Gaststätten, von denen abzuraten ist

  • Erstaunlicherweise existiert* in GB eine florierende Restaurantkultur, wo man nicht nur ein Anrecht (!) auf gratis Leitungswasser hat, sondern sich tlw. auch noch seinen eigenen Alkohol mitbringen darf und trotzdem sind die nicht alle pleite. Gehen geht es schon. Das Wollen steht da wohl auf einem anderen Blatt.


    * pre Brexit

  • Ich bin da etwas hin und her gerissen. Ich kann zwar schon verstehen, wenn man das als Kunde nicht so geil findet, aber ich verstehe halt auch, dass Restaurants keine Fans von Leitungswasserbestellern sind. Ein Anrecht auf (kostenloses) Leitungswasser besteht eh nicht. Und für eine Berechnung müsste es wohl im Kassensystem stehen.


    Wolltest du es denn nun bezahlen oder eher nicht?

    Eigentlich überall ausserhalb von Deutschland eine Selbstverständlichkeit, eine Kanne stilles Wasser für dazu anzubieten oder im Servicebereich auf einen Tisch zu stellen.

    Wollte ich zu Käptn Frühstück auch schon schreiben...

  • Eigentlich überall ausserhalb von Deutschland eine Selbstverständlichkeit, eine Kanne stilles Wasser für dazu anzubieten oder im Servicebereich auf einen Tisch zu stellen.

    Tja, und liegt das jetzt am deutschen Gastronomen, am deutschen Gast oder allgemein an der deutschen Mentalität, beim Essen und Trinken geizig zu sein?

  • Wie kommt man darauf, dass Gastronomen kleine Aufmerksamkeiten machen müssen? Ist es nicht so, dass das Wasser in anderen Ländern im Preis des Weines kalkuliert ist? Ja, das Wasser kostet nichts, aber der Service und das Drumherum (Gläser spülen usw.). Die Denkweise, Gastronomen können ja ruhig mal was schenken, vorallem, weil es nichts kostet, verstehe ich nicht. Vorallem nicht, wenn es um ihr Kerngeschäft, den Verkauf von Lebensmitteln geht.

  • German Denkweise einfach, ist ja nicht schlimm, aber deine Antwort, die impliziert, dass eben alles (selbst die Kanne Leitungswasser, vier Eiswürfel und eine Scheibe Zitrone) wohl kalkuliert und unter Hol-/Bringschuld verargumentiert werden muss, trifft es eben ziemlich auf den Punkt. Ich schätze, bzw. habe meine Erfahrungen gesammelt, dass es eben auch manchmal nur ganz einfach ist und Gastwirte wollen, dass sich der Gast wohl fühlt. Ohne weitere Hintergedanken, ob dadurch eine Cola mehr oder weniger bestellt wird.

  • Die Quersubventionierung steckt ja nicht nur im Wein, sondern auch im Essen. In Deutschland lebt der Gastronom von den Geränken, in UKIch bin ganz beim Käptn und glaube, dass das in Deutschland schwer vermittelbar wäre. Dann wäre das XXXL-Riesenschnitzel ja plötzlich 1 Euro teurer.


    Und natürlich* bekommt man in Deutschland in "anständigen" Restaurants meist problemlos ein Glas kostenloses Leitungswasser. Nun ist - und da schließt sich vielleicht der Kreis zu diesem Thread - Francesca & Fratelli aber auch nur eine etwas bessere (?) Systemgastronomie kurz vorm Fast Food.


    *anekdotische Evidenz

  • Ja, es kommt eben auch auf die Gastro-Kategorie an. Bei einer Rechnung von 146,80 für einen 4-Personen-Abendessen-Tisch beim Italiener umme Ecke lässt sich eine Gratiskaraffe Wasser besser verschmerzen als bei zweimal Schaschlik mit Pommes.
    In meine Bekannte ihr Lokal drinne gab es eine Zeit lang Wasser zum Selbstbedienen. Die Leute haben teilweise 3x nachgeschenkt, aber sonst nichts zu Trinken bestellt. Das überlegt man sich dann ganz schnell anders.

  • Ich sprach ja von einem Glas. Eher in der Konstellation, dass der gesamte Tisch Wein und Wasser bestellt und einmal Leitungswasser zusätzlich hinzukommt. Das kommt bei mir selten vor, ich wüsste aber nicht, dass es dann schon mal verwehrt wurde.

  • Und das ist das Problem der deutschen Gastronomie: Viele Leute sind nicht bereit, vernünftiges Geld für Essen und Trinken auszugeben.


    Im Meer der belanglosen und austauschbaren Systemgastronomie zieht das überschaubare Preisniveau und die Uniformität der Läden. Man trifft sich dort, um sich mal wieder zu sehen. Dann bestellt man sich frittierte Mozarella-Sticks und ein Glas Industriebrause.


    Da man aber länger quatschen möchte als das Getränk hält, fragt man pfiffig wie man ist, nach nem Leitungswasser. Kann auch ne Karaffe sein, dann muss die Billigkraft nicht so oft zapfen und laufen.


    Dass das Glas Leitungswasser dem Gastronomen auch viel Geld kostet, dürfte vielen nicht klar sein. Wie auch, bei dem kulinarischen Horizont?


    Würde gute und entsprechend teurere Gastro hier den gleichen Stellenwert haben, wie in Italien oder anderswo, die Karaffen hätten sich schon längst etabliert.


    In Deutschland greift man fürs überdachte Gespräch halt lieber zum Leitungswasser und der Schale Erdnüsse vom Tresen, die noch vom Vorabend da steht.

  • Dass das Glas Leitungswasser dem Gastronomen auch viel Geld kostet, dürfte vielen nicht klar sein. Wie auch, bei dem kulinarischen Horizont?

    die reinen kosten für das wasser o,3 liter dürften 0,13 cent nicht überschreiten. zum tisch muss er eh rennen. und das abwaschen des glases geht ja wohl auch in der menge der zu spülenden gläser mit unter. ich bin aber mal großzügig und lege da noch 20 cent drauf.


    ich möchte die monatlichen kosten für de servcice des kostenfreien lw wirklich als gering ansehen.

    da kostet ihm die raucherpause vom ober aber mehr...

  • Ok, ich hätte das Verhältnis von Wasserkosten zu Durchschnittsausgabe des angesprochenen Klientels nennen sollen.


    Bzw. ist das Leitungswasser dann "teuer", wenn es die übliche Getränkebestellung ersetzt.


    Weil, dann läuft, zapft und spült das Personal zu oft für die paar Cent.


    Wie Frühstück sagt, wenn Tisch 8 in 2 Stunden 124 Euro bringt, kann man da gerne 1-2 Karaffen hinstellen.


    Wenn Celina und Mandy sich die frittierten Mozarella-Sticks und ne Cola-Zero teilen, um dann jede noch 2 Leitungswasser zu trinken und den Tisch auch zwei Stunden occupieren, ja dann haben wir das Problem, welches ich meinte.

  • Man könnte auch eine andere Rechnung aufstellen.


    Sagen wir, ein gewisser Haushalt legt für einen Gastro-Besuch eine Ausgabe in gewisser Größenordnung zugrunde, egal, ob das jetzt 50, 70 oder 100 Euro sind, eben je nach Möglichkeit.


    Dann schippe ich mit dem Kalkül, wieviel Gläser Wasser die mehr bestellen würden, wenn ich denen kein Leitungswasser anbiete, nur um, ohne was an der Summe zu ändern. Unter Umständen locke ich sie aber öfter in den Laden, weil sie sich auchmal an einer guten Flasche Wein versuchen können, ohne zwei Gläser Wasser extra bestellen zu müssen.


    Ich will gar nicht sagen, dass die Rechnung richtiger ist, aber ich denke schon, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Anders ausgedrückt: Hier wieder mit Celina und Mandy zu kommen, wer immer das sein soll, finde ich nicht gerade im Geiste der Gastfreundschaft, und Gastro ist irgendwie beides, Geschäft als auch Gastfreundschaft(sgewerbe).


    Desweiteren gehört eigentlich Wasser zu Wein dazu, zumindest, wenn man letzteren in Flaschengröße bestellt. So kulturell. Überall, wo Wein kulturell verankert ist. Und, soweit ich das mitbekommen habe, auch unabhängig vom Preis des Weins.