Russlands Angriff auf die Ukraine

  • "Die Regeln sind einfach: Sie lĂŒgen uns an, wir wissen, dass sie lĂŒgen, sie wissen, dass wir wissen, dass sie lĂŒgen, aber sie lĂŒgen uns weiter an, und wir tun so, als wĂŒrden wir ihnen glauben."


    Elena Gorokhova, oft Alexander Solschenitzyn in leicht verÀnderter Form zugeschrieben.

  • Ich hatte das irgendwann mal geschrieben hier, diese Art von LĂŒgen von solchen Diktatoren sind auch immer ein LoyalitĂ€tstest.

  • Naja, das ist schon eine spezifische Ostblock-Sache... Also in jedem Fall das Zitat.


    Zizek beschreibt die Logik auch oft. Bin aber gerade ein bisschen draußen, was die LektĂŒre angeht, so dass ich jetzt mal nicht versuche, das wiederzugeben.

  • Aber das Prinzip ist dasselbe.


    Indem ich die LĂŒgen durchgehen lasse, oder so tue, als ob ich sie glauben wĂŒrde, weil ich Angst habe, wenn ich "Truth to Power" spreche, echte Probleme zu bekommen

  • Nee, ist es nicht.


    Wenn es ein LoyalitĂ€tstest ist, wird er nur von Leuten verlangt, die loyal sein mĂŒssen.


    Bei der anderen Sache geht es um ungeschriebene Regeln, die man kennen und einhalten muss. Gar nicht aus Angst, sondern um in der Gesellschaft halbwegs klar zu kommen. Daraus ergibt sich aber eine neue QualitĂ€t der Herrschaft: Man denkt, man durchschaut "die", ist eigentlich souverĂ€n, aber man macht trotzdem, was verlangt wird. (Siehe: "Wir tun so, als ob wĂŒrden wir ihnen glauben", was auch heißt: Wir agieren innerhalb des Narrativs, obwohl wir es durchschauen.)


    Man durfte im Ostblock durchaus in gewissem Maße "truth to power" sprechen. Genau darum ging es, was dann nicht mehr durchging, etwa Kritik an Stalin selber.

  • Die Wagenknecht traut sich mal wieder zu Lanz. Weil wir grad bei LĂŒgen und Relativieren sind. Die AnkĂŒndigung lĂ€sst Schlimmes ahnen.

  • wobei der Ronzheimer monatelang in Kiew vor Ort war. Das ist schon ein mutiger Schreiberling der BILD. Habe mit dem mal ein interessantes Interview bei Serdar Somuncu in der Anfangsphase des Kriegs gehört. Ist aber nur meine Meinung.

  • Ich fand den gar nicht so schlimm. Wusste auch nicht, dass er von der BLÖD ist.
    Wagenknecht wie erwartet eine Katastrophe. Die sollte ihren Oskar unter den Arm klemmen und nach Moskau gehen.

  • [...]

    Es lassen sich wohl nicht alle russischen MilitÀrs mundtot machen:


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    Hierzu gab es gestern bei der Tagesschau eine etwas andere EinschÀtzung: Russischer Experte im Staats-TV: Kritische Töne - im Sinne des Kremls? | tagesschau.de


    Ich habe dazu persönlich irgendwie noch keine abschließende Meinung. Auf der einen Seite passte das natĂŒrlich ins Bild das "wir" von der russischen FĂŒhrung lange hatten, dass da nichts ungeplantes zugelassen wird .... auf der anderen Seite hat genau dieses Bild ja spĂ€testens jetzt im Krieg durchaus Kratzer bekommen.


    Am Ende aber interessant wie die Sendung hier bei der Tagesschau dargestellt wird, im Vergleich zu den Darstellungen zum Auftritt vor ein paar Tagen z.B. im Spiegel. Könnte auch gut in den "Wahrnehmungen der RealitÀt"-Faden passen.

  • - Nachtrag zur Diskussion gestern: Ich hatte Andro zuletzt da wiedersprochen, aber da hatte ich mich ein bisschen verrannt. Ich war noch voll beim ideologischen Modus des alten Ostblocks, andro bei Diktaturen. Putins Russland funktioniert wahrscheinlich mit "ein bisschen von beidem" und dann noch andere Elemente.


    - Ronzheimer: Ich weiß nicht, wie er im Fernsehen aufgetreten ist, aber ich habe ihn ĂŒber Twitter mitbekommen, und das war nicht so schlecht. Als die öffentlich-rechtlichen ĂŒber Bucha berichteten "diese Angaben können nicht unabhĂ€ngig bestĂ€tigt werden", war der da. Sollte man auchmal sagen.


    - Der russische General: Das wird viel zu ĂŒberbewertet. Kamil Galeev meint, der hĂ€tte in den Medien schon immer eine Ausnahmerolle gehabt und offener geredet. Der musste ĂŒbrigens auch am nĂ€chsten Tag zu Kreuze kriechen und seine EinschĂ€tzung zurĂŒckfahren, auch im Fernsehen.


    Vor allem aber ist es so, wie ich oben sagte: Es ist auch in Putins Russland in gewissem Sinne möglich, "truth to power" zu reden. Und es ist nicht so, dass jeglicher Widerspruch sanktioniert wird, sondern, wie Vlad Vexler (hatte ich verlinkt) beschreibt, "pointilistisch", ausgewĂ€hlt. Einige werden exemplarisch bestraft, teilweise hart, aber quasi eher ein "Sample". Vor allem aber verstĂ¶ĂŸt er ja nicht gegen die impliziten Grenzsetzungen, in diesem Fall also etwa Putin kritisieren.

  • Langer Thread zu Nationalismus und Neonazis in der Ukraine. Schon etwas Ă€lter, aber sehr empfehlenswert. Perspektive einer afghanischstĂ€mmigen Ukrainerin aus Kiew. Ich habe mal den ganzen Thread durch deepl gejagt, Grafiken und weitere Links im englischsprachigen Originalthread.


  • Langsam geht mir Scholz bezĂŒglich seiner Waffenlieferungen ziemlich auf die Nerven. Ich bin da voll bei Lanz: wenn er nicht will, dann ist das auch eine Meinung. Die soll er dann aber bitte so vertreten. Was mich nervt: man kann (mal wieder!) nicht nachvollziehen, was wirklich los ist. Erst wurde wochenlang gesagt, man liefere ja alles mögliche, aber halt geheim, damit die Transporte nicht angegriffen werden. OK, dann legt man sich wieder hin und denkt sich, das könnte schon passen. Dann hört man, es passiert nichts von dem, was gesagt wurde. Dann kommen sieben schwere Waffen. Dann wird gesagt, es gibt Panzer, wo keine Munition vorhanden ist. Bis heute gibt es wohl weltweit keine Munition. Wenn ich öffentlich was von diesen Panzern erzĂ€hle, die ich in die Ukraine bringen möchte, dann klĂ€re ich mal kurz, ob es Munition dafĂŒr gibt. Affentanz ist das.

  • Das hört sich so an, ja. Und das er dieses nicht irgendwie mal geraderĂŒckt, das geht mir auf den Puffer. Und dann braucht sich "die Politik" auch nicht ĂŒber eine Wahlbeteiligung von 55 % wundern.

  • Langer Thread zu Nationalismus und Neonazis in der Ukraine. Schon etwas Ă€lter, aber sehr empfehlenswert. Perspektive einer afghanischstĂ€mmigen Ukrainerin aus Kiew. Ich habe mal den ganzen Thread durch deepl gejagt, Grafiken und weitere Links im englischsprachigen Originalthread.


    Zitat

    "

    ... und defensivem Nationalismus, der darauf aus ist, Traditionen und IdentitÀten zu bewahren." Defensiver Nationalismus ist bei Völkern verbreitet, deren IdentitÀt existenziell bedroht ist.

    "

    Vielleicht eher etwas fĂŒr den Politikthread, aber ist das nicht etwas was viele Nationalistische Parteien in Europa fĂŒr sich beanspruchen wĂŒrden? Gibt ja kaum noch nationalistische Parteien die Irredentismus oder Expansion anstreben.

  • Doch, Z.B. der russische Nationalismus. Oder der chinesische. (Taiwan.) In gewissem Sinne sogar der Deutsche, insofern die immernoch auf die Ostgebiete schielen.


    Die Unterscheidung ist nicht ganz unproblematisch, da gebe ich Dir Recht, und vor allem ist Nationalismus ja auch nicht statisch, d.h. der Charakter kann sich Àndern.


    Trotzdem ist in diesem Fall der Unterschied nicht nur sehr deutlich, sondern auch konstituierend: Ukrainischer Nationalismus ist - vor dem Hintergrund der Geschichte - sehr eng verbunden mit UnabhĂ€ngigkeitsstreben. (Dies gilt auch fĂŒr die klassischen Themen des ukrainischen Nationalismus, also z.B. Bandera, etc.) Russischer Nationalismus ist exakt auf der Gegenseite, indem er die UnabhĂ€ngigkeit der Ukraine leugnet.


    Ich denke also, auch wenn die Unterscheidung allgemein kritisierbar ist, ist sie in genau diesem Fall sehr wichtig.


    EDIT: Um es deutlicher zu machen: NatĂŒrlich ist Nationalismus in einem Land, dem die IdentitĂ€t abgesprochen wird, was anderes, als z.B. in einem totalitĂ€ren Staat. Man kann vor dem Hintergrund auch an den dt. Nationalismus 1. HĂ€lfte des 19. Jhd. erinnern.


    Damit will ich Nationalismus nicht "reinwaschen", auch der dt. bĂŒrgerliche Nationalismus den 19. Jhd. ist zu kritisieren, aber dennoch gibt es deutliche Unterschiede.