Ich wollte ja noch einige Zeilen zu meiner Radreise von Trier nach Barcelona (Ibiza) schreiben.
Die gesamte Tour wurde am PC geplant; dazu gibt es jede Menge software und Kartenmaterial im www. Meine Auswahl war ein GARMIN GPS Geraet, Basecamp dazu diverses Kartenmaterial. Im Anschluss ging die Planung los. Basecamp ist leider nicht unbedingt selbsterklaerend, aber mit ein wenig Recherche im Internet bekommt man das auch hin.
Als Sicherheit habe ich noch IGN Karten aus Frankreich geordert. Die haben einen Massstab von 1/100.000 und waren fuer meinen Mitfahrer gedacht. Er traute der GARMIN Technik nicht.
Wie bereits im Urlaub-Faden beschrieben habe ich eine UTOPIA Silbermoewe als Reiserad (mit Rohloff Nabenschaltung – unverwuestlich). Vor Abreise habe ich nochmal die Bremsen checken lassen und die Maentel gewechselt (Schwalbe Marathon Plus Tour).
Meine Gepaecktaschen habe ich in den Wintermonaten bei ebay etc etc ersteigert. Diese Teile werden ja nur im Doppelpack verkauft und haeufig benoetigt man ja nur eine, daher findet man diese Einzeltaschen relativ haeufig bei Versteigerungen. So kam es dann, dass ich zwei gleiche Front-Taschen hatte, eine Vaude Tasche hinten links und eine Ortlieb Tasche hinten rechts. Sah wild aus, erfuellte aber seinen Zweck.
Einen Topeak Getraenkehalter fuer 1,5 Literflaschen habe ich mir auch noch gegoennt. War eine lohnenswerte Investition.
Als Luxus habe ich mir noch ein ‚Ladegeraet’ ans bike schrauben lassen. Der gewinnt seine Energie aus dem Nabendynamo und kann so waehrend der Fahrt eine Powerbank fuellen oder das Telefon laden oder oder oder. Gute Sache.
Bepackt war ich mit insgesamt ca 20kg, ich habe leider verpasst, das korrekte Gewicht vor Abreise zu ermitteln. Ich habe es am Ende geschaetzt.
Dabei waren:
- Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kopfkissen, Kulturbeutel u.a. mit diversen Mittelchen (vergesst Hirschtalg, Linola atmungsaktiver Schutzbalsam ist DAS Mittel fuer den Po),
- Zwei Radhosen, drei Fussballtrikots (zweimal Frankreich – eins davon habe ich hier bei TORO ‚ersteigert’, einmal LUFC), eine Trekkinghose, einen Fleecepulli, ein Polohemd, ein Hemd, Socken u U-Waesche)
- Winddichte Regenjacke, Gamaschen, Fischerhut, Baseballcap, Helm, Warnweste, Handschuhe
- Diverses Werkzeug, Luftpumpe, Kamera, SD-Karten, Ladegeraete, Powerbank, Telefon, Taschenlampe, Fahrradschloss
- Messer, Gabel, Loeffel, Becher, loeslicher Kaffee gemixt mit Kaffeeweisser u Zucker (hat ein wenig gebraucht bis ich die richtige Mischung/Melange hatte), Magnesiumtabletten zum Aufloesen im Wasser
Nun mal ein paar Worte zur eigentlichen Reise. Gestartet sind wir am 12/09 in Trier und ich habe am 27/09 die Faehre in Barcelona erreicht. Insgesamt waren es 1.485 KM.
Leider hat mich mein Reisepartner am 4. Tag in Dole verlassen, er konnte einfach nicht mehr und wollte sich nicht laenger dem Diktat der Tages-KM unterwerfen. Das hatte ich zu respektieren. Ich habe dann auch in Dole uebernachtet und mich ordentlich verabschiedet und bin von dort aus als lonely rider weitergeradelt. Mein Partner hat sich in Dole in den Zug gesetzt und ist bis Lyon gefahren und hat von dort aus die Tour fortgesetzt.
In den ersten Tagen der Tour hatte ich eigentlich nur Regen und starken Wind, der leider von vorne kam. Selbst leichte Abfahrten mussten mit Treten unterstuetzt werden, damit ich ueberhaupt vorankomme. Irgendwo kurz vour Bourg-en-Bresse hatte ich mal kurz ueberlegt, mich auch in den Zug zu setzen und in den Sueden zu fluechten, bin aber froh, dass es nur bei der Ueberlegung blieb.
Irgendwann fing meine Achillesferse an, dick zu werden und zu schmerzen. Aber nicht beim Pedale treten, sondern beim normalen Gehen (fiel beim Bergaufschieben auf). Ich habe per whatsapp meine Internisten im Freundeskreis konsultiert u Fotos gesendet. War alles dabei: SOFORT abbrechen, die kann reissen bis das ist nichts. Also ein wenig Voltaren drauf, am Abend mit Eis gekuehlt und weiter. Beim Radeln hatte ich ja keine Schmerzen.
Ein wenig suedlich von Montelimar habe ich Familie N besucht. Familie N wohnt dort schon seit vielen Jahren und sind alte Freunde aus Bennigsen. Da konnte ich dann mal meine Klamotten waschen, das Zelt zum Trocknen aufhaengen, ordentlich essen und trinken, Frau N ist eine Goettin in der Kueche. Der Wein floss ordentlich, also war der Abfahrtzeitpunkt mit jedem Glas nach hinten verschoben. Ich haette sehr gerne hier meinen Ruhetag verbracht, aber Herr N hat mir fuer den folgenden Tag den Mistral versprochen und der fegt mich bis ans Mittelmeer. So kam es auch.
Die naechste mitteilungswuerdige Begegnung hatte ich kurz vor Banyuls-sur-Mer, dem letzten frz Ort vor der Pyrenaeenueberquerung.
Am Wegesrand stand ein aelterer Herr mit bepacktem Fahrrad und einem Jaegerhut auf. Nun ist es ja wohl ueblich, ein paar Worte zu wechseln. Er antwortete gleich, Ich kann nur Deutsch. Ok, kein Problem – das kriegen wir hin. Er komme aus Braunschweig und ist auf dem Weg nach Cadiz, um dann mit der Faehre auf die Kanaren zu kommen.
R E S P E K T
Nun teile ich nicht die Antipathie gegen Braunschweiger, wie es hier im Forum ueblich ist, kommt ja ehe meine halbe Sippe von dort. Jedenfalls habe ich Kalle getroffen. Kalle war Hufschmied, hatte ein wenig Pech in seinem Leben und wollte nun mit dem Rad auf die Kanaren, einen Freund besuchen.
Sein Jaegerhut liess mir ja keine Ruhe. Er hatte dort eine Nadel angesteckt, auf der stand ‚Fallenstellerlehrgang’ oder so aehnlich. Nun komm ich auch aus einer Jaegerfamilie (mich hat das Jagdfieber aber nie gepackt) und meinte, wo er denn den Lehrgang gemacht habe und bei wem. Doch nicht etwa bei Rudi Freiberg (alter Jagdausbilder aus Braunschweig/Gifhorn und sehr guter Freund der Familie)?
Der waer ja fast vom Rad gefallen. Woher ich denn Rudi kenne etc etc. Naja, so hatte ich fuer einen Tag Kalle an meiner Seite und ich durfte das eine oder andere Mal fuer Biernachschub sorgen, als wir am Abend den Camp-platz erreicht hatten. Kalle hatte uebrigens keine einzige Wasserflasche am Rad, sondern nur Bier. Ohne Scheiss, der hat Bier gesoffen.
Wir sind dann gemeinsam noch ueber den Col de Banyuls und ab Figueras trennten sich wieder unsere Wege. (Kalle, komm gut an!)
Von dort aus bin ich langsam in Richtung Barcelona gerollt, habe noch ein Ruhetag in Lloret de Mar eingelegt (was fuer ein Drecksloch).
In Barcelona angekommen, stand auch schon der Mannschaftsbus von Bayer Leverkusen am Hotel in Hafennaehe, leider war die Mannschaft aber noch nicht da.
In Ibiza angekommen, hat mich mein Trainingspartner abgeholt und wir sind die letzte Etappe IM REGEN nach Hause geradelt.
Es war ne Super Tour, wuerde ich sofort wiedermachen. Fuer 2016 plane ich nun den britischen Teil der EUROVELO 12 zu fahren. Ich ueberlege aber, ob ich nochmal das ganze Camping-Geroedel mitnehme oder mich komplett auf B&B einstelle. Mal sehen.
Ich stelle euch hier noch den link zur ersten Etappe zur Verfuegung. Im Kommentar findet ihr dann den link zur zweiten Etappe, in der zweiten Etappe den link zur dritten etc etc.
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=klgzcqgnlucyxjxy