Mobilität - neue Wege oder neue Straßen?

  • Ich brauch es ja eher platt, und da hat mich Lindner wieder gut bedient (sinngemäß) :"Es ist falsch den Menschen jetzt etwas durch Verbote aufzuzwingen, wofür die Wissenschaft doch in Zukunft Lösungen haben wird."


    Ich hab mich geschämt, nicht als FDP Anhänger, sondern wie begrenzt ein Mensch argumentieren kann. So nackig sollte man sich nicht ins Rampenlicht stellen, egal welch Lobby man bedienen will.


    Edit: Ach so - Pokalheld, ich liebe dich. :herz:

  • Unterm Strich aber kann es nicht darum gehen, einheitliches vermeintlich objektiv "korrektes" Verhalten zu generieren, sondern darum, jedem die Entfaltung seiner Persönlichkeit zu gestatten - und zwar grundsätzlich egal, ob sie Dir oder mir gefällt oder nicht. Das ist gesellschaftlicher Pluralismus, neudeutsch Diversity. Da geht es im mehr als (eigentlich bedeutungslose) Dinge wie Hautfarbe oder sexuelle Orientierung, eigentlich geht es um die Akzeptanz von Lebensenwürfen - eben von der jeweils eigenen Persönlichkeit, deren Entfaltung jedem für sich frei steht.

    Da ist sie, die Pervertierung derBegrifflichkeiten zur Umdeutung der eigenen inhaltsleeren Möchte-Gern-Ideologie. Hautfarbe oder sexuelle Orientierung sind für die, die dafür in unserer Gesellschaft Akzeptanzprobleme haben und für das Gehör in unser Gesellschaft in Bezug auf Ausschluss und Diskriminierung kämpfen, nicht bedeutungslos. Und wenn Kategorien von Menschen bezüglich ihrer Identität ein Ausschlusskriterium sind, ist das nicht nur nicht bedeutungslos für die Betroffenen, sondern für die Gesamtgesellschaft.

    Dem entgegen steht die Einstufung die Lebensentwürfe und Entfaltung der Persönlichkeit nur allein aufgrund der ökonischen Basis und des daraus resultierenden Konsums bedeutungsvoller als die Entfaltung der Persönlichkeit aufgrund von identitätsstiftenden Merkmalen. Wer diese identätsstiftenden Merkmale abwertet, sollte mit mit dem Faschismusbegriff als Vorwurf an kritische, die Gesamtgesellschaft betrachtende Sichtweise, nicht derart lapidar umgehen.

    Denn hier ist die Schnittmenge von AFD und FDP nur noch minimal -> AFDPD.

  • Etwas älter aber immer noch aktuell:


    Dieter Schnaas, Chefreporter und Essayist der WirtschaftsWoche:


    „Der Liberalismus hat im Vergleich zu den anderen politischen Angeboten einen entscheidenden Nachteil: Er steht für nichts. Der Konservative bietet einen Rückzug auf Tradition, auf Herkunft an, er bietet ein verlässliches Weltbild an: ‚Hier bitte, das kannst du wählen.‘ Der Sozialdemokrat bietet die Zukunft an, er bietet an, wir wollen gemeinsam, solidarisch einer besseren Welt entgegensehen. Allein der Liberalismus hat den großen Nachteil, dass er dem Wähler gar nichts anbietet. Der Liberalismus gibt dem Menschen einen Stups und sagt: ‚Hier hast du deine Freiheit, mit der musst du etwas anfangen. Wir können dir nichts an belastbaren Inhalten anbieten.‘ Entscheidend ist also: Wie kann man dieses Nicht-Angebot irgendwie politisch attraktiv machen?“

    Mir musste man da nie etwas schmackhaft machen. Ich fand genau das – dass es mir nämlich selbst überlassen bleibt, was ich mit meiner Freiheit anfange – schon immer attraktiv. Eine Freiheit, die mir nur unter der Voraussetzung gewährt wird, dass ich von ihr auch bitte in genehmer Weise Gebrauch mache, verdient in meinen Augen diese Bezeichnung nicht. Soviel auch zu dem Vorwurf der Inhaltsleere im folgenden Zitat – den empfände ich zum Beispiel gar nicht ernsthaft als Vorwurf.


    Unterm Strich aber kann es nicht darum gehen, einheitliches vermeintlich objektiv "korrektes" Verhalten zu generieren, sondern darum, jedem die Entfaltung seiner Persönlichkeit zu gestatten - und zwar grundsätzlich egal, ob sie Dir oder mir gefällt oder nicht. Das ist gesellschaftlicher Pluralismus, neudeutsch Diversity. Da geht es im mehr als (eigentlich bedeutungslose) Dinge wie Hautfarbe oder sexuelle Orientierung, eigentlich geht es um die Akzeptanz von Lebensenwürfen - eben von der jeweils eigenen Persönlichkeit, deren Entfaltung jedem für sich frei steht.

    Da ist sie, die Pervertierung derBegrifflichkeiten zur Umdeutung der eigenen inhaltsleeren Möchte-Gern-Ideologie. Hautfarbe oder sexuelle Orientierung sind für die, die dafür in unserer Gesellschaft Akzeptanzprobleme haben und für das Gehör in unser Gesellschaft in Bezug auf Ausschluss und Diskriminierung kämpfen, nicht bedeutungslos. Und wenn Kategorien von Menschen bezüglich ihrer Identität ein Ausschlusskriterium sind, ist das nicht nur nicht bedeutungslos für die Betroffenen, sondern für die Gesamtgesellschaft.

    Dem entgegen steht die Einstufung die Lebensentwürfe und Entfaltung der Persönlichkeit nur allein aufgrund der ökonischen Basis und des daraus resultierenden Konsums bedeutungsvoller als die Entfaltung der Persönlichkeit aufgrund von identitätsstiftenden Merkmalen. Wer diese identätsstiftenden Merkmale abwertet, sollte mit mit dem Faschismusbegriff als Vorwurf an kritische, die Gesamtgesellschaft betrachtende Sichtweise, nicht derart lapidar umgehen.

    Denn hier ist die Schnittmenge von AFD und FDP nur noch minimal -> AFDPD.

    AFD, FDP und DPD? :grübel:


    Noch eine kurze Anmerkung zu dieser und anderen Diskussionen: Ich habe für mich festgestellt, dass ich mit Debatten zu vielen politischen Themen deutlich entspannter umgehe, seitdem ich mir klargemacht habe, dass Ideologien immer nur die anderen haben – ich selbst habe natürlich Überzeugungen – und dass das genauso auch umgekehrt gilt. Vielleicht hilft das auch dem einen oder anderen User weiter. Ich habe nämlich den Eindruck, dass hier gerne mal ziemlich heftig reagiert wird, wenn der Debattengegner nahelegt, man würde „ideologisch“ argumentieren. Wenn ich mir so einen Vorwurf übersetze in „Du argumentierst auf der Grundlage deiner Überzeugungen!“, fällt es mir viel leichter, angemessen damit umzugehen.

  • Ich glaube es wäre auch sinnvoll, den "ideologischen" Nebenkriegsschauplatz wieder zu schließen. Es gab inhaltlich sehr gute Beiträge und Links auf deren Basis man diskutieren könnte. Stattdessen ließ u. a. ich mich gestern mit der Faschokeule triggern. Plötzlich geht das eigentliche Topic wieder unter und Pokalhelds toller Doppelbeitrag verschwindet irgendwo hinten, anstatt dass jemand mit anderen Wünschen oder Konzepten sich damit inhaltlich auseinandersetzen musste.


    Mich haben nämlich auch irgendwann Studien, Reportagen, Diskussionsbeiträge, Erfahrungsberichte und eigene Erfahrungen in verschiedenen Städten und Metropolen (u. a. Kopenhagen, Utrecht, London, São Paulo an einem autofreien Sonntag und São Paulo an einem Werktag, Rio, Istanbul, Buenos Aires u. v. m.) zu Überzeugungen geführt welche Verkehrskonzepte ich gut und zukunftsträchtig finde. Das hab ich natürlich auf meine Lebenswelt übertragen (Wohnort, Arbeitsort, Freizeitorte usw.) und festgestellt, dass in Hannover und Umgebung auch noch einiges zu optimieren ist. Und Hannover ist nichtmal der schlechteste Ballungsraum, wenn ich meine Wunschschablone darüber lege.


    Ich habe jedenfalls kein Parteibuch und meine auch, dass ich mich von keiner politischen Ideologie habe vereinnahmen lassen. Bei allen politischen Fragen glaube ich offen für Argumente sein. Kann natürlich auch Selbsttäuschung sein, aber da ich immer noch in mehreren politischen Lagern Zustimmungswertes finde, habe ich die Hoffnung noch kein Ideologe zu sein.

  • Pokalheld


    Das sind jetzt mal ganz viele praktische Ansätze. Tatsächlich kann ich 96% davon unterschreiben. Bei Gelegenheit aber dazu sicherlich mehr.


    Allerdings fehlt es immer noch an den Ansätzen, wie man das Ganze so finanziert, dass es auch für diejenigen erträglich ist, die derzeit 1,5 Nettomonatsgehälter für ein Lastenfahrrad ausgeben müssten.


    96Weizen

    Nur ein kleiner Einwurf, der auf eine meiner bisher nicht beantworteten Fragen hinzielt: wer fährt denn deinen 3-Minuten Shuttle in die Innenstadt?

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    Man kann ja eine Menge Argumente für die Freiheit der Wahl des Verkehrsmittels und der Erhaltung des Fahrspaßes bringen,

    mich würde aber wirklich interessieren, wie die Befürworter des motorisierten Individualverkehrs, also die Verfechter des Autoverkehrs in Städten, der Problematik des immer deutlicher fehlenden Platzes begegnen wollen?


    Das Konzept 1 Haus == 1-2 Autos klappt in Gegenden mit Einfamilien- oder Reihenhäusern, aber doch nicht in in geballt bewohnten Vierteln wie List, Nordtadt, Südstadt, Linden, etc.

    Es geht am Ende des Tages gar nicht um eine Ideologie, sondern ganz profan um Platz, und der ist de facto nicht mehr vorhanden. Das gipfelt im Parken auf Radwegen, abgesenkten Ecken, 2. und 3. Reihe, wo immer man noch ein Eckchen zu finden glaubt.


    Ist also der Sinn der Freiheit und des individuellen Autoverkehrs, dabei ist der Antrieb tatsächlich zweitrangig, das kollektive abendliche Kreisen in den Stadtteilen, um noch irgendwo ein Eckchen für seine Karre zu finden?


    Es gibt nicht genug Parkplätze für die Autos. Punkt.

    Und wo das noch nicht der Fall ist, wird es in Zukunft so sein.


    Und mal als letzte Frage: Wenn diese herrliche Autokaufprämie jetzt kommt: Was ist mit den anderen Anschaffungen, die Menschen und Familien tätigen würden?

  • Pokalheld


    Das sind jetzt mal ganz viele praktische Ansätze. Tatsächlich kann ich 96% davon unterschreiben. Bei Gelegenheit aber dazu sicherlich mehr.


    Allerdings fehlt es immer noch an den Ansätzen, wie man das Ganze so finanziert, dass es auch für diejenigen erträglich ist, die derzeit 1,5 Nettomonatsgehälter für ein Lastenfahrrad ausgeben müssten.

    Ist Autofahren billiger/preiswerter/kostengünstiger als Radfahren? Ich wäre verblüfft.

  • Deine Verblüffung verblüfft mich: glaubst du wirklich, dass die Mehrheit der Bevölkerung (und insbesondere derjenigen, die nicht über auskömmliche Einkünfte aus einer Quelle verfügt) derzeit und in den nächsten Jahren nur mit ÖPNV und Fahrrad klarkommt?

  • hingegen ist das neue elektro-auto doch völlig erschwinglich. :lookaround:


    ..

    in münchen habe ich solche fahrrad-servicestationen kennengelernt, absolut solide, stabile pumpe und das gängige werkzeug dabei! ich habe bei der stadt münchen und der dort zuständigen p+r service gmbh nach kostenvoranschlägen gefragt (keine rückmeldung bisher) und wollte mich deswegen bei euch erkundigen, ob ihr ideen habt, wo man für sowas nen kva bekommen könnte? :doh: vielleicht ja sogar fanmagger?

    sind für uni und stadt osnabrück gedacht, hannover müsst ihr selber machen :)

  • Deine Verblüffung verblüfft mich: glaubst du wirklich, dass die Mehrheit der Bevölkerung (und insbesondere derjenigen, die nicht über auskömmliche Einkünfte aus einer Quelle verfügt) derzeit und in den nächsten Jahren nur mit ÖPNV und Fahrrad klarkommt?

    Wieviele Monatsgehälter wird ein Auto im Vergleich zu einem Lastenrad kosten?

    (Du hast diesen Vergleich angestrengt...)

  • Naja, die Annahme hinter der Aussage ist ja wohl, dass man Auto und Lastenrad zeitgleich als sein Eigentum bezeichnen müsste und dann nur das Auto gekauft wird. Diese halte ich allerdings für falsch, beides könnte man auch (teilweise sogar kostenlos) mieten.

  • Reh von Nah

    Oh, dann müssen alle meine Erfahrungen aus mehr als 25 Jahren Familienrecht falsch sein, sorry?


    @guntingel

    Schon mal die Macron-Pläne durchgesehen?


    prickelpit96

    Hatten wir hier nicht schon den derzeitigen "Altbestand" an Fahrzeugen und würdest gerade du mir nicht dahingehend recht geben, dass nicht in jeder Familienkonstellation ein Leben ohne Auto möglich ist - wodurch das Lastenfahrrad und die Karte für den ÖPNV (bei uns 3x Erwachsene) nicht allein die Mobilität sichern können? Und siehst du es bitte nicht als respektlos an, wenn ich deine Situation, in der du wieder auf ein Auto zurückgreifst, mal gleichsetze mit der Alleinerziehenden mit zwei Kindern, die durch den Gesetzgeber zur Arbeit "ermuntert" wird?

  • Auch Sharing ginge mit beidem.


    Was mich ein bisschen nervt, stscherer, ist, dass man hier, wenn eine abweichende Meinung geäußert wird, dann gleich ganze und umfassende Konzepte auch zu allen weiteren Berührungspunkte vorzulegen habe.


    Edit

    Grundsätzlich ist die Frage der Finanzierung natürlich legitim. Sehe hier aber eigentlich nicht das Problem, jedenfalls nicht individuell.

    Einmal editiert, zuletzt von Hedemann ()

  • [...]mich würde aber wirklich interessieren, wie die Befürworter des motorisierten Individualverkehrs, also die Verfechter des Autoverkehrs in Städten, der Problematik des immer deutlicher fehlenden Platzes begegnen wollen?[...]

    Vorweg, ich bin kein Befürworter eines ausschließlich motorisierten Individualverkehrs großer Karren und finde viele der Vorschläge die hier gepostet werden und den gesamten Thread großartig. Ich würde die Umsetzung vieler Ideen begrüßen.


    Aber die Antwort könnte im Endeffekt dieselbe sein, die hier auch an anderer Stelle vorgebracht wird: "Der Platz regelt das!". Einmal verknappt mit schmackhaften oder verbesserten Pull-Faktoren garniert, einmal durch die Menge der Autos selber. Das zweiteres bereits mit den heutigen Begebenheiten für einige Ausreicht, wurde hier ja in Beispielen schon genannt.


    Will meinen, ich finde das weder erstrebenswert noch klug, aber solange der motorisierte Indivualverkehr so funktioniert wie er aktuell noch(?) funktioniert, verfängt die Fragestellung bei vielen sicher nicht.

  • hingegen ist das neue elektro-auto doch völlig erschwinglich. :lookaround:


    ..

    in münchen habe ich solche fahrrad-servicestationen kennengelernt, absolut solide, stabile pumpe und das gängige werkzeug dabei! ich habe bei der stadt münchen und der dort zuständigen p+r service gmbh nach kostenvoranschlägen gefragt (keine rückmeldung bisher) und wollte mich deswegen bei euch erkundigen, ob ihr ideen habt, wo man für sowas nen kva bekommen könnte? :doh: vielleicht ja sogar fanmagger?

    sind für uni und stadt osnabrück gedacht, hannover müsst ihr selber machen :)

    Vielleicht mal hierüber anfragen? https://twitter.com/StadtMuenchen

  • @guntingel

    Schon mal die Macron-Pläne durchgesehen?

    bis eben nicht

    sieht unter den auflagen auf jeden fall deutlich weniger schlecht als das deutsche paket aus. emissionsfreie städte wären ein gewaltiger schritt, aber ich sehe die verhältnismäßigkeit der milliardensubventionen nicht, wenn es politisch auch möglich ist, keine neuen verbrenner mehr zuzulassen (ab 2025/30).


    die fünf jahre dieselgase und feinstaub mehr oder weniger in der stadt machen den braten auch nicht mehr fett ;)


    @tfr:
    danke!

  • hingegen ist das neue elektro-auto doch völlig erschwinglich. :lookaround:


    ..

    in münchen habe ich solche fahrrad-servicestationen kennengelernt, absolut solide, stabile pumpe und das gängige werkzeug dabei! ich habe bei der stadt münchen und der dort zuständigen p+r service gmbh nach kostenvoranschlägen gefragt (keine rückmeldung bisher) und wollte mich deswegen bei euch erkundigen, ob ihr ideen habt, wo man für sowas nen kva bekommen könnte? :doh: vielleicht ja sogar fanmagger?

    sind für uni und stadt osnabrück gedacht, hannover müsst ihr selber machen :)

    die Region Hannover bzw. Hemmingen macht das schon:-) Kostet ca.1500€. Vielleicht in Hemmingen mal nach den Lieferanten fragen?

    https://www.stadthemmingen.de/…-rad-907000324-22500.html