21.05.2008Spieltagszersplitterung ein Schlag ins Gesicht von Fans und Amateuren
( Martin Kößler )
Die bundesweite Fanorganisation Pro-Fans kritisiert die geplante Spieltagszersplitterung der ersten beiden Bundesligen ab 2009 als Schlag ins Gesicht von Fans und Amateurspielern. Gerade das „sportschaulose“ Modell ist der beste Beweis dafür, dass den Verantwortlichen im Zuge der Generierung von Geld offenbar gar nichts mehr heilig ist und die treuen Fans, die ihrer Mannschaft in jeden Winkel der Republik nachreisen (übrigens in keinem Land der Welt so zahlreich wie in Deutschland) nun endgültig nur noch als unnötiges Beiwerk betrachtet werden.
So müssen sich Fans der 2. Bundesliga darauf einstellen die Spiele ihrer Mannschaft um 13 Uhr (Samstag) oder 12.30 Uhr (Sonntag) zu besuchen. Neben nicht eben geringen Strapazen für Auswärtsfahrer durch noch frühere Abfahrtzeiten zu den Begegnungen bleiben nun auch aktiv Sport treibende Fans und Familien vollkommen auf der Strecke. Der „Sonntag der Amateure“ ist jedenfalls Geschichte. Oder wie soll zum Beispiel ein Fan, der selbst in der Bezirksliga gegen den Ball tritt, noch rechtzeitig zum Spiel kommen? Wenn es nach Sirius geht, am besten wohl gar nicht. Aber den Fernseher im Clubhaus kann man ja noch einschalten, wenn der Schiedsrichter das eigene Spiel um 12.31 Uhr abpfeift. Und wer religiös ist, muss sich eben zwischen dem traditionell am Sonntagvormittag eingeplanten Kirchbesuch und dem Spiel seines Teams entscheiden. Auch erscheint es Pro-Fans fraglich, dass der durchschnittliche Deutsche das Familienmittagessen am Wochenende für ein Zweitligaspiel vor das TV-Gerät verlegt. Aber selbst wenn, dann dürfte es an
Zweitliga-Standorten künftig um einiges schwerer fallen, den jüngeren Nachwuchs für den Fußballsport zu begeistern, denn da die Spiele der lieben Kleinen traditionell am frühen Samstagnachmittag stattfinden, werden nicht wenige von ihnen lieber Chips kauend das zu dieser Zeit gezeigte TV-Spiel verfolgen wollen, anstatt selbst den Ball zu treten. DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und die Fußball-Landesverbände werden es den Rechteverwertern sicher mit stehenden Ovationen danken.
Ein Schlag ins Gesicht der Bundesliga-Fans ist die Verlegung des eh schon ungeliebten Sonntagsspiels acht mal in der Saison auf die Primetime am Sonntagabend. Wer seinem Lieblingsclub hinterher reisen möchte, darf zukünftig einen halben Tag Urlaub am Montag einplanen. Oder er lässt es gleich und – so dürfte es ja auch DFL-Geschäftsführer Seifert am liebsten sein – hängt konsumierend vor der Glotze. Part of the Game war einmal. Die Zukunft liegt auf dem heimischen Sofa. Wenn Herr Seifert im Zusammenhang mit der Spieltagszerstückelung von Werten spricht, so ist sich Pro-Fans sicher, dass er damit keinesfalls ideelle Werte meinen dürfte.
Interessant zu wissen wäre noch, wann denn wohl den Planungen nach die Vereine der neuen dritten Liga spielen sollen. Am Wochenende um 10 Uhr oder unter der Woche am frühen Abend, um keine Überschneidung mit der TV-Übertragungen von Champions League und UEFA-Pokal zu haben?
profans