Straßenverkehr-Mecker-Thread

  • Gestern an der Fußgängerampel Pastor-Jaekel-Weg/Am Listholze. Ich stehe mit meinem Fahrrad an der roten Ampel, kommt ein Vater mit drei Kindern (würde schätzen 4 bis 7 Jahre alt) auf ihren Fahrrädern an. Vater schaut rechts und links. Straße ist leer.

    Vater: "Es kommen keine Autos. Die Ampel ist rot. Was machen wir?"

    Kiddies: "..." *murmeln irgendwas*

    Vater: "Wir fahren los. Aber macht das nur, wenn ich dabei bin. Sonst wartet ihr." Die ganze Truppe rüber.

    Ich: :unglaublich:

  • lustig, wie leute in deutschland über das passieren roter ampeln entsetzt sein können :kichern: das gibt's nirgendwo sonst so.

  • nun, bei freien und einsehbaren straßen scheint es mir jedenfalls dümmlich, zu warten, dass das lichtlein sich verändert.


    das sieht man überall außerhalb dieses landes auch so, der witz ist also deiner.

  • Überall. Immer. Außer hier. Typisch deutsch. Kartoffelkram.

    Und Vier- bis Siebenjährige können bestimmt total gut überblicken, wann es ok ist bei rot rüber zu gehen/fahren und wann nicht, denk ich mir so als kinderloser.

  • nun, bei freien und einsehbaren straßen scheint es mir jedenfalls dümmlich, zu warten, dass das lichtlein sich verändert.


    das sieht man überall außerhalb dieses landes auch so, der witz ist also deiner.

    Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mir dieses "ha ha ha, das ist nur in Deutschland so doof, kartoffelig etc, überall anders ist das voll geil" auf den Sack geht.


    Und wenn du nicht raffst, warum ich diese Story zum besten gegeben habe, dann kann ich auch nicht helfen.

    Ein zu Tipp: es war nicht wegen einem Typen, der bei Rot fährt. Das sieht man tausendfach und wenn kein Auto kommt, who cares.

  • jo. in der neuen böhmermann-folge wird ganz gut gezeigt, wie die kultur auf den straßen hier von autos dominiert wird. dort wurde auch erzählt, wie viele kinder in den fünfzigern von autofahrenden getötet worden waren, woraufhin dann (vollständig umzäunte) spielplätze gebaut worden sind. damit die kinder weg von den straßen bleiben. und sich fahrende erst gar nicht an rücksicht gewöhnen müssen.


    woanders wird nun einmal von groß und klein, jung und alt, sich primär daran orientiert, ob die straße frei ist. so kompliziert ist es übrigens nicht, soweit habe ich jedenfalls keine gefährlichen situationen erlebt.


    bei den vielen panzern, die hier rücksichtslos rumbrettern, kann ich aber schon verstehen, dass man insbesondere mit kindern ängstlich durch die welt hier läuft.

  • Gestern an der Fußgängerampel Pastor-Jaekel-Weg/Am Listholze. Ich stehe mit meinem Fahrrad an der roten Ampel, kommt ein Vater mit drei Kindern (würde schätzen 4 bis 7 Jahre alt) auf ihren Fahrrädern an. Vater schaut rechts und links. Straße ist leer.

    Vater: "Es kommen keine Autos. Die Ampel ist rot. Was machen wir?"

    Kiddies: "..." *murmeln irgendwas*

    Vater: "Wir fahren los. Aber macht das nur, wenn ich dabei bin. Sonst wartet ihr." Die ganze Truppe rüber.

    Ich: :unglaublich:

    Hast du nichts gesagt?

  • Überall. Immer. Außer hier. Typisch deutsch. Kartoffelkram.

    Und Vier- bis Siebenjährige können bestimmt total gut überblicken, wann es ok ist bei rot rüber zu gehen/fahren und wann nicht, denk ich mir so als kinderloser.


    Das Problem ist, dass Du ihnen nicht hilfst, wenn Du sie blind auf Rot erziehst. Auch, wegen der Erfahrung, die Darko hier die Tage geschildert hat, die ich auch machen musste. (Das Grün alleine auch nicht sicher ist.) Aber auch, weil Leute nunmal auch bei Rot Ampeln queren, das kriegen sie sowieso mit.


    Von daher bin ich bei guntingel. Ich habe meinen Kindern auch zu keinem Zeitpunkt vorgemacht, dass man vor roten Ampeln stehen bleiben sollen, wenn die Kreuzung übersichtlich ist und auf Kilometern kein Verkehr kommt. Auch im Vordergrund der Erziehung sollte reale, nicht gefühlte, Sicherheit stehen.


    Ich setze noch einen drauf und sage: Bei Rot stehen bleiben "wegen der Kinder" ist typisch deutsch.

  • Also wenn eine Straße leer ist, einfach leer ist, dann ist Stehenbleiben 'ne Spur albern. Auch in meinen Augen.

    Es ist allerdings wichtig zu wissen, dass kleine Menschen, so bis sie 8 oder 9 etwa sind, Geschwindigkeiten und Entfernungen schlecht abschätzen können.

    Also keine Experimente dabei. Kommt da irgendwo ein Fahrzeug, wird gestanden. Zumindest habe ich das so vermittelt.


    Nachts völlig einsam an einer roten Ampel zu stehen, finde ich wirklich überflüssig. Und das kann man seinen Kindern auch verantwortungsvoll beibringen.

  • @RS: Nee.


    Genauso, wie da steht. Wenn die Kreuzung übersichtlich ist, und weit und breit kein Verkehr ist, kann man.


    Es geht darum, dass man so den Kindern beibringt, sich in der Umgebung zu orientieren und selbst zu entscheiden, was immer das Erziehungsziel sein sollte. Was die Kinder beurteilen können, sollen sie auch beurteilen, und das können sie, zumindest in den Extremfällen, und um so einen ging es hier.


    Ich bringe meinen Kindern übrigens gleichzeitig bei, dass Ampeln praktisch sind. Wenn man nicht sicher ist, wenn man abgelenkt oder müde ist, bleibe ich selber gerne vor roten Ampeln stehen, um mir nicht zusätzlich Stress zu machen und das erkläre ich den Kindern auch. Queren einer roten Ampel kostet Aufmerksamkeit, es ist immer eine Option, sich die (etwas) zu sparen.


    Was ich übrigens viel schwieriger finde, sind Gefahren, die nicht so leicht zu greifen sind. Dass die Nähe zu Bahnsteigkanten gefährlich ist, z.B. Von so einer Kante fühlen sich Kinder weniger bedroht, als von einer Straße, aber wenn sie auf die Bahn warten, an der Kante stehen und dann z.B. anfangen zu spielen, macht mir das immer wieder Sorge. Und die sind ja auch allein mit der Bahn unterwegs, später.

  • Ich hoffe, Du bringst Ihnen auch bei, dass rote Ampeln zu ignorieren ein "Luxus" ist, den sich nur Fußgänger erlauben können/sollten. Sonst haben wir nämlich die nächste Generation derer, die rote Ampeln tatsächlich nur als Empfehlung sehen und gerne auch mit dem Auto nach > 1 Sek. noch ohne Not bei Rot durchrauschen (weil man hat's ja eilig) wie ich von Jahr zu Jahr zunehmend im motorisierten Straßenverkehr erleben darf.

  • Das ist Deine Befürchtung, okay.


    Aber den ganzen Drift zu "Empfehlung" hast Du reingebracht. Ich würde denen das alleine deswegen nie so beibringen, weil es "the law" ist. Es ist wichtig, das zu kennen, gerade wenn man die Regeln bricht.


    Beispiel: Am Friederikenplatz ist Richtung Hohes Ufer eine baulich abgetrennte Rechtsabbiegerspur. Wenn man die queren will, gibt es eine Bedarfsampel. Das ist so eine typische Ampel, die von Radfahrern gerne überfahren wird. An der bleibe ich aber jedes Mal stehen. (Mit und ohne Kinder.) Sie ist halbwegs übersichtlich, und das ist halt nicht genug, denn wenn da jemand mit überhöhter Geschwindigkeit kommt, kann es knapp werden. (Und das passiert häufig.)


    Anderes, alltägliches Beispiel: Radwege in die richtige Richtung nutzen. Radfahrer, die das gewohnheitsmäßig nicht tun, gehen mir voll auf den Sack und ich weise auch immer wieder die Kinder drauf hin. Es gibt aber Radwegführungen, wo tatsächlich insgesamt die Sicherheit dadurch beeinträchtigt wird, dass Du nicht mal 50 Meter auf der falschen Seite fährst, bzw. wo das extra doppelte Straßenqueren, um eine kurze Strecke auf dem richtigen Radweg zu fahren, absurd ist. Auch hier bringe ich meinen Kindern bei, dass man Radwege in die richtige Richtung zu nutzen hat, es aber Ausnahmen gibt. Aber wenn sie die Ausnahme in Anspruch nehmen, müssen sie doppelt umsichtig sein.


    Kurz gesagt: Da sie, wenn sie alleine unterwegs sind, eh' - genau wie die Erwachsenen - die ein oder andere Regel brechen werden, halte ich es für sinnvoll, Kindern beizubringen, wie man Regeln richtig bricht. D.h. bewußt und mit erhöhter Aufmerksamkeit und immer mit der Frage, ob es das wert ist.