solche Koalition "der Willigen"
Nichts gegen dich, Schroedingers_Katz , aber ich finde den Begriff "Koalition der Willigen" ganz allgemein und in diesem Zusammenhang sehr schwierig. ( Nebensache hatte heute auch schon damit argumentiert).
Wer also nicht mitmachen will (Bodentruppen in die Ukraine zu schicken) ist also nicht in der "Koalition der Willigen" und läuft so direkt in die Fänge derjenigen, die das dann als "Unwilligen (der Ukraine zu helfen)" umdeuten, um genau diese "Unwilligen" dann zu diskreditieren. Dann spielt es keine Rolle, wie hoch die Unterstützung vorher war, was noch alles in der Planung ist und welche Zusagen man abgegeben hat. Die Länder, die keine Truppen in die Ukraine schicken, sind dann schlicht und einfach die Unwilligen. Genauso wie heute schon Scholz von einigen in der Ecke der Hilfsunwilligen gerückt wird, weil er gegen die Lieferung der Taurus ist. Da spielt es dann auch keine Rolle, dass Deutschland der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine ist.
Also ich kann nur für mich sprechen, aber ich möchte äußerst ungern direkt in einen Krieg mit Russland einsteigen. Völlig unabhängig von Atomwaffen.
Wenn es irgendwann nicht mehr anders geht, möglicherweise weil Verbündete schon drinstecken, dann kann das wieder anders aussehen. Aber voranschreiten sollte D da nicht. Und das wäre spätestens mit dem Entsenden von Bodentruppen soweit.
So denke ich auch und wenn man die Reaktionen über den Tag im Radio (DLF) verfolgt hat, dürfte das auch deutliche Mehrheitsmeinung sein. Für mich sind deutsche Soldaten auf fremden Territorium nur akzeptabel, wenn es sich entweder um eine UN-Mission handelt oder um einen NATO-Bündnisfall. Beides haben wir in der Ukraine derzeit und wahrscheinlich auch in naher Zukunft nicht. Dennoch ist es richtig und vor allem legitim, sich wie prickelpit96 oder du, Zeitdieb , Gedanken darüber zu machen, was eigentlich zu passieren hat, wenn Rußland kurz vor seinem Ziel steht. Aber bitte vertraulich hinter verschlossenen Türen und nicht wie Macron auf öffentlicher Bühne und da auch noch anscheinend unabgestimmt mit den Partnern. Im Zweiten Weltkrieg hat sich auch eine Allianz gebildet, um dem größten Kriegsverbrecher aller Zeiten den Garaus zu machen. Das war gut so und auch legitim, auch wenn es viele Opfer auch bei den Alliierten gegeben hat, was diese sehr geschmerzt haben dürfte.
Eine Zurückhaltung in dem Punkt, wie weit man gehen kann, ohne echte Kriegspartei zu werden, hat übrigens nichts mit der Angst vor einem Atomschlag zu tun. Auch ohne Atombomben kann ein großer Krieg hunderttausende (unschuldige) Menschenleben kosten.
Zum Thema "Sanktionen" bzw. Verschärfung und konsequenteres Durchziehen bin ich skeptisch hinsichtlich der Wirkung und der Gegenwirkung. Da sind die übrigen BRICS-Staaten, da ist Nordkorea und Teile des Nahen Ostens für maßgeblich. Auf Rußlands Seite stehen einfach zu viele starke Länder, die die westlichen Sanktionen ausgleichen können. Wenn man alle Staaten, die mit Rußland offen oder verdeckt kungeln, ebenfalls strikt sanktionieren würde, wären die Folgen für die Weltwirtschaft unabsehbar. Es würde darüber hinaus die Spaltung der Staaten weiter zementieren. Kurzum: Ich halte auch in konsequenterer Form Sanktionen nicht für geeignet, die westlichen Ziele zu erreichen.
Eine Beendigung durch Widerstand in Rußland selbst halte ich derzeit auch für unrealistisch. Das russische Volk steht nach meinen Beobachtungen entweder fest zu Putin oder traut sich aus nachvollziehbaren Gründen nicht, aus der Schweigeecke zu kommen.
Es wird immer wieder von Sesseln in Talkshows schlau erklärt, dass nur die Ukraine selbst entscheidet, ob sie weiterkämpft, verhandelt oder aufgibt. Das ist richtig. Aber der Westen entscheidet, wie viele und welche Waffen geliefert werden. Noch erklären alle westlichen Regierungschefs ihre Solidarität, wenn auch mit einigen inzwischen sichtbaren Rissen. Aus meiner Sicht wird entscheidend sein, wie sich die USA bei der Präsidentenwahl entscheidet und ob ein möglicher Präsident Trump die Ukraine tatsächlich fallen läßt wie eine heiße Kartoffel. Sollte das so sein, werden mutmaßlich einige Europäer ihm folgen und dann ist die Ukraine verloren. Ich schätze das so ein, dass unsere europäischen Verbündeten es sehr bedauern würden, wenn Kiew in Schutt und Asche liegt. Es wäre für die aber nicht schlimm, als wenn ihre eigenen Hauptstädte Ziel von russischen (konventionellen) Raketenangriffen wären.
Daher wartet man erstmal die US-Wahl ab und versucht den Status Quo aufrechtzuerhalten.
Disclaimer: Das ist meine subjektive Einschätzung.