Mobilität - neue Wege oder neue Straßen?

  • Warum ist das ein Problem? Wenn kein Platz mehr, dann kein Platz mehr. Je dichter der Verkehr ist und je nerviger die Parkplatzsuche, desto eher steigt jemand um. Und zwar um so eher, je schnellere, bequemere und bezahlbarere Alternativangebote da sind.


    Dieses Framing, als sei da draußen auf den Straßen Bürgerkrieg, ist doch Teil des Problems und nicht der Lösung. Alles in allem kann man doch gerade in Hannover mit jedem Verkehrsmittel einigermaßen gut und sicher sich vorwärts bewegen. Klar, besser geht immer, aber ich sehe da keinen Bedarf für eine Revolution.

    Vor diesem Hintergrund gehe ich jetzt mal davon aus, dass Du kein Problem damit hättest, wenn sich Fußgänger und Fahrradfahrer den Platz auf der Straße und am Straßenrand ganz liberal zu eigen machen, sobald ein Autofahrer ihn räumt. Sollte dem ein Gesetz oder eine Ordnung entgegen stehen, muss man das/die natürlich aufheben. Schließlich geht die Freiheit des Einzelnen vor.


    Als ob man im Liberalismus keine Kompromisse bzw. Raumanteile aushandeln müsste.


    (Von ganz anderen Fragen mal abgesehen.)

  • Als die Baustelle an der Vahrenwalder Straße den Verkehr komplett zum Erliegen brachte, rief sie ihre Chefin an und teilte ihr mit, dass sie bei der derzeitigen Verkehrslage erst um halb elf einträfe.


    Daraufhin durfte sie sich den Tag frei nehmen.

    Heute darf sie Home Office machen?

  • Warum ist das ein Problem? Wenn kein Platz mehr, dann kein Platz mehr. Je dichter der Verkehr ist und je nerviger die Parkplatzsuche, desto eher steigt jemand um.

    Erstaunlicherweise darf an dieser Stelle aber der Markt nicht regeln. Kommunen könnten ein Vermögen an Parkgebühren und Citymaut einnehmen, aber hier herrscht der Sozialismus. Mysteriös.

  • Eine Freundin meiner Kollegin wohnt in Auhagen und arbeitet beim Finanzamt Hannover Nord.


    Sie fährt jeden Tag mit dem Auto von ihrer Wohnung bis zu ihrem Arbeitsort.


    Als die Baustelle an der Vahrenwalder Straße den Verkehr komplett zum Erliegen brachte, rief sie ihre Chefin an und teilte ihr mit, dass sie bei der derzeitigen Verkehrslage erst um halb elf einträfe.


    Daraufhin durfte sie sich den Tag frei nehmen.

    Wobei das jetzt mehr über das Finanzamt sagt ;)


    Als jemand der beruflich viel in Essen, Köln und auch in Hannover mit dem Auto unterwegs ist/war, muss ich sagen, dass Hannover zwar enorm aufgeholt hat ... aber, selbst mit einer Baustelle auf der Vahrenwalder, noch Luft nach oben ist (im negativem Sinne).

  • Hannovers Straßen sind vor ca. fünf oder sechs Jahren kollabiert.

    Nichts und niemand ist kollabiert. Es gibt so wenig einen "Verkehrskollaps" wie es eine "Flüchtlingswelle" oder so gibt. Hört auf mit diesen Sprachbildern, die nur den Zweck haben, sachlichen Problemlösungen durch Dramatisierung im Weg zu stehen.

    Nun, das darf freilich jeder so beurteilen, wie er möchte. Wenn ich aber für Strecken mittlerweile die doppelte bis dreifache Zeit von vor ein paar Jahren benötige, wenn ich drei Grünphasen nicht einen Meter in eine Kreuzung einfahren kann, weil der kreuzende Verkehr diese einfach zu stellt und wenn ich mich dann noch beschimpfen lassen muss, sobald ich bei Grün doch durch die mir zustehende Gasse fahre, weil andere doch gerne bei Rot gefahren wären, wenn Radwege und ganze Fahrspuren zugeparkt sind, dann ist für mich der Straßenverkehr in Hannover kollabiert. Eben und besonders, weil es ein vollkommenes Ungleichgewicht zwischen dem Anteil für Autos und dem Anteil für den Rest gibt und weil Autofahrer sich auch regelmäßig so benehmen, als hätten sie das Recht, auch über die Teilhabe der anderen Verkehrsteilnehmer zu entscheiden.

  • Was Parkgebühren angeht, denke ich, hat der "Markt" schon ganz gut funktioniert. Citymaut ist verkehrsrechtlich nicht vorgesehen, ich wäre indes nicht ganz grundsätzlich abgeneigt, das zu ändern. Gleichwohl stellt sich in beiden Fällen die Frage, ob die Ausübung freier Entfaltung denn vom Geldbeutel abhängen soll?

    Parkgebühren von 1-2 Euro pro Stunde sind ein Witz, wenn man es international betrachtet. Da ist mehr drin. Die Leute würden auch für 3-4 Euro pro Stunde noch parken kommen, Und wenn nicht – umso besser.


    Und was die "Ausübung freier Entfaltung" betrifft: das ist drollig. Beim Mieten von Parkraum soll also nicht der Geldbeutel entscheiden. Wie steht's denn dann beim Wohnraum? Darf ich annehmen, dass du vehement für einen Mietendeckel von 10€ eintrittst? Soll ja niemand durch irre hohe Mieten in der Ausübung freier Entfaltung behindert werden.

  • Übrigens, die StVO sagt, wenn Grün wird, hast Du erst die anderen Verkehr die Kreuzung räumen zu lassen. Ich weiß, tätest Du das, stündest Du jetzt noch dort, aber es gibt halt keine Dir "zustehende Gasse".

    Jaja. Und die StVo sagt, dass man nicht in ein Kreuzung einfahren darf, wenn erkennbar ist, dass man drin steckenbleibt.

  • Übrigens, die StVO sagt, wenn Grün wird, hast Du erst die anderen Verkehr die Kreuzung räumen zu lassen. Ich weiß, tätest Du das, stündest Du jetzt noch dort, aber es gibt halt keine Dir "zustehende Gasse".

    Ich schrieb bereits, dass der andere Verkehr einen permanten Strom darstellt, der sich nicht um Rot oder Grün schert. Und dass der jeweils kreuzende Verkehr mehrere Grünphasen keinen Millimeter gefahren ist. Mir geht es nicht um das Recht, selbst fahren zu dürfen, im Gegensatz, ich fahre eben nicht in eine Kreuzung ein, die eh schon verstopft ist. Wenn aber der sowieso stehende Verkehr versehentlich mal eine Fahrspur frei gelassen hat, dann habe ich die im konkreten Fall genutzt, um nicht Stunden später noch da zu stehen. Zumal hinter einem ja die Lynchjustiz beginnt, wenn man nicht selbst in eine verstopfte Kreuzung einfährt. Aber ja, das ist natürlich alles vollkommen ok und kein Indiz dafür, dass das ursprüngliche System nicht mehr funktioniert, weil es kollabiert ist.

  • Wer sein privates Grundstück als Parkraum vermietet, kann und wird das zu Marktpreisen machen. Sinn und Zweck ist in dem Fall ja auch die Maximierung der Erlöse.

    Oh, Q-Park und Contipark (als schnell rausgefummelte Beispiele für Parkraumbetreiber) sind private Vermieter.

  • sasa An welchen Kreuzungen beobachtest Du das? Ich finde die Darstellung etwas extrem. Am nächsten käme dem für mich die Kreuzung am Braunschweiger Platz (für diejenigen Richtung Zoo kommend geradeaus passieren wollen). Aber das ist auch weit davon entfernt, dass sich da keiner mehr um Rot oder Grün schert.

  • Jaja. Und die StVo sagt, dass man nicht in ein Kreuzung einfahren darf, wenn erkennbar ist, dass man drin steckenbleibt.

    Röchtöch. Deswegen muss aber weder derjenige, der das doch tut, noch derjenige, der nicht räumen lässt, Steine im Glashaus werfen.

    Eventuell ist dir aufgefallen, dass ich nicht die Autofahrer als Gruppe für die Situation verantwortlich mache (selbst wenn ich einzelne davon, wie bei eigentlich jeder Gruppe, für Idioten halte), sondern das System. Wenn beide Seiten dieses Konflikts nur noch dann voran kommen, wenn sie sich nicht an die StVo halten, sollte doch offensichtlich sein, dass da was falsch läuft.


    Und der Stau an der verstopften Kreuzung ist in meiner subjektiven Welt representativ und eben keine singuläre Erscheinung. Das Beispiel lässt sich in Hannover recht beliebig ersetzen.


    juk96 zum Beispiel am Braunschweiger Platz, Königsworther Platz, Aegi und (daher das ganz konkrete Beispiel, auf das ich mich hier beziehe) Schiffgraben/Berliner Allee.

  • Vielleicht habe ich als Radfahrer sogar auch mehr Probleme/kritische Situationen mit anderen Radfahrern, als mit Autos, kann sein.

    Aber das ist hausgemacht durch viel zu schmale Radwege in der gasamten Stadt.


    AberLieferverkehr auf dem Rad weg hab ich immer, egal ob Hildesheimer-, oder Vahrenwalderstraße - wo sollen sie auch sonst entladen?

    Und Rechtsabbieger, die stehen ewig in meiner Spur, weil es für sie unvorhersehbar scheint, daß die Fußgänger ebenso grün haben, wie sie.


    Ob das nun "brenzlig" ist weiß ich nicht, man kann ja vorausschauend fahren - extrem nervig ist es aber allemal.

  • Es ist übrigens nicht richtig, dass irgendwo in der StVO stünde, man müsse den Kreuzungsverkehr räumen lassen. :ätsch::kichern::trösten:

  • Derjenige, der Vorrang hat, muss auf sein Recht verzichten, wenn es die allgemeine Verkehrslage erfordert. Steht schon in der StVo ;)


    Dem Räumungsverkehr kann nur eine Teilschuld treffen, weil er damit rechnen muss, dass jemand von der Seite kommt. Umso mehr desto länger er auf der Kreuzung steht.

  • Und noch ein Beispiel aus dem Bereich „ich kenne da einen“:

    Guter Freund wollte weg aus der bösen Stadt und hat sich ein Haus in einem Kaff gekauft.

    Wirklich entsetzlichster ADW.

    Aber er hat darauf geachtet, dass die SBahn nach Hannover einen Haltepunkt in 5 min Entfernung hat.
    - Zur Arbeit und zur weiterführenden Schule fährt die Familie mit der SBahn.
    - Zur Feuerwehr und zum Einkaufen geht es mit Rad und Anhänger

    - in den Urlaub mit dem Mietmobil


    Ich persönlich bedaure alle, die sich mit dem Auto täglich in die Stadt quälen (Baustellen, Stau, Kreuzungen, Parkplatzsuche).
    Ich habe jahrelang viele Stunden der Pendelei auf der A2 verbracht.
    Ich wiederhole mich, aber ich bin so froh, dass ich jetzt in der Nähe arbeite und alles mit dem Rad erreichen kann. Und all‘ die Sorgen nicht habe.

  • Eine Citymaut in folgender Form fände ich recht reizvoll: Einfahren in die City nur mit abgestempeltem Tagesticket (oder Monatskarte). Da könnten die "unbedingt mit dem Auto bis ins Kaufhaus woller" einen Park und Ride Parkplatz ansteuern, dort ein Ticket lösen und wenn sie dann meinen, wieder ins Auto steigen, um in der City ein Parkhaus zu bezahlen.

  • Derjenige, der Vorrang hat, muss auf sein Recht verzichten, wenn es die allgemeine Verkehrslage erfordert. Steht schon in der StVo

    Richtig.

    Aber erstens steht da nix von "Kreuzungsräumung", und zweitens muss es die Verkehrslage erfordern.

    Deshalb schrieb ich ja auch, dass man in der Regel das Räumen wohl ermöglichen muss.

    Aber in der absoluten Form, dass Kreuzungsräumer generell Vorrang hätten, stimmte die Aussage nicht. Und schon gar nicht steht das so in der StVO. ;)


    Edit

    And now to something completely different. 13:30 Uhr.

  • Parkgebühren von 1-2 Euro pro Stunde sind ein Witz, wenn man es international betrachtet. Da ist mehr drin. Die Leute würden auch für 3-4 Euro pro Stunde noch parken kommen, Und wenn nicht – umso besser.

    Die Parkgebühren muss man nicht mal international betrachten, um sie als Witz zu entlarven. Es reicht ein Vergleich mit dem Öpnv. Wenn ich mit der Straßenbahn in die City fahre muss ich > 5€ bezahlen. Mit dem Auto zahle ich ca 1 L Benzin, und wenn ich nicht lange bleibe nur eine geringe Parkgebühr. Geht also für die Hälfte, wenn ich nur schnell in die Stadt fahre und schnell wieder weg. Das ist schlecht für die Verkehrssituation und hilft auch nicht den Händlern.

    Ich würde das Konzept besser finden, wenn man fürs Innenstadtparken eine hohe Grundgebühr verlangt, dann aber zum Verweilen einlädt. Beispielhaft 10 Euro für die erste Stunde, 50 ct für jede weitere.