Stefan Leitl

  • Ich lese daraus, daß Leitl seine Verantwortung ("Aufgabengebiet des Trainers") bis Anpfiff sieht ... und damit ist er fein raus. Er distanziert sich davon mit seinen eigenen Worten vom Geschehen auf dem Platz, den Spielern und damit auch den Ergebnissen.

    Na ja, Leitl bezieht sich hier doch auf "Entscheidungen [auf dem Platz] zu treffen", also in den jeweiligen Spielsituationen. Und das müssen die Spieler egal welcher Mannschaft halt eben alleine tun. Da kann auch ein Baumgart noch so sehr auf und ab hüpfen und mit den Armen rudern, einen Einfluss darauf, ob ich mich als Spieler (wie Du sagst etwa "Schaub, Besuschkow, Nielsen (und Ernst)") schon von vornherein zum langen Ball hin orientiere, den Abpraller antizipiere, mich entsprechend in den Raum bewege oder mich lieber nach hinten orientiere und dort einen anderen Raum absichere, hat auch er in diesen paar Sekunden (aus denen dann ein Fußballspiel besteht) nicht. Natürlich betreibt Leitl kein Ingame-Coaching wie etwa Baumgart. Könnte man sich sogar mehr wünschen, klar. Aber dass diese Aussage bestätigen würde, dass er im Grunde ab Anpfiff die Hände zur Schulter lupft und mental vier Espresso trinken geht, weil ihn das alles nichts anginge, finde ich nicht.


    Mit den "individuell besseren Leistungen" adressiert er erneut einzelne Spieler. Wenn die (endlich) besser spielen würden, dann wird schon alles gut.

    Was ja halt auch stimmt. Seine Aufgabe ist es, sie dorthin zu bringen. Aktuell sehe ich auch nicht, dass er da einen prima Plan hat. Ich sehe ihn grübeln und auch verzweifeln. Was natürlich keine gute Voraussetzung ist, keine Frage. Aber dass ihn das quasi nicht kümmern würde und er deshalb auch gar keine Zeit mehr "braucht", um diesbezüglich auch selbst zu lernen und hoffentlich auf ein gutes Ergebnis zu kommen, da ihn das ja nicht interessiert (kann man dann entsprechend ewig drauf warten), ich finde das dann auch wieder ein wenig zu viel der Interpretation.


    "Kriegen einen Plan mit", damit meint er wieder seine Taktik, die er auch an anderer Stelle als richtig bezeichnet. Eben in dieser Passage kann ich keinen Ansatz von Selbstkritik entdecken. Ob der/die Verfasser (sind nicht genannt, oder?) entsprechende Aussagen Leitls bewußt ausgelassen hat, kann ich natürlich nicht beurteilen.

    Ich meinte jetzt auch nicht, dass die Verfasser da quasi "manipulieren" würden. Es ist halt nur eine bestimmte "Textsorte", bei der man gucken sollte, wie sie eben konzipiert ist. Inhaltlich finde ich auch, dass Leitl sich taktisch zeimlich verrannt hat. Allerdings hat er eher zu viel rumprobiert, um dann letztlich bei einem Minimalkonzept zu landen, weil er der Mannschaft aktuell wohl gerade einmal das zutraut. Da das nun auch alles andere als geklappt hat, ist er entsprechend ratlos. Sagt aber doch auch, dass die Mannschaft solch eine Taktik eigentlich spielen können müsste. Was prinzipiell halt auch wieder stimmt, nur besteht die mentale Überforderung hier eben in ihrer Unterforderung. Die kriegen mit, dass ihr Trainer ihnen gerade einmal Langholz mit zweiten Bällen zutraut - und es verunsichert sie noch mehr als ohnehin schon. Da muss Leitl dringend lernen, auch in der öffentlichen Kommunikation, bin ich ganz bei Dir. Ich halte es aber eben nicht für quasi ausgeschlossen, dass er das auch lernen kann und will.

  • Ich habe das schon einberechnet. Denn ich habe ja mit angefügt, dass es sein könnte, dass ich ihm Unrecht tue. Es bleibt mir aber leider nichts anderes übrig, als die Interviews zu lesen bzw. anzuschauen. Und eben damit zu vergleichen, was ich von einem Trainer in so einer Situation erwarte. Und wenn dann ein Baumgart genau das sagt, dann ich fühle ich mich in meiner Erwartungshaltung bestätigt. Ich bin ein Freund klarer Worte und finde es immer positiv, wenn der Interpretationsspielraum möglichst gering ist. Baumgart hat mit seinem Statement bewiesen, dass das möglich ist.


    Nichtsdestotrotz möchte ich mich nicht so sehr auf die vermeintliche Charakterfrage fokussieren. Dieses Abwälzen auf andere und die Zurückhaltung bei Selbstkritik (um es diplomatisch auszudrücken) stört mich halt ganz allgemein, nicht nur hier.


    Offenbar ist es nun so, dass Leitl bleibt. Dann bleibt jetzt nur zu beobachten, wie es weitergeht. Schafft es Leitl, dass der Trend wieder zum Positiven gewendet wird oder geht es so trostlos weiter wie gegen BS und den Gegner zuvor in der Rückrunde. Wir werden es ja sehen. Im Grunde gibt es dann nur zwei Varianten: Wird der Umschwung geschafft, können sich alle, die für einen Verbleib Leitls votiert haben, im Recht fühlen. Das wäre dann auch gut Hannover 96. Und wenn er nicht geschafft wird, wird beklagt, worum man nicht rechtzeitig reagiert hat, als es noch nicht zu spät war.


    Gemeinsam ist den Leitl-Befürwortern wie den Leitl-Skeptikern, dass keiner eine Glaskugel hat.

  • Fair enough. Ich empfinde da nach wie vor kein Abwälzen auf andere oder Zurückhaltung bei Selbstkritik (diplomatisch ausgedrückt oder nicht, im Vergleich zu Baumgart hingegen selbstverständlich schon). Kocak war da ein Großmeister drin, das ist bei Leitl schon was anderes (um einen anderen Vergleich als Baumgart herzunehmen).


    Aber alles gut, we beg halt to differ. :)

  • Was hat das denn mit Onduas Gehalt zutun? Er hat Vertrag bis Sommer und wird ganz normal bezahlt, egal ob Bank oder Tribüne. Das einzige was wegfällt sind Punktprämien.

    Punktprämien fallen ja derzeit bei allen Spielern weg. Insofern hat Ondua nicht mehr Einbußen als alle anderen.

  • Zum kritisieren der eigenen Mannschaft (hier Nagelsmann) aus der Süddeutschen Zeitung.


    „Wir haben umstellen müssen, weil wir extrem träge waren“, sagte Nagelsmann nach dem 1:2 in Leverkusen etwa, oder: „Hohes Pressing war schon auf der Agenda, aber das haben wir leider nicht gemacht.“ Nichts mögen Mannschaften weniger, als wenn der eigene Trainer mit dem Finger auf sie zeigt.

  • Um nochmals auf die Verweildauer von Trainern allgemein und speziell bei H96 zurückzukommen:
    persönlich halte ich wenig davon, "Extrembeispiele" wie Schaaf bei Bremen, Streich in Freiburg usw. heranzuziehen.


    Allgemein habe ich den Eindruck, dass es heute schon eine Ausnahme ist, wenn ein Trainer in der 1. , aber auch 2. Liga überhaupt mal 2 oder gar 3 Jahre/Saisons bei einem Klub bleibt/bleiben darf.
    Wenn da gerade jemand ein Beispiel hat: gerne (also außer Heidenheim und Freiburg).


    Wenn ich dann man zu H96 gucke und die Trainer seit dem Abstieg:
    Dabrowski: ca. 6 Monate (keine Erfahrung in der 2. Liga)

    Zimmermann: ca. 6 Monate (keine Erfahrung in der 2. Liga)

    Kocak: 18 Monate (vorher 18 Monate Zweitligaerfahrung bei Sandhausen)
    Slomka (bekannt)


    Ohne dass ich persönlich einem der 4 Trainer nahetreten möchte: wirtschaftlich gesehen waren alle 4 Trainer vor Leitl "Billiglösungen" im Sinne von MK. Trotzdem hätte es natürlich mit allen 4 auch längerfristig klappen können, andererseits konnte es auch niemand überraschen, daß H96 mit keinem der Trainer einen Siegeszug durch die 2. Liga antrat (außer natürlich MK).

    Leitl war ein Jahr Trainer in Ingolstadt in der 2. Liga, danach fast 3,5 Jahre bei Fürth in der 2. und 1. Liga. Im Vergleich zu Trainern wie Schaaf und Streich natürlich nur ein Fliegenschiss an Erfahrung, im Vergleich zu den letzten 3 Trainern aber (aus meiner Sicht) ein Fortschritt. Ich persönlich bin auch überzeugt, daß eine gewisse Erfahrung in der 1. und 2. Liga bei der Führung eines Bundesligisten wie H96 hinsichtlich Mannschaft und Umfeld (von einem MK mal abgesehen) von großer und in mancher Hinsicht entscheidender Bedeutung ist in Phasen, wo es "nicht so" läuft.


    Daher habe ich bei der Verpflichtung von Leitl durch MK anerkannt, daß MK seine schmerzhafte Lektion seit dem Abstieg gelernt hatte und aufhörte, an der wichtigsten Stelle zu sparen: dem Trainer. Bei Leitl finde ich es eben auch bemerkenswert, daß das Fürther Umfeld an ihm nicht nur während der Niederlagenserie in der 1. Liga, sondern auch nach dem feststehenden Abstieg langfristig weiter machen wollte.


    Insofern schreibe ich Leitl die Fähigkeit zu, auch mit kritischen und schlechten Phasen umgehen zu können. Auch wenn ich zugebe, daß ich das (noch) nicht auf dem Spielfeld sehe noch aus seinen Äußerungen heraushören kann. Daher wünsche ich mir im Sinne von H96, daß Leitl/Mannschaft gegen Sandhausen gewinnt, dadurch Leitls Rauswurf nicht stattfindet und er die Gelegenheit bekommt, auch nächste Saison hier noch Trainer zu sein.

  • Insofern schreibe ich Leitl die Fähigkeit zu, auch mit kritischen und schlechten Phasen umgehen zu können. Auch wenn ich zugebe, daß ich das (noch) nicht auf dem Spielfeld sehe noch aus seinen Äußerungen heraushören kann.

    Das ist genau der Punkt, an dem sich die Geister scheiden.


    Ansonsten: Schöner Text, 96 coming home

  • Ja, aber!

    Eigentlich ist mir völlig egal, wie oft der Trainer gewechselt wird, wenn es jedenfalls erkennbar und mit aller Kraft um den Aufstieg (in der 2.Liga) oder gegen den Abstieg (in der 1.Liga) ginge.

    Nahezu niemand ist fehlerfrei, ohne Schwächephasen und jeder hat mal Probleme mit einigen Spielern, Managern, der Presse oder einem Noch-Geschäftsführer; das ist auch sonst im Leben schon mal so.


    Wenn es in diesem Jahr nach Sandhausen egal wäre, ist das noch das Beste, was passieren kann, dann eben mit Leitl noch weitermachen. Aber im nächsten Jahr muss es um den Aufstieg gehen, mit, ohne oder nur zeitweise mit Leitl.

  • ....

    Aber im nächsten Jahr muss es um den Aufstieg gehen, mit, ohne oder nur zeitweise mit Leitl.

    Genau das sehe ich komplett anders.
    Mit einem (Allein-) Entscheider wie MK wird H96 realistisch betrachtet nichts mit dem Auftsieg zu tun haben. Nicht dieses Jahr, nicht nächstes Jahr, und auch die Jahre danach nicht. Das hat auch nichts mit persönlicher Abneigung zu tun, sondern mit dem Mangel an MK zur erfolgreichen Leitung. MK hat hundertfach bewiesen, daß er es kann ... nicht.

    H96 hat eine zweitklassige Führung, daher spielt H96 auch höchstens zweitklassig.


    Heißt aber auch: eine Kombination aus schlechter sportlicher Leitung und MK kann H96 auch problemlos in die dritte Liga führen. Daher ist es wichtig, einen Trainer zu haben, der in seinem Aufgabengebiet besser ist als MK.

  • Also mal zum nachdenken :

    Fabian Huerzeler, Julian Nagelsmann, Edin Terzic, ja auch Christian Streich. Helft mir mal, wieviel Erfahrung hatten diese Herren bei der Übernahme ihrer ersten Trainertaetigkeit im Profifußball?


    Wieviel Erfolg hat Herr Leitl demgegenüber was ihn qualifizierter macht als C. Dabrowski?


    War er nur so lange in Fürth, weil er günstig war und das Credo des Vereins optimal umgesetzt hat. Ich zumindest weiß es nicht. Eine erfolgreiche Zeit, unbestritten, aber auch recht glücklich gefügt.


    Einen Trainer nur zu halten, weil er gerade erst verpflichtet wurde, ist doch wenig Ziel führend.


    Er soll noch ein paar Spiele bekommen, nun gut. Mir gleich, ich finde Fussball ohne VAR sowieso viel besser. Dürfen sie in Liga 3 eigentlich in der Eilenriede spielen?

    Einmal editiert, zuletzt von ocke11 ()

  • Es würde keine Diskussion geben, wenn wir nun einfach mit einer mittelprächtigen Saison so auf Platz 10 stehen würden. Der Anspruch war auch vor der Saison schon weit genug heruntergeschraubt.


    Die Entwicklung aktuell lässt aber mehr Sorge in Hinsicht auf die Entwicklung zu. Die haben 3 Punkte in 9 Spielem geholt, wobei gegen 5 der unteren 6 in der Tabelle schon gespielt wurden. Natürlich kommt dann irgendwann Abstiegsangst auf. Wie schon einmal gesagt: wir stehen bei 9 Spielen ohne Sieg, ohne erfolgreiche Hinrunde wäre der Trainer längst entlassen. Dieser Absturz ist nicht zu erklären. Wie kann man einen Wandel mit dem Trainer Leitl erwarten?


    Ich bin generell auch für Kontinuität, gerade mit dem Trainer. Aber machen wir uns doch nichts vor, Leitl wird und Richtung Abstiegszone führen. Ich weiss nicht warum und wieso, aber für diese Bilanz in der Rückrunde gehört er so schnell wir möglich entlassen. Weil Derby war.

  • 96 coming home

    Stimmt, bei den letzten Aufstiegen war immer ein anderer Präsident. Wer noch einmal?

    Ich betrachte die Möglichkeiten mit MK im hier und jetzt, auch in Anbetracht des Wettbewebsumfelds und wie andere Bundesligisten geführt werden (und daß H96 auf absehbare Zeit nicht mehr eine überlegene Mannschaft wie im Aufstiegsjahr haben wird, und selbst da gab es keinen Durchmarsch). Wenn jemand glaubt, mit MK als Entscheider könnte H96 wieder in die Bundesliga aufsteigen, so lasse ich ihm/ihr gerne den Glauben. Alleine mir fehlt er. Führt jetzt aber vom Thema Leitl weg ... und ist auch schon tausendfach durchgekaut worden.