Kiffen erlaubt?

  • Bei Alkohol hat der Alkohol Einfluss auf Reaktionszeit etc. Auch, wenn wir "noch klar im Kopf sind", etwa wegen Gewöhnung.

    Und was ist, wenn einem Menschen bei 0,6 Promille der Führerschein weggenommen wird, obwohl er im Test noch schnellere Reaktionszeiten aufweisen konnte, als eine andere Person XY im nüchternen Zustand?


    Ich verstehe ja das Dilemma. Aber es wird keine praktikable Lösung geben - es ist eben nicht einheitlich festzustellen. Persönlich finde es auch nicht schlimm, wenn man mal einen Tag nach Drogenkonsum nicht fahren darf. Das weiß man vorher und kann es planen.

  • Prinzipiell stimmt dein Einwand.


    Dennoch halte ich für Alkohol, weil der Zusammenhang viel eindeutiger ist, ein anderes Messkriterium nicht für notwendig. Sollten aber die Alkis Rabatz machen, wäre das gut, weil wir dann ja Richtung besserer Verfahren unterwegs sind.


    Alkohol und Cannabis/Opiate sind da aber sachlich sehr anders. Der Blutwert ist eben nicht aussagekräftig.


    Für medikamentöse Anwendung, und das ist nunmal der wichtigste Aspekt der Legalisierung für mich, funktioniert das mit "Blutwert und Fahrpause" überhaupt nicht.


    Es ist darüber hinaus auch gegenüber "hedonistischen" Kiffern (Anführungszeichen, weil viele tatsächlich Selbstmedikamentisieren und/oder damit z.B. andere Substanzen ersetzen) eine Zumutung.


    Es läuft momentan auf eine Scheinlegalisierung hinaus. Dem Buchstaben nach ja, aber Cannabis wird weiterhin behandelt wie eine BtMG-Substanz. Das ist Schilda vom Feinsten. Wasch mich, aber mach mich nicht nass.

  • Gehe ich mit. Nur damit man nicht falsch versteht: Ich halte auch die 0,5 Promille-Grenze für richtig, obwohl sie sicherlich auch nicht fair jedem Menschen gegenüber ist. Aber lieber niedrig, als zu viele vermeidbare Unfälle.


    Die Scheinlegalisierung befürchte ich allerdings auch. Wäre ja auch mal wieder typisch deutsch:

    Eine Idee -> unzählige Regularien -> Gesetzesentwurf -> breitflächige Diskussionen über die Regularien -> Expertenkommissionen-> mehr Fragen -> neuer Gesetzentwurf -> 4000 Seiten Bürokratie und der gleiche Schwarzmarkt wie vorher :kichern:

  • Hilfreicher wäre es, wenn man die Fahrtüchtigkeit direkt testen könnte, z.B.

    Ich verstehe das (glaube ich).

    Aber ich frage mich, wie man das denn sonst machen will, wenn nicht über den Wert im Blut?

  • Z.B. Reaktionszeiten und Feinmotorik testen?


    Früher ist man bei Verkehrskontrollen ja auch Mal auf der Fahrbahnmarkierung gelaufen. Sowas standardisiert.


    Bei Unfällen natürlich den Blutwert. Aber nicht oder wenn nicht per einheitlichem Grenzwert für alles Fahrverbot.

  • Früher ist man bei Verkehrskontrollen ja auch Mal auf der Fahrbahnmarkierung gelaufen.

    Aber doch nur zur Ersteinschätzung. Im Anschluss folgte dann ggf. eine Blutabnahme.


    Mit "Wir haben das Gefühl, dass Sie wohl nicht so ganz fahrtüchtig sind!" kommt doch auch keine:r weiter.

  • Naja, gibt es ja auch schon heute. Nennt sich relative Fahruntüchtigkeit bei 0,3 Promille und greift bei Unfall bzw. Auffälligkeiten im Fahrstil. Mein Eindruck ist nicht, dass das aktuell als Problem wahrgenommen wird...

  • Bei Alkohol hat der Alkohol Einfluss auf Reaktionszeit etc. Auch, wenn wir "noch klar im Kopf sind", etwa wegen Gewöhnung.

    (...) Persönlich finde es auch nicht schlimm, wenn man mal einen Tag nach Drogenkonsum nicht fahren darf. Das weiß man vorher und kann es planen.

    Aus meiner Sicht völlig am Thema vorbei. Mal ganz banal gefragt: ich soll also am Vortag keine "Schmerztabletten" nehmen und "aushalten", wenn ich am nächsten Tag Auto fahren muss?


    Sorry, aber dann können wir es auch einfach lassen!

  • Mal ganz banal gefragt: ich soll also am Vortag keine "Schmerztabletten" nehmen und "aushalten", wenn ich am nächsten Tag Auto fahren muss?

    Korrigiere mich bitte, wenn ich etwas nicht mitbekommen habe, aber meines Wissens nach gibt es keine Verschärfung der Regel - nur keine Anhebung. Also wird das für die betroffene Person genau so weiterlaufen wie jetzt auch.

  • Bei Alkohol hat der Alkohol Einfluss auf Reaktionszeit etc. Auch, wenn wir "noch klar im Kopf sind", etwa wegen Gewöhnung.

    (...) Persönlich finde es auch nicht schlimm, wenn man mal einen Tag nach Drogenkonsum nicht fahren darf. Das weiß man vorher und kann es planen.

    Aus meiner Sicht völlig am Thema vorbei. Mal ganz banal gefragt: ich soll also am Vortag keine "Schmerztabletten" nehmen und "aushalten", wenn ich am nächsten Tag Auto fahren muss?


    Sorry, aber dann können wir es auch einfach lassen!

    Naja, also wenn du oder die Person nicht fahrtüchtig bist, dann sollte man es auch lassen, ja. Es gibt natürlich auch andere Dinge, die man dagegen aufwiegen kann, das macht aber isoliert betrachtet diese eine Sache nicht weniger wichtig. Und ja, ich bin auch dafür, die alk.-Grenze auf 0,0 zu senken.

  • Mal ganz banal gefragt: ich soll also am Vortag keine "Schmerztabletten" nehmen und "aushalten", wenn ich am nächsten Tag Auto fahren muss?

    Korrigiere mich bitte, wenn ich etwas nicht mitbekommen habe, aber meines Wissens nach gibt es keine Verschärfung der Regel - nur keine Anhebung. Also wird das für die betroffene Person genau so weiterlaufen wie jetzt auch.

    Genau darum geht es doch! Man erhofft(e) sich durch eine Legalisierung einen gesetzlichen Rahmen, in dem diese Problematik mit dem Auto fahren geregelt wird. Nachvollziehbar!


    Wenn es so weitergeht wie bisher, muss jeder Cannabispatient weiterhin nach jeder Polizeikontrolle mit dem Verlust des Führerscheines rechnen. Und ich spreche nicht vom Auto fahren unter Einfluss von THC, wenn ich vor einer halben Stunde erst einen durchgezogen habe.


    s. o. - Mir ging es nicht darum, einen Rahmen zu schaffen, um bekifft Auto fahren zu können. Das muss natürlich reguliert werden! Es ist aber ein Unterschied, ob ich als Schmerzpatient am Abend vorher konsumiert habe oder nur des Rausches wegen eine halbe Stunde vorher.


    Und da haben sich vermutlich vor allem die Autofahrer unter den Schmerzpatienten mehr von einer Entkriminalisierung versprochen.

  • Das hört sich jetzt aber, mit Verlaub gesagt, so an, als würde man das dann aus deiner Sicht mit schlucken, damit das irgendwie funktioniert. Eine Lösung sehe ich jedenfalls nicht. Oder hast du eine parat. Die Lösung kann ja nicht sein, die Werte so weit zu lockern, damit es funktioniert.

  • Früher ist man bei Verkehrskontrollen ja auch Mal auf der Fahrbahnmarkierung gelaufen.

    Aber doch nur zur Ersteinschätzung. Im Anschluss folgte dann ggf. eine Blutabnahme.


    Mit "Wir haben das Gefühl, dass Sie wohl nicht so ganz fahrtüchtig sind!" kommt doch auch keine:r weiter.


    Deswegen schrieb' ich: Standardisierte Tests.


    Sowas gibt es. Es braucht aber Schulung der Polizeibeamten und ein entsprechender Test dauert ca. 1 Stunde. D.h., man müsste einen subjektiven Test vorschieben, bzw. der Eindruck der Beamten entscheidet, ob ein Test durchgeführt wird.


    Dein letzter Satz ist vor dem Hintergrund lustig, dass Blutwerte, wie oben schon beschrieben, ungeeignet sind, Beeinträchtigungen festzustellen. Dies gilt auch in dem Sinn, dass ein niedrigerer Blutwert täuschen kann, d.h. es ist eine Beeinträchtigung vorhanden, aber der Blutwert ist schon wieder runter.


    Verwendet man Blutwerte, verwendet man, um eine Metapher zu nutzen, Kriterien für die Gütequalität von Äpfeln für Birnen.


    Tatsache ist, dass das in den meisten Ländern momentan so gehandhabt wird. Dann sollte man aber wenigstens die Schwellenwerte anheben, wie von Expertenkommissionen empfohlen.


    Zitat

    Sachverständigenausschüsse in verschiedenen Ländern haben, gestützt auf das Risiko für den Straßenverkehr, Konzentrationen von 5 ng/ml (Vereinigtes Königreich) (Wolff et al., 2013) oder 7 ng/ml empfohlen (Ramaekers et al., 2004).

    Quelle: Cannabis und Führen eines Kraftfahrzeugs (PDF).


    Besser wäre die Weiterentwicklung von Verfahren zur direkten Messung von Beeinträchtigungen. Meiner Meinung nach.

  • Heißt das, mit der "Legalisierung" werden die Strafen für "nicht-legales" Cannabis angehoben, verstehe ich das richtig?

  • Wird sowas wie der private Balkonanbau eigentlich in Deutschland kontrolliert und gibt es tatsächlich Leute, die ein wegen ein-zwei Pflanzen im Garten anzeigen? Wahrscheinlich schon, aber dennoch wundert es mich immer wieder.

  • Ja, der Denunziant ist der größte Arsch im ganzen Land. Ich hatte mal eine Pflanze im Garten die war dann irgendwann 3 Meter hoch und hat ordentlich gestunken. Habe sie vor der Ernte vernichtet - Angst vor Arschlöchern...

  • Und gerade Du hattest Dich so drauf gefreut.


    Ich hatte nichts anderes erwartet. Ich hatte vor einem Jahr schonmal an anderer Stelle gesagt: Wenn die Legalisierung kommt, wird sie in erster Linie von sadomasochistischen Elementen gekennzeichnet sein.