Beiträge von Lattenkracher

    @ Tobias,
    der Zuschnitt des sog. Hannover-Modells auf regionale Investoren macht doch aber nur dann Sinn, wenn sich solche voraussichtlich verstärkt engagieren würden.
    Die Begrenzung auf die Region werte ich sogar als Zugeständnis an die Öffentlichkeit, wirtschaftlich macht sie nicht unbedingt Sinn.


    Stellt Euch mal folgendes Szenario vor:
    Rosneft stellt einen hohen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung und übernimmt die Mehrheit der Anteile.
    Dafür bestimmt Rosneft den Geschäftsführer, der wiederum einen Sportdirektor und die Trainer einstellt.
    Für 10 Millionen Euro im Jahr heißt die HDI-Arena künftig Rosneft-Arena, für weitere 10 Millionen im Jahr übernimmt Rosneft das Trikotsponsoring.
    Name, Vereinswappen und Heimtrikotfarbe bleiben erhalten, die Ausweichtrikots sind künftig gelb-schwarz.


    Wäre das alles so schlimm?


    @ RedSentinel,
    Hauptsponsoren wollen heutzutage Mitbestimmungsrechte. Selbstverständlich wollen sie den sportlichen Erfolg sicherstellen, denn sonst lohnt sich ja das Sponsoring nicht. Es sind ja Wirtschaftsunternehmen und keine gemeinnützigen Vereinigungen. Die Mitbestimmungsrechte nicht zu haben, schreckt sie natürlich ab.
    Kein Sponsor würde sein Engagement in der Öffentlichkeit ankündigen, ohne dass die Mitbestimmung geregelt ist.


    @ stscherer,
    Fankultur? Das ist ja nun schon ein paar Jahre her und sicher kein Alleinstellungsmerkmal der Roten.

    Selbst wenn man versucht, die vereinspolitischen Forderungen der Kind-Gegner aus dem nervigen Grundrauschen herauszufiltern, fällt eine sachliche Auseinandersetzung schwer.
    Der Grundirrtum der Anti-Kind-Fraktion besteht meines Erachtens darin, dass sie sich selbst für moralisch überlegen hält und davon ausgeht, die Mehrheit der 96-Anhänger von ihren Zielen überzeugen zu können.
    Ich persönlich denke, dass sich die Liga insgesamt mehr für Investoren öffnen muss, um ihre wirtschaftliche und damit sportliche Konkurrenzfähigkeit zu erhalten. Mit Blick auf die sog. Werksvereine, Hoffenheim und Leipzig besteht die Konsequenz aus der 50+1-Regel inzwischen nicht mehr darin, Chancengleichheit zu schaffen, sondern darin, gerade diese zu verhindern.
    Das von der Vereinsführung angestrebte Hannover-Modell ist aus meiner Sicht geeignet, dieser Grundsituation angemessen und auf die regionalen Verhältnisse zugeschnitten zu begegnen.
    Vielleicht ist das Geschrei hier gleich wieder groß...
    Ich habe aber das Gefühl, dass ich mit dieser Meinung da draußen nicht ganz alleine dastehe.

    Martin Kind hat seit 20 Jahren jede personelle Entscheidung innerhalb der Vereinsführung (Sportdirektoren, Manager, Trainer) maßgeblich bestimmt.
    Er hat mit dem Stadionneubau und dem Nachwuchsleistungszentrum eine ganz neue Infrastruktur geschaffen.


    Martin Kind ist auch in der öffentlichen Wahrnehmung das Gesicht von Hannover 96.
    Dass er diese Position auch gesellschaftsrechtlich absichern will, ist nur konsequent.


    Die Nordkurven-Oberrängler können ihren Frieden damit machen oder eben wegbleiben.
    Ändern werden sie sowieso nichts.


    Was ist 96 eigentlich?
    Ok, ein Name, ein Wappen, vergangene Erfolge...
    aber eben auch die handelnden Protagonisten, die seit Jahren von Martin Kind bestimmt werden.
    Ob es uns passt oder nicht: Martin Kind ist ein großes Stück 96.


    Und so langsam sollte das wohl jeder begreifen und für sich die schlüssigen Konsequenzen daraus ziehen!

    Auch wenn der Boykott nicht gegen die Mannschaft gerichtet war, so hat er doch in erster Linie die Mannschaft getroffen.
    Durch den Boykott wurde nicht eine einzige Karte weniger verkauft.
    Er hat überhaupt keinen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung und hatte bisher auch keinen Einfluss auf Entscheidungen der Vereinsführung.
    Martin Kind hat seinen Antrag auch nicht ruhend gestellt, weil er so beeindruckt von der Nordkurve war, sondern, weil er wohl keine Aussicht auf Erfolg hatte.
    Die Einigung mit der DFL war keine Konsequenz aus dem Boykott, sondern schlicht aus den entsprechenden Regularien.
    Aber feiert Euch ruhig weiter selbst!

    Die Mannschaft spielt Fußball, und das macht sie aktuell richtig gut. Das ist ihre Aufgabe und dafür wird sie im Normalfall von den Fans gefeiert.
    Eine Mannschaftsmeinung zum Thema 50+1 gibt es nicht. Da hat wahrscheinlich jeder Spieler seine eigene Position, genau wie wir hier im Forum.
    Die Mannschaft war nicht die eine Seite, die sich von der anderen abgewendet hat. Das waren die Fans mit ihrem Stimmungsboykott.

    Ach RicklingerKurve,
    ich sehe mich nicht als Opfer und bin ganz zufrieden:
    Wir haben ein geiles Stadion, eine leidenschaftliche Mannschaft und eine gute sportliche Leitung. Und wir haben eine strategisch denkende Vereinsführung, die die Konkurrenzfähigkeit langfristig mit dem Hannover-Model sichern will. Warum sollte ich mich beklagen?

    Aus meiner Sicht war gestern das 50+1-Plakat in der Nordkurve der entscheidende Faktor, der die Mannschaft daran hinderte, mit den Fans zu feiern. Wenn die Mannschaft sich wie üblich mit der Nordkurve verbrüdert hätte, wäre der Eindruck entstanden, dass sie sich mit den Zielen der Fanszene identifizieren würde. Das tut sie aber nicht, zumindest nicht in der Gesamtheit. Daher war die Reaktion der Mannschaft konsequent, richtig und mutig!
    Die Unterstützung der Mannschaft mit Bedingungen zu verknüpfen ist Scheiße. Wahre Liebe kennt keine Bedingungen!