Russlands Angriff auf die Ukraine

Zur NATO-Diskussion oben erlaube ich mir, sofern gestattet, den Kommentar eines Ukrainers einzubringen:

Zitat

Wer jetzt noch versucht, die Ursprünge dieses Krieges mit der Nato-Erweiterung zu erklären, ist schlichtweg ein Spinner.

Es hat keinen Sinn, mit Leuten zu streiten, die sich weigern, den Kolonialismus zu sehen, wenn er nicht aus dem Westen kommt.

Wer nicht kapiert, dass wir ohne die NATO-Expansion diesen Krieg einige Jahre früher und mit einem schnelleren, eindeutigeren Ergebnis im Baltikum gehabt hätten, dem würde ich für meinen Teil freundlich versuchen, nahezulegen, nochmal über diesen Krieg, den wir jetzt haben, und den bevorstehenden Beitritt von Finnland und wohl auch Schweden nachzudenken.

Das Narrativ der "Bedrohung Russlands" durch den NATO-Beitritt der beiden Länder ist ja schon in der Welt und wird gerade heute begierig durch den deutschen (virtuellen) Blätterwald gejagt.

Könnte es vielleicht sein, dass die des Faschismus nahezu vollständig unverdächtigen Schwed:innen und Finn:innen vielleicht mehr als einen Grund haben dürfen, sich ohne NATO-Mitgliedschaft massiv bedroht zu fühlen?

Man könnte meinen hier müsste gegen eine Vielzahl von RT-Konsument*innen argumentiert werden.

q.e.d.

Ist wohl echt bald Zeit, den Laden hier dicht zu machen……..

Sag das Herrn Putin.

Unsere letzten beiden Telefontermine hat er kurz vorher abgesagt. Er sei sehr damit beschäftigt, so ein komisches Fussballforum zu unterwandern, das kostet eine Menge Ressourcen.

Immerhin hat er auch erkannt, dass dieses Forum eine Schlüsselrolle für den Ausgang des Krieges spielen wird.

Zitat

… weil er sich nicht informiert hat…

Irgendwo hab ich diese absolute Aussage schon mal gelesen. Ah ja, bei den Schwurblern von Quarkdenken.

Artikel eines linken Ukrainers an westliche Linke gerichtet, über Waffenhilfe. (dissentmagazine.org, Original englisch.) Ein erster Brief von ihm ist dort im Original verlinkt und wurde auch von analyse & kritik auf deutsch veröffentlicht.

Zitat

[...] Heißt das, dass die Ukrainer den Kampf aufgeben sollten? Für mich liegt die Antwort auf der Hand: Ich habe mich zu Beginn des Krieges entschlossen, den Territorialen Verteidigungskräften beizutreten. Aber ich bin bei weitem nicht der Einzige. Anarchisten aus der Ukraine, Weißrussland und sogar einige aus Russland kämpfen derzeit in den Territorialen Verteidigungskräften oder helfen ihnen. Sie lehnen Zelensky und den Staat an sich ab, sie wurden wiederholt bei Protesten von der Polizei festgenommen (so wie ich), und einige ausländische Anarchisten waren mit Abschiebungsversuchen durch Spezialdienste konfrontiert. Und trotzdem sind wir in den Krieg gezogen. Sie mögen denken, dass dies keine "echten" Anarchisten sind - oder Sie mögen die Ansicht vertreten, dass wir etwas über Osteuropa wissen, was Sie nicht verstehen.

Ich bin Sozialist, und ich glaube nicht, dass man sein Land in einem Verteidigungskrieg verteidigen müssen sollte. Eine solche Entscheidung sollte von einer Analyse der Beteiligten, des sozialen Charakters des Krieges, der Stimmung in der Bevölkerung, des breiteren Kontextes und der möglichen Folgen verschiedener Ergebnisse abhängen. Wenn die Ukraine von einer faschistischen Junta regiert würde und die Situation so wäre, wie sie von der russischen Propaganda dargestellt wird, würde ich die Invasion trotzdem verurteilen, aber ich würde mich nicht der Armee anschließen. Die Führung eines unabhängigen Partisanenkampfes wäre angemessener. Es gibt andere Invasionen, wie die der USA in Afghanistan oder im Irak, die man verurteilen sollte, aber wäre es richtig gewesen, für die Regime der Taliban oder Saddam Husseins zu kämpfen? Ich bezweifle es. Ist die alles andere als perfekte Demokratie der Ukraine es wert, vor Putins parafaschistischem Regime geschützt zu werden? Ja. [...]

Zizek ebenfalls mit harten Vorwürfen nicht nur an RT-Konsumenten:

Zitat

Der jüngste Perspektivenwechsel offenbart eine tiefe, dunkle Wahrheit über die Position des Westens. Während wir früher die Befürchtung äußerten, dass die Ukraine schnell zerschlagen werden würde, war unsere eigentliche Befürchtung genau das Gegenteil: dass die Invasion zu einem Krieg führen würde, dessen Ende nicht absehbar ist. Es wäre viel bequemer gewesen, wenn die Ukraine sofort gefallen wäre, so dass wir unsere Empörung zum Ausdruck bringen, den Verlust betrauern und dann zur Tagesordnung übergehen könnten. Was eigentlich eine gute Nachricht sein sollte - ein kleineres Land, das sich unerwartet und heldenhaft gegen die brutale Aggression einer Großmacht wehrt - ist zu einer Quelle der Schande geworden, zu einem Problem, mit dem wir nicht recht wissen, was wir anfangen sollen.

Die pazifistische Linke in Europa warnt vor einer Wiederbelebung des heroisch-militärischen Geistes, der frühere Generationen verzehrt hat. Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas schlägt sogar vor, dass sich die Ukraine einer moralischen Erpressung gegenüber Europa schuldig macht. Dieser Standpunkt hat etwas zutiefst Melancholisches an sich. Wie Habermas sehr wohl weiß, konnte Europa in der Nachkriegszeit nur deshalb auf den Militarismus verzichten, weil es sicher unter dem nuklearen Schutzschirm der USA stand. Doch die Rückkehr des Krieges auf den Kontinent deutet darauf hin, dass diese Zeit vorbei sein könnte und dass bedingungsloser Pazifismus immer tiefere moralische Kompromisse erfordern würde. Leider werden wieder "heroische" Taten erforderlich sein, und zwar nicht nur zur Abwehr und Abschreckung von Aggressionen, sondern auch zur Bewältigung von Problemen wie Umweltkatastrophen und Hunger.

[...] So etwas wie das ne explétif gilt auch für die europäischen Befürchtungen hinsichtlich der Einstellung der russischen Gaslieferungen. "Wir haben Angst, dass die Unterbrechung der Gaslieferungen eine wirtschaftliche Katastrophe auslösen wird", sagen wir. Aber was ist, wenn unsere Befürchtungen falsch sind? Was, wenn wir wirklich Angst haben, dass eine Unterbrechung der Gaslieferungen keine Katastrophe auslösen würde? Wie Eric Santner von der University of Chicago kürzlich zu mir sagte: Was würde es bedeuten, wenn wir uns schnell anpassen könnten? Ein Ende der russischen Gasimporte würde nicht das Ende des Kapitalismus einläuten, aber "es würde dennoch eine echte Veränderung der 'europäischen' Lebensweise erzwingen", eine Veränderung, die unabhängig von Russland höchst willkommen wäre.

Wenn man das ne explétif wörtlich nimmt, ist die Umsetzung des "Nein" heute vielleicht der wahrhaftigste politische Akt der Freiheit. Man denke nur an die vom Kreml verbreitete Behauptung, die Einstellung der russischen Gasversorgung käme einem wirtschaftlichen Selbstmord gleich. Wäre das angesichts dessen, was getan werden muss, um unsere Gesellschaften auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen, nicht befreiend? Um Kurt Vonnegut zu paraphrasieren: Wir werden vermeiden, als die erste Gesellschaft in die Geschichte einzugehen, die sich nicht selbst gerettet hat, weil es nicht kosteneffizient war.

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Hervorhebungen durch mich.

Niemand hat irgendjemandem "RT-Konsum" vorgeworfen, bedien doch nicht das Narrativ.

Die von Dir hervorgehobenen Zitate insbesondere im 2. Teil teile ich. Und genau deswegen wird ja jetzt nach dem "Körnchen Wahrheit" in den Lügen des russischen Kriegsverbrechers gesucht. Und jede sachliche Gegenrede (mit Quellenangabe) bleibt unkommentiert.

Ich habe es nicht bedient. Ich habe es ironisch aufgegriffen.

Wir sollten das echt nicht diskutieren, dann explodiert das Forum.

Ich sage nur: Es gibt schlimmeres, als RT-Gucker.

Wo gerade RT erwähnt wird... die sind ja derzeit per Sat nicht empfangbar, aber Rossiya24 strahlt weiterhin 24 Stunden am Tag sein Programm über Hotbird aus. Sollten die nicht auch von dem Verbot betroffen sein?

Samuel Ramani (kann der was?) sagt, Russland könnte morgen Gaslieferung für Finnland einstellen.

Zitat von stscherer

Und genau deswegen wird ja jetzt nach dem "Körnchen Wahrheit" in den Lügen des russischen Kriegsverbrechers gesucht.

Hier aktuell im Forum?

Ramani ist oft erster, was Nachrichten angeht, und hat meistens Recht.

Ich denke allerdings, dass er Nachrichten oft so früh meldet, dass sich die Angelegenheit dann auch mal wieder zerschlägt. Deswegen lohnt es sich, auf Bestätigung zu warten.

Kein Edit, damit Niedersachse es garantiert sieht:

Hier ist die (wahrscheinlich) zugrundeliegende Reuters-Meldung.

Ja, so war auch mein Eindruck. Er formuliert das aber auch immer deutlich und verständlich.

Was in Luhansk und Donetsk passiert ist und jetzt überall in den besetzten Gebieten passiert. Und es wäre schon längst im Baltikum Routine, wenn die baltischen Staaten nicht der NATO beigetreten wären. Original-Thread Englisch vom August '21. Content-Warnung: Gewalt, sexuelle Gewalt. Teil 1.

Zitat

im 21. Jahrhundert gibt es in den von der russischen Armee besetzten Gebieten ein Lager, in dem Ukrainer gefoltert und als Gefangene gehalten werden.

Einst war es ein Kunstraum - "Izolyatsia". Jetzt gehört dieser Name zur Einrichtung des Grauens.

was in der Ukraine geschieht, ein Thread:

"Izolyatsia" ("Isolation") war einst ein bekannter Kunstraum, der im Gebäude einer ehemaligen Fabrik in Donezk eingerichtet wurde, in der Dämmstoffe hergestellt wurden.

Als die Ukraine von Russland angegriffen wurde, wurde Donezk zu einer der beiden Städte, die derzeit besetzt sind. Der Kunstraum "Isolation" wurde in ein illegales Gefängnis umgewandelt. In diesem Gefängnis werden unschuldige Menschen, denen der russisch-ukrainische Krieg ihre Häuser genommen hat, als Gefangene gehalten.

Die Menschen werden auf unterschiedliche Weise dorthin verschleppt

einige von ihnen besuchten ihre alten eltern in den besetzten gebieten; ein anderer hatte einfach keine möglichkeit, die besetzten gebiete zu verlassen, bevor der horror in der folterkammer von "Izolyatsia" begonnen hat.

Der Name dieser Frau ist Oksana Pashyna. [Foto] Oksana musste zu ihrer Schwester nach Donezk fahren, um einige Eigentumsfragen der Familie zu klären. Sie wurde an der Grenze zur "DNR" festgenommen und für 30 Tage in "Verwaltungsarrest" genommen.

Dies geschah im Mai 2020. Seitdem wurde sie nicht mehr freigelassen. Zum Zeitpunkt der Festnahme war Oksana schwanger.

Natalia Stetsenko, 43 Jahre alt [Foto]. Natalia war eine Ärztin aus Makijiwka. im Juni 2019 wurde sie wegen "Spionage" verhaftet.

Nach Angaben von Natalias Vater hat sie eine chronische Erkrankung der Wirbelsäule, die starke Schmerzen verursacht. Vor der Verhaftung bereitete sich Natalia gerade auf eine Operation vor.

Natalias Vater sagte, dass seine Tochter in den letzten Monaten regelmäßig Krämpfe hatte und nicht in der Lage war, ihren rechten Fuß zu bewegen. Aufgrund der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten, die zur Linderung der Symptome der Wirbelsäulenerkrankung beitrugen, hat Natalia schwere Magenprobleme entwickelt.

Nach Angaben ihres Anwalts hatte Natalia bei der Gerichtsverhandlung am 25. Juni Schwierigkeiten, sich zu bewegen. Natalia sagte dem Anwalt, dass sie die nächste Anhörung, die für den 30. August angesetzt ist, möglicherweise nicht mehr erleben wird.

Olha Mozolivska, 35 Jahre alt. [Foto]

Olhas Ehemann Vitaliy sagte, dass sie früher im Schichtdienst in einem der Restaurants in Donezk als Verwalterin gearbeitet habe. Ihr Haus befand sich in Avdiivka, im kontrollierten Gebiet.

Nach einer weiteren Abreise im Jahr 2017 verschwand die Frau einfach und beantwortete keine Anrufe mehr. Ihr Ehemann machte sowohl bei der ukrainischen als auch bei der "DNR"-Polizei Aussagen, aber danach hatten er und sein vierjähriger Sohn einige Jahre lang nichts mehr von Olha gehört.

Nach Angaben ukrainischer Menschenrechtsaktivisten verbrachte Olha vier Jahre in Isolationshaft im Lager Donezk. Ihr Aufenthaltsort wurde durch andere Gefangene bekannt, die im Rahmen eines Austauschs 2019 und 2020 freigelassen wurden.

was tun sie den gefangenen in "isolation" an?

Menschen werden gefoltert. russische Militärs schließen elektrische Drähte an die Hodensäcke männlicher Gefangener an, vergewaltigen, zwingen Gefangene, ihren eigenen Urin in Dosen mit Plastiktüten auf dem Kopf zu tragen.

Der stellvertretende Generalstaatsanwalt der Ukraine, Gunduz Mammadov, erklärte am 10. Dezember 2020, dass es derzeit etwa 160 Orte der Isolation gibt: "3,5 Tausend Menschen haben Izolyatsia durchquert, 1,6 Tausend von ihnen sind Zivilisten".

In Google Maps gibt es drei Punkte auf der Karte an der Adresse "Isolation" (Svitlyi Shliakh street, 3), von denen einer als eine Einrichtung des Typs "Bed & Breakfast" mit dem Namen "at Marina's" gekennzeichnet ist, die wahrscheinlich mit Menschenhandel in Verbindung steht. [Bild]

Der obere Kommentar auf Google Maps besagt: "Hier kann man ein Bett finden, und zwar kein leeres. Für den einsamen Touristen lässt sich ein Wärmer finden". [Bild]

Aber kommen wir zurück zum "Isolationslager".

Hier ist das Interview, in dem russische Militärs über "Isolation" sprechen. Das Video hat englische Untertitel, aber ich werde hier trotzdem einige Punkte zitieren

Ljonid Baranoff, der Anführer der Gruppe, sagt: "Sie haben versucht, ein Chaos in den Köpfen unserer Jugend zu schaffen, aber unsere Jugend muss erwachsen werden, heiraten und Kinder gebären"; "es gibt nichts Erhabenes, Slawisches, Russisches in dieser Kunst (über den ehemaligen Kunstraum "Isolation")

Mit dem "Mongolen" ("DNR"-Militär):

- Gefällt Ihnen die Isolation?

- Nun, ja, es gab dort eine Art Kunstzentrum, Kunst für die fortgeschrittenen europäischen "Maidanisten" (d.h. Ukrainer), aber wir werden diese Kunst zurück auf den Maidan (Kiew, ukrainische Hauptstadt) schicken, damit sie sie sich dort ansehen und wenn wir dort (in Kiew) angekommen sind, werden wir sie von dort aus nach Lemberg und weiter schicken"

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