Für die Wartezeiten können die Ärzte ja nichts. Weniger Ärzte bei höherer Inanspruchnahme, höheren Anforderungen und ausuferndener Bürokratie... da sind lange Wartezeiten kein Wunder. Und das früher besser aufgeklärt und beraten wurde, wage ich auch zu bezweifeln. Da hat der Arzt gesagt, was gemacht wird und dann wurde das gemacht. Ohne Aufklärung und Beratung. Heute ist für jede Maßnahme eine individuelle mündliche schriftlich zu dokumentierende Aufklärung von Nöten und der Patient über Alternativen zu informieren (was ebenfalls zu dokumentieren ist -> informed consent) und die Therapieform wird im shared decision making beschlossen. Sowas gab es früher nicht. Heute gehört das zur Grundausbildung. Genauso wie die "Schulmedizin" (EBM). Die Medizin war wohl noch nie so stringent durchorganisiert und im steten Wandel anhand neuer wissenschaftlicher Erkenntnis und einheitlich mit Standards und Leitlinien gestaltet.
Unabhängig davon... Wenn jemand für "alternative Methoden" extra bezahlen will, ist das doch sein gutes Recht.
Es ist aus meiner Sicht unbestritten, dass wir ein gutes Gesundheitssystem haben.
Für die Ärzte sind die IGeL-Leistungen jedoch ein tolles Zubrot geworden. Der Patient glaubt in seiner Not an das Wirken und willigt in den privaten Behandlungsvertrag ein. Deshalb stelle ich die These auf, dass die Ärzte bevorzugt anhand dieser Selbstzahlerleistungen (Maßnahmen, die vom G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) zur Behandlung oder Diagnosestellung der vorliegenden Krankheit nicht oder noch nicht bewertet wurden und noch nicht im EBM abgebildet sind) therapieren und die Schulmedizin eher als "zweite Wahl" hintenan gestellt wird. Das hat für mich schon Auswirkungen auf die Aufklärungs- und Beratungspflicht.
So habe ich das gemeint...