Stefan Leitl

  • Ich kenne all die Argumente, die ganz allgemein gegen Trainerwechsel sprechen. Genauso kenne ich die Statistiken, die belegen, dass Trainerwechsel nicht wirklich etwas, zumindest dauerhaft etwas bringen. Ich kenne die Trainerhistorie von 96, die bestätigt, dass Trainerwechsel auch bei uns kein Erfolgsgarant waren - auch wenn über dem "alten" Trainer häufig gesagt wurde, dass es schlimmer ja nicht mehr werden könne.


    Diese Argumente und meine natürlich angestiegene Lebenserfahrung haben mich irgendwann mal zu dem Punkt gebracht, dass ich vorsichtig geworden bin und mir Forderungen nach Trainerentlassungen nicht mehr so schnell über die Lippen gekommen sind. Das waren sozusagen "gute Vorsätze", an die ich mich gehalten habe und auch die Akzeptanz der Argumente gegen Trainerentlassungen, die ich nicht wirklich widerlegen konnte.


    Nach dem heutigen "Spiel" (kann man das so nennen, was 96 da heute vorgeführt hat?) verfalle ich trotz meiner guten Vorsätze wieder in alte Reflexe. Ich bin der Meinung, dass Leitl zu entlassen ist. Und zwar am besten morgen.


    Mich triebt dazu nicht die Derbyniederlage. Die ist natürlich sehr schlimm, keine Frage. Nein, es geht vielmehr darum, wie die Mannschaft seit Monaten auftritt und mit welchen Erfolg die Arbeit des Trainers auf dem Platz hat. Und es geht darum, wie bzw. in welche Richtung sich 96 entwickelt. Schließlich geht es auch ein Stück auch darum, wie Leitl mit den Niederlagen und den Mißerfolgen in der Öffentlichkeit umgeht.


    96 zeigt unabhängig davon, welche Spieler auf dem Platz stehen ( Wechsel Börner/Kranjnc oder Weydandt/Teuchert oder Dehm/Muroya oder Ernst/Kunze usw.) nur noch Anti-Fußball, bei dem die grundlegendsten Dinge fehlen. Die Spieler treten so auf, als ob sie vorher noch nie eine Ballsportart betrieben hätten (wir wissen aber, dass das nicht stimmt und wir wissen auch, dass ausnahmslos alle Spieler in der Vergangenheit schon viel, viel bessere Leistungen gezeigt haben). Das, was sie seit Ende 2022 zusammengespielt haben, war so fehlerbehaftet, dass es mir teilweise schon körperlich weh tut. Und heute haben sie den Offenbarungseid geleistet.


    Verantwortlich für diese Mannschaft und für die Art und Weise, wie sie sich präsentiert, ist der Trainer. Das ist sein Job und er wird dafür bezahlt. Jeder weiß, dass man gerade bei 96 und in der zweiten Liga keinen Gourmet-Fußball erwarten darf und das tut auch keiner, der noch bei Verstand ist. Aber man darf schon erwarten, dass die Spieler in der Lage sind, zu erkennen, wo ihre Mitspieler sind und die Abspiele/Päße größtenteils ankommen. Fehlpässe gibt es immer, genauso wie Mißverständnisse. Natürlich gibt es auch noch den Gegner. Dennoch: Selten (ich würde fast sagen: noch nie) eine Mannschaft gesehen, wo die Spieler so wenig Ballgefühl und sowenig Verständnis für einen angemessenen Spielfluss haben.


    Einsatz, Wille und Laufbereitschaft sollten selbstverständlich sein, wenn man nicht gerade Messi ist. Heute sind mit in einigen Situationen Neumann und Köhn aufgefallen, die offenbar meinten, dass locker traben auch ausreicht. Ich möchte das aber nicht auf diese beiden Spieler reduzieren und nicht nur auf das heutige. Wie kann es sein, dass ein Profi wie Schaub so eine Ecke schießt? Oder letzte Woche der Kerk in einer aussichtsreichen Freistoßposition den einzigen Mauerspieler trifft, der da mehr oder weniger alibimäßig rumstand? Wie gesagt: Das Dilemma läßt sich nicht nur an einzelnen Spielern ablesen und auch nicht an einzelnen Spielen. Es zieht sich durch bei allen Spielern und allen Spielen. Der einzige, den ich von der Kritik ausnehme, ist Zieler. Ohne ihn wäre wir schon in der Hinrunde in erste Gefahr geraten und heute wären wir von den BSlern abgeschlachtet worden. Unfaßbar.


    Wird es mit einem neuen Trainer besser? Wer käme denn im Falle eines Falles infrage und würde den Job auch machen bzw. wäre frei und bezahlbar? Die erste Frage kann ich natürlich nicht beantworten. Ich hoffe es inständig. Die zweite Frage kann ich auch nicht beantworten. Sollte Breitenreiter eine zweite Chance bekommen? Oder Slomka eine dritte? Oder wäre so einer wie Gisdol eine Lösung? Welcher Name auch immer genannt wird: es wird immer eine genügende Zahl von Leuten geben, die antworten "Bloß nicht der". Das macht die Sache auch für Mann nicht einfacher.


    Was ich aber mit Bestimmtheit weiß: Ich halte die derzeitige Lage und den Zustand des Kaders für völlig inakzeptabel. Ich bin wütend, sauer, enttäuscht und frustriert. All das sind Gefühle, die für mich als langjähriger Fan von 96 zwar nicht neu sind, die ich aber niemals dauerhaft Woche für Woche und inzwischen Monat für Monat haben möchte.


    Leitl möge sich bitte seiner Verantwortung stellen, die persönlichen Konsequenzen aus dem Scheitern ziehen und um sofortige Vertragsauflösung hinwirken. Ohne Abfindung oder Lohnfortzahlung. (ja, ich weiß: unrealistisch).

  • Schade eigentlich, aber ein Wechsel des Trainers ist unabdingbar! Jeder Laie erkennt das dieser nur auf seinen Seitenscheitel fixierter "Märchenstürmer aus der Kreisklasse " nichts in einer Profi-Mannschaft zu suchen hat!

    All die wiederholten Fehlaufstellungen mit falscher Taktik etc usw . Die Fehlerliste ist unendlich die Leitl begangen hat und daher ......

    Ich finde es schade ,aber Er ist gescheitert. Wünsche Ihn alles Gute aber Hannover sollte jetzt für Ihn Vergangenheit sein!!!!!!!

  • eine Trainerentlassung zum jetzigen Zeitpunkt würde bedeuten, der Nachfolger müsste mit der Last von 9 Spielen bis Saisonende starten. In der Zeit stellt sich doch schon wieder die Trainerfrage. Besser ist eine Trainerentlassung, wenn nur noch 2-3 Spiele sind, dann kann der Nachfolger sich über die lange Sommerpause retten.

    Einmal editiert, zuletzt von Nebensache ()

  • Nach dieser Serie ist Leitl eh Geschichte. Als ob der da noch irgendwie nachhaltig in Hannover was erreicht. Die Frage ist nicht, ob Leitl gefeuert wird, sondern wann (ich tippe nach Sandhausen, halt immer am dümmstmöglichen Zeitpunkt). Oder man gibt Leitl noch 2 weitere Spiele, damit der irgendwie den Niederlagenrekord knacken kann.

  • Ist es eigentlich eine Trainervorgabe, dass Zieler nur noch hohe, weite Bälle spielt? Und zwar in jeder Spielphase. Das ist mir gestern extrem (unangenehm) aufgefallen. Die Bälle kommen naturgemäß nur zufällig beim eigenen Team an. Und wenn ja, dann ist es Zufall, wohin der Ball anschließend springt. Ein Spielaufbau findet so überhaupt nicht statt. Und es ist auch nicht besonders attraktiv anzusehen, wenn der Ball nach 1 Minute wieder bei Zieler ankommt und das Ganze von vorne losgeht.

  • Ich bekomme immer Herzkasper, wenn sie versuchen hintenraus unter Bedrängnis klein-klein nach vorn zu spielen. Das sieht in der Regel etwas hilflos aus und geht ziemlich fix in die Hose. Der Effekt ist derselbe wie in deinem Post formuliert.

  • Es ist aber jetzt auch nicht so ganz egal, ob Zieler jeden Ball von hinten holzt oder ob das dann eben Köhn, Neumann etc. machen. In der Regel hat man sich dann wenigstens um ein paar Meter im Feld vorangepopelt, steht entsprechend auch insgesamt etwas weiter vorne auf dem Feld und die Bälle werden auch mit anderen Kurve und schärfer getreten (was allerdings, muss ich auch irgendwie sagen, andere Torwarte doch auch etwas besser draufhaben als Zieler - der schießt immer hoch wie weit, dauert ewig, bis die runterkommen, und wenn die Verteidiger mal nicht ganz sauber klären, ist auch das meist egal, weil Zielers Bälle eben keinen Spin nach vorne hinkriegen, wenn sie auf den Boden fallen). Außerdem kann einem Köhn, Neumann etc. bei ca. jedem 24. Ball dann doch mal etwas komplett Irrsinniges einfallen, nämlich den scharf die Grundlinie weiter zu leiten, wo dann alle so mit großem Erstaunen die Luft einsaugen - leider auch die 96-Angreifer.

  • Leitls größtes Versäumnis ist es, dieser Mannschaft im Sommer keinen tauglichen 9er spendiert zu haben.


    Mit Weydandt und Tresoldi haben wir die ungefährlichsten Mittelstürmer der Liga.


    In der Hinrunde haben Nielsen und Teuchert das noch einigermaßen kompensieren können, jetzt fällt es einem wie Schuppen von den Augen.


    Jede Mannschaft in Liga zwei hat einen Mittelstürmer, der uns besser machen würde.

  • Man hätte halt mal das Portemonnaie aufmachen müssen für einen Terodde, Burgstaller Glatzel oder P. Hofmann (als man den noch hätte bekommen können).

  • Selbst der 32-jährige Anthony Ujah hat gestern gezeigt, was einen brauchbaren Stürmer ausmacht.


    Da war und ist Weydandt Welten von entfernt. Auch wenn ihn die Presse nach seinem einen(!) Tor neulich wieder zum Ballermann geschrieben hat.

  • Die 9er kriegen doch keinen Ball. Das sind doch die ärmsten Spieler auf dem Platz. JEDER in Hannover weiß, dass du mit einem Weydandt keinen Spielaufbau machen kannst. Weydandt muss die Bälle serviert bekommen, seine Ballkontakte müssen a) Kopfballablagen nach hohen Anspielen oder b) Torabschlüsse sein.


    Wir haben keinerlei Spielaufbau / -idee. Wir haben gestern bspw. mit Ernst, Besuschkow, Schaub, Nielsen 4 Spieler, die sowas eigentlich durchs Zentrum gegen die Holzfüße von BS können müssten, aber da ging gar nichts. Flügelspiel haben wir auch nicht, gestern ging ab und an mal was über Rechts und Muroya, linke Seite nahm nicht am Spiel teil. So geht es halt nicht. Wie soll der Ball denn zu den Stürmern kommen?


    Irgendwann hat man den Ball einfach nur noch stumpf nach vorn gehauen und gehofft, dass sich da jemand zuständig fühlt. Arbeitseinstellung wie in einer guten deutschen Behörde, schön Zuständigkeits-Ping-Pong - nimm du den Ball, ich will ihn nicht. Ferner ist der Ball dann ja auch erstmal vom eigenen Tor weg.


    96 mangelt es an allem. Offensive ist schrecklich (gegen die schwächste Defensive der Rückrunde!), Defensive war gestern überfordert gegen den Vorletzten der Liga.

    Aber klar, gegen Sandhausen wird alles besser.

  • So sehr wir unter dem Fehlen eines guten Stürmers leiden, so wenig seh ich daran die Ursache allen Übels. Leitl war an der Kaderplanung beteiligt und hat, zumindest in Teilen, seine Wunschspieler bekommen. Den Kader hat er seit mehr als einem halben Jahr und, so wie andere auch, seh ich nicht einen einzigen Spieler, der besser wird. Viele allerdings, die seit der Winterpause neben der Spur laufen.

    Dazu hab ich nicht den Eindruck, daß die Spieler kontinuierlich oder beständig spielen. Die ersten Minuten in Kackstadt waren ja gar nicht schlecht. Ebenso gab es auch in anderen Spielen mal gute 15-20 Minuten. Ich folgere daraus, das es durchaus möglich wäre, "die Mannschaft" aber den Faden verliert, oder das Selbstvertrauen oder den Kompass. Aber auch das Fehlen dieser Eigenschaft muß ein Trainer erkennen und verbessern.

    Spielsystemtechnisch will ich mich gar nicht ereifern, ich denke eh häufig, daß das überbewertet wird. Am Ende gehts immer darum in Überzahlsituationen zu kommen oder Freiräume zu schaffen, um zu Abschlüßen zu kommen.

    Die Auswahl der Startformation wirkt häufig unglücklich, andererseits mach aber die eingewechslten Spieler ihre Sache auch nicht besser. Kerk für Schaub oder Börner für Krajnc - hat da jemand einen wirklichen Unterschied wahrgenommen?


    Ein letzter Punkt, den ich für erwähnenswert halte, ist das Mannschaftsgefüge. Ich seh da keins, die klatschen sich alle ab, aber da gibts keinen, der mal antreibt oder rumpoltert und andere aufweckt. Gefühlt sind das alles Mitläufer, die auf einen Pinto warten. Auch ein Punkt, den der Trainer erkennen und korrigieren muß.

  • Was alles in den letzten Monaten schlechter geworden ist:


    - keine Vorstöße Neumanns mehr

    - Köhn ein Unsicherheitsfaktor und nach vorne viel zu selten aktiv

    - es gibt kein System, welches mittelfristig Bestand hat

    - 96 hat in jedem Spiel weniger Torchancen als der Gegner…

    - …kassiert aber plötzlich Tore en masse

    - Nielsen völlig aus dem Tritt

    - Weydandt ist plötzlich der Hoffnungsträger

    - Die Jungen bekommen keine Chance mehr

    - Schaub und Besuschkow sind Stehgeiger, dürfen aber trotzdem ran

    - Selbstvertrauen und Mut sind abhanden gekommen

    - die Mannschaft spielt nicht mehr nur eine gute und eine schlechte Halbzeit, sondern maximal 20 gute Minuten

    - sie verlieren in jedem Spiel (wichtige) Zweikämpfe

    - die Mannschaft wirkt nicht austrainiert, was kein Wunder ist, wenn ich der Truppe 6 Wochen frei gebe und dann ein Trainingslager abhalte, in dem die Plätze unbespielbar sind

    - wie Hesketh schon schrieb: Es gibt keine funktionierende Hierarchie

    - to be continued…

  • Man kann das Kapitel Leitl alleine schon deshalb beenden, weil man mit ihm ja wohl kaum in eine neue Saison gehen würde. Dann würde man den Kader wieder kräftig umkrempeln, hätte vielleicht nach 6 Sp. 4-5 Pkt. Spätestens dann würde er ja sowieso fliegen. Leitl wird/wurde hier als der Heilsbringer gefeiert, hat aber in der Rückrunde einen schlechteren Schnitt als z. B. Jürgen Stoffregen.

  • Sollte Breitenreiter eine zweite Chance bekommen? Oder Slomka eine dritte? Oder wäre so einer wie Gisdol eine Lösung?

    Ja. Nein. Vielleicht.

    Anonsten Deiner Meinung. Vor allem, was die beiden oberen Absätze angeht, aber auch, dass Leitl gescheitert ist.

    Dabei erwarte ich nichtmal Wunder, z. B. keinen Aufstieg. Ich gewinne lieber gegen Rostock und Fürth als gegen Leverkusen oder Dortmund dauernd auf die Fresse zu kriegen. Nur: Dann muss man auch gegen Rostock und Fürth usw. gewinnen und nicht so ein hilfloses Dauergemurkse.