Unglaubliche Schlagzeilen

  • Celle war eine richtig übele rechte Stadt. An die sogenannte Hasenjagd vor 75 Jahren wurde gerade erinnert. Die Cellesche Zeitung war lange eine "braun" angehauchte Zeitung. Anmerken möchte ich: Inzwischen hat sich einiges getan. Vielleicht sollte hier auch mal geschrieben werden, warum das abgelehnt wurde. (Sollte ich das hier in der Masse der Beschimpfungen überlesen haben, dann sorry.)


    Nebenbei: Mein Opa war übrigens der erste (von den Engländern eingesetzte) Regierungspräsident in Celle nach dem Krieg.

  • Ricklinger: Der Stadtrat spiegelt jedenfalls die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung wider. Dass Anne Frank nur wenige Kilometer von Celle entfernt ermordet wurde, hast Du offenbar nicht auf dem Schirm.

    Super Argument. Da Stadt Celle und Landkreis Celle "sich ja so sehr mögen" und "so gerne in einen Topf geworfen werden". Bzw ein extrem angespannten Verhältnis haben .

    Vielleicht liegt das - auch - daran?

    Sie wurde in Bergen ermordet, nicht in Celle.

    Wenn Celler Straßenname, dann sollte m. E. dem jetzt ermordeten Jungen gedacht werden. Wenn seine Familie das im findet oder möchte.


    Ich könnte durchaus eigene, schlechte Erfahrungen zu Thema braunes Celle und LK CE beitragen. Und viel mehr zum Gegenteil.

    Das Schwarz-Weiß-Denken von Teilen des Forums finde ich immer wieder erschreckend.


    PS In Bergen heißt die Oberschule Anne Frank Schule

    Gestern lagen viele frische Blumen auf der Gedenkstätte, an ihrem Gedenkstein kaum.mehr als auf anderen. Das fand ich angemessen

    2 Mal editiert, zuletzt von Musuri ()

  • Musuri: Anne Frank wurde im KZ Bergen-Belsen ermordet. Man kann nicht sagen, es war die Stadt Bergen, wo sie starb, und implizit, Celle hatte damit nichts zu tun. Auf der Homepage der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen heißt es: "Die Gedenkstätte Bergen-Belsen liegt in der südlichen Lüneburger Heide, etwa 25 Kilometer entfernt von der Residenzstadt Celle". Häftlingstransporte mit der Bahn gingen meistens über Celle, involviert war nach der Dokumentation des Historikers Eberhard Kolb auch die Gestapo-Außenstelle Celle. Viele Celler Bürger haben in der NS-Zeit vom Lager gewusst, aber geschwiegen, womit ich ihnen keinen moralischen Vorwurf machen möchte, aber die Stadt sollte Mitverantwortung übernehmen. Die britischen Besatzer hatten das im Blick - sie zwangen kurz nach der Befreiung des KZ Einwohner von Celle zu einem Besuch des Lagers.


    Es hat schon einen bitteren Beigeschmack, wenn die Stadt Celle nicht bereit ist, eine Straße nach Anne Frank zu benennen. Das hat auch nichts mit dem Verhältnis Stadt und Landkreis zu tun. Wäre das der Hintergrund, würden die Spannungen eher eine Straßenbenennung motivieren, um mit dem Daumen auf "die da draußen" zeigen zu können.

    Der Stadtrat ist zu dem Schritt einer Straßenbenennung bis heute nicht bereit - und da er demokratisch gewählt ist, repräsentiert er die dortige Mehrheit die Bevölkerungsmehrheit; dass das nicht die gesamte Stadtbevölkerung ist, habe ich nie in Abrede gestellt.

    Im Stadtrat Celle gibt es hin und wieder übrigens Kooperationen zwischen CDU und AfD.


    https://www.goettinger-tagebla…paltet-den-Stadtrat-Celle


    Auch die Stadtverwaltung arbeitete schon mal in Eigeninitiative der AfD zu.


    https://taz.de/Auf-Kommando-der-AfD/!5531647/


    Vielleicht erklärt sich die Zurückhaltung hinsichtlich der Straßenumbenennung auch mit Rücksichtnahmen auf die AfD.

  • Es ist doch schön, dass so gut wie keiner hier die Erfahrungen in oder mit der Stadt Celle gesammelt hat, die mich zu einer Aussage hinrissen, mit der ich zu verstehen geben wollte, dass mich der Vorfall, um den es hier ging eben nicht erstaunt.



    Seit doch einfach froh drüber, dass das so ist.


    Für den, den ich in seinen Angelegenheiten begleitete, war es nicht sehr schön und wirkt immer noch nach und dass er nicht der einzige war, dem es dort so erging, weiß ich auch. Und ich konnte in all diesen Fällen keinen anderen Grund für die guten Zusammenarbeit der verschiedenen involvierten Stellen von Jugendamt, Ausländerbehörde und auch einzelnen Polizisten sehen, als den, dass es sich bei den Betroffenen immer um Nichtdeutsche handelte.

  • Celle ist wie schon erwähnt eine sehr konservative Stadt. Hier gibt es aber keine wöchentlichen Nazi- und Verschwörungstheoretikeraufmärsche, keine Menschenjagden, kein Freital, keine 25% AFD.

    Celle hat reichlich Baustellen was eine tolerantere Gesellschaft angeht, aber hier ist noch längst nicht Sachsen.

  • Für die Betroffenen wirkt es nun mal anders. Aber du musst dich meinetwegen nicht weiter echauffieren. Ich habe dich verstanden und erwarte hier kein vollumfängliches Verständnis für meine Erläuterungen.


    Wie geschrieben, sei einfach froh drüber, dass du nicht betroffen bist.

  • Celle ist wie schon erwähnt eine sehr konservative Stadt. Hier gibt es aber keine wöchentlichen Nazi- und Verschwörungstheoretikeraufmärsche, keine Menschenjagden, kein Freital, keine 25% AFD.

    Celle hat reichlich Baustellen was eine tolerantere Gesellschaft angeht, aber hier ist noch längst nicht Sachsen.

    Im Unterschied zum Celler Stadtrat gibt es im sächsischen Landtag keine Kooperationen mit der AfD. Und es gibt seitens der Ministerien auch keine Zuarbeiten für diese Partei, wie das seitens der Celler Stadtverwaltung der Fall ist. Und es gibt z. B. in Dresden keine Zurückhaltung bei der Benennung einer Straße nach Anne Frank. Das Kommunalwahlergebnis 2016 für die AfD (9,4 %) war für Niedersachsen überdurchschnittlich.

    Celle ist natürlich nicht Sachsen, aber es ist eben auch nicht "gar nicht so wie in Sachsen".

  • Ich bin tatsächlich schon in Celle gejagt worden (nach einer Antifa-Demo) und die Polizei hat uns Schutz verwehrt. Vor 30 Jahren. Ich kenne auch viele tolle Afrikaner. Trotzdem würde ich nie die einen oder anderen über einen Kamm scheren, ich habe auch nichts gegen Braunschweiger. Ich habe was gg Nazis, Rassisten,Arschlöcher u v m


    Dahl Vorgestern (mein jüngster Besuch dort) gehörte Bergen-Belsen noch zu Bergen .... Geographie-Nachhilfe kannst du dir zumindest bei mir sparen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Musuri ()

  • Celle ist wie schon erwähnt eine sehr konservative Stadt. Hier gibt es aber keine wöchentlichen Nazi- und Verschwörungstheoretikeraufmärsche, keine Menschenjagden, kein Freital, keine 25% AFD.

    Celle hat reichlich Baustellen was eine tolerantere Gesellschaft angeht, aber hier ist noch längst nicht Sachsen.

    Erstens das und zweitens ist, im übertragenen Sinne und bei genauerem Hinschauen, selbst in Sachsen, noch längst nicht überall Sachsen.


    Mein Votum war immer, wenn es darum ging, „nie mehr“ dorthin zu reisen oder eine in Sachsen geplante Konferenz in ein anderes Bundesland verlegen zu wollen:

    „Das ist wie mit der FDP. Man darf die vielen aufrechten Demokraten gerade jetzt nicht allein lassen, wo lautstarke, rückgratlose Populisten und eine eklige braune Minderheit die Machtübernahme proben.“

  • Dahl Vorgestern (mein jüngster Besuch dort) gehörte Bergen-Belsen noch zu Bergen .... Geographie-Nachhilfe kannst du dir zumindest bei mir sparen.

    Das habe ich nicht bestritten - ich wandte mich nur gegen die Argumentation, weil Anne Frank in der Stadt Bergen ermordet wurde, sei es nicht zwingend notwendig, dass die (eben nur 25 km entfernte) Stadt Celle eine Straße nach Anne Freank benennt. (Zitat: "Sie wurde in Bergen ermordet, nicht in Celle. Wenn Celler Straßenname, dann sollte m. E. dem jetzt ermordeten Jungen gedacht werden.")

    Die vorgeschlagene Alternative finde ich gut - möglich wäre genauso gut beides. Dass es in Celle eine besondereMitverantwortung für Bergen-Belsen gab, hab ich aufgezeigt. So haben das auch die Briten gesehen.

  • Ettersberg + Weimar gleich Goethe ?

    Ettersberg + Weimar ungleich Buchenwald ?


    suum cuique ungleich Jedem das Seine ?


    Sollten gerade wir Fussballfans da nicht ein bisschen sensibler sein?

  • Angst vor Corona: Einheimische machen Jagd auf Autos mit fremden Kennzeichen


    Zitat

    Ein extremer Fall dieser Art hat sich vor einigen Tagen im Landkreis Aurich abgespielt: Hier war das Auto eines Klinikmitarbeiter mit weißer und nicht abwaschbarer Farbe beschmiert worden, berichtete die Klinik in Norden am Montag. Der Sachschaden sei erheblich, es sei Anzeige erstattet worden


    Puh.

    Ein Gedanke, den ich derzeit schon länger im Hinterkopf habe, hierzu passt er:


    Man sagt ja, solche Krisen fördern das Gute, aber eben auch das Schlechte im Menschen zu Tage.


    Achtung, ich überreiße jetzt und spitze extrem zu: Bei manchem deutschen Michel habe ich durchaus (wieder) den Eindruck, dass man ganz froh darüber ist, dass einem die Obrigkeit endlich wieder mal klar sagt, was man darf und was nicht, und man fast schon freudig darüber die Hacken zusammenknallt. Wer sich nicht daran hält, ist außen vor, gehört nicht zur (not-)Gemeinschaft, und wird von den "besorgten Bürgern" denunziert.


    Nur noch ergänzt: am letzten Wochenende war in der HAZ ja ein längeres Interview mit Weil. In einer Frage ging es auch um solche Meldungen von durch Private beobachtetem und den Behörden gemeldetem Fehlverhalten und zur Frage der "Blockwartmentalität". Er hatte da zumindest für meinen Geschmack auch etwas zu sehr relativierend und abmildernd geantwortet.

  • Mir ist auch berichtet worden, dass jemand im Oberharz angespuckt worden ist, weil er aus einem "fremden" Fahrzeug gestiegen ist...