Mobilität - neue Wege oder neue Straßen?

  • Tatsächlich direkt vor der Tür, wo absolutes Halteverbot herrscht.

    Na? Und wer beantwortet mir derweil die Frage, ob wir trotz der Erlaubnis sichtbar ausliegend schon ein Ticket bekommen haben, während wir dort kurz standen?


    Wir überlegen ernsthaft, noch einen Antrag auf einen Behindertenparkplatz zu stellen, aber diesmal die Frage nach dem Fahrer kreativer zu beantworten. Einen gültigen Führerschein besitzt Madame schließlich noch.

  • Und wer beantwortet mir derweil die Frage, ob wir trotz der Erlaubnis sichtbar ausliegend schon ein Ticket bekommen haben, während wir dort kurz standen?

    Kannst Du mal so drei, vier multiple choice Antworten vorgeben? Das ist sonst schon etwas zu knifflig (für mich jedenfalls).

  • Es gibt Fahrradstraßen mit einer anderen Vorfahrtsregelung als rechts vor links?

    Am grünen Hagen, Fahrtrichtung Westen, sind alle Kreuzungen außer einer rechts vor links. Nur einmal hat man auf der Fahrradstraße Vorfahrt.

    Huch, noch gar nichts über die vorgestellten Velorouten?

    https://www.hannover.de/Hannov…-f%C3%BCr-Velorouten-Netz

    Nicht diskussionswürdig, leider. Anundfürsich fände ich ein Veloroutennetz gut (und überfällig!). Aber wir wissen doch alle, was das wird. Da werden ein paar Schilder rangepappt und das war's. Es gibt weiter den Mischverkehr. Der "Vorteil": Fahrradfahrer dürfen dann nebeneinander fahren, weil es eine Fahrradstraße ist. Super. :nein: Ich will niemanden aufhalten, ich will nur schnell und sicher voran kommen. Und mir fehlt leider der Glaube, dass dieses Veloroutennetz was bringt.

  • Hach," Am grünen Hagen", ein gelebtes Beispiel wie die Politik in Verbindung mit den Bauarbeiten "In der Rehre", "Göttinger Chaussee"," Nichtfertigstellung Umgehung B3 Hemmingen", "Bauarbeiten zwecks Fahrradweg zwischen Ronnenberg und Hemmingen" und "Landwehrkreisel Sondierung und Ausbau" lediglich Push Faktoren zum Fahrradfahren geliefert hat. Nach dem Motto: "Der Stau ist ja kein Problem, sondern der Weg zur Lösung ".

    Nicht falsch verstehen die Arbeiten waren und sind alle nötig, nur die Kommunikation und Absprachen zwischen den Gewerken bzw. Institutionen wirkten für mich als Anwohner in Wettbergen, der einen täglichen Weg nach Döhren zur Kita hatte und zurück, als nicht hinnehmbar. Die Straße "In der Rehre" als Durchgangsstraße hätte schneller ausgebaut werden müssen. Für ca. 950 m werden fast zwei Jahre benötigt. Das Land hat den anderen 250m langen Teil vor drei Jahren im Verhältnis mehr als doppelt so schnell gebaut. Auch hätte der Abschnitt bis "Auf dem Gretel" in der Zeit schon mitgebaut werden können (ca.1/4 der städtischen Länge). Die Seite war zu und keine Anlieger waren abgeschnitten.

    Fahrradfahren war am Anfang möglich und haben wir genutzt, danach aus gesundheitlichen Gründen für mich ab Herbst leider nicht mehr möglich. Jetzt wäre es möglich, aber Corona hat das Thema entspannt.


    "Am grünen Hagen" wurde dann der politische Zankapfel. Alles unnötig mit einer besseren Koordination und Auftragsvergabe, die nicht die billigste sondern eine schnelle Fertigstellung mit wenigen Hindernissen als Ziel hat.

    Wir freuen uns dann, wenn 2021 die Straße fertig ist. Ein Pullfaktor wäre für mich persönlich die Verbindung Döhren - Ricklingen mit einem sicheren Fahrradweg neben dem neuen Südschnellweg. Ein Beispiel wie für beide Verkehrsteilnehmer sichere Möglichkeiten geschaffen werden könnten und sich die Fahrzeit insbesondere für Fahrradfahrer stark verkürzt. Solche Möglichkeiten müssen ausgenutzt werden. Tja ist wohl zu teuer.


    https://www.haz.de/Hannover/Au…rs-ADFC-kritisiert-Plaene



    Rick Linger, dich habe ich" Am grünen Hagen" nie überholt :) Ich bleibe auf dieser Fahrradstraße mit meinem Auto hinter jedem Fahrradfahrer.



    Zum grünen Hagen ausgewählte Artikel für alle nicht Involvierten:

    https://www.haz.de/Hannover/Au…men-gegen-Strassensperren

    https://www.haz.de/Hannover/Au…lingen-bleiben-jetzt-doch

  • Rick Linger, dich habe ich" Am grünen Hagen" nie überholt :) Ich bleibe auf dieser Fahrradstraße mit meinem Auto hinter jedem Fahrradfahrer.

    Dürftest und könntest du doch. Die Straße ist doch groß genug. Ich werde da ab und zu von Autos überholt, oder es kommt eins entgegen, da ist genug Platz.


    Die Absperrungen in dem Viertel dürften nach meinem Empfinden übrigens gern deutlich rigider sein, nicht nur während der Bauphase In der Rehre. Ich gebe dir allerdings recht, dass das Schneckentempo bei der Baustelle irritiert. Zum Glück muss ich da nie lang, fahre da nur regelmäßig aus Spaß an der Freude mit dem Fahrrad lang.


    Achso, was noch fehlt: wer in Wettbergen wohnt und seine Kinder zur Kita nach Döhren bringt macht irgendwas falsch. Spätestens wenn er sich bei so einem Unsinn über die Verkehrsführung beschwert.

  • Warum gibt es eigentlich den Begriff "Kampfradler", aber kein Pendant für den Autoverkehr?

    Ich kann Dir ungefähr sagen, wie das Wort aufgetaucht ist. April 2011 hat die Dekra eine Umfrage gemacht zum Thema Verkehr. Die Zeitung Die Welt berichtete so:

    [...] Bei den Radfahrern dürfe sich keine „Ich-darf-das-Mentalität“ einschleichen. „Der Begriff der Kampfradler macht bereits die Runde“, sagte Ramsauer.


    Am Freitag hatte die Sachverständigenorganisation Dekra eine Umfrage unter 1.600 Verkehrsteilnehmern veröffentlicht, wonach sich 77 Prozent beklagten, dass sich Radfahrer häufig über die Verkehrsregeln hinwegsetzten. 44 Prozent der Befragten gaben an, Radfahrer brächten Fußgänger in Gefahr. Jeder zweite Befragte warf allerdings auch den Autofahrern vor, zu wenig Rücksicht zu nehmen.


    Ramsauer nannte die Ergebnisse erschütternd. Er forderte die Länder auf, die Einhaltung der Regeln auch durch Fahrradfahrer streng zu kontrollieren.

    Woher Ramsauer den Begriff hat, weiß ich nicht. Aber er hat ihn maßgeblich verbreitet. Im Juli 2011 tauchten auf einer Berliner Straße anonyme Plakate auf, die vom "Kampf gegen Kampfradler" sprechen. Der Blog rad-spannerei.de hat die Plakate fotografiert, einige Zeitungen berichteten tags darauf darüber. Ab Juli 2011 erkennt auch Google Trends das Wort Kampfradler, vorher nicht. Das Plakat zeigt ein Rennradfahrer-Piktogramm, anstelle eines Kopfes ist eine Handgranate abgebildet. Im Hintergrund kann man erahnen, daß es auf der Straße keinen guten Radweg gibt. Auf Wikipedia zeigt ein Foto mit Blick nach Norden auch keinen guten Radweg.


    Und so kommt dann eine Kampagne zustande. In der Umfrage kommt nicht mehr heraus, als daß es Kritik am Verhalten von Autofahrern und Radfahrern gibt. Aufgegriffen wird ausschließlich die Kritik an Radfahrern. Radfahrer, die durch schlechte oder fehlende Infrastruktur in Konfliktsituationen mit anderen Verkehrsteilnehmern gebracht werden. Entweder fährste mutig auf der Straße zwischen geparkten Autos und Straßenbahnschienen entlang. Oder das ist nicht geheuer, dann fährste auf dem Bürgersteig, der einer schmalen Rumpelpiste gleicht und Konflikte mit Fußgängern und Bushaltestellennutzern schürt.


    Da haste also eine Infrastruktur, die autozentriert ist. Da haste eine StVO, die autozentriert ist. Da haste das Gefahrenpotential zwischen Fahrrädern und Autos gleichgesetzt (Gewichte und Geschwindigkeiten hatte ich vor ein paar Tagen mal gegenübergestellt, um klarzumachen, daß man Radfahrer nicht mit Autofahrern gleichsetzen muß, sie sind Fußgängern viel ähnlicher). Da haste einen Verkehrsminister, der autozentriert ist (hallo Parteispenden, hallo Pöstchen). Da haste Medien, die zwar darüber berichten, es aber nicht einordnen. Und so haste dann einen Sündenbock erschaffen, der von dem Problem ablenkt und garantiert nichts zur Lösung beiträgt. Leider ist das Schlagwort so erfolgreich gewesen, daß es kaum noch aus der Welt zu schaffen ist. Eine kurzfristig erfolgreiche PR-Kampagne ohne kurz-, mittel- oder langfristige Lösungsansätze. Schon der Ursache-Wirkungs-Zusammenhang wird gar nicht erst betracht. Es sollte lediglich ein Sündenbock durchs Dorf getrieben werden, und so kam es dann auch.

  • Mikael Colville-Andersen hat in seinen Vorträgen (oder hier ab 14:18) und in seinem Blog Copenhagenize das Thema aufgegriffen. Es ist nicht exklusiv in Deutschland, sondern ein grundsätzliches Problem, grundlos auf Radfahrer zu schimpfen. Er sprach irgendwann mal mit einem Politiker von Kopenhagen, wie viele Radfahrer seiner Meinung nach die Verkehrsregeln brechen würden. "25%!", war die prompte Antwort. "Oder 30%!" Es wurde schnell ein Überbietungswettbewerb. Beweise? Null. Zahlen nach Gefühl genannt. Das weiß man doch, daß Radfahrer nur machen, was sie wollen. Sieht man ja jeden Tag.


    Copenhagenize hat dann Daten gesammelt und ist zum Schluß gekommen, daß sich 7% der Radfahrer in Kopenhagen nicht an alle Regeln halten. 93% tun es. 7% tun es nicht. 6% haben einen nachvollziehbaren Grund zum Regelbruch. 1% fährt rücksichtslos. 1% Rücksichtslose haste überall, im Auto, an der Supermarktkasse, im Park, auf dem Fußballplatz, im Nachbarhaus. Das ist ärgerlich, das hält man aber auch aus. Die unterstellten 20-30% haben sich jedenfalls schon mal in Luft aufgelöst.


    Auch deswegen ist das Gequatsche um Kampfradler eine argumentative Bankrotterklärung. Das Omchen, das mit Einkaufskorb die letzten 30 Meter auf der falschen Straßenseite fährt, weil sie dann zuhause an der Eingangstür angekommen ist, hat technisch eine Regel gebrochen. Hat dabei niemanden gefährdet. Wird aber in denselben Topf geworfen mit den tatsächlich Rücksichtslosen. Die wirklich ärgerlich sind. Aber selbst die fahren keinen zu Tode.


    Bau Infrastruktur. Dann verhalten sich die Radfahrer auch gut.


    Sammle Daten. Anonym. Beobachte den Verkehr. Beobachte das Verhalten. Dann haste Fakten, mit denen du argumentieren kannst. Was!? Radwege für die Regelbrecher!? Sollen die auch noch belohnt werden oder wat!? Nein, bau die Wege, die die Leute nutzen wollen, weil sie zwischen Wohnort, Arbeitsplatz, Einkaufsort, Schule und Freizeit unterwegs sind. Von A nach B halt. Fußgänger haben Vorrang. Dann Radfahrer. Dann ÖPNV. Damit das mit der Mobilität klappt.


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    edit Stephan535

    Oh. Interessant. Danke. Ich hatte mich auf Google Trends gestützt gehabt und dann eine andere Suchmaschine fürs Feintuning genommen. Nun denn. War es in dem Fall einer vom Automobilklub, der das Wort in den Mund genommen und einen überschriftentauglichen Begriff geschaffen hat. Macht eigentlich keinen großen Unterschied.