NP: Brdaric bei 96 im Abseits

  • Brdaric bei 96 im Abseits


    Egoisten-Anfall am Lügendetektor – eigene Tore wichtiger als ein Sieg. Das gefällt dem Trainer nicht.


    Das gibt neuen Ärger für Thomas Brdaric. Im Magazin „Rund“ bekannte der beste 96-Torschütze, dass ihm eigene Tore wichtiger sind als ein Sieg der Mannschaft.


    VON ANDREAS WILLEKE UND GUNTHER NEUHAUS


    HANNOVER. Thomas Brdaric hat sich vom Fußballmagazin „Rund“ an den Lügendetektor anschließen lassen. Das Ergebnis ist ab heute im Handel: „Als Stürmer hast du so eine Geilheit, das Tor zu schießen“, bekannte Brdaric, „deshalb ist ein 4:4 mit vier eigenen Toren wichtiger als ein Sieg der Mannschaft. Ich bin viel zu sehr Stürmer.“
    Diese Aussage gefällt dem 96-Trainer gar nicht. Peter Neururer hats noch nicht gelesen, aber: „Wenn jemand so denken würde, dann kann ich nur sagen, er hat sich die falsche Sportart ausgesucht. Dann muss ich Golf oder Tennis spielen, aber beim Tennis kein Doppel, sondern allein.“ Neururer wirft Brdaric unprofessionelles Verhalten vor. „Wenn es denn so wäre, wie dumm muss ich sein, so etwas auch noch zu äußern.“ Neururer: „Wenn ich Profi bin, dann sage ich doch, diese Frage beantworte ich nicht. Da gibt es immer noch genug Möglichkeiten, da herauszukommen.“
    Der Trainer würde im Zweifel auf „selbstreinigende Prozesse“ in der Mannschaft vertrauen. Wen der Zorn der Mitspieler träfe, der müsse „nicht nur vorn Schienbeinschützer tragen, sondern auch hinten“.
    Für Brdaric wirds immer schwerer bei 96: „Der Trainer ist der Chef, was soll ich da diskutieren?“ Der 31-Jährige will sich „im Training anbieten“ und hofft, „dass ich in Lautern dabei bin“. Das wird aber eher nichts, Brdaric dürfte vorerst im Abseits stehen. Vorn ist er ja auch in der Abseits-Statistik der Bundesliga (siehe rechts unten). Kein Spieler tappt häufiger in die Falle, 72-mal rannte Brdaric in dieser Saison hinein.
    Im Moment hat der beste 96-Torschütze (zehn Treffer) überhaupt viel Pech. Der Traum von der WM-Teilnahme ist geplatzt. Wegen indirekter Kritik an den Mitspielern („Wenn ich nicht treffe, wirds schwer für uns zu gewinnen“) hats intern eine Strafe gegeben, er muss für eine wohltätige Einrichtung spenden. Weil Brdaric den Zapfenstreich (22 Uhr) vor dem Bielefeld-Spiel bei den Indians überzog, wurde er zu 500 Euro Strafe verdonnert.
    Brdaric bekommt viel Druck. Glaubt er vielleicht, dass er weggeekelt werden soll? „Ich hoffe mal, nicht“, sagt Brdaric, „aber man weiß ja manchmal nicht, was in den Köpfen so vorgeht.“



    Wer stand wie oft im Abseits?


    1. Thomas Brdaric (Hannover 96) 72
    2. Ebi Smolarek (Borussia Dortmund) 67
    3. Dimitar Berbatov (Bayer Leverkusen) 65
    4. Danijel Ljuboja (VfB Stuttgart) 59
    5. Abdelaziz Ahanfouf (MSV Duisburg) 49


    Stand nach dem 30. Spieltag / Unsere Quelle: IMP-Bundesliga-Datenbank