Mobilität - neue Wege oder neue Straßen?

  • Moorchris Du schaust zuviele Sendungen aus den USA. Dort fliegen die Häuser weg. Hier sind das fest gebaute aus Stein, in den USA sind das meist Holzhäuser.


    Wer gibt sein Haus auf, um zu seinem Job zu ziehen, der 60km entfernt liegt? Keiner.

    Eine Mietwohnung aufzugeben ist einfacher, wenn mann aber Kinder hat, die zur Schule gehen, sollte mann sich das schwer überlegen. Allein der Verlust des Freundeskreises macht den Kindern schon Probleme, von den Unterschieden im Schulbetrieb ganz zu schweigen. Habe da selbst einschlägige Erfahrungen und habe das meinen Kindern nicht zugemutet.

    Aus einer gewissen Sicht sind solche Vorschläge wie zur Arbeit ziehen ja ganz OK, nur haben sie mit der Lebenswirklichkeit vieler Menschen nichts zu tun.

  • Bevor ganz pauschal gesagt wird, daß "man" nix machen kann: Es gibt immer mehr Singles. Es gibt immer mehr Arbeitgeberwechsel. Keiner wird zum Kauf einer Immobilie gezwungen. Nicht jeder Immobilienkaufinteressent kann sich einen Kauf leisten. Vielleicht kann man seine Immobilie mit "Gewinn" veräußern. Und schon haben wir wieder eine größere Gruppe gefunden, für die ein Umzug eine Lösung sein könnte.


    Im übrigen lese ich immer wieder von Lebenswirklichkeiten. Als wenn das ein Totschlagargument wäre. Lebenswirklichkeiten ändern sich. Nicht im Jahrestakt, aber über Generationen hinweg. Es gab Lebenswirklichkeiten vor der industriellen Revolution, es gab die bäuerliche Großfamilie, es gab die industrielle Revolution mit Landflucht und Städtewachstum, es gab eine Zeit vor der Eisenbahn, es gab eine Zeit mit der Eisenbahn, es gab die Zeit mit dem Sonntagsbraten, es gab die Zeit mit täglichen Fleischsnacks, es gab die Zeit des gemeinsamen Abendessens, es gab die Zeit des take away food, es gab die Zeit vorm Automobil, es gab eine Zeit mit Dorfschule, Dorfkrämerladen, es gab die Zeit des Autozentrismus, es gab eine Zeit der Filialschließungen und... es wird eine Zeit danach geben.


    Und genau diese Zeit fängt jetzt an. Muß anfangen. Mit ÖPNV, mit Radwegen, mit der 15 Minuten-Stadt (Dinge des täglichen Bedarfs innerhalb von 15 Fuß- oder Radminuten erreichbar, damit ist das ein Konzept für Stadtteile und Kleinstädte und hierzulande leben nunmal die allermeisten in Städten gleich welcher Größe), mit bezahlbarem Wohnraum, von mir aus auch mit Home Office und Videokonferenzen.


    Auch wenn der Handwerker nie online was reparieren wird können. Auch der Fließbandarbeiter wird schlecht von zuhause aus arbeiten können. Doch die Beschäftigtenstruktur sagt, daß wir die industrielle Phase bereits hinter uns haben, der Dienstleistungssektor ist der größte geworden. Ja, es gibt auch kundennahe Dienstleistungen. Und dennoch darf unsere Generation nicht pauschal in Abwehrhaltung gehen. Wir müssen jetzt aus dem Quark kommen.


    Als erstes muß unsere Generation begreifen, daß das Angewiesensein aufs Auto nichts mit Freiheit zu tun hat. Hätte man Freiheit, könnte man aus mehreren guten Alternativen wählen. Wer jedoch angewiesen ist, der ist gebunden. Unfrei. Das Jahr 1980 ist vorbei. Damals war der Bericht des Club of Rome schon bekannt, damals hatten die Ölmultis schon Klimastudien, die die Gegenwart vorausgeahnt haben. Wir haben trotzdem 40 Jahre inne falsche Richtung weitergemacht. Das wird in den nächsten 40 Jahren nicht so weitergehen.

  • Dann hoffe ich, dass auch sein Haus fest verwurzelt ist, ...

    Moorchris Du schaust zuviele Sendungen aus den USA. Dort fliegen die Häuser weg. Hier sind das fest gebaute aus Stein, in den USA sind das meist Holzhäuser.


    Vor einem Jahr haben die Hausbesitzer an der Ahr sicherlich auch alle geglaubt, Ihre Häuser wären fest verwurzelte Steinhäuser.

  • Dann hoffe ich, dass auch sein Haus fest verwurzelt ist, ...

    Moorchris Du schaust zuviele Sendungen aus den USA. Dort fliegen die Häuser weg. Hier sind das fest gebaute aus Stein, in den USA sind das meist Holzhäuser.


    Vor einem Jahr haben die Hausbesitzer an der Ahr sicherlich auch alle geglaubt, Ihre Häuser wären fest verwurzelte Steinhäuser.

    Es ging um Sturm. Nicht immer alles vermischen und dann draufhauen.

    Allerdings war das an der Ahr auch selbstgemacht. Aber das ist ein anderes, weites Thema.

  • Gutes Beispiel übrigens heute bei mir:


    gehe Nachmittags auf Dienstreise mit der Bahn und fahre vom Bahnhof (Nachbarort) los.

    Wir haben ja als Pilotprojekt Sprinti, also denke ich: hey, lässt du das Auto stehen, nimmst den zum Bahnhof im Nachbarort (4 km). Pustekuchen, der verweist auf „optimale“ Busverbindung über 45 Minuten mit einmal umsteigen und 20 Minuten warten auf den anderen Bus, zudem bin ich dann noch 20 Minuten zu früh am Bahnhof…


    also nehme ich mein Auto, fahre zum Bahnhof und lasse es da stehen, meine Frau und meine Schwiegereltern holen den Wagen dann später ab, sprich zusätzliche Wege weil es der ÖPNV nicht schafft. So wird das nichts…

  • Sehr wohl formuliert. :anbeten:


    Die meisten passionierten Autofahrer*innen kämpfen für den Status quo und nicht für die Veränderung, so sinnvoll sie auch sein könnte.


    Ich habe als Fahrradfahrer und Fußgänger mittlerweile so die Schnauze voll von den vielen ignoranten Autofahrer*innen in den Städten, dass ich grundsätzlich für autofreie Innenstädte plädiere. Park and Ride vor den Toren der Städte und basta.

  • Jau, seh ich auch so.

    Nur noch gewerblicher Verkehr, das wäre vielleicht noch ein 1/4 oder 1/5 dessen, was heute in der Stadt vor den Ampeln rumsteht. Diese könnten dann auch ganz anders geschaltet werden, dass mal wieder ein Verkehrfluss entsteht,und man nicht mehr steht als fährt.

    Hach, der ganze freie Platz - ein Träumchen.

    • Offizieller Beitrag

    Eine überraschend sehenswerte NDR-Doku zum Thema Fahrrad im Kontext Verkehrswende:

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    Geht sehr viel um gut gemeinte Fahrradinfrastruktur, die aber völlig unzureichend ist. Gegen Ende dann viele gute Beispiele aus dem Ausland (die wir hier dank Pokalheld aber schon fast alle kennen ;-)).

  • Der Beitrag greift einige Argumente aus unserer Diskussion auf und gibt einen abgerundeten Blick auf den status quo und stellt Ideen für die Zukunft vor

    https://www.planet-wissen.de/v…-auch-ohne-autos-100.html


    Chaos auf Autobahnen und in Städten: Autos sorgen mittlerweile für Ärger und Stress. Immer mehr Platz wird für Straßen und Parkplätze verplant. Dafür fehlt dann Wohnraum und Lebensqualität in den Städten. Mit welchen Mobilitätskonzepten kann man dieser Entwicklung gegensteuern und den Verzicht auf das Auto schmackhaft machen?

  • Ich habe eben folgende Situation erlebt:

    Auf der Straße ist mit einer getrichelten Linie ein Fahradstreifen markiert. Stadtverkehr fließt mit 20-30 km/h.

    Ein Autofahrer will rechts abbiegen, wird langsamer. Von hinten kommt ein Radfahrer. Wer hat dort Vorfahrt?