Straßenverkehr-Mecker-Thread

  • Ich fürchte, dass die Dame den Argumenten eher verschlossen gegenüber stünde.

    Wer einen solchen Schwachsinn erzählt, hat noch nie in einer deutschen Großstadt auf dem Rad gesessen.

    Da stimme ich dir zu, Prickel. In der Tat wohnt sie im Leinebergland in einem kleinen Ort und machte bisher fast jeden Weg mit ihrem Auto.


    Seit ich sie vom Abnehmen (sie war noch übergewichtiger als ich) und mehr Bewegung überzeugen konnte, geht sie jetzt sogar manche Wege zu Fuß. Das verbuche ich jetzt mal als Teilerfolg.

  • Ich frage mich dennoch, wie man auf den Gedanken kommt, dass Radfahrer die Städte verstopfen und dazu der Grund sind, dass die Innenstädte aussterben, weil sie das Auto verdrängen.

    Es bedarf eines einzigen Tages in einer mittelgroßen Stadt, um zu sehen, dass Autos überall sind und mitnichten aus den Städten gedrängt werden. Schon gar nicht von Fahrrädern.

  • Mit dem „Verstopfen“ bezog sie sich wohl auf die überall abgestellten Fahrräder (siehe Hauptbahnhofs-Vorplatz). Für mich am Erschreckendsten war, dass sie den Fahrradfahrern die Schuld an Unfällen gab. Rechtsabbieger könnten sie aufgrund ihres zu hohen Tempos nicht rechtzeitig erkennen, wäre ihr auch schon passiert.


    Ich selbst hatte vor ein paar Jahren einen derartigen Unfall, als mich ein Rechtsabbieger mit Anhänger mitschleifte, weil ich (geradeaus fahrend) nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Er hat mich auch nicht gesehen, weil er vermutlich den Schulterblick vergessen oder meine Geschwindigkeit falsch eingeschätzt hatte.

  • Mit dem „Verstopfen“ bezog sie sich wohl auf die überall abgestellten Fahrräder (siehe Hauptbahnhofs-Vorplatz).

    Ah, da hat sie natürlich vollkommen recht. Wenn ich mir so ein abgestelltes Fahrrad neben einem abgestellten Auto ansehe, wird mir ganz schummerig.

  • Rechtsabbieger könnten sie aufgrund ihres zu hohen Tempos nicht rechtzeitig erkennen, wäre ihr auch schon passiert.

    Mir ist ein Rätsel, wie es im Jahr 2021 immer noch Autofahrer geben kann, die beim Rechtsabbiegen nicht nach Radfahrern schauen und einfach durchziehen. Erlebe ich im Schnitt 2 mal an normalen Tagen, an denen ich morgens und abends die Strecke zur Arbeit und retour fahre.


    2021! Fahrräder gehören zum Alltag, sind im Trend und dadurch auch in der öffentlichen Wahrnehmung immer präsenter. Sie sind kein Nischenfahrzeug, ganz im Gegenteil sind sie längst Mode und teilweise sogar Statussymbol. Sie zu vergessen ist in meinen Augen quasi unmöglich.

    Und dennoch....

  • Auch hier hast du in allem recht. Trotzdem passiert es mir gelegentlich, dass Autofahrer mich übersehen. Seit meinem Unfall bin ich aber auf dem qui vive. 😉


    Edit: Rechtsabbieger könne sie ...nicht rechtzeitig erkennen.

  • An deiner Stelle würde ich mal mit deiner Freundin eine Radtour machen. Wenn sie sich mal diesen Wahnsinn aus der Perspektive einer Fahradfahrerin angetan hat, wird sie ihre Meinung sicherlich ändern. Und dass an den ausgestorbenen Innenstädte die Fahrräder Schuld sein sollen, dürfte eine sehr exklusive Meinung sein...

  • Edit: Rechtsabbieger könne sie ...nicht rechtzeitig erkennen.

    Tatsächlich ist die Situation nicht immer optimal, wenn der Blick durch Bäume und parkende Autos versperrt ist und du erst direkt beim Abbiegen freie Sicht auf den Radweg bekommst. Das erfordert dann wirklich vorsichtiges Vortasten, um vor allem die schnellen Radler nicht zu übersehen.

    Wer sonst mit dem Auto nur auf dem flachen Land unterwegs ist, dürfte das zunächst Stress pur sein.

  • [...]

    Wer sonst mit dem Auto nur auf dem flachen Land unterwegs ist, dürfte das zunächst Stress pur sein.

    sicher! ich habe selber meinen führerschein auf dem land gemacht und bin ganz froh, autofrei in städten unterwegs zu sein!

    Edit: Rechtsabbieger könne sie ...nicht rechtzeitig erkennen.

    Tatsächlich ist die Situation nicht immer optimal, wenn der Blick durch Bäume und parkende Autos versperrt ist und du erst direkt beim Abbiegen freie Sicht auf den Radweg bekommst. Das erfordert dann wirklich vorsichtiges Vortasten, um vor allem die schnellen Radler nicht zu übersehen.

    [...]

    viele stellen sind schwierig einsehbar, absolut richtig und oft auch sehr gefährlich. man sollte trotzdem grundsätzlich schon sehen, wo man hinfährt und nicht einfach auf verdacht und gut-glück abbiegen. vorfahrt darf meiner meinung nicht abhängig vom gefährt sein, auf/in dem man sitzt.


    alle erfahrenen radelnden gehen aus selbstschutz prinzipiell davon aus, übersehen zu werden und sind an solchen stellen bremsbereit. genauso ist es zB aus vorsicht um rücksichtslos geöffnete türen nicht gerade angenehm, an den vielen parkenden autos vorbeizufahren. trotz unserer vorsicht für alle freuen wir uns auch über aufmerksame menschen in den autos. :)


    und wo ja framing in den letzten jahren ein größeres thema wird: mir gefällt es überhaupt nicht, wenn von schnellen radlerngesprochen wird! wer ist denn objektiv am schnellsten in der stadt? kein rad fährt innerstädtisch 50km/h! hingegen scheint für viele autos 50km/h eher eine mindestangabe zu sein... sowas nennt man heutzutage wohl victim blaming.


    mit ner geschwindigkeitsanpassung von 30km/h innerstädtisch wäre schon viel für die sicherheit gemacht. unfälle würden wesentlich seltener und ungefährlicher werden.


    siehe auch..

  • So wie du es empfiehlst, halte ich es auch, guntingel. Spätestens seit meinem Unfall bin ich immer aufmerksam und bremsbereit. Ich möchte das nicht noch einmal erleben.

  • ich empfehle den Radfahrern bei dieser Gelegenheit noch mal wieder eine Sturmklingel am Rad. Rettet u.U. (Dein) Leben.

    Nicht zugelassen, aber egal.

  • Sturmklingel ist nicht zugelassen ?

    Das wußte ich gar nicht. Als ich noch Fahrrad fuhr, war immer eine dran.

  • In Deutschland ist die Fahrradklingel durch § 64a Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vorgeschrieben: Fahrräder und Schlitten müssen mit mindestens einer helltönenden Glocke ausgerüstet sein; ausgenommen sind Handschlitten.


    Das sagt Einiges über den Stellenwert des Fahrrads aus.

  • ich empfehle den Radfahrern bei dieser Gelegenheit noch mal wieder eine Sturmklingel am Rad. Rettet u.U. (Dein) Leben.

    Nicht zugelassen, aber egal.

    Naja. Ich bremse lieber, wenn ein Autofahrer mich übersieht. Wenn er mich aufgrund des Klingelns doch noch irgendwann bemerkt, habe ich auf der Motorhaube auch nichts mehr davon.

  • Bevor das mit Homeoffice losging, bin ich fast täglich mit dem Rad ins Büro gefahren. Ca. 7km quer durch Hamburg. Und wenn ich mal so überlege hatte ich die brenzligsten Situationen mit Fußgängern, die einfach auf den Radweg latschen, ohne mal links oder rechts zu gucken. Nervig sind auch E-Bike Fahrer, die ihr Gerät nicht unter Kontrolle haben. Autofahrer finde ich irgendwie berechenbarer von den Fehlern, die sie machen.


    Ansonsten ist es in der Tat so, dass man als Radfahrer eigentlich ständig bremsbereit sein muss, um heile durch die Stadt zu kommen. Von daher würde ich Tempo 30 innerstädtisch gut finden. Das würde ja auch den Bewohnern gut tun, die an stark befahrenen Straßen wohnen. Und allen anderen eigentlich auch.

  • Tatsächlich ist die Situation nicht immer optimal, wenn der Blick durch Bäume und parkende Autos versperrt ist und du erst direkt beim Abbiegen freie Sicht auf den Radweg bekommst. Das erfordert dann wirklich vorsichtiges Vortasten, um vor allem die schnellen Radler nicht zu übersehen.


    Und? Dann tastet man sich halt langsam rein.

    Ich weiß nicht, ob Du andeuten möchtest, man könne halt einen Radfahrer übersehen, weil der Aufwand des Rantastens zu groß wäre?


    Man stelle sich einen Arzt vor, dem es zu aufwändig erscheint, die OP gründlich durchführen zu wollen, weil die Organe so doof eng zusammen hängen.


    Ich schaue vor dem Abbiegen oft mehrfach über die Schulter, bis ich sicher(!) bin, dass kein Radfahrer kommt. Und ich erwarte, dass das Standard ist.

    Sonst sollte derjenige, der damit Probleme hat, vielleicht nicht Auto fahren.