur Wehr setzen musste (wobei ich dies zumeist vermied, weil ich mich aus meiner Sicht eben nicht rechtfertigen musste). Ich wurde von Leuten zur Solidarität angemahnt, die es sich mit mehreren Tausend netto im Monat zuhause gut gehen lassen (unterstelle ich mal) und ihre Immobilien zu Preisen anbieten/vermieten, die sich ein Normalverdiener wie ich als Sozialarbeiter nicht mehr leisten können. Die von Solidarität schwafeln, während es hierzulande mehr als 1 Millionen Wohnungslose gibt und die soziale und materielle Ungleichheit immer weiter steigt, worunter im Zuge von Inflation der Verbraucherpreise, Energiekosten (bei mir ein Anstieg von mehr als 1/3 in wenigen Monaten) etc. insbesondere diejenigen leiden, die ohnehin schon benachteiligt (gewesen) sind, wenig verdienen. Die Ungleichheit ist im Zuge von Corona nochmal schneller gewachsen - wie die Aktienkurse auch. Wo wird das hinführen?!
Im Sommer habe ich angesichts des geimpften und daraufhin mehrmals positiv getesteten Golfers Jon Rahm schon vermutet (Erfahrungswissen?!), dass sich geimpfte "genauso" anstecken und vermutlich das Virus weiterreichen können wie Ungeimpfte. Und es bei der Impfung insbesondere um Selbstschutz geht, um eben selbst nicht schwerer zu erkranken. Angesichts der jetzigen Zahlen war meine Vermutung wohl nicht so absurd bzw. "Meinungsmache", wie es mir in der Diskussion entgegenschlug, als ich mundtot gemacht wurde. Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, wenn man geimpft ist und nur mit anderen Geimpften zu tun hat, wurde mir "wissenschaftlich bewiesen" so vorgerechnet, dass sie sich im Promillebereich befände. Heute ist klar, das ist nicht so. Eine Impfung dadurch aber nicht gleich sinnlos, was ich auch nie behauptet habe.
Meiner Mutter wurde - wie allen anderen auch - eingetrichtert, dass sie mit ihrer Zweitimpfung lange geschützt ist. Mindestens 1 Jahr, vielleicht sogar länger...keine 5 Monate später befinden sich keine Antikörper mehr in ihrem Körper und wird sie von Arbeitgeberseite zur Auffrischung gedrängt. Sie versteht die Welt nicht mehr.
Meine Freundin hat sich - sobald es für sie möglich war - sofort impfen lassen und immer an alle Regeln gehalten, trägt jeden Tag eine neue - selbst gekaufte, da ihr die vom Arbeitgeber gestellten nicht passen - FFP2-Maske. Sie hat an alles, was von Politiker*innen, Virolog*innen, medial und in ihrer "Bubble" erzählt worden ist, geglaubt und sieht sich nun wieder gesellschaftlichen Bedingungen gegenübergestellt, in denen sich so viele Menschen mit Corona infizieren wie noch nie zuvor, die zu immer gravierenderen Einschränkungen führen, die Weihnachten mit ihrer Familie gefährden, die sie in eine emotionale Lage versetzen, in der sie nichts mehr glauben und nichts mehr von Corona hören mag, dem Thema zugleich aber nirgends (weder auf Arbeit noch privat) ausweichen kann - es ist omnipräsent.
Wieviele Intensivbetten werden heute von Menschen belegt, die dort nur wegen Covid liegen? Seit wann gibt es Corona? Unterliegen die Krankenhäuser (das gesamte Gesundheitswesen) immer noch Rentabilitätsprinzipien, geht es immer noch um Effizienz, ums Geld? Wie haben sich die Arbeitsbedingungen geändert? Weiter Verschlechtert?! Gibt es mehr oder weniger Intensivbetten und betreuendes Personal? Hätte man an diesen Stellschrauben nicht drehen können, nicht drehen müssen? Warum wird darüber nicht berichtet? Oder liege ich daneben, bin ich blind?
Ich bin im September in Polen und letzte Woche in Dänemark gewesen - gefühlt gibt es in diesen Nachbarländern mit sehr unterschiedlichen Impfquoten kein Corona (mehr). Natürlich habe ich keinen Einblick in die Krankenhäuser, hinter die Kulissen. In Dänemark habe ich 14 Tage (bis 42 Tage) nach meiner Erstimpfung auch als geimpft gegolten (wie alle vollständig Geimpften) und war damit "frei" - warum macht man das hierzulande nicht auch so? Wenn du dich heute impfen lässt, bist du in, wann, 8 Wochen(?!) vollständig geimpft und bis dahin weiter von der sozialen Teilhabe ausgeschlossen. Wer weiß, wie die Lage in 8 Wochen ist, Lockdown für alle? Wie kann ich diese Unterschiedlichkeit zwischen den Ländern wirklich verstehen?
Den Finger auf die Ungeimpften? Ist das nicht zu einfach? Was macht diese Spaltung in der Gesellschaft, mit der Gesellschaft? Lenkt das nicht ab von den schwerer wiegenden Verfehlungen, den Bedingungen in den Krankenhäusern. Davon, dass immer wieder etwas erzählt wird, was am Ende doch nicht so ist (das wäre ja okay, wenn nur einmal gesagt würde, "wir wissen es nicht"). Was mich im Ergebnis diejenigen verstehen lässt, die eben nicht (mehr) an die Erzählungen glauben, die anderen Erzählungen glauben, so falsch oder veblendet diese auch sein mögen.
Die ganze Scheiße ist einfach zu komplex. Es war richtig, mich impfen zu lassen. Aber ob es für mich persönlich gut war, weiß ich noch nicht. Und ob es für die Gesellschaft gut ist, steht doch noch ein Stück weit in den Sternen, auch wenn diese wahrscheinlich heller leuchten, je mehr Menschen sich impfen lassen. Aber wirklich gut wird/wäre damit wahrscheinlich noch nichts. Dazu müsste wohl mehr an anderen Stellschrauben gedreht werden.
Sorry, wenn ich über das Ziel hinausschieße. Ich weiß es doch auch nicht...