Kiffen erlaubt?

  • Ein erhöhter Alkoholkonsum ist zumindest aus meiner Erinnerung viel "einfacher" in den Alltag einzubauen. Man fällt in der Regel erstmal weniger auf. Geht angetrunken in die Schule, betrunken hierhin oder dahin.


    Man gewöhnt sich an den leicht benebelten und so wunderbar lustigen Zustand. Und ruckzuck ist man quasi dauerbreit im Alltag.



    ... Wie viele Alkoholiker im Alltag weiter funktionieren und meistens ja sogar den Alkohol brauchen um zu funktionieren lässt sich vermutlich gar nicht zählen.

  • Ich habe seinerzeit auch genug antriebslose Jugendliche erlebt, denen das Kiffen ganz und gar nicht gut getan hat. Zumindest die Häufig- und Heftigkeit des Konsums war deutlich drüber.

    Das Gehirn soll auch Schaden nehmen, wenn in jungen Jahren zu viel gekifft wird.


    Naja. Ich war erst antriebslos und dann habe ich angefangen, zuviel zu kiffen.


    Das hat mir besser getan, als anzufangen, zuviel zu trinken, was ich vorher versucht hatte. Auf Kiffen umzusteigen, hat wenigstens kulturell den Horizont erweitert. (Es hat mit ziemlicher Sicherheit auch weniger Langzeitschäden zur Folge.)


    Letztlich weiß ich heute natürlich, warum ich damals so einen Hang dazu hatte, mich wegzuschießen. Also abgesehen von der Tatsache, dass ich Jugendlich war: Undiagnostiziertes ADHS war's bei mir.


    Will damit sagen: Zu denken, würden die Spacken nicht kiffen, wären das in der Pubertät und danach integierte, leistungswillige, lernende und in die Rentenkasse einzahlende demokratisch-enthusiastische Mitbürger, die Omas über die Straße helfen, halte ich für naiv.


    Der andere Punkt: Das mit dem Gehirn und Schaden und so geht zurück auf das stärkste Argument gegen Cannabis: Die Verbindung zwischen Cannabis-Konsum und der Diagnose von Psychosen, die um so stärker ausgeprägt ist, je jünger gekifft wird.


    Dazu ist erstmal zu sagen: Diese aus Studien bekannte Verbindung ist der einzige Punkt, auf den sich diese Argumentation stützt. Das heißt: Meines Wissens haben wir keine anderen Indizien in die Richtung, als genau diese Studien. Wir haben auch keinen Schimmer über einen Wirkzusammenhang oder ähnliches, etc. Nachdem dieses Argument 40 Jahre gebracht wird, könnte man annehmen, dass wir mehr drüber wissen. Ist aber meines Wissens nach nicht so.


    Das Problem geht weiter: Diese Studienergebnisse, wird ab und zu argumentiert, könnten ein Artefakt sein. Wie das genau zustande käme, wäre dem so, ist auch noch unklar, aber es gibt berechtigte Zweifel an der Annahme eines Kausalzusammenhangs.


    Jetzt will ich nicht die Alltagserfahrung runterspielen, dass wir alle Leute kennen, die zuviel gekifft haben und die offensichtlich nicht mehr fit in der Birne sind. Hier möchte ich aber auch darauf hinweisen, dass es gut möglich ist, dass die andere Drogen überkonsumiert haben, etwa Chemie, ein Überkonsum, von dem ich deutlich mehr überzeugt bin, dass er Hirnschäden hinterlässt. (Alkohol übrigens auch.)


    All that being said: Ich bin gegen Legalisierung. Entkriminalisieren und gut. Wir haben nicht nur andere Probleme, eine Legalisierung wird von dieser Politik doch eh verbockt. Vor allem wäre die Zugänglichkeit und der sachgerechte Einsatz von Cannabis als Medikament ein viel wichtigeres Thema als dieses Scheiß "Ich will kiffen!"-Thema. Hedonistische Legalisierung ist nichts als Linkspopulismus, kotzt mich an.


  • Ok, dann ist wohl einfach eine Sache der persönlichen Erfahrungen.


    Einigen wir uns darauf, dass viel mehr Aufklärung stattfinden muss.

  • Zu Alkohol gibt es in Deutschland doch genug Daten, zb:

    Zitat

    Insgesamt 3 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren hatten im Jahr 2018 in Deutschland eine alkoholbezogene Störung (Missbrauch: 1,4 Millionen; Abhängigkeit: 1,6 Millionen).


    Auf rund 57,04 Milliarden Euro pro Jahr beziffert der Gesundheitsökonom Dr. Tobias Effertz im DHS-Jahrbuch Sucht 2020 die ökonomischen Kosten des schädlichen Alkoholkonsums in Deutschland. Dem stehen Einnahmen des Staates aus alkoholbezogenen Steuern von nur 3,185 Milliarden Euro (im Jahr 2018) gegenüber.


    Aber ob es nun um Cannabis, Alkohol, oder Obiate geht - wenn eine Droge zum Massenphänonem wir, stimmt gesellschaftlich etwas nicht. Sei es nun die Perspektivlosigkeit bei Jugendlichen, oder bei älteren Frauen. Und Aufklärung kann da auch nur ein kleiner Teil sein, entscheidend ist eine Veränderung der Lebensumstände. Die Flucht vor der Realität in den Rausch entsteht doch, weil das Leben nüchtern nicht erträglich erscheint. Und da helfen Verbote nun recht wenig.

  • Ich war letzten Monat 1 Tage in einer Entgiftungsklinik. Von Drogenmissbrauch, Tabletten usw. bis hin zum Alkoholmissbrauch war alles dabei.

    Was mir aufgefallen ist, die Ärzte haben Cannabiskomsum als nicht so schlimm betrachtet wie z.B. Heroin, Opiate oder andere Rauschmittel.

    Selbst die Patienten die mehrfach Abhängig waren, Alkohol und Drogen, wurden wegen Cannabisabusus nicht behandelt.


    Vielleicht sollte man anerkennen, das eine legalisierung mit einem staatlich Organisiertem Verkauf eine Hohe Qualität des "Stoffes" bringen wird und gepanschtes Zeugs nicht mehr im Umlauf ist.

  • Dabei gilt die Kosten werden den Krankenkassen auferlegt, oder der Renterversicherung, die Steuern gehen in den Staatshaushalt. Die Rechnung hinken alle.

    Ist wie bei Outsourcing, Personalkosten runter, andere Kosten rauf. Aber man hat ja Personal gespart.

  • Was mir aufgefallen ist, die Ärzte haben Cannabiskomsum als nicht so schlimm betrachtet wie z.B. Heroin, Opiate oder andere Rauschmittel.

    Ist es ja im Vergleich sicherlich auch, allein schon wegen der eher nicht vorhandenen körperlichen Abhängigkeit.

    Die typischen Kifferargumente „tolle Nutzpflanze diesdas“ sind auch Quark, es gibt genügend Hanfprodukte am Markt und das Zeug wird ja auch wirkstofffrei angebaut. Damit muss nun wirklich keiner kommen.

    Alle Vergleiche mit Alkohol sind mMn ebenso völlig daneben. Weil eine Sache schlecht ist, erlaubt man eine andere Sache die „weniger“ oder anders schlecht ist? Das kann doch keine Argumentation sein.

    Wenn durch Legalisierung niemand zusätzlich animiert wird zu kiffen, der Kundenkreis gleich bleibt und es für Jugendliche nicht leichter wird dranzukommen, dann mal los.

  • Du hast aber schon Alkoholabhängige mal erlebt? Und auch die Auswirkungen von langem Alkoholmissbrauch hautnah mitbekommen?

    Mir haben die 14 Tage in der Klinik gereicht. Ich trinke seit 20 Jahren keinen Alkohol und war da nur um meine Opiate (Schmerzpatient) unter Aufsicht auszuschleichen. Welche Individuen ich aber auf meinem Zimmer hatte....

  • Welche Punkte der Abgründe des Alkohlkonsums sprechen für eine Legalisierung von Kiffen? Weil die Leute statt kiffen dann saufen? Ich dachte es kiffen dann nicht mehr?
    Vergleich mit Alkohol ist einfach reiner Whataboutismus. „Ja aber die Alkoholiker sind viel schlimmer!“

  • Welche Punkte der Abgründe des Alkohlkonsums sprechen für eine Legalisierung von Kiffen? Weil die Leute statt kiffen dann saufen? Ich dachte es kiffen dann nicht mehr?
    Vergleich mit Alkohol ist einfach reiner Whataboutismus. „Ja aber die Alkoholiker sind viel schlimmer!“

    Keine, aber die Verharmlosung des Alkoholmissbrauchs bringt in dieser Diskussion gar nichts.

    Das war mein Ansinnen.

  • Schmerzmittel nimmt man ja nicht umsonst. Es gibt bei dir jetzt ja 2 Möglichkeiten. Entweder hast du noch Schmerzen und nimmst deswegen Mittel oder du hast keine mehr und bist da in eine Abhängigkeit geraten. Wie ist denn der Plan bei Theorie 1? Was ist die Alternative zu Schmerzmitteln?

  • Na, die alternative war bei mir eine OP. Die wurde letztes Jahr gemacht und bis zu einem gewissen Punkt konnte ich die Opiate auch selbst reduzieren... der letzte Punkt war aber schwierig allein zu machen.

    Da ich aber seit 16 Jahren Opioide genommen habe (in hoher Dosierung) war eine ärztlich Kontrollierte ausschleichung angebracht.

    Eine frühere OP wäre wünschenswert gewesen, aber kein Arzt hat das wirklich vorgeschlagen. Mann kann ja nicht hingehen und sagen, nun macht mal... die müssen das vorschlagen. In meinem Fall leider. Nun haben über 40 Jahre Schmerzen ein Ende.

  • Ich find ja, dass das aus gutem Grund verboten ist und auch bleiben sollte. Aber mit der Meinung bin ich hier ja wahrscheinlich sogar in der Minderheit.

    in einem Land, in dem Tabak und Alkohol an jeder Straßenecke für jeden Erwachsenen erhältlich sind, gibt es genau NULL Argumente für das Verbieten von Cannabis.
    Außer man ist Drogenbeauftragte/r der csu und von der Alkohol-Lobby geschmiert!

  • Du neigst ja gerne zu einer extremen Sichtweise, bzw. zu einer Dramatisierung, die wenig hilfreich ist in Diskussionen. ;)

    Natürlich gibt es Gründe gegen eine Legalisierung. Und zwar auch ohne schwarzes Parteibuch.


    Sollte die Legalisierung kommen, ist sie am Ende des Tages ein Kompromiss, weil es eine rauschfreie Gesellschaft nicht gibt. Aber man muss nicht feiern, dass Menschen Drogen konsumieren.

  • Zu Florian:

    Weil hier ständig Kleingärtner mit 2 oder 3 Pflanzen ausgehoben werden und das dann als Erfolg gegen die Drogenszene verkauft wird.

    Und weil man als jemand, der erwischt wird, sein ganzes Leben lang Probleme haben wird. Selbst wenn das Strafverfahren eingestellt wird, bleibt der „btm“ -Vermerk bei der Polizei stehen und jedes Mal, wenn du irgendwie in Kontakt mit denen kommst, bekommen die den Hinweis, was dann gleich die Begründung für KfZ- und Körper-Durchsuchungen ist.
    Darum den Kram endlich legalisieren! Jahre überfällig!

  • Du neigst ja gerne zu einer extremen Sichtweise, bzw. zu einer Dramatisierung, die wenig hilfreich ist in Diskussionen. ;)

    Natürlich gibt es Gründe gegen eine Legalisierung. Und zwar auch ohne schwarzes Parteibuch.


    Sollte die Legalisierung kommen, ist sie am Ende des Tages ein Kompromiss, weil es eine rauschfreie Gesellschaft nicht gibt. Aber man muss nicht feiern, dass Menschen Drogen konsumieren.

    Dann nenne mir mal die Gründe gegen eine Legalisierung. Ich habe in den letzten 20 Jahren nicht einen stichhaltigen gehört!

    Und Wo genau habe ich das gefeiert?
    Zitat bitte!

  • Ich gebe den Leuten recht, wenn sie mehr Schutz für die Jugendlichen fordern, aber das könnte eine Legalisierung ein bisschen mehr geben als der aktuelle Zustand in Deutschland. An Cannabisprodukte zu kommen, sollte für den interessierten Jugendlichen auch heute ein geringes Problem sein und der Dealer fragt nicht nach einem Ausweis.

    Des weiteren könnte man bei legalem Gras den THC-Gehalt reduzieren und so die Gefahr der Psychosen vielleicht etwas einschränken.

    Aufklärung ist selbstverständlich auch wichtig, denn bloß, weil es legal auf den Markt kommt, gibt es keinen Konsumzwang.

    Und dann aber doch der Schwenker zum Alkohol. Wenn ich darüber nachdenke, auf welche der beiden Rauschmittel hätte ich lieber verzichtet, dann wäre das ganz klar der Alkohol. Da hat es ganz schön gedauert, bis ich damit umgehen konnte. Früher als Schüler und Student wurde am Wochenende ordentlich gebechert und heute frage ich mich, warum eigentlich? Oft genug hat der Alkohol mir schöne Erlebnisse zerstört. Heute trinke ich zwei, drei Gläser Bier pro Woche und bin überhaupt nicht mehr gerne in der Nähe von Betrunkenen. Die Kiffer dagegen haben in der Regel die Zeit des extremen Konsums längst überwunden und sind recht angenehme Zeitgenossen.