Gewalt unter Sportlern

  • Ich wußte nicht, wo ich diese mich erschütternde Meldung unterbringen sollte:


    Tod von Jugendfußballer sorgt für Trauer und Entsetzen
    Bei einem Jugendfußballturnier kommt es in Frankfurt zu einem Gewaltausbruch mit furchtbaren Folgen: Ein junger Berliner wird von Schlägen getroffen, später…
    www.n-tv.de

    https://www.focus.de/panorama/welt/in-frankfurt-fussballer-15-hirntot-16-jaehriger-schlug-von-hinten-zu-und-ging-dann-weg_id_195138946.html


    Als ich das heute Morgen im Radio (NDR1) hörte, war einer meiner erster Gedanken "In welcher Welt leben wir eigentlich?" Sport soll doch (völker)verständigend wirken. Da wird ein internationales Jugendturnier veranstaltet und dann kommt es zu solchen Ausschreitungen und am Ende ist ein Jugendlicher tot. Unfassbar.


    Der Anwalt des vermeintlichen Täters meinte, dass sein Mandant lediglich eine Ohrfeige in Notwehr verteilt hätte. Hoffentlich wird der Fall aufgeklärt (Zeugen müßte es ja genug geben) und der Täter wird entsprechend bestraft. Wo soll das noch hinführen? Das läßt mich rat- und fassungslos zurück.

  • Was für eine bittere Geschichte.


    Die armen Eltern.


    Aber was auch dazu gehört: Jedes Mal, wenn ich den Sohnemann vom Leichtathletik abhole, bekomme ich ein wenig vom Training und dem Umgang der ca. 7-11 jährigen Fussballer mit.


    Und dann bin ich froh, dass er Fussball-Training doof fand und jetzt glücklich seine Abteilung gefunden hat.


    Natürlich reicht das nicht, um Nachwuchsfussballern per se das Sozialverhalten abzusprechen aber ich bin immer desillusioniert, wenn ich mitbekomme, was da schon in jungen Jahren an Wut, Respektlosigkeit und Aggression auf dem Platz steht.


    Die eigenen Erfahrungen in den unteren Kreisligen können das leider auch nicht widerlegen.

  • Dito. Wo kommt eine solche Grundaggression her? Ganz schlimm. :(


    Musste sofort an den Großen denken, der jetzt in die C-Jugend kommt.


    was da schon in jungen Jahren an Wut, Respektlosigkeit und Aggression auf dem Platz steht.

    Ja, leider. Bereits in der D-Jugend wird in fast jedem Spiel diskutiert. Die sind nicht mal im Stimmbruch, gehen aber mit vorgestreckter Brust nach einem Zweikampf aufeinander los.


    Was aber sehr entscheidend ist: MMn geht die meiste Unruhe während des Spiels von den Eltern aus. "Eyyy Schirriiii"" "Siehst Du das nicht!!" "Das war niemals Abseits." Richtig ätzend.


    Und für die D-Jugend wird per se nicht unbedingt ein Schiedsrichter vom Verband gestellt. Das Heimteam sorgt in der Regel dafür, dass jemand pfeift. Hatten auch schon Spiele, da war es für beide Trainer in Ordnung, ohne Schiri zu spielen. Das geht dann so semi. Gab aber eben auch welche, da hat ein Elternteil des Heimteams gepfiffen, und da waren wirklich offensichtliche Fehlentscheidungen zum Vorteil des eigenen Teams dabei.

    Einmal editiert, zuletzt von P-King ()

  • Das letztere ist zwar nicht der Kern des Problems, aber man könnte den Schiri doch in der Pause wechseln von Heim zu auswärts oder umgekehrt.

    Kann mich an 2 Spiele in der C-Jugend erinnern, wo der jeweilige Gast verpfiffen wurde, einmal Esperke, einmal wir (in Kolenfeld).


    Aber bei aller geschönten Vergangenheit habe ich keine Erinnerung an derartige Aggressionen in der Jugend oder im Herrenbereich (habe aber mit 20 aufgehört). Weder auf noch neben dem Spielfeld, und der Respekt vor dem Schiri war enorm.

  • Eine fürchterliche Tat.


    Im Endeffekt spiegelt es aber „nur“ das Geschehen auf den Straßen wider.


    Heutzutage werden doch viele Streitigkeiten per Schläge oder Messer „geklärt“ anstatt das mit Worten zu tun.


    Eine wirklich schlimme Entwicklung.


    Ich hoffe, dass diese Spirale irgendwie noch aufgehalten werden kann.

  • Gewalt ist mittlerweile ein normales Mittel der Auseinandersetzung in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Da, wo das ich und die individuelle Freiheit über allem steht, gibt es auch keinen Grund zurückzustecken.

  • Ist dem so? Oder ist es ein Eindruck den man durch mehr und schnellere Berichterstattung hat? Hätte man dieses Fall 1980 medienwirksam mitbekommen? Ich weiß es echt nicht, aber wenn man sich die Anzahl der Gewaltdelikte anschaut sieht es nicht so aus als würde sich da signifikant etwas ändern. Auch ob die Auseinandersetzungen gewalttätiger werden (mit Messern) lässt sich aus den offiziellen BKA Statistiken nicht herauslesen, gut sie werden auch erst seit kurzem gesondert erfasst.


    Aber auch als ich zur Grundschule ging gab es schon "Jugendbanden" die mit Messern unterwegs waren ...

  • "schnellere Berichterstattung" ja ich würde es noch ergänzen durch "voreilige und dadurch zu ungenaue Berichterstattung".


    So bietet so ein Fall wenig Sachlage aber dafür wieder umsomehr und vielleicht sogar zu viel Projektionsfläche für allerlei gesellschaftliche Probleme, die dieser Fall vielleicht gar nicht stellvertretend bedienen kann. Das ist eine Medienproblematik, die den Fall an sich gar nicht mehr aufrollen lässt und auch gar keine Chance lässt über Tat, Opfer und Täter zu sprechen, sondern eigentlich (wiedermal) nur Anlass gibt für generelle, vom Fall völlig losgelöste (mit Jugend, Gewalt, Fußball, Migranten etc. gelabelte) Debatten.


    Ich würde mir wünschen, dass so eine Meldung an sich erstmal sacken darf, der Trauer um das Opfer Raum gegeben wird, parallel der Sachverhalt ausermittelt wird und sich dann erst über Ursache und Problemlösung gesamtgesellschaftlich aber zielgerichtet Gedanken gemacht wird.


    Am Ende kann es auch sein, dass der Fall weder mit Jugendgewalt, noch mit ausuferndem Fußballverständnis, noch mit deutsch-französischem Rivalitätsgehabe zu tun hat, sondern möglicherweise eine als harmlose Backpfeife missverstandene Sekunde zwei oder mehr Familien zerstört hat. *ich habe die entscheidenden Stellen dick markiert um nicht missverstanden zu werden.