Bundesligisten im Kicker-Test: Hannover 96

  • Rosenthal wird zum Antreiber


    Schwacher Start, Wechsel des Trainers, dann spielte sich ein Talent bei Hannover 96 in den Vordergrund.


    Die Neuen


    Dieter Hecking verzichtet auf personellen Nachschlag im Winter - weil das Kollektiv stimmt und nicht etwa, weil Ex-Manager Ilja Kaenzig im Sommer so bravourös eingekauft hat. Wirklich überzeugen konnte nur Szabolcs Huszti, für 300000 Euro aus Budapest gekommener Mittelfeldmann. Regisseur Arnold Bruggink blieb trotz zwischenzeitlichem Aufwärtstrend zu oft hinter den Erwartungen zurück und ein Wackelkandidat, ebenso wie Verteidiger Christoffer Andersson und vor allem Frank Fahrenhorst, der vom geplanten Abwehrchef und Mertesacker-Nachfolger zum Reservisten abstieg. Erik Jendrisek, der zumeist verletzte Gunnar Heidar Thorvaldsson und Ersatzkeeper Richard Golz spielten nur Nebenrollen.


    Gewinner und Verlierer


    Aufsteiger der Halbserie ist fraglos Youngster Jan Rosenthal. Als sportlich die Not mit am größten war, schwamm sich das Mittelfeld-Talent frei, setzte wichtige Akzente, strahlte Torgefahr aus und verhalf mit seiner Präsenz selbst Routinier Arnold Bruggink zum Formanstieg. Verlierer der Hinrunde ist Frank Fahrenhorst. Lange zierte sich der Ex-Bremer, im Tausch mit Per Mertesacker nach Hannover zu wechseln. Auch nach Vollzug des Transfers kam er nicht wirklich bei 96 an, landete nach dem Trainerwechsel von seinem Mentor Peter Neururer zu Dieter Hecking auf der Bank und nimmt erst jetzt, in den Vorbereitungswochen, einen neuen Anlauf, die Rolle des Verlierers abzustreifen.


    Stärken und Schwächen


    Eklatant in Hannover ist die seit einem Jahr währende Heimschwäche: Ganze drei Siege gelangen im Kalenderjahr 2006 in der AWD-Arena - das Resultat aus einer weiteren Schwäche: Das 96-Spiel wirkt oft zu statisch, Probleme treten immer dann auf, wenn das Team selbst die Initiative ergreifen muss. Stärke ist die unter Hecking gewonnene Kompaktheit: Elf Gegentore hatte 96 nach drei Partien unter Neururer, lediglich 15 kassierte die Mannschaft in den 14 Spielen unter dem neuen Mann.


    Trainer und Umfeld


    Verblüffendes zeichnet sich ab - in Hannover, seit Jahren Schauplatz verschiedenster Streitigkeiten, kehrt Ruhe ein. Dieter Hecking, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2010 und eingestiegen bei 96 mit beachtlichem Erfolg, genießt vollstes Vertrauen, kennt den neuen Manager Christian Hochstätter aus gemeinsamen aktiven Zeiten. Voraussetzungen, die es lange nicht gab bei 96. Martin Kinds Umbaumaßnahmen, nicht immer stilvoll und geräuschlos vollzogen, versprechen ein produktives Wirken und endlich Konstanz.


    Fazit und Prognose


    Hinter den Kulissen ist 96 erstmals perspektivisch gut aufgestellt. Sportlich hat sich das Team konsolidiert und sollte in der Lage sein, mit einem sorgenfreien Halbjahr möglich zu machen, dass die Verantwortlichen frühzeitig planen können.


    Sebastian Wolff


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